Hallo ihr Lieben!
Inzwischen habe ich ein Händchen dafür, Bücher auszusuchen, die wie für mich gemacht sind. Bone Swans ist so ein Buch, eine Sammlung von Geschichten bzw. Novellen, die alle meine Leserwünsche erfüllen, und das auch noch mit einem wirklich hübschen Cover.
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Inhalt
Eine Schwanenprinzessin, die wegen ihrer Knochen gejagt wird, ein trauriger Musiker und seine silberne Flöte, eine Ratte namens Maurice - diese drei unwahrscheinlichen Helden bringen Gerechtigkeit in ein verzaubertes Dorf.
Eine Gruppe mutiger Kinder überlebt in einer verseuchten Welt und in einer Nachwelt voller Clowns aber ohne jegliches Lachen.
Auf einer Inselstadt vereint der Mord an einem Kind zwei Liebhaber, doch Rache soll sie wieder trennen.
Nur ein Menschenopfer kann eine Stadt, gefangen in Eis und Dunkelheit, retten.
Aus Stroh gesponnenes Gold hat seinen Preis, aber nicht was du erwartest...
Meine Meinung:
Die fünf Geschichten in C.S.E. Cooneys Bone Swans haben keinerlei Zusammenhang, außer dass sie aus derselben bezaubernden Feder stammen. Zwei Geschichten sind abgewandelte, neue Varianten von Märchen - "How the Milkmaid Struck a Bargain With the Crooked One" und "The Bone Swans of Amandale" - die anderen bringen ihre ganz eigene, einfallsreiche Mythologie mit sich, und doch liest sich jede Geschichte so anders als die vorhergehende, dass ich wirklich beeindruckt war.
Ein bisschen hat es gedauert bis ich mich in die seltsame Welt von "Life on the Sun" eingelebt habe, ein wüstenartiger Ort mit fliegenden Teppichen, Prophezeiungen und Menschenopfern, ohne die kein Regen fällt. Die Protagonistin treffen wir am Ende einer Schlacht, verletzt und noch ein gutes Stück von ihrem Zuhause entfernt. Auf dem Weg dorthin erfährt man fast nebenbei, was eigentlich vor sich geht, warum Krieg herrscht, wer die Protagonistin ist und in welcher Verbindung sie zu den Nebencharakteren steht. In ganz wenigen Worten erschafft Cooney hier eine ganze Welt. Natürlich erfährt man auf so wenigen Seiten keine Details, aber genau so wie ein Blick zwischen zwei Verliebten Bände sprechen kann, sind auch Cooneys Sätze weit mehr als die Summe ihrer Wörter. Diese erste Geschichte hat mir am wenigsten gefallen, aber das heißt bei diesem Buch nicht viel.
Kaum hatte ich mich in diese trockene, heiße Welt eingelebt, macht Cooney einen Schwenk in ein komplett anderes Gebiet. Ihre Version des "Rattenfängers von Hameln" mischt Elemente von einem sehr düsteren Märchen bei ("The Juniper Tree") und eine Prise Schwanenprinzessin, weil es so schön passt. Die möglicherweise magische, aber eindeutig böse Bürgermeisterin der Stadt jagdt Schwäne um aus ihren Knochen Musikinstrumente zu machen. Nichts spielt so schöne Musik wie ein Knochenorchester - dass die Schwäne dabei grausam sterben müssen und die Kinder der Stadt dafür blutige Rituale durchführen, ist der Bürgermeisterin egal.
Aber da kommt schon Maurice, eine Ratte, die Menschengestalt annehmen kann, um den Tag zu retten. Maurice, der in fantastisch frechem Ton die Geschichte erzählt, ist seit jeher in die Schwanenprinzessin Dora Rose verliebt - und sie als letzer noch lebendiger Schwan verbündet sich mit ihm um die Bürgermeisterin zu stoppen. Doch ganz ohne Hilfe geht es nicht und so kommt Nicholas, der Rattenfänger mit der magischen Flöte, dazu. Was in meinen Worten jetzt ziemlich geradeaus und langweilig klingt, ist in Cooneys Worten pure Magie. Der Ton der Geschichte ist halb düster/grimmig und halb humorvoll, weil Maurice einfach einen schweinischen Humor hat. Was aber in dieser Geschichte passiert, ist schockierend, besonders wenn es um die Kinder geht. Ein wirklich tolles, neues Märchen, das viele Elemente gekonnt vermischt.
"Martyr's Gem" liest sich wiederum komplett anders. In einem Inselreich lebt Shursta mit seiner Schwester und wird eines Tages auserwählt, die Tochter der reichsten Familie zu heiraten. Hyrriay, seine Braut, zeigt bald, was sie dazu bewegt hat, ihn auszuwählen und obwohl die Ehe zuerst als Nutzehe startet, zeigt sich schon bald, dass die beiden sich doch gern haben. Aber Hyrriays Geheimnis ist, dass sie Rache für den Tod ihrer kleinen Schwester sucht. Während sie also auf Mörderjagdt geht, lebt Shursta sich mit seiner Schwester in der neuen Familie ein.
Was mir hier ganz besonders gefallen hat, war wie mühelos die Autorin es schafft, das Gefühl von Familie zu vermitteln. Eine neckische Bemerkung hier, ein dummer Spitzname da, gemeinsames Essen und Geschichten erzählen - es braucht gar nicht viele Worte und man weiß sofort, dass diese Charaktere zusammen gehören. Shurstas Schwester, Sharrar, stiehl übrigens die Show mit ihrer fantastischen Erzählung (die es übrigens hier als Youtube Video zu sehen gibt!). Hier sieht man auch sehr schön, dass Cooney auch Gedichte schreibt.
Mein absoluter Favorit ist aber Cooneys Version von Rumpelstilzchen. Meine Güte, was war ich hier hin und hergerissen! Gordenne (kurz: Gordie) ist eine Milchmagd, die eigentlich nur versucht ihre Kühe zu versorgen und ihren Alkoholiker-Vater von Ärger fernzuhalten. Als dieser jedoch behauptet, sie könne Stroh zu Gold spinnen, sitzt Gordie tief in der Tinte. Die Geschichte um Stroh und Gold folgt dem bekannten Märchen, aber das Drumherum! Leute, das Drumherum ist was diese Geschichte so toll macht.
Nicht nur sind wir in einer Welt angesiedelt, die ans Feenland grenzt, wo Feen (nicht die Sorte Tinker Bell) Wechselbälger hinterlassen, die Gestalt von Tieren annehmen und Menschen verzaubern können. Zudem herrscht Krieg, sowohl zwischen Menschen- und Feenland, als auch zwischen verschiedenen Menschengruppen. Gordie steckt mittendrinnen und hat nur einen Fuchs-/Feenjungen als Freund und natürlich den seltsamen, kleinen, vernarbten Mann, der ihr mit der Stroh-Gold-Situation hilft.
Auch hier fand ich die Sprache mindestens so faszinierend wie die Handlung. Erstens hat mich das Ende überrascht (was bei einem Märchen selten vorkommt, weil man das Ende halt kennt) und zweitens fand ich Gordies Hang zum unabsichtlichen Reimen einfach toll. Besonders wenn sie den König und das Militär verflucht, waren ihre Reime höchst originell.
Die letzte Geschichte hatte es schwer mit mir, weil ich mein Herz schon an Rumpelstilzchen verloren hatte. Aber auch hier findet man eine gänzlich andere Art von Erzählung, die eher an Horror als Fantastik erinnert. In einer post-apokalyptischen Welt, in der alle Erwachsenen an "slap-rash" sterben, kämpfen Gruppen von Kindern ums Überleben. Außer Beatrice, die gerade tot aufgewacht ist... in einer Art Nachwelt, die der Geschichte ihren Namen gibt - "The Big Bah-Ha". Hier soll Cuckle Town jedem ein Lachen entlocken, aber die Clowns, die sich von brennenden Gebäuden stürzen, die Seiltänzerinnen, die von Spinnen gefressen werden, wenn sie ins Netz fallen, und der Graue Harlequin waren alles andere als lustig.
Beatrices Freunde (in der echten Welt) machen sich auf um ihre Freundin zu retten oder zumindest gebührend in den Tod zu verabschieden. Dabei hilft ihnen der Flabberghast - und dieser stiehlt als Nebencharkter auch wieder die Show. Was für ein toller Name ist Flabberghast?
Ich könnte noch viel mehr zu den Geschichten hier sagen, aber ich denke, das reicht fürs erste. Nach so viel Schwärmerei wundert sich wohl niemand über meine Bewertung:
Liebe Grüße,
Wendy