Jean-Paul Sartre - Geschlossene Gesellschaft

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    Titel: Geschlossene Gesellschaft
    Autor: Jean-Paul Sartre


    Allgemein:
    80 S.; Rowohlt Tb.; Auflage: 46; 1986 (1944)


    Inhalt:
    Kein Schlaf, ewiges Licht und keine Möglichkeit die Augen überhaupt zu schließen. Das scheint die Hölle zu sein in der Garcin, der Journalist, der seine Frau in den Tod getrieben hat und nicht zu sich selbst steht, die lesbische Ines hat das leben zweier Menschen zerstört als sie einem Mann die Frau ausspannte und die Geliebte aus Verzweiflung sie und sich selbst mit Gas tötete, auch Estelle ist nicht die Unschuld als die sich gerne darstellt, "schmoren" müssen. Estelle brachte ihr Kind um und ist für den Selbstmord ihres Geliebten verantwortlich. Nun sind alle drei gemeinsam in einem alten Empirezimmer für immer eingesperrt.


    Nach und nach erscheint es als ob sie sich schließlich mit den Gegebenheiten abfinden müssen. Doch zunächst wollen sie es nicht wahrhaben, jeder versucht einen der beiden Anderen für sich zu gewinnen um sich zu verschwören. Sie verletzen sich, versuchen zu schmeicheln, sich in einem guten Licht darzustellen, aber die Wahrheit, die können sich nicht verbergen. Sie können sich nicht vor einander verstecken, die Hölle sind sie selbst für den Anderen, sie müssen sich damit abfinden. Es gibt keine Möglichkeit dies jemals zu ändern.


    Meine Meinung:
    Die Hölle, das sind die Anderen. Wir machen uns unsere Hölle selbst. Andererseits verschließen wir uns vor einander und wollen nichts preisgeben, und das was wir preisgeben, ist wohlkalkuliert. Das scheint mein Fazit zu sein, das ich aus diesem Theaterstück ziehe. Das klingt negativ, realistisch, aber es ist nicht das Einzige, was man aus diesem Stück ziehen kann:


    Hier wird keine der Figuren beschönigt. Jede hat ihre Schattenseiten die erst nach und nach zu Tage treten. Jeder der drei Charaktere hat seine Schuld auf sich geladen die ihn nicht mehr los lässt. Dies würde er/sie aber niemals zugeben, schon gar nicht in Gegenwart der Anderen. Doch die Fassade bröckelt und nach und nach bleibt ihnen keine andere Wahl mehr. Gerade dies hat mich daran auch so fasziniert. Und eben auch die eigene Überlegung. Ja man selbst möchte sich auch nicht bloßgestellt fühlen, aber auch die Erkenntnis wie viel einfacher es ist die Augen zu schließen und nichts sehen zu müssen. Die Figuren im Stück haben diese Wahl nicht. Sie haben ihre Chance verspielt und müssen nun für das Gerade stehen was sie als Lebende verbrochen haben. Sartre erwartet einen Menschen der immer und überall die Verantwortung für sein Handeln übernimmt und sich überlegt welche Konsequenzen dieses Handeln nach sich zieht.


    Inès, Estelle und Garcin müssen erkennen das sie einander nicht entfliehen können. Sie sind für immer voneinander Abhängig und können dies nie wieder ändern.
    Das Lesen hat mir sehr viel Spaß gemacht. Es war zwar mit Anspruch geschrieben aber dennoch gut zu verstehen. In mancher Hinsicht auch sehr ironisch geschrieben, konnte ich durchaus auch mal schmunzeln und es machte richtig Spaß gerade Inès, Boshaftigkeiten zu beobachten und ihr Versuch Intrigen zu spinnen war für mich wunderbar erzählt. Es machte einfach Spaß!


    Andererseits gibt es auch viele Denkanstöße und Sartre hat hier auch viel von seinen damaligen philosophischen Ansätzen einfließen lassen.
    Mir persönlich hat es jedenfalls sehr gutgefallen und eine Inszenierung würde mich interessieren.


    Gefühlsmäßig:


    4ratten

  • Ein absolutes Trauma aus dem Französisch-LK in der Oberstufe. Meine Erinnerung daran ist nur mehr sehr schwach, aber unser unfähiger Lehrer hat es zumindest geschafft, daß ich seit der Zwangslektüre dieses Werkes kein Buch mehr freiwillig angefaßt habe, auf dem der Name Sartre steht. Und ich kann es nicht einmal darauf schieben, daß mein Französisch damals dafür nicht gereicht hätte, ich habe nämlich immer die Lektüren in deutscher Übersetzung parallel gelesen. Allerdings bin ich kürzlich in anderem Zusammehang auch mal wieder über Geschlossene Gesellschaft gestolpert und hatte den Eindruck, daß ich es möglicherweise doch noch mal versuchen sollte. Gut zwanzig Jahre Lebenserfahrung sollen an der Bewertung ja schon mal etwas ändern können :zwinker:

  • Ich habe das Buch im Französisch LK gelesen und fand es wirklich gut.
    'L'enfer, c'est les autres' ist seitdem einer meiner Lieblingssprüche. :winken:

  • *mich ebenfalls als FranzösischLKlerin oute* Ich hab das Buch auch im Französisch-LK gelesen und fand es superinteressant. Einfach diese ausweglose Beziehungskonstellation, aus der man nicht entrinnen konnte. Ich fand das ganze auch psychologisch sehr interessant, mal abgesehen davon, dass mir die Sprache gut gefallen hat.

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    Jean-Paul Sartre[br]Geschlossene Gesellschaftl[br]OT: Huis cos[br]Erstveröffentlichung 1947[br]Aus dem Französischen von Traugott König (2009)[br]Rowohlt Taschenbuch Verlag[br]76 Seiten[br]



    Klappentext
    "Geschlossene Gesellschaft": Drei Personen, die im Leben einander nie begegnet sind, werden nach ihrem Tod für alle Ewigkeit in einem Hotelzimmer zusammen sein. Das ist die Hölle.
    "Wenn meine Beziehungen schlecht sind, begebe ich mich in die totale Abhängigkeit von anderen. Und dann bin ich tatsächlich in der Hölle. Und es gibt eine Menge Leute auf der Welt, die in der Hölle sind, weil sie zu sehr vom Urteil anderer abhängen." (Jean-Paul Sartre)


    Der erste Satz
    GARCIN tritt ein und sieht sich um: Da sind wir also.


    Wie kam die Geschichte in meine Hände?
    In einem Bücherrausch kaufte ich auch dieses Buch in der festen Annahme, dass ich vielleicht eine Hausarbeit darüber schreiben möchte, es dann aber doch nicht tat.


    Meine Meinung
    Die Hölle, das sind die anderen. Allein für diesen Satz hat sich das Buch gelohnt. Lange habe ich es vor mir hergeschoben, zu schwer, zu viel zu denken, zu..... Grundlos, wie sich herausstellte. Ich habe mich mit der Geschlossenen Gesellschaft köstlich amüsiert, sie hat mich zum Lachen gebracht, erstaunt und geschafft, dass ich darüber nachdenke, wie sehr man von anderen Menschen abhängt, wie wichtig die Meinung der anderen ist und wieviel man vor ihnen Verstecke aus Angst, was sie dann denken könnten.
    Mir hat das Buch viel Spaß gemacht und meiner Meinung nach hätte es ruhig noch länger sein können.


    Bewertung: 4ratten

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen: