Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Robert Beck ist Ende 30 und unterrichtet an einem Münchner Gymnasium Deutsch und Musik. Seinen Traum, Musiker zu werden, hat er zwar offiziell schon lang begraben, seine Leidenschaft gehört aber immer noch der Musik und nicht seinem Beruf. An der Ecke, wie auch beim Thema Beziehungen, ist er eher pragmatisch bis desillusioniert. Fixpunkt in seinem Leben ist hauptsächlich sein durchgeknallter Kumpel, ein Halbafrikaner ohne vernünftigen Beruf, dafür mit einem Hang zu diversen Drogen, einem quietschgelben 80er-Jahre-Passat und unglaublicher Hypochondrie.
Eines Tages jedoch rüttelt ihn ein Ereignis in der Schule wach: Rauli Kantas, ein unauffälliges, schmächtiges Einwandererkind aus Litauen, entpuppt sich als ein Gott auf der E-Gitarre, und Beck wittert bei ihm Starqualitäten und bemüht sich nach Kräften, Rauli zu fördern, lässt alte Kontakte wieder aufleben, organisiert ein Konzert, schreibt Songs für Rauli und träumt davon, eines Tages mit ihm als sein Entdecker berühmt zu werden.
Doch es wäre nicht Becks Leben, wenn nicht ziemlich vieles ganz anders käme als geplant, und damit ist nicht nur die hübsche Kellnerin Lara gemeint, sondern auch eine unverhoffte, verrückte Reise quer durch Europa und einiges an Selbsterkenntnis.
Benedict Wells hat dieses Roadmovie-Buch mit erst 23 Jahren veröffentlicht. Dafür gelingt ihm der Einblick in die Gedankenwelt eines leicht verbitterten Lehrers auf dem Weg in die "mittleren Jahre" mit erstaunlicher Reife, temporeich und mit Gespür für komische und tragische Momente. Dass Beck wirklich nicht immer sympathisch rüberkommt, sondern sich manchmal kindisch, kleinlich oder auch peinlich benimmt, macht ihn (wie auch die anderen Hauptfiguren) umso lebensechter. Er ist halt nun mal keiner dieser Streetworker-Gutmensch-Lehrertypen, sondern ein Mensch, der Lehrer geworden ist, weil ihm quasi nichts anderes übrigblieb, was dazu führt, dass er sich, sein Leben und seinen Beruf immer wieder in Frage stellt.
Allerdings gefiel mir der erste Teil des Buches (bzw. die "A-Seite" - das Buch ist gegliedert wie eine Schallplatte) um einiges besser, die "B-Seite" mit der schrägen Reise in die Türkei wirkt stellenweise bemüht und überzeichnet, hat aber auch gelungene Momente. An einigen Stellen hätte man auch getrost auf Vulgärsprache verzichten können. Der Schluss hat mich überrascht, aber auch zufriedengestellt.
Auf jeden Fall lohnt es sich, Benedict Wells' Talent im Auge zu behalten. Da geht noch mehr!
+