Hallo,
gestern war es also so weit: Der Literaturkritiker Denis Scheck, bekannt aus der ARD mit seiner Fernsehsendung "druckfrisch", unterhielt in der Alten Feuerwache in Mannheim den sehr gut gefüllten Saal mit mehr als 200 Zuhörern. 1 ganze Stunde und 45 Minuten sprach er ununterbrochen, ohne je einen Schluck Wasser zu sich zu nehmen, in fast immer druckreifen Sätzen über Bücher, die er für empfehlenswert hält und über welche, von denen er abrät.
Dabei zieht er durch seine einfache, äußerst klare Sprache, die dennoch im Argument zu differenzieren weiß, die Zuhörer in seinen Bann. Seine Stimme ist stets angenehm und seine Karriere im Hörfunk verwundert nicht. Zu jedem der 32 genannten Titel kann er etwas Interessantes sagen, keinesfalls Plattitüden, in einigen Fällen liest er sorgsam zuvor ausgewählte, meist komische Stellen aus den Büchern vor. Eigentlich der ideale Verlagsvertreter, dem es auch gelingen würde, Minderwertiges an den Mann zu bringen. Das ist aber durchaus als Kompliment für seinen Esprit und Witz gemeint.
Was schlecht ist, bezeichnet er auch als schlecht, ohne aber in bildungsbeflissene Etitüden eines Marcel Reich-Ranicki zu verfallen. Für Frank Schätzing kann er sich ebenso begeistern wie für Hertha Müller, auch wenn er auf den "Liga"-Unterschied hinweist.
Auch wenn ich jeden seiner genannten Titel mitgeschrieben habe, gibt es hier eine Auswahl, der Bücher die man sich schenken kann:
- Zu Gast bei prominenten Hunden
- Bushido Autobiografie
- Schlank im Schlaf
- Peter Hahne: Schluss mit Lustig
- Oliver Kahns 1. Autobiografie
- Axolotl Roadkill
- gekürzte Hörbücher
Die Positivliste war natürlich um ein Vielfaches größer:
- Pu der Bär, insbesondere auch die Fortsetzung von David Benedictus (eigentlich mag Scheck keine Fortsetzungen, aber diese sei äußerst gelungen)
- Kolumnen von Harry Rowohlt (Poohs Corner)
- Max Goldt: Zimbo ...
- Hörbuch über Tanganika-Barsche (gibt es nicht als Buch)
- Hertha Müller
- Foster Wallace: Unendlicher Spaß
- Bolano: 2666
- Wolf Haas
- Heinrich Steinfest (Krimis als hätte sie Heimito von Doderer geschrieben)
- Schätzing: Limit (so spannend, dass er sein chinesisches Hotel nicht mehr verlassen wollte)
- Kerstin Ekmann: Der Wald (für jeden geeignet, um ihn an gute Literatur heranzuführen)
- Robert Gernhardts Gedichte
- Nichts als die Welt (ein sauteurer Reportageband)
- Atlas der abgelegenen Inseln (Schecks Lieblingsinsel ist "Dormin" (oder so ähnlich))
- Safranski über Schiller und Goethe
- Schweizer Käse (ein Kochbuch der besonderen Art, eine "Betriebsanleitung über Schweizer")
- Weber: Kochen ist Krieg
Mit fröhlicher Stimmung verließ ich diese wunderbare Veranstaltung. Und das lag auch an Holden , da wir uns zuvor wunderbar über Bücher in begeisternder Weise austauschen konnten.
Schöne Grüße,
Thomas