Auch nachdem ich das Buch gelesen habe, bin ich nicht sicher, in welches Genre ich es einordnen soll. Science Fiction würde in diesem Fall auch passen. Nun ja, jetzt steht es erstmal hier - wenns dann andere auch lesen und finden, es sei falsch, kann mans immer noch verschieben.
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Inhalt:
Als Hiroshi Kato und Charlotte Malroux einander in Tokio kennen lernen, sind beide noch Kinder. Sie ist die Tochter des französischen Botschafters und er der Sohn einer alleinerziehenden Hausangestellten. Der Standesunterschied macht den beiden Kindern nichts aus, sie verstehen sich prächtig und unterhalten sich, wann immer es geht. Dabei weiht Hiroshi Charlotte in seine Vision ein, eines Tages alle Menschen reich sein zu lassen. Der Junge hat einen Plan, der monotone und niedrige Arbeit an Roboter delegiert, während die Menschen nur noch das arbeiten, was sie möchten. Diese Vision verfolgt Hiroshi bis ins Erwachsenenalter und ganz nebenbei vergisst er auch seine Freundin Charlotte nie. Ihre Wege kreuzen sich das erste Mal zu Studentenzeiten in Boston wieder.
Meine Meinung:
Was nach der Inhaltsangabe zunächst nicht sehr verlockend klang (wäre das Buch nicht von Andreas Eschbach gewesen, hätte ich es nicht gekauft), entwickelte sich einmal mehr zu einer durchdachten und vielschichtigen Geschichte, die viele interessante Themen anschneidet und zum Nachdenken anregt. Es ist vor allem Hiroshis Geschichte. Der junge Mann ist ein Genie und geradezu besessen von seiner Vision, die er unbedingt verwirklicht sehen will. Er lässt sich weder von viel Geld (das ihm eine Erfindung einbringt, die er im Zuge seiner Forschung macht) noch von Frauen von seinem Ziel ablenken.
Charlotte bildet sein Gegenstück. Sie versucht, sich ein Leben aufzubauen, weiss aber nicht, wie das genau aussehen soll und was sie eigentlich will. Nicht nur deshalb fand ich ihren Handlungsstrang deutlich weniger spannend. Sie ist zwar sympathisch, aber leider auch ein wenig langweilig. Ausserdem hat sich der Autor bei ihr eine besondere Gabe einfallen lassen, die mich auch jetzt noch überlegen lässt, was das wohl in einem ansonsten eher technischen und bodenständigen Thriller zu suchen hat: Sie kann Gegenstände berühren erfährt dann in einer Art Flash Dinge über das Leben der vormaligen Besitzer. Diese Idee hat mich ziemlich befremdet, zumal ich keinen tieferen Sinn darin erkennen kann.
Hiroshis Geschichte ist von Technik und Logik geprägt und dort ist Andreas Eschbach am stärksten. Er schafft es auch in diesem Buch wieder, auf grosse philosophische Fragen eine logische Lösung zu finden, die durchdacht und – wenn vielleicht nicht realistisch – zumindest denkbar ist. Es macht Spass, den Gedankengängen zu folgen, sich eigene Fragen zu stellen und sie auch beantwortet zu bekommen. Offene Fragen gibt es am Ende fast keine.
Wie bei jedem Eschbach-Roman gibt es auch in diesem ein paar eindrückliche Szenen, die mir tief im Gedächtnis haften bleiben werden. Eine ist ein Spaziergang (respektive eine Wanderung) entlang der Menschheitsgeschichte, die anschaulich zeigt, wie viel Zeit vergangen ist, seit sich unsere frühesten Vorfahren in Afrika aufmachten, Mensch zu werden. Und eine andere, die schon fast in einem Nebensatz ein Szenario entwirft, das zeigt, dass die Menschheit nicht nur fähig ist, an der Zerstörung des eigenen Ökosystems zu arbeiten, sondern ausserhalb des eigenen Planeten noch viel extremer zu wüten. Da liefs mir kalt den Rücken runter. (Damit ich nicht zu viel über den Inhalt des Buches verrate, kann ich hier nicht mehr schreiben.)
Fazit:
Ein gepflegter Thriller ohne Superhelden und übermässige Actionszenen, dafür mit Köpfchen und spannenden Ideen.
8 von 10 Punkten
PS: Falls jemand neugierig geworden ist: Am 6. Januar startet bei leserunden.de die offizielle Leserunde mit dem Autoren. Ich werde da sicher auch reinschauen und mitlesen :smile: