Joseph Roth - Radetzkymarsch

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    Kurzbeschreibung:
    In der Schlacht bei Solferino im Jahre 1859 rettet der slowenische Infantrieleutnant Joseph Trotta dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. das Leben. Er wird dafür geadelt und mit Orden ausgezeichnet und verläßt unwiderruflich den Weg seiner bäuerlichen Vorfahren. So beginnt die Geschichte der Familie von Trotta in einer Zeit, in der die Herrschaft der Habsburger noch einmal eine glorreiche Blüte erlebt. Der Kaiser ist mächtig, das Reich ist groß, die bestehende Ordnung der Welt scheint unvergänglich. Und doch wird hinter diesem Glanz eine Müdigkeit fühlbar, eine Erstarrung, eine Ahnung von Verfall und Auflösung. Von der knorrigen Stärke des "Helden von Solferino" ist bei seinem weichen und feinfühligen Enkel Carl Joseph von Trotta nichts übriggeblieben. Er erkennt, daß neue Kräfte die Zukunft bestimmen werden, aber er kann nicht selbst daran teilnehmen.


    Meine Meinung:
    Ein wunderbarer Abgesang auf die alte Donaumonarchie und ihre Werte. Durch die Tat des Helden von Solferino steigt die Familie Trotta auf. Der Sohn des Helden wird auf Wunsch des Vaters Beamter , treu und unverbrüchlich seinem Kaiser und der von Gott gegeben Ordnung verbunden. Sein Sohn Carl Joseph strebt eine Karriere beim Militär an. Die Geschichte wird überwiegend aus seiner Sicht erzählt. Während Großvater und Vater ihre Pflicht mit Tatkraft erfüllen, ist von dieser Energie beim Enkel kaum noch etwas zu spüren. Müde und ziellos treibt er durchs Leben. Die Messlatte, die der Held von Solferino gelegt hat, öffnet ihm zwar Türen, erweist sich aber tatsächlich als für ihn zu hoch.


    Im Zerfall der Familie Trotta zeigt Roth den Zerfall der Vielvölkermonarchie Österreich auf, die nur von dem letzten Repräsentanten alter Herrlichkeit zusammen gehalten wird: dem Kaiser Franz Joseph l. - aber auch der scheint sich selbst überlebt zu haben. Mit der Nachricht von der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand und einem furchtbaren Gewitter platzt die Realität des herannahenden Krieges in das unbeschwerte Sommerfest des Regiments, in dem Carl Joseph dient; die Auflösung der Donaumonarchie ist nicht mehr zu überdecken.


    Joseph Roth war ein begnadeter Erzähler. Ich bin begeistert von seinem Stil, den detailverliebten Beschreibungen, die sich mit klaren kurzen Sätzen abwechseln und so einen einzigartigen Rhythmus erzeugen.


    5ratten

  • Ich hab es wirklich versucht. Aber ich konnte mit dem Stil einfach nichts anfangen und hab es nach wenigen Seiten abgebrochen. Und ganz ehrlich? Auf einen zweiten Versuch mag ich es auch nicht wirklich ankommen lassen...

  • Hallo,


    am Maß der Beiträge gemessen lohnt es sich m.E. nicht einen extra Thread für das Hörbuch aufzumachen, darum meine Reiz dazu gleich hier:


    Joseph Roth - Radetzkymarsch
    Sprecher: Klaus Jürgen Wussow


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    Inhalt: Erzählt wird die Geschichte dreier Generationen in den letzten rund 60 Jahren der K&K Monarchie in Östereich-Ungarn. Der Großvater - Held von Solferino - hebt mit seiner Tat, dem Kaiser das Leben zu retten, die Familie in den Adelsstand. Der Vater nutzt die Gunst und wird Beamter für seinen Kaiser und auch der Sohn soll ich ehrenvolle Fusstapfen treten und zwar beim Militär. Doch ähnlich wie im dies nicht gelingen will, geht es auch mit der Monarchie - sie funktioniert nicht mehr so wie zur Schlacht von Solferino...


    Meinung
    Im "Verfall" der Familie zeigt Roth hier auch den Zusammenbruch des Kaiserreiches, episodenhaft erzählt in einer Mischung aus Detailfreude und straffer Handlung.
    Im Mittelpunkt steht der Sohn, dessen Denken und Handeln im Zusammenhang mit seiner Familie, seinen Ahnen erläutert wird. Vom Vater erfährt man auch einiges, doch auch hier meist nur aus dem Zusammenhang in seiner Beziehung zu Vater und Sohn. Der Held und Großvater selbst hat ein recht kurzes direktes Auftreten, was mich zu Beginn gewundert hat, was im Gesamtzusammenhang aber durchaus plausibel und verständlich ist. Zeigt er doch die alten, verfallenden Werte auf und erst an ihm wird einem das Alter des Kaisers bewußt...


    Die Geschichte ist kurzweilig aber mit viel Tiefe erzählt, die Sprache ist wunderschön und im Hörbuch auch besonders gut umgesetzt - wörtliche Rede wird mit österreichischem Dialekt gesprochen, was sehr authentisch wirkt. Besondere Szenen und Übergänge sind mit Musik untermalt, wobei natürlich auch immer wieder der Radetzkymarsch zu hören ist.
    Die ruhige Stimme von Herrn Wussow gibt dem ganzen Roman einen besonderen Ton.


    Ich habe das Hörbuch künstlerisch und inhaltlich sehr genossen, ein wunderbares Stück.
    5ratten


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • [size=13pt]Joseph Roth - Radetzkymarsch[/size]

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    OA: 1932
    323 Seiten
    ISBN:978-3423124775


    Klappentext:


    In der Schlacht bei Solferino im Jahre 1859 rettet der slowenische Infantrieleutnant Joseph Trotta dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. das Leben. Er wird dafür geadelt und mit Orden ausgezeichnet und verläßt unwiderruflich den Weg seiner bäuerlichen Vorfahren. So beginnt die Geschichte der Familie von Trotta in einer Zeit, in der die Herrschaft der Habsburger noch einmal eine glorreiche Blüte erlebt.


    Eigene Meinung:


    Dieses Buch handelt von drei Generationen der adeligen Familie von Trotta, aber hauptsächlich, von jenem Enkel dessen, der das Leben des Kaisers in der Schlacht von Solferino rettete. Unter dieser Vorgabe erscheint es für den jüngsten der Trottas fast unmöglich noch etwas Herausragendes in seinem Leben zu erreichen. Letztendlich sowieso schwer, da er von Kind auf gewohnt ist bedingungslos zu gehorchen und sich dem Willen derer zu fügen, die über ihm stehen.
    Dieses Buch ist in seiner Grundstruktur sehr ernst und teilweise geradezu freudlos; ebenso wie das Leben des jungen Leutnant von Trotta. Das Hauptthema, der politische Umbruch vollzieht ich geradezu parallel in dem persönlichen Umbruch der Familienstrukturen der Familie von Trotta und man beginnt zu begreifen, was es bedeuten muss, wenn altbewährtes keine Gültigkeit mehr hat, nichts bedeutet und die alten Werte nicht mehr respektiert werden. Genau dies geschieht auch mit dem Habsburger Reich, nur eine Nummer größer. Joseph Roth gelingt es ausgezeichnet, durch diese Parallelen, das unweigerliche Vergehen dieser Zeit zu beschreiben. Am schlimmsten empfand ich die freud- und trostlose Lage des jungen Leutnant, der sich immer selbst im Wege stand und dadurch sich und anderen das Leben erschwert hat. Dieses Buch zeigt, dass es manchmal im Leben Situationen gibt in welchen sich alles ändert ohne das man einen Einfluss darauf hat und es gibt nur zwei Möglichkeiten damit umzugehen. Entweder man arrangiert sich in seinem eigenen kleinen Leben und versucht sich den Veränderungen weitgehendst zu entziehen oder aber man geht an ihnen zu Grunde. Eine Botschaft aber zieht sich durch das ganze Buch. Man kann nur ein erfülltes Leben führen, wenn man seinen Gefühlen, seinen Grundsätzen und seinem Gewissen treu bleibt und anstatt nur bedingungslos die Erwartungen Anderer zu erfüllen.


    Mir gefiel das Buch gut, weil es sehr bewegend und emotional die Familie von Trotta beschreibt und man als Leser, zu diesen Vertretern ihrer Zeit, eine sehr gute Beziehung bekommt. Roth gelingt es dadurch, dass man sehr viel Mitgefühl mit den Protagonisten bekommt, welches die Aussagen dieses Romans bekräftigt und unterstreicht.


    4ratten


    Tina

  • Binnen dreier Generationen vollzieht sich Aufstieg und Verfall der Familie von Trotta, und wie Joseph Roth das aufzieht, das hat mir schon sehr gut gefallen. Auch wenn die Einführung mit dem Großvater Joseph, dessen heldenhafter Tat die Familie ihre neue gesellschaftliche Position verdankt, vergleichsweise kurz ausfällt, so reicht sie doch, um im späteren Verlauf klar zu machen, warum und woran der letzte Sproß Carl Joseph scheitert, vielleicht sogar scheitern muß. Erdrückt von der Familiengeschichte und einem dominanten Vater hat er außer Gehorchen nichts gelernt und die wenigen Male, bei denen er ansatzweise so etwas wie eine eigene Entscheidung geltend macht, merkt man das auch sofort an den Folgen. Er ist ein ausgesprochen schwacher Charakter und von der Art, die mich normalerweise in Büchern wie im echten Leben zur Weißglut treibt. Allerdings muß ich Roth zugestehen, daß er in dieser Zeichnung sehr stimmig bleibt. Für Überraschungen ist aber eher der gestrenge Vater und Bezirkshauptmann zuständig, der mir im Verlaufe der Erzählung bei all seinen offensichtlichen Fehlern – die zu jener Zeit aber sicher nicht in dem Maße als solche gesehen wurden, wie wir das heute tun – doch sympathisch wurde. Carl Joseph bekommt zwar am Ende auch noch eine starke Szene, die mich ein wenig mit ihm bzw. seinem Charakter versöhnt, aber für ein vollständiges Drehen der Wahrnehmung reicht das nicht mehr.


    Abgesehen von den in den Charakteren angelegten Umbrüchen vollziehen sich ganz ähnliche Prozesse in viel größerem Maßstab auch auf nationaler politisch-gesellschaftlicher Ebene. Diese Parallelität setzt Roth sehr geschickt ein, um den Niedergang des Habsburgerreiches zu illustrieren, und sie ist sicher auch nicht zufällig gewählt, verstärkt doch dieser äußere Prozeß jenen in der Familie (auch den umgekehrten Fall zu behaupten würde wohl bedeuten, den Trottas zuviel Einfluß zuzuschreiben :zwinker: ). Alles in allem ein Roman von Joseph Roth, der mir in Konzeption wie Sprache sehr gut gefallen hat.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß
    Aldawen

  • In Radetzkymarsch von Joseph Roth geht es um den letzten Glanz der Donaumonarchie

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    Inhalt: In der Schlacht bei Solferino im Jahre 1859 rettet der slowenische Infantrieleutnant Joseph Trotta dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. das Leben. Er wird dafür geadelt und mit Orden ausgezeichnet und verlässt den Weg seiner bäuerlichen Vorfahren. So beginnt die Geschichte der Familie von Trotta in einer Zeit, in der die Herrschaft der Habsburger noch einmal eine glorreiche Blüte erlebt. Der Kaiser ist mächtig, das Reich ist groß, die bestehende Ordnung der Welt scheint unvergänglich. Und doch wird hinter diesem Glanz eine Müdigkeit fühlbar, eine Erstarrung, eine Ahnung von Verfall und Auflösung. Von der knorrigen Stärke des "Helden von Solferino" ist bei seinem weichen und feinfühligen Enkel Carl Joseph von Trotta nichts übriggeblieben. Er erkennt, dass neue Kräfte die Zukunft bestimmen werden, aber er kann nicht selbst daran teilnehmen. Im Aufstieg und Verfall einer Familie spiegeln sich die letzten Jahrzehnte der Donaumonarchie.


    Meine bisherige Meinung: den Beginn des Radetzkymarsches habe ich mittlerweile schon dreimal gelesen, aber über die ersten drei Kapitel bin ich nie hinaus gekommen.


    Jetzt habe ich die ersten drei Kapitel in einem Rutsch verschlungen und ich freue mich schon sehr auf das Weiterlesen. Jedes Buch braucht wirklich seine Zeit.


    Witzig fand ich die Bemühungen Trottas, die Geschehnisse von Solferino im Lesebuch der Kinder richtig zu stellen. Da wird er als der strahlende Held auf dem Pferd dargestellt, der dem Kaiser mitten in der Schlacht das Leben gerettet hat. Dem war aber nicht so. Er sieht sich selbst nicht als Held und kann nicht verstehen, dass hier keiner bei der Wahrheit bleibt.


    Schade finde ich, dass die Adelung Trottas zur Entfremdung mit seinem Vater geführt hat.


    Bei dem herrlichen Wetter heute, lese ich sicher einige Kapitel in der Sonne weiter.

  • Ich habe das Buch vor gut 30 Jahren gelesen (wow klingt wirklich lange her:))

    Mir gefällt Roths Stil und seine feine Ironie.

    Und bei unserer Bertha von Suttner Leserunde habe ich auch oft an Radetzkymarsch gedacht.

  • Ich habe den Radetzkymarsch nun auch gelesen und mich beim Lesen gefragt: Wieso lag das Buch so lange am SUB? Ich habe um Joseph Roth immer einen Bogen gemacht, das war aber vollkommen unnötig.


    Den Untergang der Monarchie stellt der Autor wirklich gekonnt dar. Der Großvater war noch ein starker Charakter, aber der Enkel, der in die Armee gezwungen wurde, war dort vollkommen fehl am Platz. Immer im Hintergrund die Taten des Großvaters und ständig unter Beobachtung seines Vaters konnte er keine gescheiten Entscheidungen treffen.

    Ich habe das Buch regelrecht verschlungen. Das war sicher nicht mein letztes Buch vom Autor-

  • Meine Leseerfahrung mit Joseph Roths Radetzkymarsch war leider nicht so ungetrübt..

    Immerhin habe ich es am Ende ausgelesen und bereue das auch nicht, weil es dann doch einige Passagen gab, die mir sehr gefallen haben - das war immer dann der Fall, wenn der Autor in die Psyche eines Charakters hineingestiegen ist und dessen Gedanken glaubhaft nachvollzogen hat. Für mich standen da der alternde Kaiser bei der "Truppeninspektion" und der Bezirkshauptmann beim Besuch seines Sohnes besonders heraus - auch die (etwas eigenartige) Männerfreundschaft zwischen dem Stabsarzt und dem "Enkel" fand ich recht glaubhaft dargestellt.

    (Und ja, b.a.t. , ich weiß, was Du mit "Roths feinem Humor" meinst - der hat durchaus iwie auch für mich zuweilen etwas, aber distanziert die Handlung aber eben oft noch weiter für mich...)


    Ansonsten ist das Milieu des Romans so überhaupt nicht "meins" - man könnte es beschreiben als "Welt ohne Frauen".

    Das militärische Ambiente ist natürlich in der Tat zu dieser Zeit eine reine Männerdomäne, es hätte aber genug Ansatzpunkte für mehr als "punkthafte" Frauengestalten gegeben. Die Frauen in diesem Buch sterben entweder schon, bevor sie überhaupt aufgetreten sind oder, wenn sie doch eine (charakterlose Neben)Rolle spielen, ist ihr einziges Interesse der Geschlechtsverkehr. Interessant. Nach Nachlesen biografischer Detsils stellt man fest, dass Roth in seinem Leben durchaus Kontakte mit und Einflüsse von augenscheinlich intelligenten Frauen hatte - um so bezeichnender, wie vollständig er diese hier ignoriert, ja, ihnen geradezu verächtlich gegenübersteht.

    Aus seinen eigenen Erfahrungen heraus kann Roth glaubhaft die Phänomene Alkoholismus und geistige Verwirrtheit beschreiben - beides macht das Buch sicherlich lebensnah, aber nicht unbedingt erfreulicher. Die ganze Welt erscheint sehr "eingenäht" - ja, wahrscheinlich war sie es auch, aber fast alle Romane über diese Epoche haben mich bisher nicht sehr.. erfreut: Muss wohl an der Epoche liegen. (Oder an meiner amateurhaften Lesehaltung.)

    2 Mal editiert, zuletzt von Alice ()

  • Die ganze Welt erscheint sehr "eingenäht" - ja, wahrscheinlich war sie es auch, aber fast alle Romane über diese Epoche haben mich bisher nicht sehr.. erfreut: Muss wohl an der Epoche liegen.

    Ich lese auch über diese Zeit hin und wieder ganz gerne, aber ja, mir ist dann immer zwischendurch danach, gaaaanz tief Luft zu holen gegen all den verstaubten Muff und die geistige Enge.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen