Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich mal nen Thread in diesem Subforum (nein, nicht SUB-Forum ) aufmache
Eigentlich bin ich kein Fan von Grusel, Horror und Splatter, deshalb war dieser Band für die Halloween-Lesenacht auch schon das Höchste der Gefühle - mehr halten meine Nerven nicht aus. Dennoch war ich ein bisschen enttäuscht, als sich bei der Lektüre dieser elf Stories nicht mal die klitzekleinste Gänsehaut einstellen wollte
Zwar bietet Roald Dahl hier makabren Humor vom Feinsten, gewürzt mit einer guten Prise Hinterlist, Heimtücke und Skurrilität; aber ein richtiges Grusel-Feeling (wie es der Klappentext verspricht) wollte sich einfach nicht einstellen. Dennoch sind diese Geschichten ein Genuss; Dahl schafft es, auf wenigen Seiten und in unprätentiösem, knappem Stil immer wieder überraschende Wendungen einzubauen, die den Leser perplex und manchmal sogar sprachlos zurücklassen.
Alle Geschichten haben einen eindeutig morbiden Touch, allerdings ist in ihnen nichts Übernatürliches wie Geister oder Monster zu finden. Der Horror steckt im Detail und in der Psyche der Figuren und offenbart sich oft erst im allerletzten Moment; so lange fiebert der Leser mit seinen meist ahnungslosen Protagonisten mit und weiß doch, dass das böse Ende unausweichlich ist. Und dennoch reizen viele Stories immer wieder zum schmunzeln, so skurril sind die Figuren und ihre makabren Missgeschicke - auch wenn einem manches Mal das Lachen im Halse stecken bleibt.
Besonders perfide wird es dann, wenn die wahren Schauerlichkeiten gar nicht explizit ausgeführt werden, sondern man am Ende nur mit der Aussicht auf etwas Schreckliches stehen gelassen wird; trotz oder vielleicht auch gerade wegen des reduzierten, knappen Stils bleibt viel Raum für die eigene Phantasie. Mehr- und Vieldeutigkeiten tragen selbst in der deutschen Übersetzung ihr Teil dazu bei, dass die Pointen wie eine Nase voll Pfeffer in der Erinnerung bleiben.
Alle diese positiven Punkte gelten zumindest für den Großteil der Erzählungen. Leider ist auch hier neben viel Licht auch ein wenig Schatten zu finden; einige der Geschichten wirken, gerade im Vergleich mit den Perlen dieser Sammlung, wie “mal eben schnell heruntergeschrieben”, flach und unspektakulär. Schade, dass diese ansonsten wirklich sehr lesenswerte Anthologie durchsolches Füllmaterial an Gesamtqualität verliert.
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