Wolf Schneider - Speak German! (warum Deutsch manchmal besser ist)

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    Klappentext
    Haben wir das wirklich nötig: diese Flut von englischen Wörtern und Wendungen, mit denen uns Werber, Unternehmen und Medien nun seit Jahren überschwemmen? Wäre weniger nicht mehr? Und ob, sagt Wolf Schneider und fordert mit vielen guten Gründen zur Mäßigung auf. Dieses Buch ist eine entschiedene Liebeserklärung an unsere Muttersprache – gedacht für alle, denen sie nicht egal ist.


    Meine Meinung
    Ich gehöre auch zu denjenigen, die von den zahlreichen Anglizismen in der Arbeitswelt (man gucke nur einmal in die Stellenanzeigen!) und in der Werbung zunehmend genervt ist, daher war dieses Buch fast schon Balsam für meine Seele. Dass Englisch nicht immer sinnvoll ist, beweist schon allein, dass laut Schneider 60% der Deutschen gar kein Englisch können (woher er diese Zahl hat, verrät er uns leider nicht). Doch es muss schon etwas dran sein, dass viele Firmen ihre englischen Werbesprüche durch deutsche ausgetauscht haben. Laut einer Umfrage haben die meisten Konsumenten die Werbesprüche nämlich überhaupt nicht oder falsch verstanden. Beispiel gefällig? Dass der Mitsubishi-Werbespruch „Drive alive“ eigentlich „Lebendiges Fahren“ heißen soll, haben ganze 18% begriffen, während die meisten anderen eher „Lebend ankommen“ oder „Überlebe die Fahrt“ verstanden haben.


    Dabei gehört Schneider nicht zu jenen angeblich deutschtümelnden Extremisten, die krampfhaft für jeden englischen Import eine deutsche Entsprechung suchen. Im Gegenteil, Anglizismen, die schon vollständig ins Deutsche integriert worden sind (z.B. Toast, Job, Team, Hobby, Sport, …) oder die sich im Deutschen nur durch viele Worte erklären lassen (z.B. Jetlag), begrüßt er durchaus. Dagegen geht er hart mit Anglizismen ins Gericht, die einfach unnötig sind. Warum soll denn die Personalabteilung auf einmal Human Resources Department heißen, auch wenn die betreffende hauptsächlich deutsche Mitarbeiter und deutsche Kunden hat? Zu den Anglizismen gehören aber auch deutsche Wörter, die das englische nachäffen bzw. falsch übersetzt sind. Administration (statt Regierung), Aktivitäten (statt Aktionen oder Aktivität im Singular), Küstenlinie (statt Küste) und Technologie (statt Technik) sind nur ein paar Beispiele dafür.


    Aber woher kommt diese Gier auf alles Englische? Schneider erklärt dies damit, dass viele Deutsche nicht stolz genug auf ihre eigene Sprache sind und sich durch die Anbiederung an das Englische ihre Internationalität und Weltoffenheit beweisen wollen. Natürlich ist es heutzutage in der Wirtschaft und Wissenschaft wichtig, englisch zu beherrschen. Wenn jedoch deutsche Wissenschaftler vor einem deutschen Gutachtergremium ihre Vorträge hauptsächlich auf englisch referieren, gerät dies mitunter zur Farce.


    Wie phantasiereich die deutsche Sprache sein kann, beweist die Aktion „Lebendiges Deutsch“. Hier wird allmonatlich auf einen dummen Anglizismus hingewiesen und eine deutsche Entsprechung gesucht. Unter allen Einsendungen wird dann die sinnvollste ausgesucht. Hier musste ich oft lachen, denn manche Vorschläge waren erstaunlich kreativ oder sogar ziemlich lustig, z.B. Ruckizuckifutti für Fast Food oder Groschengrab für Stand-by. Natürlich gab es auch sinnvolle Vorschläge, z.B. Blaue Stunde für Happy Hour, Rechner statt Computer oder Info-Brief für Newsletter.


    Ich könnte an dieser Stelle noch viel mehr schreiben, aber ich will ja nicht den Inhalt des ganzen Buches wiedergeben, das müsst ihr schon selbst lesen. :zwinker:


    Fazit: Ein Buch nicht nur für alle, die die deutsche Sprache lieben. Ich werde dieses Buch sicherlich noch oft lesen oder durchblättern. Am liebsten würde ich jedoch alle deutschen Firmenchefs dazu zwingen, dieses Buch zu lesen. :breitgrins:

  • Deinen letzten Satz kann ich aus tiefster Seele unterschreiben :breitgrins:


    Witzigerweise sagen die meisten Computerfachleute sogar "Rechner" statt "Computer" ;)


    "Drive alive" ist wirklich dämlich. Gibt das im Englischen überhaupt den gewünschten Sinn? :gruebel: (Und lässt sich der Autor auch über dieses scheußliche "Sinn machen" aus?)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Witzigerweise sagen die meisten Computerfachleute sogar "Rechner" statt "Computer" ;)


    Genau das schreibt Schneider auch. :zwinker: Mein Freund sagt auch immer Rechner statt Computer (auch wenn er kein Fachmann ist) und irgendwann habe ich das dann von ihm unternommen.


    Leo spuckt mir für "alive" u.a. lebendig aus, allerdings nur als Adjektiv. Und wenn "Drive alive" = "Lebendiges Fahren" sein soll, müsste es dann nicht "Alive drive" heißen? :gruebel: Äh ja, gibt es hier einen Grammatikexperten? :breitgrins:


    Das "Sinn machen" erwähnt Schneider nicht, soweit ich mich erinnere. Aber das hat ja schon Bastian Sick vor ihm getan. :zwinker:

  • Nach meinem bescheidenen Sprachgefühl passt bei "Drive alive" irgendwas nicht, außer dass es sich reimt. "Lebendiges Fahren" wäre eher "Lively driving" oder so :gruebel:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ja, ich würde "Drive alive" auch eher mit "Fahr lebendig", also als Imperativ übersetzen.


    "Überlebe die Fahrt" finde ich aber immer noch am phantasievollsten. :breitgrins:

  • Hallo!


    Am liebsten würde ich jedoch alle deutschen Firmenchefs dazu zwingen, dieses Buch zu lesen. :breitgrins:


    Da kann ich Dir nur zustimmen. Mir fallen bei Meetings (Besprechungen haben wir schon lange keine mehr) auch immer mehr Anglizismen auf. Je weiter oben die Betreffenden auf der Leiter stehen, desto schlimmer ist es. Im nächsten Monat haben wir ein Teammeeting mit unserem Abteilungsleiter- vielleicht sollte ich da mal mitzählen :zwinker:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Meine Lieblingsvokabel in Denglisch ist übrigens "ToGo". Soll wohl heißen: Kaffee zum Weglaufen... :breitgrins:


  • Meine Lieblingsvokabel in Denglisch ist übrigens "ToGo". Soll wohl heißen: Kaffee zum Weglaufen... :breitgrins:


    Ein Freund hat mir mal von einer Pizzeria in Prag erzählt, die ursprünglich ein Schild mit "Pizza Takeaway" hatte... nachdem die im modernen Englisch nicht so bewanderten Tschechen aber nicht verstanden haben, was das sein soll, hat man das ganze dann geändert in "Pizza Go Home". :breitgrins:

  • Das mit der Pizza ist schon gut, schade dass sie nicht gleich Take off geschrieben haben.


    Erinnert sich noch jemand an die Bodybags? - Leichensäcke, gemeint waren statt dessen so Rucksäcke zum umbinden. :breitgrins: :breitgrins:


  • Meine Lieblingsvokabel in Denglisch ist übrigens "ToGo". Soll wohl heißen: Kaffee zum Weglaufen... :breitgrins:


    Nur das dies kein denglish ist, sondern einfach aus dem amerikanischen übernommen. Dort bekommt man überall den Coffee to go ;)


    Schönes denglish sind die Drive ins, die im Original ja Drive Through heißen. Könnten hier wohl zu wenige aussprechen :smile:


  • Schönes denglish sind die Drive ins, die im Original ja Drive Through heißen. Könnten hier wohl zu wenige aussprechen :smile:


    Ich finde auch immer, es sieht unordentlich aus, wenn sich die ganzen Autos im Schnellimbiß tummeln :breitgrins:

  • Kürzlich ist mir dieses Buch in der Bibliothek in die Hände gefallen, und weil ich da gerade etwas Zeit hatte, habe ich mir die interessantesten Kapitel gleich an Ort und Stelle durchgelesen.


    Mit sehr vielem spricht mir Schneider aus der tiefsten Seele, dazu gab es noch einige Aspekte als Denkanstoß, die mir so noch nicht eingefallen waren. Nett auch der Vergleich, wo englische Wörter im Vergleich zu ihren deutschen Pendants viel länger sind ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Schönes denglish sind die Drive ins, die im Original ja Drive Through heißen. Könnten hier wohl zu wenige aussprechen :smile:


    Veto!


    Zitat aus Brian Adams "Summer of '69" "...spent my evenings down at the drive in....".
    Ich nehme mal an, dass Adams als Kanadier da nichts Falsches singt.

  • Veto!


    Zitat aus Brian Adams "Summer of '69" "...spent my evenings down at the drive in....".
    Ich nehme mal an, dass Adams als Kanadier da nichts Falsches singt.


    Ich hab mir das gerade von einer amerikanischen Freundin erklären lassen: Drive-Ins sind Autokinos!!! (Und schon hat das irgendwie mehr Sinn, wer verbringt schon Abende im "Drive In")

    [center]If I could go back in time, wouldn&#39;t change a damn thing in my life. Love the dumb things we do when we&#39;re young, but the best is yet to come...<br />[/center]

  • Ich hab mir das gerade von einer amerikanischen Freundin erklären lassen: Drive-Ins sind Autokinos!!! (Und schon hat das irgendwie mehr Sinn, wer verbringt schon Abende im "Drive In")


    Upps! :redface:
    Ich hatte es immer so verstanden, dass er in einem Fast-Food-Restaurant gearbeitet hätte & dort seine Freundin getroffen...


    Der Anfang der Strophe hieß ja:
    "Ain't no use in complaining
    when you got a job to do.
    Spent my envenings down at the drive-in
    and that's where I met you."


    Klang für mich so, als hätte er sie bei der Arbeit getroffen.


    LG von
    Susan


  • Hallo,


    auch ein Adams Fan? :breitgrins: Also ich hatte das auch immer als Fastfood-Restaurant verstanden und hatte immer gedacht, hat wohl was mit Kanada zu tun... aber gut, ich lerne gern dazu.


    Zum Buch, ich kenne den Inhalt nicht, aber ich bin dem ganzen Thema gegenüber zwiegespalten und ich sage euch auch wieso. :breitgrins:
    Im Alltag und Privatleben stimme ich der Kritik voll und ganz zu, nur beim Thema Firma kann ich nicht 100% mitgehen. Ich habe schon in einer amerikanischen und einer französischen Firma gearbeitet, in beiden war Firmensprache English. Natürlich hat man sich in beiden im Alltag deutsch unterhalten und deutsche Mails geschrieben, wenn man nur intern Kontakt hatte, aber einige Dinge hatten halt wie überall in der Konzernwelt englische Namen Meeting, Newsletter, Review etc. Im französischen Unternehmen war man dann aber bei einigen Vorgaben nicht sehr konsequent, denn da gab es dann auf einmal Quartalsberichte in frz. Vorlage - nur blöd, wenn man gar kein frz. spricht. Und genau aus dieser Erfahrung heraus, breche ich eine Lanze für die englische Sprache in internationalen Unternehmen und habe kein Problem damit wenn ein Meeting nicht Besprechung heißt.


    Grüße
    schokotimmi

  • Bei internationalen Firmen ist es ja durchaus verständlich und sinnvoll, das Englische als Firmensprache zu nutzen. Wenn ich mich recht erinnere, kritisiert Schneider vor allem den exzessiven Gebrauch von englischen Wendungen vor allem in deutschen Unternehmen, die ihren Hauptsitz in Deutschland und fast ausschließlich deutsche Kunden haben. Da ergeben die ganzen Meetings, Reviews etc. wirklich keinen Sinn. :zwinker: