Eric-Emmanuel Schmitt - Die Schule der Egoisten

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 2.951 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Madicken.

  • Klappentext
    Durch Zufall stößt ein Philosophiedoktorand in der Bibliothèque Nationale auf einen vergessenen Exzentriker, der im 18. Jahrhundert die Pariser Salons eroberte. Gaspard Languenhaert, ein brillanter Kopf, behauptete lauthals, die Welt existiere nur in seinem Denken. In kürzester Zeit bildete sich eine Jüngerschar um ihn, lauter "Egoisten", ein jeder sein eigener Gott, die zusammen um die Wette spekulieren. Aber was nützen die hitzigsten Debatten, wenn doch jedes Gespräch letztendlich nur ein Selbstgespräch bleibt? Und die Liebe? Ist es denn überhaupt möglich, den Reizen der eigenen Schöpfung zu erliegen? War Languenhaert also ein großer Philosoph, ein Menschenverächter, ein selbstverliebter Narr oder einfach nur das Opfer seiner eigenen Geistesschärfe? Was als Forschungsreise beginnt, endet als turbulente Zeitreise an einen anderen Ort, wo das Wirkliche und das Wahre weniger gemeinsam haben als man denkt.


    Das Buch hat mich sehr gefesselt. Es war fast unmöglich, mal das Lesen zu unterbrechen, da ich wissen wollte, wie es weitergeht, was die Hauptperson als nächstes herausfindet. Schmitt, der selbst Philosophie studiert hat, spielt sehr geschickt mit der Idee des subjektiven Idealismus und denkt dieses Prinzip konsequent zu Ende. Zu einem überaschendem Ende. Das Buch hat nicht die Leichtigkeit von "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" oder "Oskar und die Dame in Rosa", aber das ist bei solch einem schwierigem Thema auch nicht zu erwarten. Aber wenn man sich darauf einläßt, wird man durch eine faszinierende Sicht auf das Ich belohnt.
    5ratten


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    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

    Einmal editiert, zuletzt von Alfa_Romea ()

  • Deine Rezension beschreibt genau ein Buch nach meinem Geschmack, und es ist prombt auf meine Liste zu besorgender Bücher gerutscht.
    Mir hat zwar "M. Ibrahim..." ganz gut gefallen, aber das du betonst, dass dieses hier anders ist, fand ich sehr wichtig; schließlich will ich, auch wenn ich ein Werk des gleichen Autors lese, nicht das Gefühl haben, dass ich genauso gut das andere nochmal hätte lesen können :rollen:
    Also auch von mir vielen Dank für die Rezension bzw. deine Meinung!


    Nachttraum

  • Hallo!


    Dieses Buch liest sich -wie die anderen Schmitt Bücher auch -in einem Rutsch an einem Nachmittag, doch es beschäftigt den Leser noch viele Stunden länger.


    "Die Schule der Egoisten" ist ein sehr philosophisches Buch, es geht fast schon ins Übersinnliche und Metaphysische.


    Allein der Grundgedanke, sich selber als der Urheber der Welt zu sehen, alles existiere nur in der eigenen Vorstellung, finde ich ja schon sehr interessant.


    Die Reise in die Vergangenheit, die Suche nach Hinweisen auf die "Schule der Egoisten" und alleine die Basis dieser "Schule der Egoisten" und deren klägliches Scheitern fand ich zeitweilig sehr spannend, aber auch humorig.


    Toll beschrieben ist auch die Situation des Ich-Erzählers auf seiner Forschungsreise. Wie die Idee so langsam sein Denken und sein Wesen ergreift, .... im wahrsten Sinne des Wortes.


    Ich kann das Buch allen Schmitt-Liebhabern nur ans Herz legen, allerdings sollte man wirklich auch für das "Philosophische" etwas übrig haben. :zwinker:


    Herzliche Grüße!!

    :blume:&nbsp; Herzliche Grüße!&nbsp; :blume: <br />creative

  • [size=18px]Die Schule der Egoisten – Eric-Emmanuel Schmitt[/size]



    Zum Autor von Wikipedia:


    Eric-Emmanuel Schmitt (* 28. März 1960 in Lyon) ist ein französischer Schriftsteller.
    Der französische Autor war Student an der Ecole Normale Supérieure in Paris (1980 - 85) und promovierte in Philosophie. Sein Dissertationsthema war "Diderot und die Metaphysik". Drei Jahre lang unterrichtete er in Cherbourg und an der Universität Chambéry.
    Er ist elsässischer Abstammung. Der Vater war Anästhesist. Nach Jahren als Agnostiker bekennt sich Schmitt in letzter Zeit wieder zum Christentum.
    Zunächst wurde er als Theaterautor bekannt, womit er sehr schnell Erfolge feierte. Beispiele für seine Theaterstücke wären: "Golden Joe", "Variations énigmatiques" (dt. "Enigma"), "Le Libertin". In "Golden Joe" geht es um die zynischen Lebenseinstellungen von Leuten aus der Wirtschaft. In "Variations énigmatiques" lässt der Autor zwei sehr unterschiedliche Männer miteinander über ihre Einstellungen zum Leben und zur Liebe diskutieren. Beide haben, wie sich herausstellt, dieselbe Frau geliebt. "Le Libertin" handelt bezeichnenderweise von Diderot und wurde inzwischen verfilmt.
    Schmitt erhielt mehrfach den "Prix Molière" und den "Grand Prix du théâtre de l' Académie Française". Seine Werke wurden in 35 Ländern aufgeführt. Die Stücke zeigen Einflüsse u.a. von Samuel Beckett, Jean Anouilh und Paul Claudel.
    Außerdem hat Schmitt eine Anzahl von ebenfalls erfolgreichen Romanen verfasst, darunter "L'évangile selon Pilate" (Deutsch: Das Evangelium nach Pilatus), "La secte des égoistes" (Deutsch: Die Schule der Egoisten) und "Lorsque j'étais une œuvre d'art".
    Für sein Buch Monsieur Ibrahim et les fleurs du Coran (Deutsch: Die Blumen des Koran) erhielt er 2004 den Deutschen Bücherpreis. Es wurde 2003 unter der Regie von François Dupeyron mit Omar Sharif in der Hauptrolle verfilmt.


    Meine Meinung:


    Ein genialer Anfang, groß und weit, voller philosophischer Gedanken.


    Zitat

    Ob ich mich nun bis zum Himmel emporschwinge oder in die allerunterirdischsten Gegenden hinabsteige, so gehe ich doch nie aus mir selbst heraus, und nie nehme ich etwas anderes wahr als meinen eignen Gedanken.


    Ein banaler Schluss, klein und eng, hat sich selber die Freiheit geraubt.
    Schmitt hat leider nichts aus seiner Gedankenfülle gemacht. Das Buch hinterlässt nichts als Leere. Vielleicht hat er seine eigene Gedankenbreite überschätzt.


    Meine Idee:


    Könnte es sein, dass Fleischhauer dieses Buch gelesen hat (er ist ja Dolmetscher ;) ), und aus diesen Gedanken sein Werk „Das Buch in dem die Welt verschwand“ entstand. Irgendwie liegt mir das Nahe. Auf jedem Fall ist Fleischhauers Werk wesentlich weiter und tiefer!

  • Hab das mal aufgestöbert, deine Rezi ist echt gut, ich habe es letzes Jahr bekommen, aber konnte mich noch nicht wirklich dazu bringen es zu lesen, aber jetzt werde ich es tun!!!! :breitgrins:

    Ein Buch ist ein Garten den man in der Tasche trägt.<br /><br />arabisches Sprichwort<br /><br />dann trag ich ja immer mehr als nur einen Garten mit mir rum


  • Schmitt spielt sehr geschickt mit der Idee des subjektiven Idealismus und denkt dieses Prinzip konsequent zu Ende.


    Geht das nicht eher in Richtung Solipsismus?



    Das Buch ist sehr schön, wie alle Werke Schmitts nicht allzu lang, sondern hat einen sehr schönen, direkten Spannungsbogen und zeichnet Figuren sehr gut, ohne zu weit auszuschweifen.

  • Geht das nicht eher in Richtung Solipsismus?


    Solipsismus ist die extremste Form des subjektiven Idealismus.

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Ich habe bisher noch nichts von Eric-Emmanuel Schmitt gelesen. Dieses Bändchen, sein erster Roman, ist mir als Mängelexemplar in die Hände gefallen, Vorstellungen vom Inhalt habe ich mir keine gemacht.
    Dennoch hat mich die Geschichte von der ersten Seite an gefesselt.


    Ein Philosophiestudent begibt sich in einer spannenden Suche auf die Spuren eines Mannes, der glaubt, die gesamte Welt existiere nur in seiner Vorstellung, der eine Schule der Egoisten gründet, der glaubt, er selbst sei Gott. Diese Grundidee muss zwangsläufig zu absurden, lustigen, aber auch tragischen Situationen führen. Bei diesem Eintauchen in die Vergangenheit verschwimmen Traum und Wirklichkeit, geschehen mysteriöse Dinge – und am Ende steht die Erkenntnis: Die Suche nach dem Egoisten endet bei sich selbst.
    Besonders hervorheben möchte ich vor allem den pointierte Schreibstil des Autors, der mich so manches Mal zum Lachen aber auch zum Nachdenken brachte.


    Mein Interesse für den Autor wurde auf jeden Fall geweckt.


    4ratten

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