Susanna Clarke - Jonathan Strange und Mr. Norrell

Es gibt 177 Antworten in diesem Thema, welches 50.887 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Juva.

  • So, bin wieder da, Chor ist aus ...


    Vielleicht war ich vorhin etwas sehr in Fahrt (eine milde Form von verbaler Inkontinenz); das Buch ist nicht wirklich schlecht, und ich gebe ihm auch weiterhin eine Chance (auch wenn ich denke, dass nach über 400 Seiten die Story mal so langsam Fahrt aufnehmen könnte).


    Schauen wir mal - Kamin in meinem Zimmer ist noch mal an, ein Gläschen Rotwein ... vielleicht zündet's ja jetzt

    "What we remember is all the home we need."

    Roberet Holdstock, Avilion


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  • Ich kann Dich da gut verstehen. Ich muss sagen, dass ich am Ende mit Erleichterung den Wälzer auf die Seite legte und mich etwas anderem zuwenden konnte. Ich hatte aber auch andere Vorstellungen von dem Buch.

  • Ach ja - Stichwort Wälzer: ich hab mir erst die englische Taschenbuchausgabe besorgt, aber die geht von der Schriftgröße überhaupt nicht (erste Zeichen meines zunehmenden Alters :grmpf:), hätte vielleicht eher ein trade paperback kaufen sollen, kein mass market paperback. Jetzt lese ich auf meinem kindle, aber bis da mal ein Prozentpunkt weiterspringt, das geht entnervend langsam :schnarch:


    Noch ein Punkt: auch dieses Buch ist ja illustriert, was ich sonst sehr schätze. Diesmal geben mir die Bilder aber überhaupt nichts; auch wenn sie vielleicht stilistisch zur Zeit passen, wirken sie eher etwas naiv auf mich, als hätte die Autorin ihre begabte Nachbarstochter gefragt, ob sie nicht ein paar Bildchen zusteuern könnte.


    Naja, der Trend geht ja eh zum Zweitbuch, vielleicht lasse ich die Herren Norrell & Strange auf kleiner Flamme weiterköcheln und wende mich schon mal etwas anderem zu.


    Schönen 1. Mai euch allen

    "What we remember is all the home we need."

    Roberet Holdstock, Avilion


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  • Wie schade, dass euch der Roman so wenig gefallen hat. Aber gerade bei der Länge ist es wirklich doof, wenn man sich durchquälen muss. Ich hätte gerne noch mehr gelesen (und das passiert bei mir sehr selten :breitgrins:).
    Ich freue mich ebenfalls total auf die Serie. Übrigens gibt es bereits die ersten Trailer dazu :klatschen:

    ~ The world is quiet here ~

  • Der Trailer sieht vielversprechend aus! Nun bin ich wieder hin- und hergerissen.


    Menno, das Buch liegt nun schon fast seit 10 Jahren bei mir und ich bin noch nie über 50 Seite hinausgekommen. Irgendwie schiebt man das ständig vor sich her - "Ach, eher für die dunklen Jahreszeiten" - "Hm, dafür bräuchte ich mal richtig viel Zeit" - "Naja, andere Bücher sind gerade viel interessanter" ... :rollen:

    Es geschah kurz nach Anbruch des neuen Jahres, zu einem Zeitpunkt,

    als die violetten und gelben Blüten der Mimosenbäume rings um die Ambulanz

    aufgesprungen waren und ganz Missing in Vanilleduft gehüllt war.


    Abraham Verghese – Rückkehr nach Missing

  • Endlich fertig!!!


    Es gibt vieles zu diesem Buch zu sagen, manch Positives, manch Negatives, vor allem aber eines: Dieses Buch ist zu lang. Viel zu lang!


    Der Anfang war noch vielversprechend: die frischen Ideen, die Sicherheit im Umgang mit dem altmodischen Stil, die Detailverliebtheit. Aber schon bald wurde es zäh, so zäh; was am Anfang noch originell erschien wurde zur Masche, wieder und wieder ausgewalzt, ad nauseam: noch eine Fußnote, die den Lesefluß unterbricht, noch eine Szene, ausstaffiert mit Details über Details, die aber den Plot nicht vorwärts bringen. Hier in diesem monströsen Mittelteil, der sicher 3/4 des Buches ausmacht, hätte man sich einen unerbittlichen Lektor gewünscht, der die ungebremste Fabulierlust der Autorin an die kurze Leine nimmt.


    Irgendwann nimmt dann die Handlung Fahrt auf, es passiert tatsächlich auf beinahe jeder Seite etwas, Handlungsstränge finden zueinander, und hier konnte ich das Buch nicht mehr weglegen. Obwohl auch hier etwas ganz subtil mit dem Tempo nicht stimmte. Man könnte fast den Eindruck haben, daß der Autorin tatsächlich jemand zu mehr Tempo geraten hat, obwohl sie viel lieber noch 800 Seiten weiter fabuliert hätte. Vieles passiert jetzt ein Weniges zu schnell und gradlinig:


    Das Ende war dann auf erfreuliche Weise offen und fast ein wenig anrührend, so daß ich nahezu versöhnt das Buch abgeschlossen habe.


    Fazit: in Teilen brilliant, in Teilen entnervend zäh, macht zusammen und wohlwollend 3ratten

    "What we remember is all the home we need."

    Roberet Holdstock, Avilion


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    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Nach über 10 Jahren auf meinem SUB habe ich das Buch endlich gepackt und in mehreren Abschnitten gelesen. Auch mir geht es so: Es hat mich nicht umgehauen, ist aber auch nicht schlecht, aber so recht kann ich auch nicht sagen warum.


    Der besonder Charme des Buches liegt zum einen für mich ganz klar darin, dass die Autorin es versteht sehr bildhaft zu erzählen und ich so als Leser immer sehr intensive und detaillierte Bilder vor meinem geistigen Auge hatte. Zum anderen finde ich es sehr spannend, dass dem Leser quasi vorgespielt wird, man würde über Tatsachen lesen. Diese Tatsachen hinterlegt die Autorin mit Fußnoten zu Fantasie-Referenzen, die den Anschein einer Biografie bzw. eines Tatsachenromans noch mehr verstärken.


    Das ist auch das, was ich als erstes hervorheben würde. Man kann sich wirklich sicher sein, dass Susanna Clarke es mit ihrer Geschichte schafft, das England des frühen 19. Jahrhunderts vor dem geistigen Auge aufleben zu lassen. Politik und Gesellschaft dieser Zeit werden mit Ausgedachtem von ihr vermischt und man stellt nicht einen Moment infrage, ob es das wirklich so gegeben hat.


    An die vielen Beschreibungen, in denen manchmal lange Zeit nur wörtliche Rede vorkommt, muss man sich etwas gewöhnen und auch die vielen Fußnoten sind sicher nicht für jeden geeignet. Manchmal fragt man sich wo der rote Faden ist, weil man von einer Sache zur nächsten Kleinigkeit und immer weiter kommt. Das kann man mögen oder nicht. Ich fand es besonders schön und unterhaltsamer als eine Aneinanderreihung von für die Handlung wesentlicher Geschehnisse oder ständige Aufregung. Teils zieht es sich aber tatsächlich sehr und es mag sein, dass mir so auf den 1000 Seiten Einiges entgangen ist. Besonders das Ende empfand ich als etwas wirr, wenn auch rasanter.


    Mein größter Kritikpunkt ist der, dass ich kaum eine Charakterentwicklung bei jemandem erlebt habe. Das Geschehen umfasst 10 Jahre und die meisten gehen am Ende genauso raus wie sie gekommen sind. Zudem erschien mir der Herr mit dem Haar wie Distelwolle arg überzogen, fast schon lächerlich, wie er dachte und entsprechend handelte. Ständig soll es eine Bedrohung um ihn herum geben, ständig muss er für grausame Belustigung um ihn herum sorgen, ständig ist alles auf ihn bezogen.


    Fazit: Ein atmosphärischer Roman voller zwielichtiger und egozentrischer Männer mitten in einer detailreichen Szenerie. Unterbrochen von deutlichen Längen.


    3ratten

    Es geschah kurz nach Anbruch des neuen Jahres, zu einem Zeitpunkt,

    als die violetten und gelben Blüten der Mimosenbäume rings um die Ambulanz

    aufgesprungen waren und ganz Missing in Vanilleduft gehüllt war.


    Abraham Verghese – Rückkehr nach Missing

  • Der Roman ist bei mir unterm Weihnachtsbaum gelegen und ich bin jetzt auf Seite 122 der englischen Taschenbuchausgabe und schon sehr gespannt, ob ich Zukunft zu den Liebhabern oder den Kritikern von Strange & Norrell gehören werden.
    Bisher amüsiere ich mich gut, aber die Kombination > 1000 Seiten, dünnste Blätter und kleinste Schrift flösen mir durchaus Respekt ein und ich hoffe, dass ich durchhalte und mich nicht die Geduld verlässt.
    (Andererseits habe ich für "A Dance with Dragons" ja auch nur zwei Monate gebraucht :belehrerin: :breitgrins: )

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Über einen Monat später bin ich erst bei der Hälfte :ohnmacht:
    Das liegt aber auch zu einem großen Anteil an den Umständen, ich hatte wenig Zeit zum Lesen und wenn, dann war ich meistens schon so müde, dass ich lieber zu leichterer Lektüre gegriffen habe.


    Insgesamt gefällt mir der Roman aber immer noch sehr gut und ich kann schon verstehen, woher der Hype kommt.
    Ich verstehe aber auch all jene immer besser, die beim Anblick des Buches reißaus nehmen :zwinker:


    Momentan habe ich das Gefühl, dass die Handlung für Clarke'sche Verhältnisse etwas stockt, aber meine Lesegeschwindigkeit beeinträchtigt das kaum, die ist ohnehin sehr langsam :breitgrins:

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Mittlerweile ist bereits gut ein Monat vergangen seit ich den Roman beendet habe und mir bleibt eigentlich nur zu sagen, dass ich definitiv zu den Anhängern dieses Buches gehöre und sehr froh bin, dass ich trotz der Länge nicht aufgegeben habe.
    In Summe haben mir der erste und der letzte Teil am besten gefallen, Volume II war für mich tatsächlich ein klassischer Mittelteil, in dem weniger passiert und man darauf wartet, dass die verschiedenen Handlungsstränge zusammenlaufen.


    Gefühlsmäßig würde ich aber behaupten, dass sich der Roman über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren erstreckt und nicht wie tatsächlich zehn Jahre. Man merkt kaum, dass die Figuren altern, weder optisch, noch charakterlich.


    Da ich mich nicht entscheiden mag, ob ich eher Strangeite oder Norrellite bin, bin ich in Zukunft einfach beides :zwinker:

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Mittlerweile habe ich das Buch längst beendet, aber völlig vergessen nochmal zu antworten :redface:


    Rückblickend habe ich mich beim zweiten Teil auch etwas durchkämpfen müssen, das wurde für mich persönlich aber im dritten Teil wieder belohnt.


    Etwas schade fand ich, dass über die Art und Weise des Zauberns und der Magie doch relativ wenig bekannt wird. Man erfährt zwar, dass es unterschiedliche Herangehensweisen und Zaubersprüche wie Methoden gibt, aber mich hätte sehr interessiert, wieso Strange und Norrell zaubern können und andere nicht. Sonst könnte ja jeder mal eben einen alten Zauberspruch vorlesen und hätte den gleichen Effekt. Die Existenz der vielen Straßenmagier zeigt aber, dass es wohl doch nicht so einfach ist.


    Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich kann sowohl die vielen Anhänger des Romans verstehen, aber auch diejenigen, denen das Ganze nicht so gut gefallen hat. Nicht nur die Fußnoten sondern auch die Erzählweise muss man halt mögen; ich gehöre wohl zu denen, die das mögen. Auf keinen Fall sollte man das Buch beginnen, wenn man nicht bereit ist, auch einige Zeit damit zu verbringen.
    Nachdem ich schon vorher wusste, dass das Buch viele Fußnoten hat und viele darüber klagen, hatte ich mir die übrigens viel schlimmer vorgestellt und war dann angenehm überrascht, dass es gar nicht so viele sind und die meisten ziemlich kurz. Wenn ich jemanden über "zu viele Fußnoten" klagen höre, muss ich nämlich immer an Infinite Jest von David Foster Wallace denken und dagegen ist Susanna Clarke ja ein Lämmchen :zwinker:

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Ich habe mir das Buch gekauft, weil es vor Jahr und Tag hier mal in den Top 10 der Litschock-Lieblingsbücher gelandet war und ich alle diese Top-10-Bücher lesen wollte, sofern nicht bereits bekannt.

    Jonathan Strange & Mr. Norrell ist jetzt das letzte aus dieser Liste, es ist so abschreckend dick. Und nun habe ich es endlich angefangen und bin nach ein paar Tagen bis Seite 138 gekrochen.


    Es ist zäh, das muss ich sagen. Und wenn ein Buch den Anspruch erhebt, über 1000 Seiten etwas zu erzählen zu haben, dann steigt mein Anspruch auf Unterhaltsamkeit.


    Ein paar Beiträge hier weisen darauf hin, dass der Anfang mit das Beste am Buch ist. Den habe ich ja hinter mir und fand ihn nur durchschnittlich. Jetzt nähere ich mich also dem Mittelteil, den einige als nicht so dolle empfunden haben.


    Hmmm, ob ich wohl abbreche? Noch 900 Seiten, ürks!

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Kiba
    Ich persönlich liebe das Buch und hab es insgesamt bisher 3 mal gelesen :elch: aber ich persönlich fand, das der Stil insgesamt und auch die Handlung schon recht gleich blieben. Vermute also ehrlich gesagt, das es dann wohl eher nichts für Dich ist.

  • Ich habe es auch geliebt, aber man muss den Stil schon mögen, um über so eine lange Strecke dranzubleiben :)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





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    Susanna Clarkes "Jonathan Strange & Mr Norrell" hat mich, wie schon einige meiner VorrezensentInnen, eher ratlos zurückgelassen. Obwohl die Figurengestaltung komplex und auch der Handlungsaufriss eigentlich interessant ist konnte mich das Buch lange nicht packen. Erst ca. 300 Seiten vor dem Ende (mit der Entführung von Jonathan Stranges Frau Arabella) wurde es spannend, allerdings leider auch nicht durchgängig.


    Dabei hat das Buch viele Aspekte, die mich eigentlich ansprechen, unter anderen die sehr gut recherchierten historischen Details. Allerdings habe ich mich gegen Ende gefragt, ob man die wirklich so weit ausgearbeitet braucht, natürlich beeinflussen sie die Atmosphäre, ziehen das Ganze aber durchaus in die Länge. Ein Buchumfang von 1000 Seiten ist für mich normalerweise auch kein Problem, hier waren diese aber teilweise einfach ermüdend, die Fußnoten habe ich ehrlich gesagt im letzten Drittel gar nicht mehr gelesen, weil ich darin keinen "Mehrwert" erkannt habe, obwohl ich Sachbücher mit vielen Fußnoten mag, aber hier passten sie für mich einfach nicht.


    Trotzdem würde ich schon sagen, dass sich das Durchhalten bis zum Ende gelohnt hat, ich bin froh, das Buch nicht abgebrochen zu haben. Und ich schließe durchaus nicht aus, dass ich ihm irgendwann eine zweite Chance gebe, einen besseren Eindruck zu erzielen, da ich ja nun weiß, worauf ich mich einlasse. Das Buch ist eigentlich nicht mit anderen Büchern vergleichbar und am besten sollte man sich einen eigenen Eindruck verschaffen, wobei dieser Roman sicher nicht für jede Leserin/ jeden Leser ein tolles Leseerlebnis ist.


    3ratten