Markus Heitz - Collector

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  • Markus Heitz - Collector 

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    Inhalt: Wir schreiben das Jahr 3042. Die Menschheit ist ins Weltall aufgebrochen, doch nicht mit eigener Technik, sondern mit Hilfe von Objekten, die man bei Ausgrabungen auf der Erde gefunden hat: außerirdische Hinterlassenschaften, die zwar funktionieren, deren Funktionsweise die menschlichen Piloten jedoch nur in Ansätzen verstehen. So verläuft die Besiedelung anderer Planeten denkbar chaotisch. Doch dann treffen die Menschen auf eine außerirdische Spezies – die Collectors –mit katastrophalen Folgen.


    Meine Meinung: Der Autor schafft es gekonnt seine Leser in den Bann zu ziehen. Schon allein in den ersten Seiten ist man drin in der Geschichte, unter anderem bei Kris dem Kutscher, der für eine Firma ein Gerät von A nach B transportieren soll. Dabei geht natürlich so einiges schief und ehe es sich der gute Mann versieht ist er mitten drin in der Geschichte. Und dabei wollte er doch nur einfach seinen Job machen und von Abenteuern nichts wissen.


    Als ich das Buch aufschlug hat mich zuerst das umfangreiche Namensverzeichnis fast erschlagen. Aber davon sollte man sich keinesfalls abschrecken lassen. Die meisten Personen sind nur am Rande wichtig und außerdem wird im Text immer sehr genau erklärt wer zu wem gehört und wie sie alle zusammen gehören. Das Register habe ich daher nur zum Spaß bemüht wenn ich mal wieder aufgrund der sich überschlagenden Ereignisse zu schnell gelesen habe und ich nicht mehr genau wusste wie die ganzen kybernetischen Wesen denn jetzt wirklich heißen.


    Eines ist bei Heitz allerdings klar: Zimperlich geht er mit seinen Figuren nicht um und nicht nur einmal habe ich mir gedacht: Jetzt lässt er die auch noch sterben! Die Seiten sind nur so dahin gerast und ich konnte und wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Von der ersten Seite an will man wissen wer die Collector sind und was sie von den Menschen wirklich wollen.


    Wer übrigens SF mag, wird hier einigen Begriffen wieder begegnen. Als Planeten kommen Babylon 5 und Kitomea vor. Wesen, wie die Co-Driver, die den Verstand eines Menschen besetzen, erinnern an die Tokra oder eher an die Goa`uld aus Stargate.
    Heitz zeichnet eine Zukunft, in der ich nicht gerne leben möchte. Menschen lassen sich gesunde Gliedmaßen amputieren um bessere kybernetische zu bekommen und manche Menschen sind im Grunde keine mehr, denn sie wurden zu ganzen Automaten. Zudem gibt es tierähnliche Wesen mit menschlichen Körpern, sogenannte Betas, in allen Variationen. Vom Werwolf bis zum Affen ist alles dabei. Und mittendrin kommt noch eine philosophische Diskussion, die ich sehr spannend fand: Wir glauben, dass die Tiere unter uns stehen, weil wir einen Verstand und eine Seele haben. Vielleicht gilt das auch für die Collector. Vielleicht sind wir für sie auch nur Tiere?


    Zusammenfassend kann man sagen: Eines der besten SF-Romane, die ich in letzter Zeit gelesen habe, ein absoluter Buchtipp also. 5ratten


    Katrin

  • Ferne Welten erwarten uns in „Collector“, sowohl räumlich als auch zeitlich. Wir befinden uns im Jahr 3042, die Erde existiert noch, wird aber nur als Lager genutzt. Die Menschen haben sich schon lange im Weltraum ausgebreitet, mit Hilfe von gefundener Technologie, die sie eigentlich gar nicht wirklich verstehen. Auch ihr Daseins-Spektrum haben sie erweitert, neben den „normalen“ Menschen gibt es zum Beispiel teils bis zur Unkenntlichkeit kybernetisierte Wesen mit menschlichem Ursprung, oder Chimären aus Mensch und Tier. Doch dann taucht eine Bedrohung auf, die so genannten Collectors, eine ahumane Spezies, die angeblich die Menschen vor der Ausrottung schützen will und nach und nach die von Menschen besiedelten Planeten unter ihre „Obhut“ nimmt. Was dort wirklich geschieht, weiß niemand. Denn noch nie ist jemand von einem Planeten in der Obhut entkommen.
    Kris ist Kutscher auf der Erde, er transportiert sensible Lasten und will mit dem Weltraum nichts zu tun haben. Doch dann soll er eine ganz besondere Last transportieren und ehe er sich versieht, steckt er in einem undurchschaubaren Komplott verschiedenster Konzerne und hat keine andere Wahl, als mit in den Kampf gegen die Collectors zu ziehen. Die noch nie zuvor von Menschen besiegt wurden. Wird es dabei bleiben, oder hat die Menschheit noch eine Chance?


    „Collector“ ist der Auftakt zur Justifiers Reihe, die von verschiedenen deutschen Autoren gemeinsam geschrieben wird. Den nächsten Band, „Missing in Action“, schrieb (oder schreibt noch) Christoph Hardebusch, er soll im Oktober erscheinen. Die Grundidee basiert auf einem Rollenspiel aus den 80er Jahren, das von Markus Heitz zusammen mit dem Ulisses Verlag neu aufgelegt wird. Comics soll es auch noch dazu geben. Wem es im Justifiers Universum gefällt, dem wird also nicht so schnell der Stoff ausgehen.


    Obwohl ich bisher selten Science Fiction las, hatte ich sehr viel Spaß mit diesem Buch. Markus Heitz schreibt nicht nur phantastische Fantasy und düsteren Horror, er kann auch im Weltraum begeistern. Gegen Ende flogen die Seiten mit Lichtgeschwindigkeit dahin, ich kam kaum hinterher vor lauter Spannung. Nach und nach lösten sich die meisten Rätsel auf, man entdeckte wer mit wem unter einer Decke steckte und erlebte dabei auch noch die ein oder andere Überraschung. Stoff für Folgebände ist trotzdem noch zur Genüge übrig geblieben.


    Mir fehlt der Vergleich zu anderen Werken dieses Genres, dafür kann ich das Buch aber auch Lesern empfehlen, die sonst eher selten in fernen Welten unterwegs sind. Wenn man die Bücher von Markus Heitz mag, sollte man sich auch die Space Opera „Collector“ nicht entgehen lassen.


    5ratten

  • Ich habe gerade meinen ersten "Heitz-Roman" zu Ende gelesen: Blutportale.


    Und bin begeistert. Sanctum liegt schon auf dem SuB, Ritus muss natürlich auch noch her und die Judas Romane interessieren mich auch.


    Und "Collector" hört sich nach euch beiden auch echt klasse an, obwohl ich jetzt eigentlich kein SF Fan bin.


    Mal sehen ob ich mir den demnächst auch kralle.... :breitgrins:

    Lese fast alles-fast immer

  • Ich geselle mich auch dazu. :winken:


    Kris ist ein Trucker der Zukunft. Mit seinem titanischen Antigrav-Gefährt verrichtet er seinen Dienst auf der Erde. Diese ist im Jahr 3042 völlig augetrocknet, die Meere sind verschwunden, und seine Fahrten auf ehemaligem Meeresgrund wirkten ziemlich gespenstisch auf mich. Die Menschen und die großen Konzernriesen hat es ins All verschlagen. Dort regiert ungebrochen das Gesetz der Korruption und Intrigen.


    Der Fortschritt hat Einzug gehalten, wie es sich für einen guten Science Fiction gehört. Während auf der Erde Archäologie in der Art betrieben wird, dass außerirdische Antriebsmotoren aus dem Sand geborgen werden, gibt es weiter oben im All Raumschiffe, Forschungsstationen und eine Menge kurioser Wesen.
    In Laboren werden Tiergeschöpfe gezüchtet, die sogenannten Beta-Humanoiden. Und gegen das nötige Kleingeld können Gliedmaßen wie Kleidungsstücke getauscht werden. Das Ersatzteillager birgt eine unheimliche Vielfalt und die Möglichkeiten können wirklich erschreckende Ausmaße annehmen.


    Alles in allem ein gut strukturiertes Zukunftsszenario. Der Roman entwickelt sich mit viel Input - und damit ohne Langeweile – zu einem SF-Krimi-Pageturner. Die Seiten flogen nur so dahin, es war spannend und gespenstisch. Zum großen Teil lag das an den durchdachten Charakteren. In der Hinsicht hat „Collector“ etwas zu bieten. Für mich gab es Sympathieträger, liebgewonnene Nebenfiguren, aber auch abstoßende Mischungen. Jeder dürfte hier auf seinen Geschmack kommen.


    Auch für SF-Neulinge kann ich dieses Buch empfehlen. Keine Spur von langatmigen, eintönigen Raumschlachten oder viel zu übertriebener technischer Präsenz. Das umfangreiche Register bietet zusätzliche Hilfe.
    Einen kleinen Kritikpunkt muss ich aber dennoch anbringen. Einige wichtige Details blieben für mich ungeklärt oder auf der Strecke. Gerade was die Collector betrifft, könnte ich etwas mehr Aufklärung vertragen. Auch meine persönliche Neugier etwas mehr über die Austrocknung der Meere und diese Endzeitstimmung dort zu lesen, blieb unbefriedigt. (obwohl das weniger hierher gehört, sehe ich ein :zwinker:)
    Doch es handelt sich hierbei um den Einstieg ins Justifiers-Universum, weitere Bände werden folgen. Man kann nicht nicht alles im ersten Roman unterbringen. Ich blicke also positiv Band 2 entgegen. :smile:


    4ratten


    LG Kati :winken:


  • Keine Spur von langatmigen, eintönigen Raumschlachten oder viel zu übertriebener technischer Präsenz.


    Aber leider fehlt auch die Logik hinter vielen Handlungen (z. B. Anatols und Theresas Flucht auf Putin), das Einhalten von einfachen Naturgesetzen (siehe unten) und deutsche Bezeichnungen (es gibt Anglizismen satt).


    Da ich in diesem Forum sowie drüben bei Leserunden.de mit meiner Meinung allein auf weiter Flur stehe und schon an meiner Urteilsfähigkeit zu zweifeln begonnen hatte, habe ich mich in anderen Foren umgesehen und drei weitere Leserunden zum Roman entdeckt. Zwei habe ich mir komplett durchgelesen und die dritte angelesen. Jetzt bin ich ziemlich erleichtert: Ich bin doch nicht allein. Interessanterweise gefällt das Buch den Lesern gar nicht, die Leserinnen jedoch sind begeistert (es gibt aber Ausnahmen, siehe u. a. mich). Ist "Collector" also eher was für die Damenwelt? Sozusagen "Twilight" im All?


    Wie auch immer. Für mich persönlich ist "Collector" einer der tiefsten Tiefpunkte des Lesejahres. Zugegeben, das Buch liest sich schnell, aber liegt das wirklich nur am Autor? Der Verlag hat das Buch im Ziegelstein-Format veröffentlicht, mit großer Schrift und schön viel Platz an den Rändern. Mein aktuelles Buch hat fast 200 Seiten mehr zu bieten und ist trotzdem wesentlich kleiner und schmaler.


    Mein Fazit:


    Der Roman spielt eintausend Jahre in der Zukunft. Wirkt aber nicht so. Ich würde auf allerhöchstens 150-200 Jahre tippen. Wenn man bedenkt, welchen Sprung die Technik allein in den letzten hundert Jahren gemacht hat, dann überkommt zumindest mich tiefe Ehrfurcht. Und wenn ich meine "P. M." lese, dann staune ich jedes Mal über die neuesten technischen Entwicklungen, die allein in den letzten Monaten stattgefunden haben. In "Collector" beträgt der Zeitraum 10x 100 Jahre. Eine für den menschlichen Geist kaum fassbare Zahl. Gut, es gibt Chimären, Cyborgs, Raumschiffe und Aliens - aber was hat sich sonst geändert? Die Scheibenwischer eines Trucks quietschen offenbar immer noch. In eintausend Jahren.


    Zu den Figuren habe ich keinerlei Zugang gefunden. Einmal glaubte ich, in Faye eine sympathische Figur gefunden zu haben - das erste Kapitel mit ihr ist in meinen Augen das Beste im Buch. Aber danach tritt Faye in den Hintergrund und hat nur noch ein-zwei Szenen, in denen mir es dann auch schon ziemlich wurscht war, was mit ihr passierte. Kurz fand ich auch die intrigante CoDriverin interessant - aber sie wurde auf ein Pheromonpüppchen reduziert und verlor bereits nach drei Seiten ihren Reiz.
    Was Kris angeht - ich fand an ihm kaum etwas Echtes. Er hätte eine brauchbare Nebenfigur abgegeben, denn er agiert kaum und reagiert überwiegend. Als Hauptfigur ist er einfach zu blass.
    An die anderen erinnere ich mich ein paar Tage nach dem Lesen schon gar nicht mehr.


    Diejenigen, die kein Technogebrabbel und umständliche astrophysikalischen und anderweitigen wissenschaftlichen Erklärungen mögen, kommen auf ihre Kosten. Aber die Logik leider sehr darunter. Allein wegen der Theorie zur Erschaffung eines Schwarzen Lochs würde sich Einstein im Grabe umdrehen (ich fand's aber dann doch ganz lustig). Oder auch Kollisionsalarm im All - dramaturgisch zum Spannungsaufbau nachvollziehbar, aber physikalisch (außerhalb einer Raumschlacht natürlich) sehr-sehr unwahrscheinlich.
    Im Nachwort steht, dass "Collector" ein Space-Fiction-Roman ist. Ein bißchen Science hätte Space nicht geschadet. Ein Hauch hätte ausgereicht und den gibts sogar bei Google. Dann hätte man auch herausgefunden, dass die Sonne nicht aus Eisen und Nickel besteht, sondern zu über 70 % aus Wasserstoff und etwa 25 % aus Helium.


    Und was ist eigentlich ein Collector? Offenbar das Äquivalent des "schwarzen Mannes", dazu da, um bei Lesern Unbehagen auszulösen. Hätte fast funktioniert.
    Aber man erfährt gar nichts über die Fremden - weder wie sie aussehen, noch woher sie kommen. Nur, dass sie von einem bestimmten Stoff abhängig sind. Eine in meinen Augen etwas dünne Motivation für ihr Tun.


    Gefallen haben mir die Anspielungen auf die SF-Filme und -Serien. Die Erwähnungen von "Babylon 5" und Kithomer (collectorische Schreibweise: Kitomea) haben mir Spaß gemacht. Und die Hommage an den großartigen Film "Die Zeitmaschine" ebenso.
    Die fehlende Logik im Buch hatte aber auch was Gutes: Man rätselt die ganze Zeit darüber, ob das so vom Autor beabsichtig war und nicht vielleicht doch irgendetwas Spektakuläres dahinter steckt. Viel Raum also für unterhaltsamste Vermutungen!


    1ratten (für die Morlocks!)


    ***
    Aeria

  • Hallo Aeria,
    ein sehr gutes Statement!
    Ich denke du hast auch Recht.
    Mit einem ausgeprägten Sinn für Wissenschaft - sei es durch andere Bücher oder Hobby etc. - kann man an einigen SF-Romanen wohl verzweifeln.
    Wenn aber dieses Hintegrundwissen nicht so präsent ist und man sich einfach treiben lassen kann/will, ist "Collector" ein Pageturner.
    Bei mir hat das Treiben funktioniert. :breitgrins:
    Die Sache mit dem Geschlechterproblem scheint deshalb plausibel. Und das ist genreübergreifend.
    Sind Ansprüche und Hintergrundfakten da, wird es für einen Autor schwierig.
    Ich stelle mir gerade meinen Geschichtslehrer beim Lesen historischer Romane vor :breitgrins:


    LG Kati :winken:

  • Hier kommt nun auch noch meine Meinung:


    Klappentext
    Wir schreiben das Jahr 3042. Die Menschheit ist ins Weltall aufgebrochen, doch nicht mit eigener Technik, sondern mit Hilfe von Objekten, die man bei Ausgrabungen auf der Erde gefunden hat: außerirdische Hinterlassenschaften, die den Menschen das Reisen mit Überlichtgeschwindigkeitermöglichen, obwohl nur ansatzweise klar ist, wie diese Artefakte eigentlich funktionieren. Schnell bilden ich große multinationale Konzern, die mit Macht und viel Geld den Aufbruch zu den Sternen vorantreiben – bis die Menschheit auf eine geheimnisvolle außerirdische Spezies trifft, die ihnen bei weitem überlegen ist: die Collectors. Diese bieten an, die menschliche Zivilisation unter ihre Fittiche zu nehmen und versprechen Wohlstand und Schutz. Ein Angebot, das die Menschen nicht ablehnen können.


    Eigentlich läuft alles ganz gut für Kris Schmidt-Kneen. Er ist Schwerlastfahrer auf Terra, und er ist der Beste. Als er von dem deutschen Konzern Gauss Industries einen Spezialauftrag erhält, sieht das nach leicht verdientem Geld aus. Doch der Transport wird sabotiert, und Kris für den Diebstahl eines außerirdischen Antriebmoduls verantwortlich gemacht. Zur Strafe wird er auf eine hochgefährliche Mission geschickt – mitten unter die Collectors, die offenbar ganz eigene Absichten mit den Menschen haben. Absichten mit katastrophalen Folgen ...


    Meine Meinung
    Der Roman beginnt in einem düsteren Szenario. Eine ausgetrocknete und öde Landschaft die einmal vor über 2000 Jahren das schöne Venedig gewesen war. Unsere Erde bietet offensichtlich keinen schönen Anblick mehr, kein Wunder, dass sich ein Großteil der Menschheit an anderer Stelle niedergelassen hat. Ausgrabungen werden jedoch vor Ort unternommen, auch wenn man nicht , wie wir es heute kennen, nach alten Ruinen sucht, sondern nach außerirdischen Antrieben.


    Dabei lernen wir Kris kennen, der einen recht coolen und lockeren Eindruck machte, und damit die düstere Stimmung etwas auflockerte. Er war mir gleich sympathisch, wie auch Faye, die wir kurze Zeit später kennenlernten.


    Ich fand sehr gut ins Geschehen hinein, geht es ja auch gleich recht schnell zur Sache und man steckt mitten in einer Handlung, die einem sofort Rätsel aufgibt. Wer sind diese Collectors? Sind sie gut oder böse? Ihre Absichten erscheinen edel, aber liegt ihnen wirklich „die schützenswerte Rasse Mensch“ am Herzen? Wie soll man als Menschheit reagieren, wenn man ungefragt geschützt werden soll? Wie geht man mit einer Bevormundung um, die auf den ersten Blick zum eigenen Wohl erbracht wird, aber einem die eigene Freiheit und Entscheidungsfähigkeit nimmt? Fühlen sich so die Tiere im Zoo, die wir Menschen ja auch oft aus guten Absichten dort schützen und vermehren, weil sie in ihrer Heimat gefährdet sind?


    Was wollen die Collectors? Wo kommen sie überhaupt her? Diese Fragen beschäftigten mich während des Lesens und ließen die Geschichte bis zum Schluss wie einen Krimi wirken und hielten die Spannung ständig sehr hoch. Das hat mir sehr gut gefallen. Das Ziel der Collectors erfährt man schließlich auch, leider nicht, wer sie genau sind und woher sie kommen. Das hat mich ein bisschen enttäuscht, aber ich freue mich nun natürlich um so mehr auf die Fortsetzung.


    Die Geschichte bot einige interessante Figuren: die „Automaten“ sind Menschen, die ihre Körperteile gegen kybernetische austauschen und damit immer mehr zu Automaten werden. Betas sind Wesen, halb Mensch, halb Tier, die es in vielen Varianten gibt. Wölfe und Tiger, aber auch einen Eisbären dieser Art konnte man treffen. Beängstigend, da nicht ganz fassbar, sind Driver, die sich Menschen als Wirte suchen.


    Das Universum selbst lieferte den ein oder anderen interessanten Planeten, doch lag der Schwerpunkt der Geschichte nach meinem Empfinden nicht auf der Beschreibung der Welt, sondern verstärkt auf der temporeichen und sehr spannenden Handlung. Ich hätte trotzdem gerne noch mehr über das Universum erfahren, aber auch hier bieten sich natürlich die Folgebände der Reihe an, noch mehr davon zu erzählen.


    Insgesamt hat mir die düstere Geschichte sehr gut gefallen. Auch wenn mir etwas die Faszination über ein Universum, seine Figuren und die Geschehnisse fehlte, die ich in einer anderen Welt schon erlebt hatte, so hat mich „Collector“ auf jeden Fall sehr gut unterhalten, mir einige spannende Lesestunden geschenkt und mich damit natürlich sehr neugierig auf die Fortsetzung und die weiteren Bücher dieses Projekts gemacht.


    Und verkneifen kann ich es mir jetzt nicht. Für alle, die es so beruhigt wie mich: auch in über 2000 Jahren gibt es ihn noch, den einfachen Schokoriegel!!! :bang::breitgrins:



    4ratten

  • Ich habe dieses Buch ja nicht gelesen, weiß auch nicht, ob ich es je tun werde, aber beim Lesen Eurer Beiträge ist mir etwas aufgefallen:



    Und mittendrin kommt noch eine philosophische Diskussion, die ich sehr spannend fand: Wir glauben, dass die Tiere unter uns stehen, weil wir einen Verstand und eine Seele haben. Vielleicht gilt das auch für die Collector. Vielleicht sind wir für sie auch nur Tiere?



    Ihre Absichten erscheinen edel, aber liegt ihnen wirklich „die schützenswerte Rasse Mensch“ am Herzen? Wie soll man als Menschheit reagieren, wenn man ungefragt geschützt werden soll? Wie geht man mit einer Bevormundung um, die auf den ersten Blick zum eigenen Wohl erbracht wird, aber einem die eigene Freiheit und Entscheidungsfähigkeit nimmt? Fühlen sich so die Tiere im Zoo, die wir Menschen ja auch oft aus guten Absichten dort schützen und vermehren, weil sie in ihrer Heimat gefährdet sind?


    Es mag sein, daß diese Abgrenzung zwischen Mensch und Tier durch den Inhalt des Romans quasi vorgegeben ist. Tatsächlich haben wir aber in der noch gar nicht so lange vergangenen Geschichte auch noch ein naheliegendes und (für mich) eher noch erschreckenderes Beispiel für solches Handeln mit diesen Begründungen: Man nennt es Kolonialismus.


    Vor diesem Hintergrund fände ich es durchaus interessant, so einen Perspektivwechsel zu lesen, weiß aber nicht, ob nun ausgerechnet ein Roman von Markus Heitz dafür meine erste Wahl wäre, in dem ich eigentlich anderes erwarte, nämlich Kampfrausch und viele Opfer :breitgrins:


  • @Aldawen: Dieses Thema wird zwar behandelt, ist aber sicher nicht das zentrale Thema des Romans.


    Das hätte ich auch nicht unbedingt vermutet, nicht bei Markus Heitz (ohne ihm damit etwas zu wollen oder zu unterstellen) :breitgrins:


  • Es mag sein, daß diese Abgrenzung zwischen Mensch und Tier durch den Inhalt des Romans quasi vorgegeben ist. Tatsächlich haben wir aber in der noch gar nicht so lange vergangenen Geschichte auch noch ein naheliegendes und (für mich) eher noch erschreckenderes Beispiel für solches Handeln mit diesen Begründungen: Man nennt es Kolonialismus.


    Ja, dieser Gedanke kam mir beim Lesen auch mal, vor allem, da ganze Planeten unter "Obhut" waren und sich den neuen Herren beugen mussten. Dies wirkte damit schon auch wie Kolonien und vermittelte auch dieses Gefühl. Aber ihr spezielles Vorgehen und dass sie die Menschen "schützenswerte Rasse" nannten, hatte es doch sehr starke Ähnlichkeit mit einem Zoo, zumindest bot es über einige Strecken der Geschichte diesbezüglich Stoff zum Spekulieren. Was allerdings gefehlt hat, fällt mir aber gerade ein, waren die Zoobesucher... :zwinker:


    Markus hat in der Leserunde diesen Kommentar dazu gegeben:

    Zitat

    Was die Menschheit wohl macht, wenn eine Rasse auftaucht, die das mit den Menschen macht, was die Menschen wiederum mit den Tieren anstellen.


    Ich fand diesen Perspektivwechsel sehr gut gemacht, überkam mich doch beim Lesen ein ganz mulmiges Gefühl dabei. Vor allem die Collectors konnte man lange nicht greifen. Selbst in den Momenten, in denen ich ihnen Freundlichkeit zutraute, weil sie die Menschen ja versorgten und schützten, war mir nicht wohl. Da könnte noch so viel guter Wille dahinter stecken, gefallen hat mir ihr Verhalten nicht. Und wenn ich wieder ahnte, sie haben doch Böses vor, war mir richtig gruselig zumute.
    Gerade mit der Ungewissheit, was diese Fremden sind und wollen, konnte Markus, zumindest bei mir, mit diesem Szenario genau dieses Gefühl der Angst und Unterdrückung erzeugen. Welches man auch wiederum sicher, zumindest anfangs, auf die Gefühle bei einer Kolonialisierung durch fremde Völker übertragen kann.


    Allerdings bin ich auch SF-unerfahren und deshalb fehlte mir vielleicht auch etwas die Vorstellungskraft, bzw. der Vergleich mit futuristischen Völkern und was die so alles treiben und so gibt es sicher auch Leser, für die die Geschichte am Ende dann gar nicht so überraschend war.



    Vor diesem Hintergrund fände ich es durchaus interessant, so einen Perspektivwechsel zu lesen, weiß aber nicht, ob nun ausgerechnet ein Roman von Markus Heitz dafür meine erste Wahl wäre, in dem ich eigentlich anderes erwarte, nämlich Kampfrausch und viele Opfer :breitgrins:


    Opfer gibt es auf jeden Fall :entsetzt: und gekämpft wird auch. Schließlich nehmen die Menschen, zumindest die, die an den Waffen sitzen, erwartungsgemäß so einen Fremdeinfluss nicht einfach hin. Die Collectors lassen sich dagegen ungern von ihren Plänen abbringen und einige andere mischen auch noch mit...


    So liegt natürlich die Action und die Spannung klar im Vordergrund und nicht jeder macht sich vielleicht so viele Gedanken über die genannten Vorgänge, aber mich persönlich hat dieses Szenario, besonders nach Beendigung des Romans, doch emotional noch länger beschäftigt.


  • Ja, dieser Gedanke kam mir beim Lesen auch mal, vor allem, da ganze Planeten unter "Obhut" waren und sich den neuen Herren beugen mussten. Dies wirkte damit schon auch wie Kolonien und vermittelte auch dieses Gefühl. Aber ihr spezielles Vorgehen und dass sie die Menschen "schützenswerte Rasse" nannten, hatte es doch sehr starke Ähnlichkeit mit einem Zoo, zumindest bot es über einige Strecken der Geschichte diesbezüglich Stoff zum Spekulieren. Was allerdings gefehlt hat, fällt mir aber gerade ein, waren die Zoobesucher... :zwinker:


    Nun, die Afrikaner mußten es sich gefallen lassen, als „große Kinder“ betrachtet zu werden, die man an die Hand nehmen und führen müsse, weil sie selbst und ohne Anleitung nicht in der Lage seien, sich zu einem „zivilisierten Leben zu erheben“. Dazu gehörten dann durchaus löbliche Bestrebungen in der Alphabetisierung und Gesundheitsvorsorge, aber auch solche um Sekundärtugenden wie Respekt, Disziplin, Ehrlichkeit, Arbeitsamkeit (weil die Afrikaner alles dies, nach europäischen Vorstellungen, natürlich nicht vorzuweisen hatten :rollen: ) Aber all diese „Zivilisierung“ durfte dann doch bitte nicht so weit getrieben werden, daß die Unterschiede zwischen Kolonisierern und Kolonisierten völlig verwischten, vollständige Assimilation wurde als bedrohlich empfunden. Gebildete Afrikaner, die – abgesehen von ihrer Herkunft – in jeden bürgerlichen Club Europas gepaßt hätten, waren eher das Ziel von Spott (sog. „Hosenneger“), Karikaturen und bewußter Ausgrenzung.


    Die Unterschiede sind also doch eher gradueller als grundsätzlicher Natur, oder?

  • Anfangs passt das und meine ersten Vermutungen gingen in die Richtung, allerdings ist ihr Vorgehen insofern später zooähnlich, dass sie


    (Wer das Buch noch lesen will, sollte hier wirklich nicht reinlesen!)

  • Ok, das ist dann noch mal ein anderer Schwerpunkt, und damit paßt der erste Vergleich tatsächlich besser. Das ist zwar keinesfalls schön, allerdings hatten wir auch schon Zeiten hierzulande, in denen zumindest die erste Hälfte deines Spoilers auch für Menschen traurige Realität war. Es gibt vermutlich nichts, was Menschen „nur“ Tieren und nicht auch anderen Menschen antun können ...


  • Das ist zwar keinesfalls schön, allerdings hatten wir auch schon Zeiten hierzulande, in denen zumindest die erste Hälfte deines Spoilers auch für Menschen traurige Realität war. Es gibt vermutlich nichts, was Menschen „nur“ Tieren und nicht auch anderen Menschen antun können ...


    Ja, das ist leider wahr. Zu was Menschen gegenüber ihren Mitmenschen fähig sind und waren, ist immer wieder entsetzlich und zum .... :sauer:


    Aber selbst "nur" in dem Vergleich mit Tieren und unserem heutigen Alltag, wirken die Vorgänge, mal aus dieser anderen Perspektive betrachtet, schon schlimm. Zumindest hat Markus dies für mir sehr gut herübergebracht.