Ich hab tatsächlich keinen Thread hierzu gefunden, was mich zwar gewundert hat aber gut, dann gibt es den eben jetzt. Das hier ist eine meiner Rezis im Rahmen des SUB-Wettbewerbs 07.
Annie Proulx - Brokeback Mountain
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Rezension
2006 kam „Brokeback Mountain“ unter der Regie von Ang Lee in die deutschen Kinos, oft abfällig als „schwuler Western“ bezeichnet. Genau das ist er nicht, es ist ein grandioser Film über eine unmögliche, nicht geduldete und tragische Liebe vor dem Hintergrund einer unheimlich schönen Landschaft. Ich war restlos begeistert und musste natürlich auch das Buch, das in Form einer Kurzgeschichte die Vorlage lieferte, haben. Viele negative Stimmen habe ich über das Buch gehört, der Stil sei unerträglich und die Geschichte über die verliebten Männer Jack und Ennis nur eine von vielen. Mit einiger Skepsis ging ich also an das Buch heran.
Meine Ausgabe ist diejenige, die nach Veröffentlichung des Films herausgebracht wurde, inklusive Cover, das vom Motiv des Filmplakats geschmückt wird. Schon vorher war der Band unter dem treffenderen Titel „Weit draußen. Geschichten aus Wyoming“ veröffentlicht, aus Marketinggründen bei der Neuauflage dann aber in „Brokeback Mountain“ umgetauft.
Insgesamt gibt es elf Geschichten und ein Nachwort der Autorin in dieser Ausgabe. Wie gesagt bildet die schwule Liebesgeschichte nur eine von ihnen, aber auch die anderen Erzählungen sind kraftvoll, tragisch und schön. Getragen wird jede einzelne von ihnen von der Landschaft Wyomings, die wunderschön und grausam zugleich ist: Die Winter sind hart mit bis zu minus vierzig Grad und zwingen halberfrorene Reiter zu Gräueltaten. Die Sommer sind unerträglich, bringen Dürre und Heuschreckenplagen mit sich und sind der Ruin vieler Rancher. Die Einsamkeit der Weite Wyomings treibt einige Figuren in den Wahnsinn, so wie die übergewichtige Ottaline, die hart auf der Ranch ihrer Eltern arbeitet und vor Einsamkeit fast verrückt wird, bis sie schließlich anfängt, mit einem verschrottenen Truck zu sprechen.
Trotz der Härte der Landschaft treibt alle Figuren eine tiefe Liebe zu ihrer Heimat an. Sie alle kommen von Heimweh getrieben zurück dorthin, beispielsweise Diamond, der eine Collegekarriere vor sich hatte, aber lieber seine Gesundheit beim Rodeoreiten verliert. Die Menschen sind wie die Landschaft: raubeinig, einfach, hartgesotten und standhaft. Der Erzählstil passt sich dem an, ist lakonisch und romantisch zugleich. Besonders schön ist, wie sich die Erzählstimme der jeweiligen Person in den einzelnen Erzählungen anpasst und eine Palette von Individuen schön begleitet.
Die Geschichte der jungen Männer, die am Brokeback Mountain einen Sommer lang Schafe hüten und vor der Liebe überrumpelt werden, ist die letzte im Band. Auch diese Erzählung hat mich nicht enttäuscht. Ganz im Gegensatz zu sonstigen Filmvorlagen wurde hier beim Film nicht gestrichen, sondern ergänzt, trotzdem sind sich Film und Erzählung sehr nahe.
Normalerweise bin ich kein großer Fan von Erzählungen, aber diese Geschichten aus Wyoming haben so gut zusammengepasst und waren so toll erzählt, dass mir diese Sammlung ausgesprochen gut gefallen hat. Auch das Nachwort von Annie Proulx war sehr interessant. Darin beschreibt sie ihre großen Schwierigkeiten beim Schreiben der Erzählung „Brokeback Mountain“ und ihrer Angst vor einer Verfilmung des Stoffes sehr anschaulich.