Beiträge von Cemetry

    Mir blutet das Herz...


    Liebgewordene Charaktere sterben oder müssen Dinge durchmachen, die ich nicht mal meinem schlimmsten Feind wünschen würde. Die intriganten Mistkerle gewinnen am Ende doch immer. Und prinzipiell läuft es ja für niemanden so wie geplant.


    Auch der zweite Teil der Saga hat mir wieder viel Spaß bereitet. Manche Erzählstränge mehr (Arya, Daenerys, Tyrion), manche weniger (Theon, Jon). Das einzige, was die Freude am Lesen etwas getrübt hat, war das meines Erachtens nach unnötige Name-Dropping, das George R.R. Martin stellenweise betrieb - die Namen ALLER Schiffe, die Namen ALLER Krieger; meiner Meinung nach irrelevant und nur verwirrend. Aber die Geschichte macht es wieder wett, mit Entwicklungen, die man so nicht erwartet hätte.


    Ich freue mich auf Band 3 und gebe Band 2 voller Begeisterung:
    5ratten

    Ich les definitiv mehr eBook als Papierbuch. Ich mag den Komfort. So sehr, dass ich mittlerweile Bücher, die ich bereits (ungelesen) besitze, als eBooks kaufe.


    Mein Kindle ist am WE kaputt gegangen und ich hab zum ersten Mal seit August wieder ein Taschenbuch gelesen. Furchtbar ungewohnt... Aber dabei hab ich festgestellt, dass es mir mehr um den Inhalt als um das Medium Buch geht. Ich hatte anfangs echt Angst, dass mir das haptische fehlt, aber ganz im Gegenteil. Ich kann das Ding in der Jackentasche tragen, ich hab immer ein paar Bücher zur Auswahl dabei, ich kann einhändig (und dadurch unter anderem in der Bahn im Stehen) lesen, er wiegt quasi nichts...


    Durch die Diskussion bin ich auch mit der Frage konfrontiert worden wie eigentlich der Begriff Neger bei meinen Geschwistern (beide wurden übrigens auch in ihrer Kindheit schon so beschimpft und sind wegen ihrer Hautfarbe Diskriminiert worden) beim Vorlesen reflektiert wurde. Dabei wurde mir klar das dies nie richtig passiert ist. Das fand sehr erschreckend weil ich immer dachte, dass es gerade bei mir in der Familie so hätte sein sollen. Und ja ich möchte das auf jeden Fall weiter in meiner Familie diskutieren.


    Ohne jetzt dir und deiner Familie konkret etwas unterstellen zu wollen (ich kenn euch ja nicht!), schützt die Ehe/Verwandschaft mit einer dunkelhäutigen Person einen ja nicht davor, Rassist zu sein. Deswegen ist das "Ich hab aber schwarze Freunde!"-Argument auch vollkommen sinnlos! Ein Mann, der mit einer Frau verheiratet ist, kann trotzdem ein Sexist sein. Extrem viele Schwule sind extrem bi- und transphob (sprich: Nur weil man einer Randgruppe/Minorität angehört heißt das noch lange nicht, dass man nicht selber ausgrenzt).


    Wie gesagt, ich will nicht behaupten, deine Eltern wären in irgendeiner Weise rassistisch - ich wollte nur kurz einwerfen, warum das auch in einer (for lack of a better word) "bunten" Familie nicht unbedingt thematisiert werden muss...


    Als was dürfen sich denn Kinder für euch legitim noch verkleiden? Alles, was auf eine andere Kultur schließen lässt, fällt ja aus. Alles, was irgendwie sexistisch oder anti-feministisch (also z.B. Hexe) wäre auch.
    Prinzessin geht schon gar nicht, denn das ist nun wahrlich nicht demokratisch und erinnerst an die Unterdrückung der Massen. Bei Tiervekleidungen schreien auch viele aus Respekt vor der Natur oder weil Kinder Tiere nicht vermenschlichen sollten, oder...
    Bleiben fast nur noch Berufe und ich bin sicher, dass da bald wiederum jemand einen Haken findet. Zumindest "Krankenschwester" geht ja dann schon mal nicht mehr.


    Du kannst dich da jetzt lustig drüber machen so viel du willst - Fakt ist, dass es genügend Leute gibt, die sich verletzt fühlen, wenn andere sich entsprechend verkleiden. Hierbei geht es in erster Linie darum, dass diese Verkleidungen auf (nicht gerade vorteilhaften) Vorurteilen und Stereotypen basieren - und das ist NICHT in Ordnung! Dazu gab es vorletztes Jahr (glaub ich) eine ganz interessante US-amerikanische Kampagne: http://www.theroot.com/views/stop-racist-halloween-costumes


    Was mir an deiner Argumentation wieder sauer aufstößt: Der unterschwellige Vorwurf, man solle sich ja nicht so anstellen. Und dann verläuft hier weiterhin etwas, was ich ganz böse finde - WIR entscheiden nicht darüber, wovon sich ein anderer Mensch angegriffen und beleidigt fühlen darf! Ich bin ein extrem unempfindlich, was Beleidigungen angeht - mich stört eigentlich wenig. Deswegen würde ich aber noch lange nicht rumrennen und alle anderen "beschimpfen". Weil ich klar und deutlich zwischen MEINEM Empfinden und dem von anderen unterscheiden kann. Ich versteh nicht, warum das auf Schwarze bezogen so schwer vorstellbar ist - IHR mögt keine Probleme mit dem Wort haben, ein betroffener Mensch schon. Aber das darf dieser betroffene Mensch für sich selbst entscheiden, nicht wir für ihn.

    Wir können es ja nun drehen und wenden wie wir wollen: Ein Schwarzer ist schwarz und ein Weißer ist weiß, sie sehen also unterschiedlich aus. Das hat mit einer Wertung rein gar nichts zu tun. Ich kann mich auch als Spanierin oder holländisches Käsemädchen verkleiden, sieht völlig anders aus als ich und ist schlichtweg keine Negativwertung.


    Meiner Meiung nach sind auch diese Kostüme nicht in Ordnung. Und zudem relativ unnötig - es gibt genügend Verkleidungsmöglichkeiten, da muss man nicht auf Stereotypen zurückgreifen. Allerdings gibt es im Zusammenhang mit "sich als Schwarzer verkleiden" auch noch das Problem des sog. Blackface, was dem ganzen einen sehr bösen, definitiv rassistischen Unterton verleiht.


    Ich versteh das Problem nicht - wie Nimue sagt, es geht um ein Kinderbuch. Ich möchte ehrlich gesagt nicht abends, wenn mein Kind (und ich) müde ist, noch eine solche Diskussion führen (und ich finde, hierfür ist eine Diskussion nötig, mit einem "War früher so, sagt man heute nicht mehr!" ist es da meiner Meinung nach nicht getan). Da möchte ich vorlesen und das Vorgelesene einfach so, für sich alleine, wirken lassen.


    Damit sage ich nicht, dass man Kinder vor allem schützen soll. Aber alles hat seine Zeit und den richtigen Rahmen - und der ist meines Erachtens nach nicht beim Vorlesen eines Kinderbuches gegeben. Wenn das Kinderbuch das Thema Rassismus behandelt - dann schon. Aber ausgerechnet in der kleinen Hexe geht es ja doch um Toleranz und Hilfsbereitschaft.


    Und ja, an der Geschichte wird der Austausch des Wortes nichts ändern. Soll es ja auch gar nicht! Hier will keiner leugnen, dass dieses Wort existiert und früher einmal normal war. Aber deswegen muss ich es trotzdem nicht unnötigerweise meinem Kind vorlesen - unnötig, weil es in dem konkreten Fall einfach mal GAR NICHTS zur eigentlichen Geschichte beiträgt und es meinem Sohn höchstwahrscheinlich schnurzegal ist, ob sich das betreffende Kind jetzt als Schwarzer, Indianer oder Feuerwehrmann verkleidet hat.


    Dem Kind aus einem "Negerkönig" einen "Südseekönig" zu machen, nützt nichts. Es ist eine Frage der Zeit, bis "Südsee" als ethnische Bezeichnung ebenfalls pejorativ konnotiert ist. Das Denken nämlich dahinter ist immer noch problematisch: Wie kommt Astrid Lindgren dazu, einen dicken, fetten Weissen zum König von einem fremden Volk anderer Ethnie zu machen? Was für ein Bild des Exotischen steckt dahinter? Und warum ein König, warum kein demokratisch gewählter Bürgermeister? Das alles will die Tünche "Südsee" doch nur verstecken. Man muss sich nicht mit dem Problem auseinander setzen, wenn man ein vermeintlich neutrales Wort gewonnen hat.


    Seit wann ist Südsee eine ethnische Bezeichnung? Ich hab Pippi nie gelesen - weder mit Neger- noch mit Südseekönig. Ich ging jetzt aber einfach davon aus, dass da eben eine geographische Bezeichnung statt einer ethnischen Bezeichnung eingesetzt wurde.

    Ein gewisser Rassismus steckt in jedem, das stimmt. Ich nehm mich da selber gar nicht aus - Gutmensch hin oder her. Der sogenannte Alltagsrassismus ist einfach so in uns drin, dass es schwer ist, ihn loszuwerden. Ich ertappe mich als privilegierter Mensch (und als weiße, heterosexuelle, nicht-behinderte Frau bin ich das) häufig genug bei Gedanken, die irgendwie nicht sein müssen.


    Deswegen bezeichne ich aber trotzdem niemanden als Neger oder mit irgendwelchen ausgedachten, pseudo-lustigen Wortschöpfungen. Wenn es nötig ist, die Hautfarbe anzusprechen (und diese Notwendigkeit besteht meines Erachtens nach selten genug), tue ich das mit dem Wort, das meines Wissens nach am neutralsten ist. Sollte die betroffene Person anwesend sein und daran Anstoß finden, lasse ich mich gerne korrigieren. So einfach isses. Keine Trottelsprache, kein Gutmenschentum - einfach Rücksicht. Jetzt mal ganz davon abgesehen das ich es meistens eher nicht für nötig halte, die Hautfarbe der Person zu erwähnen (es sei denn, der Kontext verlangt es explizit, wie zum Beispiel eine Diskussion wie diese hier).

    Ich frage mich, was so schlimm an einer Anpassung sein soll. Nicht-Betroffenen ist sie weitgehend egal, sie sind von der PC genervt. Betroffene dürfen wählen: Entweder sie fühlen sich verletzt oder eben nicht. Ich selbst würde hier den Weg wählen, der am wenigsten Schaden anrichtet und somit Rücksicht auf diejenigen nehmen, die verletzt werden könnten.


    Vor allem aber sollten nicht die Nicht-Betroffenen darüber urteilen, von was sich die Betroffenen verletzt fühlen dürfen oder nicht.


    Und mir ist nachwievor die Gefahr zu groß, dass Eltern das unkommentiert stehen lassen. Es gibt genug Eltern, die auf die Frage "Mama, was ist denn ein Neger?" einfach mit "Ein Schwarzer!" antworten. Und schon ist das Wort unreflektiert in den Wortschatz übergegangen...


    Genau! Ganz einfach!
    Wobei ich dir vielleicht eher die App für's Handy empfehlen würde, falls du ein Android- oder ios-Handy besitzt. Ist doch ein wenig einfach als so 'n PC zum lesen. Ist auch kostenlos!

    Ansonsten gibt's bei Amazon ja einen Haufen von Nackenbeißern als eBooks kostenlos... So hab ich entdeckt, dass mir diese sinnfreie, superseichte Unterhaltung sowas von gefällt - ich schäm mich schon fast ein bisschen vor mir selbst...


    Ich werd zumindest davon einen lesen...

    Meine Meinung:
    Puuh, das war ein ganzes Stück Arbeit. Leider dauert die Einleitung zur eigentlichen Geschichte für meinen Geschmack etwas zu lange, weswegen ich mich die ersten 100 Seiten durchquälen musste. Aber ist der Roman erstmal in Fahrt, hält ihn keiner mehr auf!


    In bin begeistert. Ich hätte es am Anfang nicht für möglich gehalten, aber Janes Geschichte hat mich in ihren Bann gezogen. Einen großen Teil dazu trägt Janes Art, ihre schonungslose Ehrlichkeit und ihr Mut bei. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und hat scheinbar keine Angst vor den Konsequenzen. Sie kämpft sich durch ihr Leben, dass die ersten 19 Jahre definitiv kein Zuckerschlecken ist. Sie hat mich tief beeindruckt.


    Mir haben auch die etwas dramatischeren Stellen rund um das "Geheimnis" von Thornfield Hall sehr gut gefallen. Nur - sympathischer hat es mir Mr. Rochester nicht gemacht. Ich kann die Begeisterung für den Kerl leider nicht teilen. Aber ich muss es ja auch nicht!


    Die Begeisterung wird leider ein wenig durch die sperrige Erzählweise getrübt. Ein ähnliches Problem hatte ich schon bei "Frankenstein" und "Emma". Ich bin mir sicher, dass das wirklich nur mein Problem mit Klassikern ist. Ich fand das Buch stellenweise zu langatmig, unnötig ausschweifend und ich hatte oft das Gefühl, die Geschichte kommt nicht voran, weil Jane so viele - in meinen Augen - irrelevante Dinge erzählt. Es hat mich leider etwas im Lesefluss gestört. Ich schieb's aber einfach mal auf "Früher hat man so geschrieben!"...


    Insgesamt gibt's 4ratten

    Ähm. Du setzt gerade einen Menschen, der einer Minorität angehört (das betrifft ja mehr als nur Schwarze), mit einem Hund gleich.

    Zugegeben das war etwas ungünstig ausgedrückt, aber letztlich will Sandhofer darauf heraus: Der Ton macht die Musik. Es kommt immer darauf an, wie ich etwas sage oder meine, damit es zur Beleidigung wird.
    Und dass man jeden Begriff, der etwas beschreibt zu einer Beleidigung machen kann. Statt dann einfach das Wort auszuwechseln, sollte man lieber an anderer Stelle ansetzten.
    [/quote]


    Mir ist schon klar, was Sandhofer damit sagen wollte. Der Vergleich hinkt halt einfach total - wenn ich meinem 5jährigen im zuckersüßen Ton liebevoll "Ach du Arschloch, komm doch mal her!" zurufe, weil ich ihn knuddeln will, wird er (ganz zurecht) trotz des Tonfalls beleidigt sein. So im Gegensatz zu einem Tier, dass so seine Schwierigkeiten mit Pragmatik haben dürfte...


    Ich sag ja, ich verstehe die Aussage dahinter schon - wenn man will kann man aus allem eine Beleidigung machen.



    Gibt es nicht auch bei Mark Twain Ausgaben, die das Wort "Nigger" ersetzt haben? Das gab es auch mal eine heiße Diskussion. Wenn ich mich recht entsinne gab es hier den Vorwurf, man wolle sich den Schattenseiten der amerikanischen Geschichte und damit der nötigen Aufarbeitung entziehen. Ein nicht ganz von der Hand zu weisender Aspekt wie ich finde.


    Bei Mark Twain bin ich mir jetzt insofern nicht so sicher, was da am besten ist, weil ich immernoch nicht genau weiß, als was man seine Bücher einordnet - ich weiß, dass zumindest Huck Finn und Tom Sawyer unter Kinder- und Jugendliteratur verkauft werden. Für mich gehört es da aber irgendwie nicht hin. Ansonsten find ich zumindest in den beiden Werken das N-Wort nicht ganz so schlimm, weil ja das Thema allgemein thematisiert wird, daher auch eine gewisse Aufbearbeitung damit erfolgt.
    Wobei ich mir schon vorstellen könnte, dass mir das als schwarzer Schüler bei der Schullektüre schon aufstoßen würde...



    Ich finde es viel hilfreicher, einen Begriff zu problematisieren als ihn "auszumerzen" als hätte es ihn nie gegeben. Und ich denke, Kinder sind clever genug damit umzugehen. Ich als Kind konnte es zumindest.
    Ich habe auch den Eindruck, dass vielen Leuten dieses "politisch korrekte" langsam zum Hals raushängt und das finde ich sehr gefährlich. (Und das sehe ich auch als einen Grund dafür an, warum Mad Men z.B. so erfolgreich ist: Hier ist ja alles herrlich inkorret, aber dadurch wird es auch problematisiert!)


    Solche Themen tatsächlich anzusprechen (wobei dann wohl die Inkorrektheit nur als Anstoß dient, ich kenne Mad Men nicht) und einfach nur, weil's grade lustig ist, schnell eine Beleidigung oder Verunglimpfung in den Raum zu werfen, sind ja schon zwei verschiedene Sachen. Ich kann durchaus auch über solche Sachen lachen, so isses ja nicht. Aber irgendwo hört's auf - bei "Ted" (den ich übrigens extrem lustig fand) war der Punkt bei einem sinnlosen, aus dem Zusammenhang gerissenen und völlig unnötigem Rape Joke.


    Ich find halt einfach, dass in einem Kinderbuch, bei dem es nicht in erster Linie um dieses Thema geht (z.B. eben Sklavenhaltung), unnötig ist, solche aufgeladenen Wörter zu verwenden.

    Ist leider nicht so einfach. Wikipedia meint dazu:


    Die Bezeichnung Eskimo wird als Oberbegriff benutzt, der auch die entfernter verwandten arktischen Volksgruppen der Yupik und der Aleuten umfasst. Inuit ist deshalb kein Ersatz für den Terminus Eskimo und ist auch nicht im Wortschatz aller um den Nordpol lebenden Volksgruppen enthalten.


    Ich mein aber nur den Inuit-Stamm. :pueh: :heybaby:
    Gut, wusste ich so nicht. Gott sei Dank ist das kein Wort, dass ich recht häufig verwenden muss...



    Wenn ich meinem Hund in barschem Ton sage: "Liebes Hündchen!", zieht er den Schwanz ein. Wenn ich in ihn ihn höchsten Tönen lobe: "Du Lumpenhund!", kann er sich vor Freude nicht halten. Was ich sagen will: C'est le ton qui fait la musique. Das PC-Gezerr um einzelne Wörter führt zu nix. Es ersetzt den Neger durch den Schwarzen, durch den Farbigen, durch den Anders-Pigmentierten, durch den pigmenttechnisch Herausgeforderten ... Und immer findet sich einer, der das als Schimpfwort benutzen wird, und man muss wieder was Neues, vermeintlich "Neutrales"suchen. Wie heisst Eure Bundesfamilienministerin schon wieder?


    Ähm. Du setzt gerade einen Menschen, der einer Minorität angehört (das betrifft ja mehr als nur Schwarze), mit einem Hund gleich.


    Und ist es wirklich so politisch unkorrekt, wenn sich Kinder als "Chinesinnen" verkleiden? Wenn ja, warum finden wir dann so viele Massenkostüme in diese Richtung? Dürfen Kinder zukünftig nicht mehr als Indianer zum Fasching, vorallem hier bei uns? Ist das wirklich ernsthaft so schlimm, wenn sich Kinder in Cowboy und Indianer-Fantasien stürzen? Hätte ich zum Fasching auch nicht mein Dirndl anziehen dürfen?
    Oder gilt das, weil ich gebürtige Oberbayerin bin, die es eben nach Berlin verschlagen hat?


    Genau genommen - ja. Ich würd's nicht als politisch unkorrekt bezeichnen - eher als unsensibel. Ich finde einfach - und ich bin mit dieser Meinung nicht alleine - dass sich das nicht gehört.



    Wo hören wir irgendwann auf in unser Vorsicht auch ja niemanden zu beleidigen? Machen es wir nicht gerade erst durch diese Vorsicht zu einer Beleidigung, weil das heißt, dass wir den anderen ja doch als etwas "anderes" wahrnehmen statt nur als Mensch?


    Meiner Meinung nach haben wir halt nicht darüber zu entscheiden, was die betroffene Person als Beleidigung auffassen darf/sollte und was nicht. Eine Freundin von mir findet es zum Beispiel extrem beleidigend, wenn man ihre Kinder als Mischlinge bezeichnet (sie sagt helle schwarze oder dunkelhäutige deutsche Kinder) - die andere findet alles andere "unnötiges Um-Den-Heißen-Brei-Reden". Und deswegen vermeide ich es zum eiinen, diese Sammelbegriffe zu verwenden - und wenn doch, frage ich nach, welcher okay ist.



    Und wenn man mit Textänderungen anfängt, wo hört es dann auf? Wer soll das noch kontrollieren? Wo hört das auf?
    Und wieso darf man das ungestraft bei Kinderbüchern machen und nicht bei Büchern für Erwachsene? Sind die literarisch weniger wert?


    Nein, die sind nicht weniger wert - ich finde aber auch einfach, dass ein Kinderbuch, das wie die Kleine Hexe relativ früh auch vorgelesen wird, nicht der nötige Rahmen für eine Diskussion über Linguistik, Political Correctness und Rücksichtnahme ist. So etwas MUSS man durchaus mit seinem Kind thematisieren - aber nicht beim Vorlesen, vor allem nicht, wenn's nur in einem Nebensatz erwähnt wurde.



    Mal sehen ob sich das Ganze bald auch auf andere Kinderbücher ausweitet. Dann wird es sicher eine etwas größere Debatte geben. Irgendwann werden dann in ein paar Bücher Mädchen eingebaut damit diese sich nicht benachteiligt fühlen weil sie nicht mit in der Klasse sitzen... (und umgekehrt wird aus der Hausmutter bei Dolly ein Hausvater) ;)


    Wenn man in einem Buch einzelne Worte wie eben "Neger" oder "durchgewichst" ersetzt, verändert man ja nicht die Geschichte an sich. Wenn jetzt aber bei Hanni und Nanni auf dem Mädcheninternat plötzlich Jungs wären, würde das die Sache durchaus ändern! Gendern halte ich auch für unnötig - und ich darf das sagen, ich gehöre zur betroffenen Gruppe... *G*



    Als Kind fand ich ganz andere Dinge doof, ebenso wie heute. Warum gibt es explizite Mädchen- und Jungen-Bücher? Warum haben mich die Leute komisch angesehen, wenn ich ein "Jungen"-Buch gelesen habe? Ich habe das Gefühl, dass diese Einteilung in den letzte Jahren sogar noch eher verschärft wurde, während man gleichzeitig krampfhaft versucht den Inhalt möglichst korrekt zu gestalten. Aber warum sollten Autos nur Jungs interessieren dürfen und Pferde nur Mädchen? Wieso ist Liebe was für Mädchen, aber nicht für Jungen? Das finde ich persönlich diskriminierender als die krampfhaften Versuche in jedem Kinderbuch politisch korrekte Quoten-Gruppen auftreten zu lassen.
    Aber das führt vom eigentlichen Thema weg.


    Stimmt. Einer der vielen Gründe, warum ich versuche, meinen Sohn zumindest halbwegs geschlechtsneutral zu erziehen. Gelingt mir allerdings auch nicht immer...



    Ich persönlich ärgere mich vorallem über das Streichen des "Schuhe wichsens". Das ist in meinen Augen völlig unnötig.


    Es geht nicht ums Schuhe wichsen, sonder darum, dass Kinder "durchgewichst", also vermöbelt werden - und kein Kind heutzutage mehr weiß, was das bedeuten soll. Schuhe wichsen liese sich aus dem Zusammenhang erschließen - aber "durchwichsen" nicht mehr. Vor allem, wenn es der erste Kontakt mit diesem Wort ist. In meiner Naivität geh ich jetzt einfach mal davon aus, dass kein Kind im Kleine-Hexe-Alter die moderne Bedeutung des Wortes kennt...


    Cemetry
    Ich habe einen Bruder und eine Schwester die beide keine Weiße Hautfarbe haben.


    Was genau genommen ja nicht heißen muss, dass sie auch "schwarz" sind... Um mal weiter überkorrekt zu sein... Deswegen hab ich wohl in meinen zwei Kulturwissenschaftskursen (ach, wie hab ich sie gehasst) gelernt, dass man am besten, wenn man's schon sagen muss, "white" und "non-white" sagt... Aber Tári hat da schon recht - das ist irgendwie ein Teufelskreis... Einer der vielen Gründe, warum ich versuche, Menschen nicht auf dieses Merkmal zu beschränken und schon gar nicht mit einem Sammelbegriff anzureden.


    Ich hab schon große Probleme mit meinem Freundeskreis - ich hab viele schwule Freunde. Und es gibt darunter durchaus welche, die nicht als "schwul" bezeichnet werden wollen, weil das Wort ihrer Meinung nach zu negativ konotiert und degradierend ist. So, und was sag ich jetzt? "Homo" ist irgendwie auch nicht besser. Das gleiche gilt allerdings andersrum - wenn ich über jemand heterosexuellen rede und die Notwendigkeit besteht, die sexuelle Orientierung dieser Person mitzuteilen, dann tänzel ich auch gerne mal rum. Vor allem, nachdem mir schon so Sachen wie "Sind da nur Schwule oder auch Normale?" rausgerutscht sind...


    Ich sehe da einfach das Problem wo beginnt das und wo hört es auf? Auch die Bezeichnung Schwarzer z.B. ist im Grunde alles andere als politisch korrekt...


    Das ist aber die Bezeichnung, die "sie" selber verwenden und auch bevorzugen. Ich selber habe keine schwarzen Freunde (nicht, weil ich es nicht will, sondern weil es sich einfach nicht ergeben hat), aber ich habe ein paar Freundinnen, die mit Schwarzen verheiratet sind und einen dementsprechenden Freundeskreis haben - alle sagen, dass eben "Schwarzer" der bevorzugte Begriff ist. Wenn man schon unbedingt auf ethnischen Unterschieden rumreiten muss und jemanden mit so einem Sammelbegriff anspricht...


    Wobei die Szene in der Kleinen Hexe ja schon ein ganz anderes Problem darstellt: eine andere Kultur als Verkleidung zu "missbrauchen". Es gab dazu letztes oder vorletztes Jahr mal eine schöne US-amerikanische Kampagne, "I Am Not A Costume". Es gibt genug Kostümalternativen, da muss man sich nicht als Schwarzer/Indianer/Mexikaner/Geisha etc. verkleiden... Wobei ich auch das unter "Andere Zeiten, andere Sitten" laufen lass...