Isaac Asimov - Alle Roboter-Geschichten. Der Lesethread

Es gibt 39 Antworten in diesem Thema, welches 2.526 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Breña.

  • Lichtverse (Light Verse, 1973)


    Eine putzige kleine Geschichte, in der zwar Roboter vorkommen, aber nicht selbst auf der Bildfläche erscheinen.


    Mrs. Lardner ist eine reiche Witwe, die für ihre Kunstsammlung bekannt ist. Sie ist eine herzensgute Dame, die sogar nett zu ihren robotischen Dienstboten ist. Selbst den alten Roboter Max, der schon seine besten Zeiten hinter sich hat, will sie nicht loswerden. In ihrem Haus stellt sie bemerkenswerte Lichtskulpturen aus, will aber niemandem Details über deren Erschaffung verraten.

    Eines Tages ist ein Roboterfachman zu Besuch, der als Lichtkünstler bisher erfolglos geblieben ist. Er justiert den Max-Roboter, damit dieser wieder wie neu ist. Daraufhin gerät Mrs. Lardner außer sich und erdolcht den Mann.

    Die Moral von der Geschicht ist wohl: Rühre keine fremden Roboter an, selbst wenn sie kaputt sind. Denn es könnte sein, dass sie Lichtkünstler sind.


    Wirklich nett, irgendwie flott und mit einer hübschen Pointe. Zwar weiß ich jetzt immer noch nicht, was eine Lichtskulptur ist, will aber auch eine.


    ***

    Aeria

  • Gibt's dagegen was von Ratiopharm?

    bullshit-ex ratiopharm - zu Risiken und Nebenwirkungen fressen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Ihren Arzt oder Apotheker!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ein Herz aus Metall (Segregationist, 1967)


    Ein Arzt führt ein Gespräch mit seinem Patienten, einem Senator, der eine Herztransplantation braucht. Der Patient will das Beste vom Besten, nämlich ein Metallherz. Der Chirurg versucht ihn zu überzeugen, dass ein Organ aus neuartigem Kunststoff besser wäre, doch der Senator will davon nichts hören.


    Es ist eine Kurzgeschichte, die zum größten Teil aus Dialogen besteht. Man erfährt, dass Metallherzen der Trend bei den Menschen sind, während Roboter sich bei den Ersatzteilen eher für den Kunststoff entscheiden, weil das Material den organischen Fasern ähnlich ist. Der Arzt äußert einem Kollegen gegenüber die Vermutung, dass sich die beiden intelligenten Spezies, die sich inzwischen die Erde teilen - die Menschen und die Metallos -, einander immer weiter anzunähern scheinen, bis irgendwann die Unterschiede verschwunden sein werden.

    Natürlich endet auch diese Geschichte mit einer Überraschung (das hat Asimov drauf). Der Chirurg ist nämlich selber ein Metallo.


    Fazit: Gar nicht übel, das war sogar interessant.


    Als nächstes kommt Robbie. Freue mich sehr darauf, denn Robbie habe ich schon als Kind gelesen, das war meine allererste Robotergeschichte. Damit fing alles an!


    ***

    Aeria

  • Robbie (Robbie, 1940)


    1998: Die kleine Gloria hat einen Spielgefährten, den Roboter Robbie. Sie liebt ihn über alles. Ihre Eltern sind über Robbie geteilter Meinung, der Vater ist progressiv eingestellt, die Mutter konservativ. Mrs. Weston ist der Meinung, der Roboter könne dem Kind schaden, sei es dadurch, dass Gloria nicht mit anderen Kindern spielen will und ihr damit die wichtige Sozialisierung fehlt, oder dadurch, dass Robbie das Mädchen durch eine Fehlfunktion verletzen könnte. Sie redet so lange auf Mr. Weston ein, bis dieser einwilligt, den Roboter loszuwerden. Gloria ist am Boden zerstört und hat fortan keine Freude mehr am Leben.

    Die Eltern machen mit ihr schließlich eine Reise nach New York, wo sie "ganz zufällig" Robbie begegnen. Der Roboter rettet Gloria das Leben, indem er sie vor einem heranrasenden Fahrzeug schützt. Daraufhin wird sogar Mrs. Westons mißtrauisches Herz erweicht und Robbie darf bleiben.


    Das war die erste von Asimov verfasste Robotergeschichte, da war er gerade mal 20 Jahre alt. Wenn man das Alter bedenkt, kann man dem Autor nur Respekt zollen. Denn es ist eine gute Geschichte. Stellenweise ein wenig naiv, aber im Grunde gut gealtert. Mir hat hier besonders gefallen, wie Asimov die Gefühle der kleinen Gloria beschreibt, als sie ihren Spielgefährten verliert. Es sind eigentlich nur wenige Sätze, aber sie sitzen.


    Zuletzt las ich diese Kurzgeschichte vor ein paar Jahren, und damals ist mir zum Beispiel die kleine Szene mit Susan Calvin entgangen. Asimov hat einige Geschichten geschrieben, in denen sie auftaucht. Ich frage mich, ob er die Ideen dazu schon 1940 hatte (bezweifle ich) oder ob er die Figur nachträglich eingearbeitet hat (wahrscheinlich). Jedenfalls war das ein nettes "Easter Egg".


    Ich las "Robbie" zum ersten Mal als Kind. Eine Szene darin hat sich mir für immer eingeprägt. Ich war sehr verblüfft, als diese Szene beim Lesen vor einigen Jahren nicht auftauchte. Tja. Erinnerungen sind flüchtig. Oder - was natürlich auch sein kann - die Kurzgeschichte wurde durch die Übersetzung ins Russische und/oder Zensur verändert.


    Fazit: Eine der besten Robotergeschichten bisher (wenn auch vielleicht nur aus nostalgischen Gründen :clown: )


    ***

    Aeria

  • Lasst uns zusammenkommen (Let's Get Together, 1956)


    Der Chef der Robotikbehörde, Lynn, bekommt eine schlechte Nachricht. Angeblich sind 10 menschenähnliche Roboter von den anderen nach Amerika geschickt worden, um einen Terroranschlag zu verüben. Der Nachrichtenüberbringer ist Breckenridge, ein über jeden Zweifel erhabener Agent. Das Weiße Haus steht Kopf. Alle rätseln: Wie ist das möglich? Was genau sollen die Roboter tun? Sind sie bereits im Land?

    Es wird beschlossen, eine Konferenz mit den führenden Wissenschaftlern einzuberufen, um zu klären, wie nun zu verfahren sei.


    Die gefühlt längste Geschichte im Buch. Und soooo öde!

    Der Kalte Krieg ist in eine neue Phase übergegangen und seit 100 Jahren herrscht so etwas wie Frieden zwischen Ost und West. Über diese Tatsache denkt Lynn viel nach, was ich als sehr ermüdend empfand. Alles hier ist fadenscheinig, die Gründe, die Erklärungen, alles an den Haaren herbeigezogen. Nirgends auch nur ein Hauch von Glaubwürdigkeit. Die Auflösung ist keine Überraschung, die vermutet man als Leser:in bereits nach ein paar Absätzen.

    Vielleicht war "Lasst uns zusammenkommen" seinerzeit eine tolle Geschichte, heute zündet sie aber nicht mehr.


    ***

    Aeria

  • Zuletzt las ich diese Kurzgeschichte vor ein paar Jahren, und damals ist mir zum Beispiel die kleine Szene mit Susan Calvin entgangen. Asimov hat einige Geschichten geschrieben, in denen sie auftaucht. Ich frage mich, ob er die Ideen dazu schon 1940 hatte (bezweifle ich) oder ob er die Figur nachträglich eingearbeitet hat (wahrscheinlich). Jedenfalls war das ein nettes "Easter Egg".

    Susan Calvin wird tatsächlich erst 1941 erfunden. Asimov hat sie für die Sammlung "I, Robot" in dieser Geschichte nachträglich eingefügt.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Zuletzt las ich diese Kurzgeschichte vor ein paar Jahren, und damals ist mir zum Beispiel die kleine Szene mit Susan Calvin entgangen. Asimov hat einige Geschichten geschrieben, in denen sie auftaucht. Ich frage mich, ob er die Ideen dazu schon 1940 hatte (bezweifle ich) oder ob er die Figur nachträglich eingearbeitet hat (wahrscheinlich). Jedenfalls war das ein nettes "Easter Egg".

    Susan Calvin wird tatsächlich erst 1941 erfunden. Asimov hat sie für die Sammlung "I, Robot" in dieser Geschichte nachträglich eingefügt.

    Ha! Danke, sandhofer .

  • Spiegelbild (Mirror Image, 1972)


    Der Polizist Elijah Baley, bekannt aus Die Stahlhöhlen / Die nackte Sonne wird von seinem robotischen Freund Daneel Olivaw gebeten, im Streit zwischen zwei Wissenschaftlern zu (v)ermitteln. Beide Mathematiker beschuldigen den jeweils anderen des Ideendiebstahls. Baley befragt die persönlichen Diener der beiden, die Roboter, und kann so den Fall lösen.


    Diese Geschichte habe ich im vergangenen Sommer gelesen, als ich das Asimov-Buch von Hardy Kettlitz las. Ich hatte nicht gewusst, dass es noch eine dritte Geschichte um Baley und R. Daneel Olivaw gibt. Die nackte Sonne gehört zu meinen liebsten Romanen überhaupt, und natürlich wollte ich diese Kurzgeschichte sofort kennenlernen.

    Einen großen Teil habe ich bereits wieder vergessen, und im Zuge dieser Leserunde hatte ich keine Lust, die KG noch einmal zu lesen. Sie hat mich nämlich etwas frustriert zurückgelassen.

    Die Geschichte besteht hauptsächlich aus Dialogen, die man sehr genau lesen muss, um den Anschluss nicht zu verlieren. Elijah Baley fragt die Roboter aus, er fragt nach jedem Detail, versucht die Roboter bei einer Lüge zu ertappen. Die Robotergesetze und die Logik spielen bei seiner Ermittlung eine wichtige Rolle.

    Aber man bekommt dieselbe Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was ich sehr ermüdend fand.


    ***

    Aeria

  • Zwischenfall bei der Dreihundertjahrfeier (The Tercentenary Incident, 1976)


    2076: Bei einer Ansprache des US-Präsidenten löst sich dieser in ein Staubwölkchen auf. Kurz darauf taucht er wieder auf, allerdings nicht auf der Bühne. Lawrence Edwards, Mitglied der Security-Mannschaft, ist davon überzeugt, dass der Präsident ermordet worden ist und dessen robotischer Doppelgänger nun an seiner Stelle regiert.

    Er beginnt zu recherchieren. Nach 2 Jahren wird er beim Privatsekretär des Präsidenten vorstellig und unterrichtet diesen von seinem Verdacht.


    Eine recht unterhaltsame kleine Geschichte. Edwards ist der Inbegriff eines Polizisten, der nicht loslassen kann. Er hat seinen Job der Aufgabe geopfert, die Wahrheit herauszufinden. Privatsekretär Janek glaubt den Edwards zunächst nicht, lässt sich dann aber nach und nach überzeugen.

    Die Existenz des Roboters wird von Edwards durch Deduktion nachgewiesen. Die sogenannte "mechanische Vorrichtung" selbst ist nicht mehr als ein Hintergrundgeräusch. Finde ich fast ein wenig schade.


    ***

    Aeria

  • Ich hatte nicht gewusst, dass es noch eine dritte Geschichte um Baley und R. Daneel Olivaw gibt.

    Es gibt sogar noch einen ganzen Roman: Der Aufbruch zu den Sternen / Robots of Dawn. ;)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Das Erste Gesetz (First Law, 1956)


    Das ist die erste von vier Geschichten um das Duo Donovan und Powell. Die beiden sind Spezialisten im Bereich der Robotertechnik, man schickt sie an unwirtliche Orte, um dort die eingesetzten Roboter zu überprüfen.


    In der ersten Geschichte kommt nur Mike Donovan vor. Er erzählt den Zuhörern in einer Bar von seinem Einsatz auf Titan, wo sich einer der Roboter angeblich nicht an das Erste Gesetz gehalten habe. Als Donovan nämlich in Gefahr geriet, half der Roboter namens Emma Zwei ihm nicht.

    Es wird nicht ganz deutlich, ob Donovan alles erfunden hat oder nicht. Dem unerwarteten - völlig unblaubwürdigen - Ende nach zu urteilen, könnte es durchaus ein Schwindel gewesen sein.


    Diese Geschichte ist nur vier Seiten lang und hat außer dem Ende im Grunde nichts zu bieten. Ist schnell vergessen.


    ***

    Aeria

  • Herumtreiber (Runaround, 1942)


    Die beiden Wissenschaftler Mike Donovan und Greg Powell befinden sich auf dem Merkur. Der Roboter Speedy soll ihnen ein wichtiges Mineral besorgen, nur kehrt er nicht von seiner Expedition zurück. Ohne das Mineral kann die Unterkunft der Wissenschaftler nicht gekühlt werden. Sie entdecken, dass Speedy etliche Meilen entfernt einfach im Kreis herumläuft. Auf Funkrufe reagiert er nicht.


    Das Duo Donovan und Powell hat mir sehr gut gefallen, die Story selbst nicht so sehr. Ein paar Tage nach dem Lesen kann ich mich kaum noch an etwas erinnern. Die Geschichte ist nicht direkt langweilig, sie hat nur keine "Ecken und Kanten", die im Gedächtnis bleiben.


    Vernunft (Reason, 1941)


    Diese Geschichte dagegen ist einfach nur toll!


    Donovan und Powell sind auf einem Asteroiden stationiert. Sie sollen den Roboter Cutie darauf vorbereiten, die Aufgaben auf der Solar-Station 5 zu übernehmen. Diese bestehen darin, mit Hilfe einer komplizierten Apparatur, dem Krafumformer, Energie zur Erde zu schicken. Dabei muss man extrem präzise arbeiten, um auf der Erde keine globale Katastrophe auszulösen.

    Kurz nachdem Cutie in Betrieb genommen worden ist, zeigt sich, dass der Roboter nicht gewillt ist, den Menschen auch nur ein Wort zu glauben. Er, das perfekte Geschöpf, soll von so schwachen Kreaturen wie den Menschen erschaffen worden sein? Unmöglich! Egal, was die beiden Wissenschaftler versuchen, gegen Cuties Logik kommen sie nicht an.


    Definitiv eines der Highlights des Sammelbandes! Die Kurzgeschichte ist sehr unterhaltsam, stellenweise sogar witzig. Sie hat mich an die Geschichten von Uwe Hermann erinnert, der einige wirklich lustige Robotergeschichten geschrieben hat.


    Fang den Hasen (Catch That Rabbit, 1944)


    Das Duo Powell und Donovan haben ein Problem. Der Roboter Dave und seine Mannschaft aus sechs weiteren Robotern arbeiten nur dann fehlerfrei, wenn sie von den Menschen beobachtet werden. Sind sie unbeaufsichtigt, verhalten sie sich ganz und gar nicht roboterhaft. Mike und Greg stehen unter Zeitdruck, denn bis zu ihrer Abreise sind es nur noch wenige Tage, bis dahin müssen sie eine Lösung gefunden haben, wenn sie ihre Jobs behalten wollen.


    Hier hatte ich das gleiche Problem wie mit dem Herumtreiber. Erst vorgestern gelesen, und ich musste die Geschichte gerade noch einmal durchblättern, um mich überhaupt an etwas zu erinnern. Die Wissenschaftler gefallen mir nach wie vor, schade, dass es nicht mehr Geschichten geworden sind. Vielleicht wäre eine weitere wie Vernunft dabei herausgekommen.


    ***

    Aeria

  • Lügner! (Liar!, 1941)


    Hier tritt Susan Calvin zum ersten Mal richtig in Erscheinung. Ihr Name wurde in anderen Geschichten hin und wieder erwähnt, doch man konnte sich natürlich keine rechte Vorstellung von ihr machen. Das ändert sich ab Lügner!

    Dies ist übrigens die dritte Robotergeschichte von Asimov. Er schreibt, dass er sich auf der Stelle in Dr. Calvin verliebte. Nun ja. Ich nicht :sonne:


    Das Unternehmen U. S. Robots produziert versehentlich einen gedankenlesenden Roboter. Dieser erzählt jedem, der ihn fragt, etwas, wonach der oder die Fragende:r sich sehnt. Einem leitenden Angestellten stellt er den Direktorposten in Aussicht, Dr. Calvin eine romantische Beziehung. Das kommt natürlich recht bald heraus. Doch der Roboter handelte nach dem Ersten Robotergesetz, er wollte die Menschen vor Schaden bewahren.


    Die Dame, nach der dieser ganze Buchabschnitt benannt worden ist, Dr. Susan Calvin hat mir hier überhaupt nicht gefallen (in den nachfolgenden Kurzgeschichen aber ebenso wenig). Speziell hier liegt es an der Darstellung ihrer Figur. Einerseits ist die resolute Roboterpsychologin, andererseits schmachtet sie ihren Kollegen an. Ja, so etwas kommt natürlich vor, darum geht es nicht. Es geht darum, dass diese beiden Seiten von Calvin sich nicht in einander fügen. In einem Roman hätte man das ordentlich darstellen können, mit schönen fließenden Übergängen, in einer Kurzgeschichte fehlt schlicht etwas und das macht die Figur unglaubwürdig.

    Auch in späteren Geschichten ist das so. Manche Ereignisse sollen Calvin menschlicher wirken lassen, kommen aber eher völlig wesensfremd rüber.


    Geliebter Robot (Satisfaction Guaranteed, 1951)


    Schon der Titel Geliebter Robot ließ mich auf Romantik hoffen. Ich bekam sie, in gewisser Weise.

    Larry Belmont will Karriere machen und bietet an, den Haushaltsroboter Tony zu Testzwecken in seinmen Haus aufzunehmen. Larry selbst verreist kurz darauf und lässt seine Frau Claire mit Tony allein.

    Tony ist der ideale Helfer im Haushalt, noch dazu der perfekte Gesprächspartner, Psychologe und einfach nur ein guter Freund. Nach anfänglicher Skepsis entwickelt Claire tiefere Gefühle für ihn.


    Susan Calvin kommt nur am Anfang und Ende vor, die ganze Geschichte dreht sich um Claire und Tony. Mir hat die Idee gefallen, sie ist selbst heute (wieder) aktuell. Erst vor ein paar Tagen kamen Berichte in den Medien, wonach chinesische junge Frauen lieber mit von einer KI erzeugten "Freunden" eine Art Beziehung eingehen als mit echten Männern. Bei Asimov ist es ähnlich (wobei es zu einer Beziehung gar nicht gekommen ist, der Roboter hat vorher das Feld verlassen).

    Aber:

    Ja, die KG ist aus den 50ern, ja, die Frauenrolle war damals eine andere, deshalb kann ich mich aber trotzdem über dieses Hausfrauchen aufregen, das ihren Wert über Schminke, Kleidung und eine schöne Hauseinrichtung definiert.


    Ich mochte Geliebter Robot trotzem, von der ersten Seite an.


    Lenny (Lenny, 1957)


    Susan Calvin kümmert sich um den Roboter Lenny. Bei der Programmierung seines positronischen Gehirns kam zu einer Fehlfunktion, und Lenny wurde mit der geistigen Entwicklungsstufe eines Babys produziert. Die Firma will den Roboter zerstören, denn er ist nutzlos, Susan Calvin, die Muttergefühle für Lenny hat, verhindert das.


    Hier ist er wieder, der Widerspruch, die nicht geglätteten Seiten des Charakters Susan Calvin. Asimov konnte mich von den Muttergefühlen nicht überzeugen. Er betont oft, wie knallhart diese Frau ist, wie humorlos, manchmal gar eiskalt, und plötzlih die 180-Grad-Wende? Glaub ich einfach nicht.

    Liegt's an mir oder hat Asimov es wirklich vergeigt?


    ***

    Aeria

  • Galeerensklave (Galley Slave, 1957)


    Der Roboter Easy wird eines Vergehens beschuldigt. Ein angesehener Professor hat die Firma U. S. Robots auf Schadenersatz verklagt, den Easy habe seine Karriere ruiniert.


    Wow :bang: Er kann es ja doch. Mir kamen schon Zweifel!

    Die Kurzgeschichte spielt fast komplett in einem Gerichtssaal. Die Zeugen werden gehört, in Rückblenden sieht man die Ereignisse. Dem Angeklagten zur Seite steht natürlich die Chefroboterpsychologin Susan Calvin.


    Es ist eine wirklich feine Geschichte, ich fühlte mich in die Zeiten zurückversetzt, in denen ich noch Gerichts-TV-Serien geguckt habe. Asimov hat die Krimihandlung im Griff, alles ist logisch. Warum gibt es von dieser Sorte nicht mehr?


    Von solchen Highlights gibt es im Buch leider nicht viele. Vor Jahren, beim ersten Leseversuch des Bandes habe ich lange vor dieser Kurzgeschichte aufgehört. Obwohl sie verschieden sind, gibt es Ähnlichkeiten und Wiederholungen. Wenn man die einzelnen Robotergeschichten im Verlauf eines größeren Zeitraums liest, sind sie vermutlich verdaulicher. Aber alle nacheinander ermüden schon sehr.

    Die alteingesessenen Foris hier werden sich an den gescheiterten Versuch erinnern, alle Grimmschen Märchen zu lesen. So ähnlich ist das hier auch.


    In Galeerensklave spricht Asimov eine interessante Idee an (für die 50er). Nämlich die Befürchtung, dass uns die Roboter die Kreativität rauben könnten, indem sie das Schreiben von Texten übernehmen. Susan Calvin konnte darüber nur den Kopf schütteln, sie bemitleidete den Mann mit dieser Befürchtung sogar. Ganz und gar unmöglich!

    Und heute kann ich nur sagen: Isaac, wenn du wüsstest!


    ***

    Aeria

  • Erst vor ein paar Tagen kamen Berichte in den Medien, wonach chinesische junge Frauen lieber mit von einer KI erzeugten "Freunden" eine Art Beziehung eingehen als mit echten Männern.

    Über solche Pseudo-Beziehungen zu KIs habe ich letztens auch mal gelesen (allerdings ging es da mehr um Freundschaft als um Liebesbeziehungen). Gruselig!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hier ist er wieder, der Widerspruch, die nicht geglätteten Seiten des Charakters Susan Calvin.

    Gerade dies machte die Frau für mich interessant. So verschieden sind die Geschmäcker.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Kleiner verlorener Robot (Little Lost Robot, 1947)


    Auf einem Asteroiden werden Roboter eingesetzt, die nicht zu 100 % den Robotergesetzen folgen. Sie sind absichtlich so programmiert worden, weil die Robotergesetze sie bei ihren Aufgaben stören würden. Ein Wissenschaflter fühlt sich von seinem robotischen Helfer gestört und befielt diesem genervt, er möge verschwinden. Der Roboter mischt sich daraufhin unter 62 andere Roboter vom ihm änlichen Bautypus, jedoch mit der korrekten Programmierung.

    Um den Roboter zu entdecken braucht es den schlauen Kopf von Susan Calvin.


    Es ist eine recht putzige Geschichte, in der Calvin richtige Detektivarbeit leisten muss. Sie baut dem Roboter mehrere Fallen und schafft es nur mit Mühe. den kleinen verlorenen Robot zu entlarven.


    Bei ihrer ätzenden Art frage ich mich immer wieder, wieso noch niemand versucht hat sie zu erwürgen 8)


    Risiko (Risk, 1955)


    Susan Calvin ist eingeladen worden, Zeugin beim ersten Hyperraumsprung zu werden. Am Steuer des Hyperraumraumschiffs sitzt ein Roboter, denn die Versuche mit Tieren sind samt und sonders fehlgeschlagen. Die Tiere kehrten zwar zurück, jedoch waren ihre Gehirne unwiderbringlich beschädigt. Da haben es die Wissenschaftler und Militärs für praktisch befunden, einen Roboter einzusetzen.

    Der Start erfolgt jedoch nicht, offenbar liegt irgendwo ein Fehler vor. Der Techniker Gerald Black soll an Bord gehen, um ihn zu beheben. Das Problem ist, dass es sich um einen kurzzeitigen Fehler handeln und das Raumschiff jederzeit starten könnte. Susan Calvin weigert sich, einen weiteren Roboter an Bord zu schicken, denn die seien viel zu wertvoll, wertvoller als ein Menschenleben.


    Hier möchte man die ganze Zeit "Was für ein blödes Weibsstück!" fluchen. Calvin wirkt eiskalt und manchmal geradezu menschenfeindlich.

    Asimov hat es gut hinbekommen, die Gefühle des Technikers Black rüberzubringen. Die Szenen, wo er sich dem Raumschiff nähert und es schließlich betritt, sind zum Nägelkauen spannend.

    Natürlich stellt sich heraus, dass Calvin ihre Gründe hatte, auf der Fehleruntersuchung durch einen Menschen zu bestehen, das machte sie mir aber nicht sympathischer.

    Diese Kurzgeschichte hat mir wirklich gut gefallen.


    Flucht (Escape, 1945)


    Eine Robotergeschichte? Nö.

    Es kommt ein Maschinengehirn vor, aber kein richtiger Roboter.


    U. S. Robots beauftragt das Gehirn mit der Aufgabe, ein hyperraumtaugliches Raumschiff zu konstruieren. Die Konkurrenz ist daran gescheitert, deren Maschinengehirn erlitt dabei ein irreparable Fehlfunktion.

    Das Gehirn der U. S. Robots baut das Schiff, das Duo Donovan und Powell gehen an Bord, um es zu untersuchen - worauf das Schiff startet und verschwindet. Susan Calvin muss nun herausfinden, was geschehen ist.


    Diese Geschiche ist ziemlich unsinnig. Von welcher Seite man ihr auch beikommt, es bleibt Schmarrn.


    Schlagender Beweis (Evidence, 1946)


    Bürgermeisterkandidat Stephen Byerley wird von seinem Konkurrenten beschuldigt, ein Roboter zu sein. Niemand hat ihn je essen oder schlafen sehen. Die Sache schaukelt sich immer weiter auf, und Susan Calvin wird um Rat gebeten.


    Nicht sehr logisch, das Ganze, aber unterhaltsam. Ein Roboter, der den drei Robotergesetzen gehorchen muss, könnte wohl nie im Leben überzeugend einen Menschen spielen. Oder doch?

    Es ist eine durchaus spannende Geschichte, wenn man nicht allzugenau darüber nachdenkt.


    ***

    Aeria

  • Vermeidbarer Konflikt (The Evitable Conflict, 1950)


    Hier kommt erneut Stephen Byerley vor, der aus der vorangegangenen Kurzgeschichte bereits bekannt ist. Sein wahres Wesen wird mit keinem Wort erwähnt. Er hat inzwischen ein hohes Amt inne. Im Gespräch mit Susan Calvin versucht er herauszufinden, warum die großen Denkmaschinen (in seinen Augen) falsche Entscheidungen getroffen haben.

    Die Welt ist in vier wirtschaftliche Regionen unterteilt, jede wird von einer solchen Denkmaschine unterstützt. Man verlässt sich auf die Maschinen, doch nun scheint es, als arbeiteten diese nicht völlig fehlerfrei. Byerley ist derjenige, der die Arbeit der Regionen koordiniert. Er befürchtet, dass die Fehlentscheidungen zu einem Weltkrieg führen könnten.


    Das war nix. Ich glaube, Asimov hat hier einfach seine Visionen über die mögliche Zukunft zum Besten geben wollen. Byerley besucht alle vier Regionen, spricht ausführlich mit deren Oberhäuptern, so dass wir als Leser:innen uns ein Bild von der erstrebenswerten (?) Zukunft machen können.

    Ich weiß eigentlich gar nicht mehr, wie die Geschichte ausgegangen ist. Mir ist nur die Langeweile beim Lesen im Gedächtnis geblieben.


    Weibliche Intuition (Feminine Intuition, 1982)


    Susan Calvin ist im Ruhestand. Doch dann kontaktiert U. S. Robots sie, weil ihr Nachfolger Madarian und einer der neuesten Roboter, Jane, bei einem Flugzeugunglück getötet bzw. zerstört worden sind.

    Bei Jane handelt es sich um einen Roboter, dessen Programmierung kreatives Denken ermöglicht. Damit das nach wie vor bestehende Mißtrauen gegen Roboter gemildert wird, gibt man dem Roboter einen weiblichen Namen und eine weibliche Stimme. Er - also wohl eher sie - soll Astrophysikern helfen, einen neuen bewohnnbaren Planeten zu finden. Gerade, als sie die Lösung hat, wird das Flugzeug zerstört.


    Calvin benötigt nur eine Stunde, um herauszufinden, was Jane entdeckt hatte. Dabei hatte die Führungsriege von U. S. Robots schon alles versucht und jeden befragt. Hier zeigt sich, dass es Calvin auch im hohen Alter noch drauf hat.


    Eine stellenweise sehr amüsante Geschichte (besonders zum Schluss). Die Handlung um Madarian und seine Entwicklung, nämlich Jane, wird in Rückblenden erzählt.


    Asimov zeigt auch hier wieder eine Welt, die Robotern grundsätzlich ablehnend gegenübersteht. Ich habe mich beim Lesen dieser und der früheren Geschichten immer wieder gefragt, ob das wohl prophetisch war oder eher doch nicht. Ich denke, so falsch lag er mit seiner Vermutung gar nicht.


    ***

    Aeria

  • ... dass du seiner eingedenk bist (... That Thou Art Mindful of Him, 1974)


    Die Firma U. S. Robots hat immer noch Probleme damit, ihre Roboter unter die Leute zu bringen. Die Menschen mißtrauen den Robotern zutiefst.

    Also wird beschlossen, die Lösung von einem Roboter suchen zu lassen. George Zehn findet tatsächlich etwas. Er schlägt vor, die Roboter kleiner zu machen, geradezu winzig, z. B. so groß wie Kolibris, und sie dann u. a. in der Landwirtschaft zur Insektenvernichtung einzusetzen. Das funktioniert tatsächlich, das Geschäft boomt.

    George Zehn allerdings denkt viel über die Robotergesetze nach und kommt zu dem Schluss, dass Roboter die besseren Menschen sind. Mit seinem Freund George Neun spricht er über die Zukunft, in der Roboter über die Menschen herrschen werden.


    Mir hat diese Geschichte gut gefallen, vor allem, weil sie einem am Ende eine leichte Gänsehaut verursacht. Die Roboter interpretieren die Robotergesetze auf eine ganz neue Weise. Da kann man nur froh sein, dass die beiden Georges so gut wie handlungsunfähig sind.


    Vor kurzem habe ich Robo Sapiens von C. Robert Cargill gelesen. Das Buch spielt in einer nachmenschlichen Zeit, denn die Roboter haben sich erhoben und die Menschheit ausgelöscht. Solche Geschichten sind in meinen Augen viel spannender als die Friede-Freude-Robotergesetze-Geschichten. Die obige Asimov-Kurzgeschichte ist mir daher auch viel lieber als so manche andere in diesem Sammelband.


    - und zu guter Letzt -

    Der Zweihundertjährige (The Bicentennial Man, 1976)


    Roboter Andrew lebt seit Jahren bei der Familie Martin. Durch Zufall wird seine künstlerische Begabung entdeckt, fortan arbeitet er mit Holz und verkauft Möbel etc. Das Geld dafür landet auf einem eigens für ihn eröffneten Konto.

    Nach und nach beginnt er sich für andere Dinge zu interessieren, er liest ich in diverse Themen ein, entwickelt sogar einen neuen Wissenschaftszweig. Er erstreitet sich seine Freiheit vor Gericht, kleidet sich wie ein Mensch und möchte dann auch einer werden.


    Der Stil dieser kleinen Novelle hat mich etwas irritiert. Sie ist in kurze "Kapitel" aufgeteilt, in denen immer ein wichtiger Schritt von Andrew auf dem Weg zur Menschwerdung beschrieben wird. Beschrieben, nicht unbedingt gezeigt. So bleibt dem Leser vieles von Andrews Gedankengängen verborgen.

    Trotzdem ist es eine nette, stellenweise berührende Geschichte. Asimov sinniert hier vor allem über die Frage nach, was einen Menschen ausmacht.

    Ein würdiger Abschluss des Bandes, denke ich.


    Das war's mit Alle Robotergeschichten.

    Mit dem Fazit tue ich mich etwas schwer. Mir haben, ehrlich gesagt, die wenigsten Geschichten in dem Buch gefallen. Ohne diesen Thread hätte ich es sicher abgebrochen (wie schon einmal). Aber ich bin froh, dass ich es durchgezogen habe, denn die Geschichten sind nun einmal Klassiker der Science-Ficion. Bei der Lektüre aktuellerer Bücher hilft es, die Grundlage zu kennen, die u. a. Asimov geschaffen hat.


    Ich habe hier noch ein Buch mit dem Titel Roboterträume stehen, das werde ich irgendwann auch noch lesen.

    Hierzu gibt es noch eine kleine Anekdote. Vor ein paar Jahren schrieb ich eine Kurzgeschichte über Roboter und am Ende musste ein Titel her. Androidenträume war schon vergeben, ich googelte kurz nach Roboterträume, fand nichts und nannte meinen Text so. Tja. Asimov war schneller ;). Wenn man schon klaut, dann von den Großen!

    Hier kann man sich Roboterträume anhören, ich finde sie hervorragend gelesen von Sascha Grimm.

    Natürlich habe ich Asimovs Beitrag zur Robotertechnik auch noch in einer anderen Kurzgeschichte gewürdigt (wenn auch nur in einem Satz), nämlich hier.


    Soviel zum Buch (mit ein wenig Eigenwerbung 8) ).

    Ich hoffe, ich habe jemanden auf Alle Robotergeschichten neugierig gemacht.


    ***

    Aeria

  • In den letzten Wochen herrschte bei mir eine Leseflaute, daher gab es lange kein Update von mir. Und um nicht gespoilert zu werden, habe ich deine Einträge noch nicht gelesen, Aeria , bin aber um so gespannter, was mich noch erwartet.


    Fremdling im Paradies habe ich ursprünglich im Februar begonnen, pausiert und erneut begonnen. Ob die Unterbrechung einen Einfluss auf mein Leseerlebnis hatte, kann ich nicht beurteilen, aber auch ohne Neustart hätte die Erzählung vermutlich bei mir nicht gezündet.


    Die Ausgangssituation der beiden Brüder fand ich schräg und ich habe keinen Anhaltspunkt gefunden, weshalb die Gesellschaft sich so entwickelt hat. Die beiden selbst habe ich mit viel Distanz (und Unverständnis) begleitet. Falls die Entwicklung des Projektes einem Spannungsbogen folgte, ist er mir entgangen. Die große Auflösung, auf die alles ausgerichtet ist, fand ich vorhersehbar, so dass es für mich keine Überraschung am Schluss gab.


    Viel wichtiger schien ihm die Geschichte der beiden Brüder gewesen zu sein. [...] Hätte Asimov den Roboter weggelassen, wäre uns vermutlich nichts entgangen.

    Hm, mein Eindruck war eher, dass Asimov das große Finale vorbereitet hat. Ich glaube ein "Strickmuster" zu sehen, dem er gerne gefolgt ist - Geschichte langsam aufbauen und ganz am Ende mit einem großen Knall das Vorherige über den Haufen werfen. ;) Funktioniert unterschiedlich gut in meiner Wahrnehmung.


    Vielleicht wäre diese Geschichte tatsächlich stärker geworden, wenn er sich alleine auf die sozialen und zwischenmenschlichen Aspekte fokussiert hätte.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges