Kurt Palm - Bad Fucking

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  • Kurt Palm - Bad Fucking

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    Klappentext:


    Grüne Wiesen, hohe Berge, schlechter Sex und ein paar Tote. Für ihr Ferienlager hat die Cheerleadergruppe Vienna Honeybees ein hübsches, ruhiges Fleckchen ausgewählt. Doch es braut sich etwas zusammen im idyllischen Bad Fucking: Der Sonderling Vitus Schallmoser liegt plötzlich tot in seiner Wohnhöhle, der Zahnarzt Dr. Ulrich wird von seiner Putzfrau mit Nacktfotos erpresst, und dann verschwindet auch noch die Innenministerin spurlos. Sie wollte am Höllensee ein Asylantenheim errichten lassen. Camilla Glyck vom Bundeskriminalamt steht vor einem Rätsel. Das alles (und noch viel mehr) geschieht, während sich Tausende Aale und ein Mordsunwetter auf Bad Fucking zubewegen...


    Meine Meinung:


    Nachdem ich 1/3 des Buches gelesen hatte, war ich mir nicht ganz sicher, ob mir gefällt, was ich da lese. Seltsam, denn ich wollte weiterlesen, und warum sollte ich ein Buch lesen wollen, dass mir nicht gefällt?


    Die Geschichte spielt in Bad Fucking, einem kleinen idyllischen Ort in Österreich, der durch einen Bergsturz zu einer Sackgasse wurde. Sowohl der Ortsname als auch die Sackgasse sind (wer hätte das gedacht) doppeldeutig zu sehen. Die Geschichte ist voller skurriler und schräger Personen, die wir nie wirklich kennenlernen, von denen aber die meisten Dreck am Stecken haben, der sich im Laufe der Geschichte noch vermehrt.
    Ganz klar nicht gefallen hat mir an dem Buch der deutliche Hang des Autors zu Fäkalien. Wenn Fürze, Kacke und andere eher eklige Dinge in einer Geschichte thematisiert werden, erwarte ich, dass dies für die Geschichte wenigstens einen Hauch von Wichtigkeit hat. Leider ist das in „Bad Fucking“ nicht der Fall. Fürze, Kacke, Scheiße etc. haben nur eine Aufgabe: sie sollen schockieren. Ohne Sinn und Zweck und komplett überflüssig - Hauptsache, der Leser stuzt an den entsprechenden Textstellen irritiert.


    Trotzdem – das Buch liest sich locker und leicht weg, ohne zu langweilen, nimmt irgendwann ordentlich Fahrt auf und wird richtig spannend, sodass zumindest ich es kaum aus den Händen legen konnte. Leider ist das Ende enttäuschend, zu viele Fäden, die nicht befriedigend zusammengefügt werden.


    Fazit:
    In diesem Buch steckt eine skurrile und schräge Geschichte und ein toller Krimi – schade, dass der Autor ihn nicht zu Ende geschrieben hat.


    Ob mir das Buch gefallen hat? Ehrlich – ich weiß es nicht!

    Liebe Grüße

    SheRaven

  • Als ich das Buch im Bahnhofsbuchhandel liegen sah, hat es mich richtig angemacht: Aufgemacht wie eine Ansichtskarte aus den Alpen, statt Buchklappen zwei Ansichtskarten "Grüße aus Bad Fucking", eine Widmung an Hadschi Halef Omar ..., ausgezeichnet mit dem Glauser-Preis für den besten Kriminalroman 2011 - kann doch gar nicht so schlecht sein.


    Doch kann es.


    Focus online urteilt: "Böse, obszön und zum Brüllen komisch."
    Böse wahrscheinlich, weil wirklich jeder Charakter, mit dem die Östereichische Literatur ihren Selbsthass zelebriert als Abziehbild auftaucht: Der korrupte Lokalpolitiker, der noch korruptere Finanzmakler, der Bauunternehmer dito, sein unterdrückter Sohn, die Dorfhonoratioren als kurzatmige Spanner usw. usf.
    Obszön weil fast jede komische Wendung ihren Witz aus der Beteiligung von Körpersäften oder stinkenden Fischabfällen bezieht.
    Wer das "zum Brüllen komisch" findet, der schätzt an "American Pie" die geistreiche Komik.


    Der Autor gefällt sich darin, eine Unmenge von Handlungsfäden auszulegen, die szenenweise weiterverfolgt werden. Nach dem ersten Drittel hat man das Gefühl, als würde das Buch Fahrt aufnehmen, es kommt sogar so etwas wie Spannung auf, obwohl keiner der Protagonisten wirklich zum Helden des Buches wird.
    Und dann ist alles ganz schnell vorbei: Auf den letzten 40 Seiten bringen sich die Protagonisten gegenseitig um - sofern sie nicht schon tot sind - und schließlich bricht ein verhehrender Sturm los, in dessen Regenfluten die meisten Übriggebliebenen umkommen und so den Autor seiner Pflicht entheben, den einen oder anderen Handlungsstrang zuende zu erzählen.


    Man nennt das heutzutage wahrscheinlich einen ironisch gebrochenen Umgang mit Erzähltraditonen oder eine postmoderne Souveränität im Bezug auf die Erwartungen des Lesers, eine methodische Enttäuschung. Ich bekenne, daß ich gutes Handwerk vorziehe, erkennbare Plots, sich entwickelnde Charaktäre, einen sympathischen Helden (oder Heldin). Den intellektuellen Firlefanz, den uns der Autor hier aufnötigt, darf er sich gerne dahin stecken, woher er seinen Witz bezieht.


    Um Bücher, die mit dem Glauser-Preis ausgezeichnet wurden, mache ich in Zukunft wohl besser einen Bogen.

    ____<br /><br />Äh.. ja? :kaffee:


  • Mich schreckt allein schon der Name ab... darüber kann ich nur müde lächeln...


    Obwohl der schon wieder so dämlich ist, dass er witzig sein könnte[size=5pt] (zu einer anderen Zeit, in einer anderen Welt)[/size]

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • @ Fatschbumdidelzong:
    :lachen: Ich liebe solche Rezensionen!! Ein sehr schöner Verriss; wenn ich auf Grund dessen so lachen muss, ist das für mich immer das Argument, bloß die Finger von dem Buch zu lassen.

    "Verzicht bedeutet für Frauen die kurze Pause zwischen zwei Wünschen."

    ~ Mario Adorf

  • Ich fand den Titel so geil, dass ich das Buch unbedingt haben musste - nun frag ich mich, ob das so schlau war... werde mir wohl demnächst selber eine Meinung bilden...

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Ich fand den Titel eigentlich schon blöde, da ich es aber geliehen bekommen habe, habe ich es zumindest begonnen... und nach kürzester Zeit abgebrochen. Meine Energie reicht nicht einmal für einen Verriss, so idiotisch und krampfhaft originell fand ich es. :flop:


  • Mich schreckt allein schon der Name ab... darüber kann ich nur müde lächeln...


    Der hatte mich gar nicht gestoert. Ich weiss, dass es zumindest einen Ort namens Fucking gibt und ich hatte beim Buchtitel zuerst gedacht, verflixt, hiess das Dorf nicht Fucking ohne Bad? Ich hatte spontan vermutet, dass jemand diesem echten Ort eine "Huldigung" angedeihen laesst. Scheint definitiv nicht so zu sein.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Obwohl der schon wieder so dämlich ist, dass er witzig sein könnte[size=5pt] (zu einer anderen Zeit, in einer anderen Welt)[/size]


    :totlach: :daumen:


    Aber wenn es wirklich dermassen schlecht ist, macht es mich irgendwie schon wieder neugierig. :rollen: :breitgrins:

  • Uns fehlt schlicht der Intellekt, um den oben erwähnten



    ... ironisch gebrochenen Umgang mit Erzähltraditonen oder eine postmoderne Souveränität im Bezug auf die Erwartungen des Lesers ...


    zu erkennen :zwinker:



    Aber wenn es wirklich dermassen schlecht ist, macht es mich irgendwie schon wieder neugierig. :rollen: :breitgrins:


    Diese Einschätzung gibt Hoffnung.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa


  • Wer das "zum Brüllen komisch" findet, der schätzt an "American Pie" die geistreiche Komik.
    (...)
    Den intellektuellen Firlefanz, den uns der Autor hier aufnötigt, darf er sich gerne dahin stecken, woher er seinen Witz bezieht.


    :totlach: :totlach: :totlach:


    Schöner, schöner Verriss!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Öhm, als ich den Thread zum ersten Mal gesehen habe, habe ich den Buchtitel englisch gelesen ... :rollen:
    War aber sicher so vom Autoren beabsichtigt, die Anspielung ist ja sehr subtil. :breitgrins:

  • @Annabas: Genau so ging es mir auch... naja, es sieht im ersten Moment lustig aus, aber eben, wahnsinnig einfallsreich ist das nicht, zumindest nicht im positiven Sinn. :rollen: