Ok, dann fange ich mal an.
Erstmal habe ich festgestellt, dass von der Leseprobe nicht viel hängen geblieben ist. Hat mich irgendwie gewundert, weil ich sie ja total toll fand. Aber egal. Ich hab ja eh nochmal von vorne angefangen.
1. Kapitel
Der Einstieg in das Buch gefällt mir auch beim zweiten Lesen noch total gut. Diese ganzen Zitate sind eine tolle Einführung, auch wenn Firmin das nicht so sieht und dann lieber nochmal von vorne anfängt. Das finde ich übrigens total niedlich.
Ja und dann wirds ja auch schon traurig. Der arme kleine Firmin wird im Keller eines Hauses geboren ist zu klein und schwach, um sich gegen seine Geschwister durchzusetzen. Das in Verbindung mit dem Bild auf dem Umschlag ist ja wohl mal echt herzzerreißend. Ich finde da sieht man dieses arme kleine Ding doch vor sich, wie es verzweifelt versucht, auch mal einen Schluck Milch von "Mam" abzubekommen. [size=7pt]Oh man, ich werde sentimental... [/size]
2. Kapitel
Klein Firmin entdeckt erst seine Liebe zum Papier und dann die Liebe zum Lesen. Da sieht man mal, dass auch der traurigen Angelegenheit, dass er hungern muss, doch noch was gutes wird. Zwar wird das mit dem Hunger nicht wirklich viel besser, aber immerhin hat er ein "Hobby" entdeckt. Besser ist das auch...sonst hätte er noch die ganzen Bücher aus dem Keller aufgefressen...so geht es ja nun aber wirklich nicht, Firmin!
Eine lesende Ratte, quasi eine Leseratte im wahrsten Sinne des Wortes - sehr schöne Vorstellung. Allein schon, wie er es wohl mit seinen kleinen Pfoten schafft, die Seiten umzublättern. Herrlich.
3. Kapitel
Firmin entdeckt die Buchhandlung, die sich über dem Keller befindet.
Total niedlich finde ich, dass er die Rohre, über die er nach oben gelangt, für Tunnel hält, die seine Vorfahren angelegt haben. Er ist überhaupt so schön naiv. Das macht ihn mir direkt sympathischer. Vermutlich stürzt ihn das aber auch noch in die ein oder andere Krise...
Sehr interessant finde ich die Szene, in der "Mam" ihre Kinder auf das Leben außerhalb des Kellers vorbereiten will und mit Firmin und seiner einen Schwester abends auf Tour geht. Während seine Schwester sofort das Verhalten der Mutter nachahmt und frisst und aus Bierpfützen trinkt, fühlt sich Firmin absolut unwohl, bekommt keinen Bissen herunter und will einfach nur wieder nach Hause. Er scheint der Einzige zu sein, der den Keller wirklich als "zu Hause" ansieht. Vielleicht ist das so, weil er durch die Bücher und die Entdeckung der Buchhandlung eine Bindung zu dem Haus aufgebaut hat? Was meint ihr?
Meine Güte zu diesem Kapitel fällt mir irgendwie viel ein. Aber egal.
Ich finde es sehr schön, dass der Leser zwischendurch immer wieder direkt angesprochen wird. Das gibt mir irgendwie das Gefühl, dass Firmin wirklich seine Lebensgeschichte "erzählt". Ok, das hört sich komisch an. Ich meine einfach, dass es die Geschichte für mich irgendwie authentischer macht, weil man beim Erzählen ja meist wirklich einzelne Aspekt nachschiebt, die einem später noch einfallen. Und das passiert in dem Buch eben auch. Genauso gibt er ab und an kleine Ausblicke auf die Dinge, die noch passieren werden, ohne wirklich viel zu verraten. Das gefällt mir total gut.
4. Kapitel
Das vierte Kapitel fand ich wieder ziemlich traurig.
Zum einen zerstreut sich die Familie langsam aber sicher, weil erst "Mam" und dann alle anderen den Keller verlassen. Firmin bleibt als einziger zurück. Ok, das ist noch nicht wirklich traurig. Die hatten ja eh alle nichts mit Firmin am Hut.
Aber dann...
Firmin nimmt nach und nach die Buchhandlung weiter in Beschlag und liest sich durch den Bestand. Eines Tages lässt jemand die Tür zur Toilette offen und er kann sich dadurch zum ersten Mal im Spiegel betrachten - er findet sich abgrundtief hässlich. Der arme Kerl. Die Beschreibung ist auch wirklich alles andere als schön, aber warum ist er so selbstkritisch? Hat er in den ganzen Büchern zu viele hübsche Menschen gesehen und fühlt sich nun minderwertig, weil er eben kein Mensch ist? Manchmal habe ich das Gefühl, dass er das wirklich bedauert. Immerhin kann er zwar lesen, sich aber nie mit irgendwem über das Gelesene austauschen. [size=7pt]Literaturschock für Ratten wäre da gut. [/size]
In diesem Kapitel ist mir zum ersten Mal auch die Sprache besonders aufgefallen. Die Mischung aus gehobenem Ausdruck (Verwendung von Fremdwörtern etc.) und umgangssprachlichen Formulierungen lockert das Geschehen in meinen Augen auf. Es zeigt sich, dass Firmin einerseits gebildet ist, eben weil er so viel liest, andererseits aber auch geprägt ist von dem Geschehen auf der Straße. Denn obwohl er das Leben "draußen" nicht mag, ist er gezwungen, gelegentlich daran teilzunehmen, weil er sich Nahrung suchen muss.
Achso, was ich jetzt fast vergessen hätte. Es ist ja nicht alles traurig in dem Kapitel, sondern es sind durchaus auch schöne Szenen zu finden.
Dies ist für mich zum Beispiel der Fall, als Firmin Norman analysiert und schließlich zu dem Schluss kommt, dass er seine "erste große Liebe" ist. Was ist das doch niedlich.
So, das war es erstmal von mir. Ich bin zwar schon weiter gekommen, aber jetzt will ich weiterlesen.