David Gilmour - Unser allerbestes Jahr

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 4.469 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Anne.

  • Hallo
    Habe gestern in einer Buchhandlung ein Buch gesehen, dass von einem Vater handelt, der seinem Sohn ein Jahr lang nur Film zeigt, statt ihn zur Schule zu "schicken". es klang gut. An den Titel kann ich mich nicht genau erinnern, ich meine es hieß "Unser bestes Jahr." Hat das schon jemand gelesen? Wenn ja, wie war's?



    EDIT: Betreff geändert. LG Seychella

    Gib dem Leben Farbe, bring dich ein mit einem Wort, einem Lächeln.

    Einmal editiert, zuletzt von Seychella ()

  • Hallo mn1712,


    wahrscheinlich meinst Du dieses Buch:


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    David Gilmour - Unser allerbestes Jahr


    Ich hab's selbst noch nicht gelesen, schleiche aber auch drum herum. :zwinker: Einer Meinung aus dem Forum wäre ich demnach auch nicht abgeneigt!


    Vielleicht änderst Du den Betreff, so dass sich mehr Mitleser angesprochen fühlen? (Oder ein Admin übernimmt das freundlicherweise?)


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Hallo,


    also ich bekomme das Buch am Wochenende geliehen - zwei Freundinnen von mir haben es gelesen und fanden es ganz toll. Anfangs war ich noch ein bißchen skeptisch, weil beide auch Kinder haben und sich vielleicht eher einfühlen können... Wobei es Quatsch ist: eine hat eine Tochter und eine ein noch nicht einmal schulpflichtiges Kind. Von daher werde ich es wohl mal testen (müssen).
    Grundsätzlich ist die Idee aber eine sehr sympathische! Wenn der schwer pubertierende Sohnemann einfach keinen Bock mehr auf Lernen und Lehranstalt hat, ihn nicht mit Zwang und Gewalt dorthin zurück zu bringen, sondern eine solche Abmachung zu treffen. Außerdem ist das Buch wohl auch für Kino- oder Filmfans angeblich ganz toll. Na denn.


    Okay, keine echte Meinung, aber vielleicht eine klitzekleine Tendenz. :breitgrins:


    Liebe Grüße
    dubh

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Oh ja, dubh liefert uns eine Rezi!
    Ich räum schonmal eine Lücke im Regal frei... :breitgrins:

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • *räusper* Und nun hatte ich so eine Erleichterung verspürt, als die Freundin sagte "Jaja, ich weiß, Du hast ganz viel zu lesen. Aber macht nichts, wir haben es ja schon durch und bei Dir ist es erstmal gut aufgehoben." So schnell kann Erleichterung aber auch wieder verschwinden. :entsetzt: :zwinker:


    Mal schauen. Und Ihr freut Euch bestimmt auch über Taschenbuch-Preise, oder? :breitgrins:

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Lass Dir Z e i t! Wegen mir musst Du wirklich nicht hetzen, ist nicht so, dass ich nix zu lesen hier rumstehen hätte... :zwinker:
    Aber da Du es ansprichst: gute Bücher besitzte ich auch gerne als Hardcover. :breitgrins:

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges


  • Lass Dir Z e i t! Wegen mir musst Du wirklich nicht hetzen, ist nicht so, dass ich nix zu lesen hier rumstehen hätte... :zwinker:


    Okay, ich hab mir jedenfalls schon eine Notiz gemacht - nicht dass ich es vergesse.


    Zitat

    Aber da Du es ansprichst: gute Bücher besitzte ich auch gerne als Hardcover. :breitgrins:


    Geht mir genauso! :breitgrins: Aber so lange, dass die gebundene Ausgabe vergriffen ist, wird es wohl nicht dauern... :zwinker:

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Oh, das Buch interessiert mich auch brennend. Mein Filmkonsum steht meinem Lesekonsum ja in nichts nach...bisher bin ich aber noch nicht dazu gekommen es zu kaufen bzw. zu lesen. Also nur zu, dubh :breitgrins:

  • David Gilmour (nicht identisch mit dem gleichnamigen Pink Floyd – Mitglied) hat mit „Unser allerbestes Jahr“ ein angeblich autobiographisches Buch geschrieben, über die Zeit, die er mit seinem Sohn verbracht hat, nachdem dieser von der Schule abgegangen war. Gilmour hatte seinem Sohn gestattet, die Schule vorzeitig zu beenden und keine Forderungen in Bezug auf eine Jobsuche oder ähnliches zu stellen, sofern er bereit wäre, mit ihm jede Woche drei ausgewählte Filme anzusehen. Gilmour selber ist freischaffender Filmkritiker und wollte seinem Sohn auf diesem Weg Wissen und Erfahrung vermitteln und verhindern, dass die Vater-Sohn-Beziehung über den Schulkonflikt zerbrach.


    Leider ist deutsche Titel bereits ziemlich falsch (so etwas stört mich immer), es handelt sich nämlich nicht nur um ein Jahr , sondern das Buch umfasst fast 3 Jahre, in denen Gilmour seinen Sohn beim Erwachsenwerden begleitet. Über den Umweg des gemeinsamen Filmesehens und darüber Sprechens gelingt es den beiden eine relativ enge Beziehung aufrecht zu erhalten die in diesem Alter zwischen Vater und Sohn eher ungewöhnlich ist. So erleben die beiden eine unglückliche Liebe des Sohnes, irgendwann doch seine ersten Jobs, um sich zusätzliches Geld zu verdienen und die Anfänge des Jungen als Musiker.


    Das Buch las sich außerordentlich zügig und angenehm, besonderer Tiefgang hielt sich aber in Grenzen. Gilmours Selbstzweifel empfand ich als etwas störend, allerdings kann ich nicht beurteilen, ob Eltern ihre Erziehung und die Entwicklung ihres Kindes tatsächlich so stark reflektieren.


    Es ist ein Buch über eine Vater-Sohn-Beziehung, aber auch darüber, wie sehr Filme zu unserem Leben gehören. Umso blöder, das zu dem Buch keine Filmografie gehört. Auf ein paar Filme hat mich das Buch schon neugierig gemacht, aber da ich nicht mit Notizzettel in der Hand lese, aber auch keine Lust habe, das Buch nachträglich noch einmal durchzublättern, um die interessanten Filme herauszusuchen, wird aus einem „unser allerbestes Jahr“-Filmabend wohl kaum etwas werden.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Einmal editiert, zuletzt von illy ()

  • Ich hole schonmal den Thread wieder nach oben, weil ich gerade ein gutes Drittel hinter mich gebracht habe. Ich hielt die Story mal für etwas Außergewöhnliches und da es momentan ja in den Bestsellerlisten herumgeistert, habe ich es mir zugelegt. Weil ich momentan mit meinen anderen Büchern nicht so recht warm werde, hielt ich es für eine abwechslungsreiche und kurzweilige (knapp 260 Seiten) Lektüre. Und ich muss sagen, bisher bin ich eher positiv überrascht. Obwohl ich mich mit älteren Filmen überhaupt nicht auskenne und ich auch eine Auflistung aller benannten Filme vermisse, gefällt es mir bisher sehr gut. Gilmour schreibt in einer sehr angenehmen offenen Art über seine Ängste und Gedanken, die ihn bei diesem "Projekt" begleiten. Zwar habe ich noch keine Kinder, aber ich kann seine Gefühle sehr gut nachvollziehen. Das ist ein weiterer Punkt, der für dieses Buch spricht. Ich vergrabe mich jetzt wieder hinter meinem Buch und werde später berichten :zwinker:

  • Ich habe es eben beendet und ich muss sagen, es hat mir ausgesprochen gut gefallen.
    Ich habe das Gefühl, dass man etwas fürs Leben mitnehmen kann, wenn man mitunter auch zwischen den Zeilen liest.
    Es hat mich berührt, wie sich diese Vater-Sohn-Beziehung entwickelt und alle Krisen übersteht.
    Es hat mir Spaß gemacht, mit welchem Enthusiasmus Gilmour als Filmliebhaber berichtet.
    Beeindruckt hat mich auch seine Ehrlichkeit. Er gibt sogar zu, überlegt zu haben nicht ans Telefon zu gehen, als sein Sohn seine Hilfe brauchte, weil es ihn selbst fertig machte, ihn in so einer elenden Situation zu sehen.
    Für dieses so liebevoll und trotzdem mit Sprachwitz verfasste Buch vergebe ich
    4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:
    und obendrauf einen :tipp:

  • Nicht weil ich momentan zu viel Zeit hätte, sondern weil es mich einfach interessiert hat, habe ich mal alle Filme rausgeschrieben, die im Buch erwähnt werden.


    [list type=decimal]
    [li]Sie küssten und sie schlugen ihn (Les Quatre Cents Coup, 1959)[/li]
    [li]Basic Instinct (1992)[/li]
    [li]Der unsichtbare Dritte (North by Northwest, 1959)[/li]
    [li]Verbrechen und andere Kleinigkeiten (Crimes and Misdemeanors, 1989)[/li]
    [li]Volcano: An Inquiry into the Life and Death of Malcolm Lowry (1976)[/li]
    [li]Citizen Kane (1941)[/li]
    [li]Die Nacht des Leguan (Night of the Iguana, 1964)[/li]
    [li]Die Faust im Nacken (On the Waterfront, 1954)[/li]
    [li]Wer hat Angst vor Virginia Woolf (Who's Afraid of Virginia Woolf?, 1966)[/li]
    [li]Plenty - Eine demanzipierte Frau (Plenty, 1985)[/li]
    [li]Der dritte Mann (The Third Man, 1949)[/li]
    [li]Yeah! Yeah! Yeah (A Hard Day's night, 1964)[/li]
    [li]Sexy Beast (2002)[/li]
    [li]Giganten (Giants, 1956)[/li]
    [li]Achteinhalb (Otto e mezzo, 1963)[/li]
    [li]Berüchtigt (Notorious, 1946)[/li]
    [li]Shining (The Shining, 1980)[/li]
    [li]Der Stadtneurotiker (Annie Hall, 1977)[/li]
    [li]In achtzig Tagen um die Welt (Around the World in Eighty Days, 1956)[/li]
    [li]Hexenkessel (Mean Streets, 1973)[/li]
    [li]Brennpunkt Brooklyn (The French Connection, 1971)[/li]
    [li]Ishtar (1987)[/li]
    [li]Der letzte Tango in Paris (Last Tango in Paris, 1972)[/li]
    [li]Frühstück bei Tiffany (Breakfast at Tiffany's, 1961)[/li]
    [li]Jungle Fever (1991)[/li]
    [li]Beetlejuice (1988)[/li]
    [li]Ich glaub' ich steh' im Wald (Fast Times at Ridgemont High, 1982)[/li]
    [li]Ein Herz und eine Krone (Roman Holiday, 1953)[/li]
    [li]Duell (Duel, 1971)[/li]
    [li]Der weiße Hai (Jaws, 1975)[/li]
    [li]Endstation Sehnsucht (A Streetcar Named Desire, 1951)[/li]
    [li]Manche mögen's heiß (Some like it hot, 1959)[/li]
    [li]Léon - Der Profi (Léon, 1994)[/li]
    [li]The Hollywood Factor (Swimming with Sharks, 1994)[/li]
    [li]Scarface (1983)[/li]
    [li]Der große Gatsby (The Great Gatsby, 1974)[/li]
    [li]Hannah und ihre Schwestern (Hannah and Her Sisters, 1986)[/li]
    [li]Lolita (1997)[/li]
    [li]Fahrraddiebe (Ladri di biciclette, 1948)[/li]
    [li]Zwölf Uhr mittags (High Noon, 1952)[/li]
    [li]Casablanca (1942)[/li]
    [li]Der Pate (The Godfather, 1972)[/li]
    [li]Internal Affairs - Trau ihm, er ist ein Cop (Internal Affairs, 1990)[/li]
    [li]Dead Zone - Der Attentäter (The Dead Zone, 1983)[/li]
    [li]Der Pate, Teil II (The Godfather, Part II, 1974)[/li]
    [li]Bullit (1968)[/li]
    [li]Der eiskalte Engel (Le Samurai, 1967)[/li]
    [li]Tote schlafen fest (The Big Sleep, 1946)[/li]
    [li]Für eine Handvoll Dollar (Per un pugno die dollari/Fistful of Dollars, 1964)[/li]
    [li]Erbarmungslos (Unforgiven, 1992)[/li]
    [li]Zwei Banditen (Butch Cassidy and the Sundance Kid, 1969)[/li]
    [li]Absolute Power (1997)[/li]
    [li]Miami Vice (1984-1989)[/li]
    [li]Aguirre, der Zorn Gottes (1972)[/li]
    [li]Tootsie (1982)[/li]
    [li]Vanya 42. Straße (Vanya on 42nd Street, 1994)[/li]
    [li]Ran (1985)[/li]
    [li]Der Einzelgänger (Thief, 1981)[/li]
    [li]Rosemaries Baby (Rosemary's Baby, 1968)[/li]
    [li]The Stepfather (1987)[/li]
    [li]Blutgericht in Texas (The Texas Chainsaw Massacre, 1974)[/li]
    [li]Parasitenmörder (Shivers, 1975)[/li]
    [li]Alien (1979)[/li]
    [li]Psycho (1960)[/li]
    [li]Onibaba - Die Töterinnen (Onibaba, 1964)[/li]
    [li]Der Exorzist (The Exorcist, 1973)[/li]
    [li]Chungking Express (1994)[/li]
    [li]Charade (1963)[/li]
    [li]James Bond - 007 jagt Dr. No (Dr. No, 1962)[/li]
    [li]Das süße Leben (La dolce vita, 1960)[/li]
    [li]Ist das Leben nicht schön? (It's a Wonderful Life, 1946)[/li]
    [li]American Graffiti (1973)[/li]
    [li]Pretty Woman (1990)[/li]
    [li]Rocky III - Das Auge des Tigers (Rocky III, 1982)[/li]
    [li]Die heiße Spur (Night Moves, 1975)[/li]
    [li]Nikita (1990)[/li]
    [li]Showgirls (1995)[/li]
    [li]Blue Velvet (1986)[/li]
    [li]Meine liebe Rabenmutter (Mommie Dearest, 1981)[/li]
    [li]Plan 9 aus dem Weltall (Plan 9 from Outer Space, 1959)[/li]
    [li]Alarmstufe: Rot (Under Siege, 1992)[/li]
    [li]The Waltons (1972-1981)[/li]
    [li]Quiz Show (1994)[/li]
    [li]Das letzte Kommando (The Last Detail, 1973)[/li]
    [li]Full Metal Jacket (1987)[/li]
    [li]Chinatown (1974)[/li]
    [li]Die Katze kennt den Mörder (The Late Show, 1977)[/li]
    [li]Die Freunde von Eddie Coyle (The Friends of Eddie Cole, 1973)[/li]
    [li]Die Nacht des Jägers (The Night of the Hunter, 1955)[/li]
    [li]Stardust Memories (1980)[/li]
    [li]Schnappt Shorty (Get Shorty, 1995)[/li]
    [li]Man nannte ihn Hombre (Hombre, 1967)[/li]
    [li]Das Gesetz bin ich (Mr Majestyk, 1974)[/li]
    [li]Sie nannten ihn Stick (Stick, 1985)[/li]
    [li]52 Pick-up (52 Pick Up, 1986)[/li]
    [li]Out of Sight (1998)[/li]
    [li]True Romance (1993)[/li]
    [li]Reservoir Dogs - Wilde Hunde (Reservoir Dogs, 1992)[/li]
    [li]Herzflimmern (Le Souffle au Coeur, 1971)[/li]
    [li]Der Chef (Un Flic, 1947)[/li]
    [li]Manhattan (1979)[/li]
    [li]Pulp Fiction (1994)[/li]
    [li]Haben und Nichthaben (To Have and Have Not, 1944)[/li]
    [li]Glengarry Glen Ross (1992)[/li]
    [li]Polizei greift ein (Pickup on South Street, 1953)[/li]
    [li]Der schwarze Falke (The Searchers, 1956)[/li]
    [li]Singin' in the Rain/Du sollst mein Glücksstern sein (Singin' in the Rain, 1952)[/li]
    [/list]


    Leider kann ich nicht ausschließen, dass mir Tippfehler unterlaufen sind, da ich mir schon Streichhölzer zwischen die Augen klemmen musste :zwinker:


    illy: Vielleicht wird es ja jetzt doch noch was mit dem "Unser allerbestes Jahr"-Filmabend :zwinker:

  • Oh ja! Mein Vorsatz war nämlich auch, einige Filme mal nachzuholen. Das könnte sich lohnen.
    Das Buch fand ich ganz gut, manchmal zu wenig spannend.

    Gib dem Leben Farbe, bring dich ein mit einem Wort, einem Lächeln.


  • Nicht weil ich momentan zu viel Zeit hätte, sondern weil es mich einfach interessiert hat, habe ich mal alle Filme rausgeschrieben, die im Buch erwähnt werden.


    (...)


    Ui, da hast Du Dir ja Mühe gegeben. Sehr interessante Liste. Mit diesen Filmen dürfte der Junge alles gelernt haben, was man übers Leben wissen muss. :smile:

  • Leider konnte ich mit Unser allerbestes Jahr nicht viel anfangen, obwohl ich mich schon sehr darauf gefreut hatte. Gut möglich, dass ich zu hohe Erwartungen hatte, aber zu einem Highlight hätte es wohl auch ohne nicht gereicht.


    Zuerst: ich hatte keinen autobiografischen Text erwartet, sondern einen fiktiven Roman, der mich vielleicht etwas unkritischer hätte lesen lassen. So hatte ich den starken Eindruck, dass Gilmour ein sehr intimes Buch über das Heranwachsen seines Sohnes geschrieben hat. Dabei hat er zwar auch Einblicke in sein eigenes Innenleben gewährt, aber in erster Linie seinen Sohn vorgeführt, was bei mir ein ständiges Stirnrunzeln hervorrief. Wenn es um ihn selbst ging, schwang dauernd der stolze Unterton mit, was für ein toller Vater er doch sei, wie liberal und verständnisvoll. Das in Kombination mit seinen ständigen Selbstzweifeln und Rückschlägen und Geldnot – puh! Hinzu kam ein wildes Namedropping: Berühmtheiten, die er kennt, bereits interviewt hat oder mit denen er zusammengearbeitet hat. Und natürlich die Aufzählung seiner zahlreichen Errungenschaften: Fernsehsendung, Bücher … Nicht zu vergessen das Gefühl, belehrt zu werden, wenn es um Filme ging, und das schätze ich gar nicht. Der Autor verfiel ins Dozieren, ohne dabei zu unterhalten – sehr ermüdend.


    Diese Punkte haben mir den Lesespaß einigermaßen versaut und keine drei Wochen nach dem Lesen muss ich feststellen, dass Unser allerbestes Jahr keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Gut, dass ich mir Notizen für die Rezi gemacht habe. ;)


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Vater, Sohn und viele Filme


    Jesse hat überhaupt keinen Bock mehr auf Schule. Papa Daniel macht ihm einen ungewöhnlichen Vorschlag. Er darf bei Kost und Logis die Schule abbrechen. Muss sich mit Papa aber drei Filme pro Woche anschauen (das hätte mir damals mal jemand vorschlagen sollen).

    Als Daniel es nach einiger Zeit Arbeitslosigkeit geschafft hat, einen lukrativen Auftrag zu angeln, fuhr er mit Jesse und dessen Mutter (seine geschiedene Frau) für einen kurzen Tripp nach Kuba. Den Job feiern. Das Aufwachen erfolgte, als sie wieder zurück waren. Der Auftrag hat sich in Luft aufgelöst, Daniel ist pleite.

    Doch erst mal geht der Filmclub weiter.


    "Manche Filme sind eine Enttäuschung, wenn man sie wiedersieht - man muss beim ersten Mal verliebt gewesen sein oder an gebrochenem Herzen gelitten haben, jedenfalls war man wegen irgendetwas besonders aufnahmefähig, aber jetzt, aus einer anderen Perspektive betrachtet, ist der Zauber verschwunden."


    Dieses Gefühl befürchtete ich auch, als ich mir nach über 20 Jahren die "Abenteuer des David Belfour" wieder angeschaut habe. Glücklicherweise blieb der Zauber erhalten. Er gefällt mir heute noch so gut wie damals.


    Nur selten haben Vater und Sohn dieselbe Meinung über einen Film oder eine Szene. David, der hier der Ich-Erzähler ist, bekommt mit, dass Jesse Probleme mit Mädchen hat. Eines, das er gerne als Freundin haben möchte, will ihn nicht mehr. Dann findet er eine andere, und plötzlich hat die erste wieder Interesse.


    Dass das Thema Filme in der Geschichte so einen großen Raum einnimmt, kommt nicht von ungefähr. David Gilmour ist nicht nur Schriftsteller und Fernsehjournalist, sondern auch Filmkritiker von Beruf.


    David Gilmour war ab 1980 vier Jahre lang Chefredakteur des Toronto International Film Festival. Von 1986 bis 1997 arbeitete er als Filmkritiker für den kanadischen Fernsehsender CBC Television.


    Es kommen wirklich viele Filme zur Sprache. Manche werden nur benannt, über andere wird ein bisschen erzählt. Wie bei "Internal Affairs - Trau ihm, er ist ein Cop" mit Richard Gere als korruptem Cop (er kann nicht nur romantisch, nein nein).


    Herrlich, ein toller Film. Überhaupt, dieses "allerbeste Jahr" hätte besser "allerbestes Filmjahr" heißen können. Ich hätte dieses Jahr auch gerne mit Gilmour verbracht. So viele Filme, an die ich erinnert werde, Klassiker: "Der eiskalte Engel" mit Alain Delon, "Der Pate" mit Al Pacino, Steve McQueen und viele mehr.


    "Clint Eastwood (noch ein klein wenig regloser, und er wäre tot)."


    Mehr als ein Jahr ist schon vergangen, seit Jesse die Schule geschmissen hat. Und noch keine Anzeichen, dass er wüsste, was er mit seinem Leben anfangen sollte.

    Aber sie hatten den Filmclub. Und viel Zeit, um miteinander zu reden. Über alles mögliche: die 60er Jahre, die Beatles, Mädchen, Adolf Hitler, Dachau, Tattoos, die Themen waren breit gefächert.

    David hat zwischenzeitlich auch wieder Arbeit gefunden. Derweil scheint Jesse immer tiefer abzurutschen. Keine vernünftige Arbeit, er raucht zu viel, hat zu oft einen Kater und nimmt Drogen. Und er hat Pech mit den Mädchen.


    Wie geht es weiter? Findet Jesse richtig zu sich? Findet er seinen Platz in dieser Welt?

    Lest selbst.


    Fazit: Jeder liest ja aus einem Buch etwas anderes für sich heraus. Ich denke nicht, dass diese Geschichte die vielen Lobeshymnen wegen der Auflistung der vielen Filmtitel bekommen hat. Ohne Frage, eine tolle Geschichte,

    Aber mir hat das Buch halt auch wegen der Filmtitel gefallen. Die Einschätzung der Filme und Schauspieler durch den Filmkritiker Gilmour haben mir unheimlich Spaß gemacht. Viele Filme und Schauspieler, die hier aufgeführt sind, kenne ich. Habe sie seit meiner Jugend gesehen. Einer Zeit, in der ich meinen Lesehunger nicht so stillen konnte, wie ich gerne wollte, weil mir einfach das Geld fehlte, um mir Bücher zu kaufen.