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Inhalt: Im April des Jahres 1897 befindet sich Victor Mordred Wellington mit seinen zwei Mitarbeitern an Bord der Nautilus, die ein millionenschwerer Industrieller nach der Inspiration von Jules Vernes Romanen hat bauen lassen. Gefunden hat man Atlantis, wenn auch Wellington sehr eigene Gründe dafür hat, die sein Gastgeber sich nicht vorzustellen vermag. Wellingtons Assistent Duncan Hyde-White soll nämlich das Siegel brechen, daß die wahre Quelle der Magie zurückhält. Dies gelingt auch, und die Eruption dieser Magiequelle ist weltweit zu spüren, vor allem natürlich von Magiern, aber auch normale Menschen erleben merkwürdige Phänomene. Zur gleichen Zeit mit Wellingtons Bad in der Magiequelle wird in London der Erste Lordmagier des Ordens des Silbernen Kreises, Albert Dunholm, ermordet. Vor seinem Tod gelingt es ihm noch, einen Ring, ein magiemächtiges Artefakt, an den zufällig vorbeikommenden Journalisten Jonathan Kentham zu übergeben. Dieser muß schon bald feststellen, daß sich sehr merkwürdige Leute für ihn interessieren, allen voran Dunholms Vertrauter Randolph Brown. In den Kreisen des Ordens herrschte schon einige Zeit Unstimmigkeit darüber, welche Rolle die Magier in der Politik des Landes spielen sollen, und nun droht offenbar ein Putsch innerhalb des Ordens. Neben Randolph hatte der sterbende Lordmagier Jonathan auch noch an einen weiteren Magier namens Jupiter Holmes verwiesen, und zusammen mit wenigen weiteren Getreuen macht sich diese Gruppe daran, den Mord an Dunholm aufzuklären. In Schottland macht sich Dunholms alter Freund Giles McKellen mit seiner Nichte Kendra auf den Weg nach London, und schnell wird klar, daß es Leute gibt, die ein Interesse daran haben, ihre Ankunft zu verhindern.
Meine Meinung: Ein fulminanter Auftakt der Magierdämmerung-Trilogie, obwohl es natürlich seine Zeit braucht, die Personen und Konstellationen einzuführen. Darunter leidet hier das Tempo aber keineswegs, und vor allem das (vorläufige) Ende ist absolut filmreif. Überhaupt sind die Actionszenen jedes Abenteuerromans würdig, auch wenn ich mich manchmal fragte, ob es noch Hommage oder schon Persiflage ist. Aber die Geschichte lebt nicht nur von der Aktion sondern gleichermaßen von der sehr atmosphärischen Beschreibung der Örtlichkeiten wie der Magieanwendung. Praktischerweise gibt es mit Jonathan und Kendra zwei relative Magieneulinge, mit denen zusammen der Leser lernen kann, wie die Fadenmagie funktioniert.
Die Wechsel zwischen den Schauplätzen London, Schottland und Atlantik vermitteln einen guten Überblick über die einzelnen Fäden und ihr allmähliches Zusammenlaufen in London. Dabei ist gerade die Atmosphäre in London dank vieler Nacht- und Nebelszenen düster und fast ein bißchen gruselig. Aufgelockert wird das Ganze vor allem durch Jupiter Holmes, einen Magier, dessen Wesensart mit exzentrisch nur unzureichend umschrieben ist, der aber mit seiner Art immer wieder für ein Schmunzeln, allerdings auch für manche Probleme sorgt, auf die vor allem Jonathan gerne verzichtet hätte. Insgesamt ist das Setting des ausgehenden 19. Jahrhunderts schön eingefangen, was sich nicht in Gaslaternen erschöpft, sondern eben auch die Geisteshaltung von Jonathan und seinen Kollegen umfaßt. Ich hätte mich über ein wenig mehr Technik allerdings auch nicht beschwert. Und ein bißchen mehr Innensicht in die Figuren hätte ich mir auch gewünscht, denn bei aller Sympathie und Antipathie, die ich für einzelne Akteure bereits hege, fehlt mir noch ein bißchen Einsicht in ihre jeweilige Motivation, ihre Gedanken und Gefühlslage, besonders, wenn sie so grundstürzende Umwälzungen erleben wie Jonathan. Das darf auch ruhig in einer Fantasy-Abenteuer-Geschichte wenigstens einen kleinen Platz haben.
Zu erwähnen ist noch die ausgesprochen gelungene Gestaltung. Neben einer Europa-Karte im vorderen und einem (sehr nützlichen) Londoner Stadtplan im hinteren Umschlag ist vor allem das Cover eine Extra-Erwähnung wert, das auch in kleinen Details perfekt auf den Inhalt abgestimmt ist. Die Kapitel werden allesamt mit mehr oder weniger echten Zeitungsmeldungen der Tage eingeleitet, die einzelnen Abschnitte sind mit genauen Orts- und Zeitangaben versehen, so daß man sich nie im Unklaren darüber befindet, wie Ereignisse zeitlich zueinander stehen. Das sind Kleinigkeiten am Rande, die mir aber durchaus wichtig sind.
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Schönen Gruß
Aldawen