Aldous Huxley - Brave New World / Schöne neue Welt

Es gibt 31 Antworten in diesem Thema, welches 24.417 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von louzilla.

  • Es gibt in BNW Kontrolleure und Kontrollierte. Anders als in 1984, in dem Angst und Terror herrschen, sind die Kontrollierten in BNW konditionierte Glücksautomaten. Das scheint mir weit weg von einer Utopie, in der Menschen alle glücklich sein sollen.

  • Diese Leselücke habe ich nun auch geschlossen. Zum Inhalt steht hier schon vieles, das soll soweit auch reichen. Vielleicht wäre der Eindruck dieses Romans über seinen gesamten, ohnehin schmalen Umfang hin besser gewesen, hätte ich es vor 20 Jahren gelesen. Aber gerade in der ersten Hälfte, erst mit leichter Trendumkehr in dem Indianerreservat, wirklich spürbar erst nach der Rückkehr, war mir das ganze entschieden zu sehr mit dem Holzhammer versehen, vor allem, was diese Konditionierung durch die Schlafschulen anging. Ich habe mir immer sagen müssen, daß noch etwas anderes kommen muß, was den Status dieses Romans rechtfertigt, als pointiertere Erzählung hätte ich es mir bis dahin besser vorstellen können.


    In der Konfrontation des komplett durchgestylten und geregelten Lebens, in dem „Glück“ auf Kosten wenn nicht der Menschlichkeit, so mindestens aber der Individualität erzielt wird, mit dem Verlangen des „Wilden“ neben dem Recht auf echte Gefühle auch ein Recht auf die unangenehmen Seiten des Daseins zu haben, deren Erfahrung ja auch erst die Wahrnehmung des Gegenteils möglich macht, war dann aber doch das Lesen wert. Glück, Zufriedenheit, Erfüllung usw. lassen sich eben nur als solche erleben, wenn man auch die andere Seite kennt. Sonst ist es einfach ein seelenloser Zustand.


    Während der Lektüre habe ich mich gefragt, ob es Zufall oder der Herkunft des Autors geschuldet ist, daß der „Wilde“ ausgerechnet an Shakespeare geschult wird, bin aber zu dem Ergebnis gekommen, daß die Wahl etwas unvermeidliches hatte. Ich könnte mir nur schwer die Werke eines anderen Autors in dieser Gesamtheit in dieser Funktion vorstellen.


    Bemerkenswert und erschreckend ist auch, wie nahe wir an manchen Vorstellungen Huxleys schon sind, und damit meine ich gar nicht so offensichtliche Dinge wie die Reproduktionsmedizin. Eine Gesellschaft, in der alle jugendlich frisch bleiben und dann mit 60 tot umfallen? Haben wir nicht ganz, aber der Wahn um Schönheitsoperationen und „ewige Jugend“ ist ausgeprägt genug. Alt sein ist nicht in. Soma-Urlaube? Haben wir auch nicht, aber wenn ich lese, wie weit verbreitet die Einnahme von Psychopharmaka auch schon unter Schülern und Studenten ist, um eine permanente Einsatzbereitschaft und Höchstleistung sicherzustellen, dann geht das für mein Empfinden schon in die gleiche Richtung, auch wenn der ursächliche Zweck ein anderer ist.


    Eine richtige Top-Bewertung verhindert der arg lang und platt geratene Einleitungsteil, aber empfehlen würde ich die Lektüre durchaus.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Hallo!


    Ich schliesse mich Aldawens Empfehlung an :smile: Ansonsten ging es mir beim Lesen ähnlich wie ihr. Mir war der erhobene Zeigefinger am Anfang zuviel, auch wenn ich die Idee als sehr bedrückend empfunden habe. Eine lieblose Kindheit als Norm und das glückliche Familienleben als abartig anzusehen kann ich mir kaum vorstellen. Doch was passiert, wenn das Leben nach unseren Vorstellungen gelebt wird? Ist man dann wirklich glücklicher? Offensichtlich kann man nicht von einem Leben ins andere wechseln ohne dass viel, vielleicht zuviel auf der Strecke bleibt. Wenn ich mir überlege, wann das Buch geschrieben wurde und wo wir heute stehen bin ich von der Weitsicht (oder vielleicht des Vorstellungsvermögens) des Autors beeindruckt. Aber ich bin auch froh, dass ich offensichtlich eine Wilde bin.
    3ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo!


    Ich kann mich in etwa Aldawens und Kirstens Meinungen anschließen. Der Anfang war wirklich nicht sehr geschickt gestaltet. Huxley wollte auf diese Weise wohl den Leser in seine "Schöne neue Welt" einführen, das ganze kommt aber arg oberlehrerhaft daher.


    Einige Gänsehautmomente hat mir die Lektüre dennoch beschert - allein die Vorstellung, dass die Babys entkorkt werden und ohne elterliche Liebe aufwachsen, fand ich ziemlich gruselig. Zudem erweisen sich einige von Huxleys Visionen als sehr realistisch; ich denke da vor allem an die Reproduktionsmedizin oder auch die sexuelle Freizügigkeit.


    Den letzten Teil, wo der "Wilde" in der sogenannten Zivilisation landet, fand ich dagegen wieder arg übertrieben. Aber das wurde wohl mit Absicht so gestaltet, um die Unterschiede der beiden Lebensweisen deutlich aufzuzeigen.


    Insgesamt hat mich "Schöne neue Welt" nicht so beeindruckt wie z.B. 1984, aber verschwendete Lesezeit war es auch nicht.


    3ratten

  • Dann will ich mich mal in die eher verhaltene Meinung der letzten Rezensenten einreihen.
    Vor ca. 8 Jahren habe ich "Brave New World" im Englisch-LK gelesen und wollte es nun noch einmal auf deutsch versuchen. Da ich noch im Hinterkopf hatte, dass die Handlung in London spielt, war ich umso irritierter, dass die deutschen Übersetzter die Handlung mal eben nach Berlin verlegt haben. :gruebel:


    So richtig begeistert war ich von der Handlung nicht. Gerade der Anfang war doch sehr gewollt und wie Cuddles so schön schrieb, oberlehrerhaft. Das Buch bietet einige interessante und beunruhigende Aspekte hinsichtlich der neuen "zivilisierten" Welt, wie beispielsweise die entkorkten und konditionierten Babies, das allzeit und überall konsumierte Soma, Fühlkino etc. Doch ich fand es für meinen Geschmack zu überladen, zu unrealistisch, ja fast schon albern. Huxley hat es höchstens geschafft, mich einigermaßen zu unterhalten, nachdenklich oder bedrückend wie andere Dystopien (z. B. "Wir" von Samjatin) hat es mich nicht zurückgelassen.


    3ratten

  • Aldous Huxley


    Schöne neue Welt


    Brave new World


    Ausgabe von 1953, 247 Seiten


    Ein paar Hundert Jahre in der Zukunft sieht die Welt deutlich anders aus, das ist klar. Natürliche Fortpflanzung wurde abgeschafft, die Menschen entstehen im Labor. Je mehr Klone, desto besser. Das gilt zumindest für die unteren Kasten. Bei den oberen, den Alphas und Betas, setzt man noch auf Einzelstücke. Aber genormt und manipuliert werden sie alle. Man setzt auf Einheitlichkeit, Gemeinschaftlichkeit und Vermeidung von allzu schlechten oder allzu überschwänglichen Gefühlen. Soma ist die staatlich verordnete Droge für alle Lebenslagen.


    Die letzten "normalen" Menschen leben in Reservaten, eingesperrt mittels Hochspannungsumzäunungen. Sie gelten in ihrer Einfalt und Zurückgebliebenheit als Touristenattraktion mit einem gewissen Gruselfaktor.



    Huxley malt ein sehr beklemmendes Bild von der Zukunft. Teilweise satirisch schildert er die Auswüchse der Gemeinschaft, der Staatsgewalt. Für mich war das Schlimmste die Manipulation mit den Embryonen der unteren Kasten, die gezielt geschädigt werden.


    Dass ich Shakespeare nicht gelesen habe, macht sich bei dieser Lektüre unangenehm bemerkbar.


    Zwei Kritikpunkte habe ich vorzubringen:


    - Sigmund wäre in einer solchen Gesellschaft sicherlich beizeiten als Ausschuss aussortiert worden, schon allein aufgrund seiner geringen Körpergröße.
    - Filine lebt in einem Standard-Ausflugsziel für Touristen und trifft trotzdem 20 Jahre lang mit keinem "Jenseitigen" zusammen.


    Nett fand ich, endlich mal auf das Wort "Geziefer" ganz ohne Un- zu treffen.


    3ratten

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Hallo!


    - Filine lebt in einem Standard-Ausflugsziel für Touristen und trifft trotzdem 20 Jahre lang mit keinem "Jenseitigen" zusammen.


    Den Kritikpunkt kann ich verstehen, das kam mir auch ein bisschen seltsam vor. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Leute, die sich komplett abschotten können und sich für wenig interessieren. Von daher könnte es so gewesen sein... aber das kann ich mir auch nicht richtig vorstellen.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Ich finde es auch ganz eigenartig, dass das Buch in der deutschen Übersetzung in Berlin spielt. Hab es in der Schule in englisch gelesen und wollte Jahre später mal in die deutsche Version reinschauen. Hab es dann aber bleiben lassen weil mich das so genervt hat.
    Ich frag mich auch, ob es sich hier um einen Sonderfall handelt oder ob das öfter vorkommt. :confused:


    Ich erinnere mich auch noch, dass eine Freundin und ich das Buch parallel gelesen haben. Ich auf englisch, sie auf deutsch. Die Namen der Charaktere wurden da in der Übersetzung auch eingedeutscht. Da hieß mein John plötzlich Fritz etc. Interessante Übersetzungsstrategie (sehr zielkulturgerichtet), aber für mich auch extrem befremdlich. :entsetzt:

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Das mit der deutschen Übersetzung höre ich zum ersten Mal und findes das sehr ... gewöhnungsbedürftig.
    Laut Wikipedia gibt es aber aus den 70er-Jahren eine Übersetzung, die wieder an den ursprünglichen Orten spielt, und nur die Übersetzung aus der Zeit Huxleys arbeitet mit dieser Technik.


    Ich habe das Buch vor etlichen Jahren in meiner Teenager-Zeit auf Englisch gelesen. Ich weiß noch, dass mir Brave New World schwieriger gefallen ist, als zum Beispiel 1984. Ich glaube, ich habe beide Bücher sogar relativ zeitnahe gelesen, und konnte mich in letzterem besser zurecht finden.
    Mir geht es da so ähnlich wie Cuddles, aber ich bin trotzdem froh, dieses Werk gelesen zu haben, und es zu kennen.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.


  • Da hieß mein John plötzlich Fritz etc. Interessante Übersetzungsstrategie (sehr zielkulturgerichtet), aber für mich auch extrem befremdlich. :entsetzt:


    Diese Version haben wir in den 90ern in der Schule gelesen. Ich finde das auch nur bedingt gelungen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Während der Lektüre habe ich mich gefragt, ob es Zufall oder der Herkunft des Autors geschuldet ist, daß der „Wilde“ ausgerechnet an Shakespeare geschult wird, bin aber zu dem Ergebnis gekommen, daß die Wahl etwas unvermeidliches hatte. Ich könnte mir nur schwer die Werke eines anderen Autors in dieser Gesamtheit in dieser Funktion vorstellen.


    Ich denke das liegt einfach an der Parallelität zu Shakespeares Tempest, der Versuch der Zivilisierung des "Wilden" und die Konfrontation zweier Lebensentwürfe und Wertesysteme gepaart mit der Verliebtheit von John/Caliban in eine attraktive Frau der anderen Welt. Den Leser mit dem Holzhammer draufhingewiesen.


    Ich habe das Buch als Teenager gelesen und war damals auch nur mäßig begeistert. Mehr als 15 Jahre später sehe ich es gänzlich anders, vieles habe ich damals einfach nicht verstanden oder zu oberflächlich gelesen (obwohl in der Schule analysiert und zerpflückt). Auch sprachlich fand ich es extrem gut gemacht, wenn man wirklich ins Detail geht.

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    Beschreibung


    1932 erschien eines der größten utopischen Bücher des 20. Jahrhunderts: ein heimtückisch verführerischer Aufriss unserer Zukunft, in der das Glück verabreicht wird wie eine Droge. Sex und Konsum fegen alle Bedenken hinweg und Reproduktionsfabriken haben das Fortpflanzungsproblem gelöst. Es ist die beste aller Welten – bis einer hinter die Kulissen schaut und einen Abgrund aus Arroganz und Bosheit entdeckt.


    Meine Meinung (Achtung! Spoiler!)


    Egal, wie und wohin wir uns entwickeln, die menschliche Natur ist nicht auszumerzen! :breitgrins:


    Huxley entwirft für mich eine gar nicht so utopische Zukunft. Man muss nur die menschlichen Bestrebungen genau beobachten und extrapolieren, dann landet man in Huxleys schöner neuen Welt: Sauberkeitswahn und die damit verbundene Keimfreiheit und Geruchslosigkeit, immer zur Verfügung stehender Sex ohne quälende Emotionen,Kontrolle über die Natur, Hierarchiedenken, Kollektivwahn, unbegrenzter und nebenwirkungsfreier Konsum von Drogen, sofortige Bedürfnisbefriedigung, Konsumsucht, Schönheits- und Jugendwahn, Körperkult, Bequemlichkeit, verantwortungslose Dauerbespaßung, Glückszwang, Reproduktion ohne lästige Schwangerschafts-, Geburts- und Erziehungsmühen. Was will man mehr?
    Und wenn man an George Orwells "1984" und Juli Zehs "Corpus Delicti" denkt, muss man feststellen, die Utopien ähneln sich und wir sind gar nicht soweit entfernt, uns freiwillig der Diktatur des Fortschritts zu unterwerfen, ja danach zu verlangen.
    Es gibt allerdings so Manches im Roman, das finde ich inkonsequent: Da hat man die totale Reproduktionskontrolle und die Welt ist völlig überbevölkert, was ich aus den Beschreibungen von Massenveranstaltungen und von Gebäuden gigantomanischen Ausmaßes schließe. Trotzdem scheint jeder jeden zu kennen.
    Das Reservat der Wilden und deren Gebaren wird für meinen Geschmack zu überzogen dargestellt.
    Insgesamt wird zu wenig erklärt. Was sind die ganzen Spiele, die die Menschen spielen (Treppen-Squash, Magneto-Golf)? Wie kann man ein Reservat besuchen, ohne dass die Wilden auf die Besucher reagieren? Wie konnte Linda schwanger werden? Wie und wann sterben eigentlich die Menschen und wer bestimmt das (das wird aber vielleicht noch erklärt)? Wie kann sich plötzlich ein perfekt konditionierter Mensch verändern und von seinen archaischen Emotionen übermannt werden (die sich verliebende Lenina)? Auch finde ich den Protagonisten Bernard zu dumm gezeichnet. Er (Alpha, mit Intelligenz gesegnet) ist doch einer, der nicht in dieses System passt und sich nach dem Echten sehnt und trotzdem dient er hündisch dem System für ein bisschen Anerkennung, sobald sich die Chance bietet. Aber vielleicht soll das ja nur die Schwäche der menschlichen Natur hervorheben...
    Auch die Ökonomie und Ökologie sind völlig unklar. Wie ist der totale Konsum möglich? Und die Folgen dessen werden völlig ausgeblendet.
    Eine Chance (für die Handlung) sind Linda und John. Die eine ist jahrelang der Natur ausgesetzt (was sich vor allem in ihrem körperlichen Verfall manifestiert), der andere ist in und mit der Natur aber als Außenseiter aufgewachsen. Beide werden in die schöne neue Welt gebracht. Ich bin gespannt, was daraus noch erwächst!


    [...]


    Am faszinierendsten fand ich die Aussagen von Mustafa Mond. Er erklärt im Grunde das ganze Ideenkonstrukt, dass sich der menschlichen Natur anpasst und sie sich gleichzeitig zunutze macht. Alles andere ist zwar unglaublich interessant aber an sich wird nur an der Oberfläche gekratzt, nichts wird gedanklich oder beschreibend zu Ende geführt.
    Das größte Problem ist meiner Meinung nach die angenommene Existenz von Gott, denn auch Ford ist Gottersatz und damit stellt sich Huxley sozusagen selbst ein Bein. Gott ist ein Konstrukt, um unter anderem dem Leben (vermeintlichen) Sinn zu geben, Unerklärliches zu erklären und um mit der Angst vor dem Tod umzugehen. Dies alles ist in Huxleys Welt nicht existent, also ist die Existenz eines höheren Wesens absurd. Auch die völlig übertriebenen religiösen Handlungen der Wilden, insbesondere von John (zum Beispiel dessen Selbstgeißelung) ergibt überhaupt keinen Sinn. Er will büßen - für was denn? Warum beschimpft er geifernd Lenina und tötet (?) sie? Weil sie promisk ist und ihn haben will? Na und? Er müsste doch erkennen, so wie er vieles andere erkennt, dass sie nicht anders kann. Lindas Tod ist ebenfalls inkonsequent. angeblich ist der Somatod doch angenehm - woher kommt dieses Grauen in ihrem Blick, als sie stirbt? Soll das dem Leser zeigen, dass der Tod doch zu fürchten ist und er einen Gott braucht?
    Was ich wirklich amüsant fand, ist das beschriebene Experiment mit einer Gesellschaft aus lauter Alphas (hochintelligenten Menschen), das zum Scheitern verurteilt ist. Der Schluss, der daraus gezogen wird (Eisbergstruktur der Intelligenzgrade) stellt im Grunde übertrieben das dar, was heute keiner mehr wahrhaben will, aber schon immer Realität ist, der man Rechnung tragen muss.
    Der Wert des Romans liegt für mich in dem Denkanstoß, sich zu fragen, ob es sich um eine Utopie oder Dystopie handelt.


    [...]


    Die drei Hauptcharaktere Bernard, Helmholtz und John sind äußerst interessant. Spontan viel mir folgender Vergleich ein: Hund, Katze, Maus. Alle mit Intelligenz gesegnet, alle weichen von der Norm ab, wissen, dass sie nicht in das System passen. Trotzdem agieren sie grundverschieden:
    Bernard, ein Opportunist in Reinkultur, für den es nur ihn selbst gibt, kennt weder Freund noch Stolz. Ein widerlicher Mitläufer.
    Helmholtz, ruhig besonnen, großmütig, erkennt und begreift die Chance, die sich ihm mit der Umsiedlung auf eine Insel zu Gleichgesinnten bietet.
    John wird aggressiv, auch gegen sich selbst, überreagiert mit Abwehr und Flucht.


    Dies zeigt, dass Charakter und ethische Wertmaßstäbe nicht von der Intelligenz und kaum von der Erziehung abhängen.


    [...]


    Was ich interessant fand, sind die Rezensionen, die ich im Nachhinein gelesen habe. In denen kommt die Neuübersetzung ziemlich schlecht weg. Da ich aber nur diese kenne (und das auch nicht ändern werde), kann ich dazu lediglich sagen, dass ich an zwei Stellen gedacht hab, dass da vermutlich die Übersetzerin betrunken war.