Charles Dickens - Bleakhaus

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    Inhalt
    Hier muß ich leider eine externe Quelle bemühen: Das Gesetz ist so dicht und undurchsichtig wie der Londoner Nebel - und Dickens Figuren sind allesamt darin verstrickt
    Ein sich jahrelang hinschleppender Erbschaftsprozess, der Fall Jarndyce contra Jarndyce, ist die Ausgangslage dieses Romans. Das Gesetz ist so dicht und undurchsichtig wie der Londoner Nebel, und alle Figuren sind in den Prozeß direkt oder indirekt verwickelt. Auch Richard Carstone und seine Cousine Ada Clare, die sich lieben und heimlich heiraten."Mit klarem Blick für die Verflochtenheit aller menschlichen Beziehungen innerhalb eines sozialen Gefüges zeigt Dickens, wie der Mißbrauch des Rechts an einer bestimmten Stelle des Organismus sich bis in alle Verzweigungen dieses sozialen Bereiches schädigend auswirkt. Damit führt Dickens' Angriff auf das Rechtswesen seiner Zeit über die historisch bedingte und begrenzte Gesellschaftskritik hinaus auf eine Ebene, wo dem Roman, einem der besten des Autors, dauerndes Interesse sicher sein kann."
    (Kindlers Literatur Lexikon)


    Meine Meinung
    Ich hatte schon in der Vergangenheit meine Schwierigkeiten mit Dickens, habe das aber immer auf das mir sehr träge vorkommende Englisch geschoben. Also habe ich bei diesem Buch zu einer deutschen Ausgabe gegriffen und bin nicht weiter als Seite 40 gekommen. Nicht nur der oben erwähnte Erbschaftsprozeß hat sich hingezogen, sondern jede einzelne Seite. Angesichts der Tatsache, dass ich noch über 800 Seiten vor mir hätte und dass mir die Augen fast zufielen habe ich das Buch beiseite gelegt und meine ohnehin schwierige Beziehung zu Mr. Dickens beendet.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

    Einmal editiert, zuletzt von Kirsten ()

  • Hallo!


    @Annabas: auf der BBC-Liste stehen leider noch zwei Bücher von ihm. Mal sehen, wenn ich mich gaaanz arg langweile, vielleicht dann... Oder ich versuche es mit Hörbüchern :zwinker:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo Kirsten,


    Dickens kann bisweilen schon sehr träge und ausschweifend sein, vor allem seine Kapitelanfänge sind mir da lebhaft in Erinnerung geblieben. Aber er kann auch schön, humorvoll und kurzweilig schreiben, zumindest auf Deutsch (an die Originale werde ich mich in diesem Leben nicht mehr herantrauen).


    Von den Büchern, die ich von Dickens kenne, war Bleakhaus eines der schöneren. Ich könnte zwar nicht mehr sagen, worum es geht, denn es ist gut 20 Jahre her, seit ich es las, aber ich kann mich noch an das positive Gefühl erinnern, die mir das Lesen bescherte.


    Welche Bücher kennst du sonst von Dickens? Vielleicht hast du ja gerade die falschen erwischt :gruebel:


    Liebe Grüße
    Doris

  • Hallo!


    Doris: ich habe Little Dorrit, Oliver Twist und A tale of two cities gelesen. Keines konnte mich wirklich begeistern, ich habe sie alle als zäh empfunden. In einer alten Rezi habe ich schon mal geschrieben, dass wir keine Freunde werden können. Aber ich muß nicht jeden Autor mögen, dann würde ich ja wahnsinnig werden, weil ich nie alle Bücher lesen kann die mich interessieren. Das kann ich sowieso nicht, aber noch ist der Wahnsinn nicht so schlimm :zwinker:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Hallo!


    @Annabas: auf der BBC-Liste stehen leider noch zwei Bücher von ihm. Mal sehen, wenn ich mich gaaanz arg langweile, vielleicht dann... Oder ich versuche es mit Hörbüchern :zwinker:


    Es sind sogar drei Bücher von Dickens unter den ersten 50. :rollen:
    Aber eines (Christmas Carol) habe ich schon gelesen - und die anderen beiden haben ja Zeit ... :zwinker:
    Die Idee mit den Hörbüchern ist übrigens nicht schlecht.


    Grüße von Annabas :winken:

  • Hallo!


    Es sind sogar drei Bücher von Dickens unter den ersten 50. :rollen:


    Eines davon ist ja schon Bleakhaus. Bleiben noch zwei- wie bei dir :winken:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich lese doch die Light-Version der Liste, also nur die ersten 50.
    Dadurch erspare ich mir Bleakhaus und Geschichte zweier Städte. :zunge:
    Es bleiben aber David Copperfield und Große Erwartungen.


    Grüße von Annabas

  • David Copperfield gefiel mir gut. Es beinhaltet eigene Erlebnisse von Dickens und ist schon deshalb lesenswert. Vielleicht begeistert dich das mehr, Annabas.


    @ Kirsten
    Wenn man ein Buch lesen "muss", weil es auf einer Liste steht, sind die Voraussetzungen, ob man es mag oder nicht, manchmal etwas schwierig. Schließlich schwebt immer das Damoklesschwert zwischen Erfolg oder Scheitern darüber, um das mal überspitzt auszudrücken. Die Dickens-Bücher sind meist sehr umfangreich, was die Erfolgsaussichten bei Nichtgefallen schnell reduziert.


    Falls du mal außerhalb deiner Liste ein Buch von Dickens lesen willst, kann ich noch Die Pickwickier empfehlen. Das ist sein erster Roman, der ihn gleich richtig bekannt machte.


    Grüße
    Doris

  • Hallo Kirsten


    mir geht es genauso wie Dir. Ich rühre Dickens nicht mehr an, bevor ich 80 Jahre alt bin
    (und eventuell einen anderen Geschmack habe).


    Ich habe Oliver Twist, David Copperfield und dann vor 2 Jahren The Pickwick Papers gelesen.
    Das hat mir endgültig den Rest gegeben.


    Ich habe allerdings nichts dagegen, zu erfahren, worum es in den Büchern geht, deshalb
    gucke ich durchaus BBC-Verfilmungen (auf YouTube). Bleak House (2005) fand ich spitze,
    Little Dorrit (2008) und David Copperfield (1999) kann man auch noch gerad gucken.
    Great Expectiations (1999), Our Mutual Friend (1998) wiederum fand ich nicht gut.



    :winken:

    Einmal editiert, zuletzt von impala ()

  • Hallo Kristen,


    in Bleakhouse geht es um die Hoffnung auf das große Geld, die riesige Erbschaft, die alle reich machen und alle Schwierigkeiten beheben soll. Die Menschen gehen unterschiedlich damit um, aber letztendlich vertrödeln alle ihr Leben, während sie auf den Reichtum warten, machen teilweise riesige Schulden, leben nur noch im Gerichtssaal, gehen an den Prozeß- und Anwaltskosten zu Grunde.


    Und es ist die Geschichte einer Waise und ihrer Familie.


    Das Buch ist sehr spannend, wenn man sich durch das "Gerichtsgerede" nicht zu sehr ablenken lässt. Das britische Erbrecht ist eins der kompliziertesten dieser Welt und dient hier dazu bestimmte Charakterzüge der Menschen aufzuzeigen. Gleichzeitig war Dickens ein Schriftsteller, dessen hartnäckiges Anprangern von sozialen Missständen zu vielen Veränderungen führte. So auch hier. Der Roman setzte eine Reform der Gesetze in Gang, die 1870 realisiert wurde.


    Vielleicht leihst Du dir die BBC Serie einmal aus der Stadtbibliothek aus, sie wird sicherlich Dein Interesse für das Buch wecken, welches sehr spannend ist, wenn man ersteinmal die ersten Seiten hinter sich gelassen hat.


    Der Roman ist mein Lieblingsroman von Dickens, obwohl ich seinen Humor, der in anderen Büchern (z.B. den Pickwickiern) zum Tragen kommt sehr schätze, denn die Figuren sind hier besser ausgearbeitet, als es sonst bei ihm der Fall ist. Auch ist die Übersetzung von Gustav Meyrink von großer sprachlicher Schönheit und m.M.n. der von Richard Zoozmann deutlich überlegen.


    Liebe Grüße
    Poppea

  • Hallo!


    Vielleicht leihst Du dir die BBC Serie einmal aus der Stadtbibliothek aus, sie wird sicherlich Dein Interesse für das Buch wecken, welches sehr spannend ist, wenn man ersteinmal die ersten Seiten hinter sich gelassen hat.


    Danke für den tipp- auch wenn ich mein Interesse eher schlafen lassen möchte :zwinker: Es gibt nun man Autoren oder Bücher mit denen der einzelne Leser nichts oder nicht viel anfangen kann, das finde ich persönlich nicht schlimm. Schließlich sind die Geschmäcker verschieden.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Charles Dickens


    Bleakhaus


    Bleak House



    Erschienen 1853, 1049 Seiten


    Esther wächst bei ihrer überfrommen, strengen Tante auf und hat somit eine recht unglückliche Kindheit. Als die Tante stirbt, kümmert sich ein Vormund um sie. Es handelt sich um John Jarndyce, einen gutherzigen Menschen, der seine Mitmenschen nach besten Kräften unterstützt. Für Esther beginnt eine neue, glückliche Zeit. Sie freundet sich rasch mit Ada und Richard Jarndyce an, Verwandte ihres Vormundes. Die Jarndyce-Familie streitet seit Generationen um ein Testament, der Prozess hat sich verselbstständigt und schon verschiedene Personen ruiniert. Man kann eigentlich sagen, dass es sich bei Bleakhaus und einen Justiz-Thriller mit Humor handelt. Die Ausdrucksweise ist allerdings recht altertümlich mit Begriffen wie beispielsweise „Mütterchen“ bei einer jungen Frau. Die Figur Skimpoles war ein wahrer Schrecken, möge einem etwas Derartiges erspart bleiben.


    Ich habe mich solide unterhalten gefühlt, aber auch dieser Dickens-Roman hätte ruhig ein bisschen kürzer ausfallen dürfen.


    Zitat

    Weine nicht, es nützt nichts.



    Zitat

    Frau, sag ihr meine Meinung!


    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:


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    Vor ca. 35-40 Jahren habe ich Bleak House in einer deutschen Übersetzung gelesen und nun das erste Mal im englischen Original. Damals gehörte es nicht zu meinen Lieblingsbüchern von Dickens (meine Top 3 waren "Die Pickwickier", "Unser gemeinsamer Freund" und "Nicholas Nickleby"). Ob sich das beim Re-Read ändern würde?


    Vorausschicken möchte ich, dass ich den Inhalt des Buches nahezu komplett vergessen hatte. Vor Augen stand mir nur noch die Figur von Jo, dem Straßenkehrer. Der Rest des Buches war sozusagen Neuland für mich, wobei ich bei einigen von mir vorhergesehenen Plottwists nicht beschwören möchte, dass mich nicht doch tief vergrabene Erinnerungen diese Entwicklungen erwarten ließen. Andererseits geht Dickens ja mit Hinweisen auf kommende Ereignisse nicht gerade sparsam um.


    Bleak House ist ein "typischer" Dickens. Laaang (in meiner Ausgabe knapp 1000 Seiten reiner Text, dazu noch Vorwort, Chronologie, Anmerkungen und einige andere Extras). Auch stilistisch ist es typisch. Dickens benutzt bei Beschreibungen nicht ein Wort, wo er auch 5 (oder 10) brauchen kann. Er benutzt keine Andeutungen, sondern macht deutlich - vielleicht auch überdeutlich - worum es (ihm) geht. Eigentlich mag ich es ja stilistisch eher karg, aber wer sein Sprachhandwerk so gut beherrscht wie Dickens "darf" auch anders.


    Auch inhaltlich ist Bleak House typisch: Dickens klagt Auswüchse der Gesellschaft an, hier vor allem das unmenschliche Rechtssystem des "Chancery Court", dem es nicht darum geht, Problemfälle zu lösen, sondern vor allem darum, sich selbst zu perpetuieren. Aber wie üblich sind auch die brutalen, oft tödlichen Lebensbedingungen der Armen ein Thema, sowie dessen Ignorieren von großen Teilen der besser situierten Leute. Wohltätigkeit, die sich einen Dreck um ihre... man möchte fast sagen "Opfer" schert, wird ebenso thematisiert.


    Was die Personenzeichnung angeht ist Dickens auch hier nicht gerade subtil. Er zeigt deutlich alle Stärken und Schwächen seiner Personen. Viele von ihnen sind keine ausgeklügelten Charaktere, sondern eher plakativ, aber mit hohem Wiedererkennungswert und oft genug für einen Schmunzler gut. Dabei geht Dickens nicht bösartig mit seinen Personen um. Auch wenn er ihre Eigenheiten bloßstellt, sind es keine Witzfiguren für ihn, sondern er schildert sie mit Mitgefühl - ein Zug, der mir an Dickens besonders gut gefällt.


    Alles das hat mir also auch an diesem Buch gefallen. Trotzdem muss ich feststellen, dass ich mich manchmal doch ein bisschen durch Bleak House kämpfen musste. Der ausladende Stil war mir manchmal etwas zu ausladend, die Hauptpersonen in ihrer Güte manchmal gar zu gut. Probleme bereiteten es mir auch anfänglich - also in den ersten 500 Seiten oder so - manche Personen, die nach längerer Abwesenheit wieder auftauchten, richtig einzuordnen. Wer war das noch gleich? Das fragte ich mich mehr als einmal.


    Alles in allem habe ich das Buch aber doch gerne gelesen, und ich vermute, dass es bei einem Re-Read (gerne nach weniger als 40 Jahren) noch gewinnen würde. Die vielen Erzählstränge (die sich am Ende natürlich alle vereinigen), die Menge an Themen, die (über)reiche Personengallerie - ich glaube, das alles kann man mit Vorkenntnissen noch mehr genießen.


    4ratten

    Wir sind irre, also lesen wir!