Susan Cain - Still. Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt

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    Susan Cain - Still. Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt
    (Originaltitel: Quiet. The Power of Introverts in a World That Can't Stop Talking)


    Inhalt (Klappentext):
    Wir leben in einer lauten Welt, in der extravertierte Menschen den Ton angeben. Introvertiert-Sein wird daher als Nachteil, wenn nicht sogar als pathologisch empfunden. Zu Unrecht, sagt Susan Cain. Ohne Introvertierte hatten wir heute keine Relativitätstheorie, keinen "Harry Potter", keine Klavierstücke Chopins, und auch die Suchmaschine "Google" wäre nie entwickelt worden. Mehr als ein Drittel aller Menschen sind introvertiert. "Still" kritisiert das gesellschaftliche Ungleichgewicht zugunsten der "Lauten" und die einseitig "extravertierte Ethik", baut aber auch eine Brücke zwischen den Welten. Dieses Kultbuch für die Stillen hilft nicht zuletzt den Extravertierten, ihre Mitmenschen besser zu verstehen.


    Das Buch wurde mir vor ein paar Tagen von einem Bekannten empfohlen, der sich schon viel mit dem Thema beschäftigt hat und ich war so neugierig, dass ich es mir gleich kaufen musste. Ich habe mittlerweile das erste Kapitel gelesen und muss sagen, dass es mir bisher wirklich gut gefällt! Meine größte Befürchtung war, dass das Buch vor allem auf die USA zugeschnitten ist und das hat sich leider bestätigt. Allerdings empfinde ich es (noch) nicht wirklich als negativ, da die Amerikaner zu den extrovertiertesten Menschen gehören, die ich so kenne. Also eignet es sich als Extrem irgendwie ganz gut, um die Probleme Introvertierter in einer extrovertierten Welt deutlich zu machen. In der Einleitung schildert Susan Cain schon einige Probleme, mit denen Introvertierte oft konfrontiert sind und verbildlicht dies anhand von Beispielen und auch durch ihre eigene Geschichte. Dann beginnt sie damit zu schauen, wie und wann es zum gesellschaftlichen Ideal wurde, möglichst extrovertiert zu sein.


    Ich finde sie schafft es sehr gut die richtige Balance zu finden, zwischen einem „netten Plauderton“ und einem doch recht wissenschaftlichen Ansatz. Ich war jedenfalls verwundert, wie viele Fußnoten ich schon gefunden habe ;)


    Dieses Video hatte mich übrigens neugierig auf mehr von Susan Cain gemacht: Susan Cain - The power of introverts.

    ~ The world is quiet here ~


  • Ich bin schon vor einer Weile über dieses Buch gestolpert, nachdem ich "The Introvert Advantage" gelesen hatte.


    Das steht mir bei als nächstes auf der Liste. Kannst du es empfehlen?

    ~ The world is quiet here ~

  • Ist "introvertiert" nicht etwas anders als "schüchtern"?


    Man kann introvertiert sein und trotzdem kontaktfreudig, glaube ich.
    Extrovertiert verbinde ich mit Menschen, die sehr flippig sind, alles mögliche ausprobieren und ausleben.


    Vielleicht überreizt Susan Ciane das Konzept etwas?

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Duden beschreibt das Wort "introvertiert" folgendermassen:


    Zitat

    auf das eigene Seelenleben gerichtet, nach innen gekehrt; verschlossen


    Schüchtern dagegen ist man, wenn man anderen Leuten gegenüber zurückhaltend und vorsichtig ist. Da besteht ein gewisser Unterschied.


    Aber natürlich kann man schüchtern und kontaktfreudig zugleich sein, man braucht als schüchterner Mensch nur etwas mehr Überwindung um auf Andere zu zugehen. Introvertierte sind zwar nicht so kontaktfreudig wie extrovertierte Leute, das mag aber nicht heissen, dass sie die Anwesenheit anderer nicht auch schätzen. Sie gehen nur nicht dermassen aus sich heraus wie andere.

    //Grösser ist doof//


  • Ist "introvertiert" nicht etwas anders als "schüchtern"?


    Ganz genau. Introvertierte sind nicht zwangläufig schüchtern (Cain nennt Bill Gates als Beispiel), werden nur oft dafür gehalten. Es gibt aber eben auch schüchterne Extrovertierte (Barbra Streisand, zum Beispiel).



    Man kann introvertiert sein und trotzdem kontaktfreudig, glaube ich.


    Ja allerdings, der Mensch an sich ist schließlich ein soziales Wesen, Introvertierte - so die Theorie - "ermüden" nur schneller vom sozialen Kontakt.


    Diese Fragen werden auch in diesem sehr schönen Artikel geklärt (wenn man mal von den Lobeshymnen absieht..):
    Wie man sich um seinen Introvertieren kümmert.



    Vielleicht überreizt Susan Ciane das Konzept etwas?


    Da würde mich interessieren, wie du das genau meinst. :winken:



    Liafu
    Super, danke! :smile:

    ~ The world is quiet here ~

  • Hallo Cookie,
    ich habe das Buch noch nicht gelesen, wundere mich nur, warum gerade Introvertierte Probleme mit Extrovertierten haben sollten.
    Schüchterne haben sicher Probleme mit Extrovertierten, weil die schon alles gesagt und getan haben, bevor sich der Schüchterne mal traut.


    Aber Introvertierte sind doch lediglcih, auch meiner Sicht, weniger impulsiv und brauchen vielleicht mehr Zeit, um irgendwo alleine nachzudenken.
    Aber im Prinzip sehe ich nicht, warum gerade Introvertierte so große Probleme mit Extrovertierten haben sollten.
    Im Gegenteil, wenn alle extrovertiert wären, was auch meiner Sicht auch ein Verhalten ist, das eine gewisse "Bühne", ein Publikum benötigt, dann würde gerade dieses fehlen.
    Wenn Intovertierte und Extrovertierte miteinander reden, reden und machend die Extrovertierten vor allem, und die Introvertierten hören und schauen zu.
    Ohne die wären also die Extrovertierten alle im Wettstreit darum, wer den jetzt mal etwas zeigen darf, und wer Publikum spielen muss.


    Für mich ist ein Extrovertierter jemand, der sofort loslegt und alles ausschüttet, was ihm auf dem Herzen liegt, während ein Introvertierter in dieser Zeit zuhört, nachdenkt und dann seine Schlussfolgerung (oder seine Erlebnisse etc.) zum Besten gibt, aber eben erst, nachdem er darüber und über die Inhalte des Extrovertierten reflektiert hat.
    Darin sehe ich nun für beide kein so großes Problem.
    Für mich ist ein Introvertierter nicht notwenigerweise SO schweigsam, dass es andere irritiert.
    Nur reflektierter.
    Und er hat vielleicht ein größeres Bedürfnis, immer wieder mal alleine zu sein und nachzudenken.
    Darin sehe ich immer noch kein "Problem".


    Der Extrovertierte macht oft spontan, was ihm gerade in den Sinn kommt und denkt evtl. redend; der Introvertierte reflektiert erst mal, bevor er etwas macht, denkt mehr / länger nach und redet, nachdem er nachgedacht hat. Der Introvertierte ist evtl. weniger spontan und weniger überschäumend.
    Das wäre für mich der Unterschied.


    Darin sehe ich immer noch kein großes Problem.


    Überspitzt gesagt, wir können nicht alle Dieter Bohlen sein (der ein Publikum braucht).
    Wir brauchen auch Leute, die zuhören und vielleicht bewerten und hinter den Bohlens dieser Welt wieder aufräumen, wenn sie wieder bei etwas zu vorschnell waren. :zwinker:
    (Mir fällt gerade kein gutes Gegenbeispiel ein...)


    LG
    von Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Wir brauchen auch Leute, die zuhören und vielleicht bewerten und hinter den Bohlens dieser Welt wieder aufräumen, wenn sie wieder bei etwas zu vorschnell waren. :zwinker:

    Was leider nicht alle so sehen.
    Wenn ich einen Euro für jeden Kommentar der Marke "Warum sagst du so wenig?" bekäme... :rollen: Meiner Erfahrung nach stößt es eben längst nicht immer auf Verständnis, wenn man mehr Zeit zum reflektieren braucht. Ich empfinde z. B. Diskussionen mit mehr als einer Person als sehr anstrengend, weil ich bei dem Tempo einfach nicht mithalten kann. Da geht man dann schnell mal unter. (Gerade auch in Schule oder Uni.) Oder wenn man nicht ständig Lust hat, etwas mit anderen zu unternehmen, weil das anstrengend ist und man zwischendurch Zeit braucht, um sich zu regenerieren. (Ich kann für mich definitiv bestätigen, dass soziale Kontakte viel Energie Kosten.) Oder mit Partys nichts anfangen kann, weil das Reizüberflutung hoch 10 ist. Das wird dann schnell so interpretiert, als hätte man generell kein Interesse an anderen. Usw., usw.

  • Kürzlich gab's im Time Magazine auch einen sehr interessanten Artikel zum Thema, gefolgt von einigen Leserbriefen. Eine Briefschreiberin hat ihre Introversion so zusammengefasst: "Yes, I like you, but I don't want to come to your party." Darin kann ich mich gut wiederfinden ;)


    Introvertiert heißt ja noch lange nicht kontaktscheu oder einzelgängerisch - aber ich für meinen Teil finde es gar nicht so schlecht, dass ich mich gut alleine beschäftigen kann. Dauerhaftes Zusammensein mit anderen wird mir irgendwann anstrengend (meinen Partner mal ausgenommen - und selbst da genieße ich meine Alleinezeiten ;) ).

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Liafu
    Ja irgendwie kann ich Deine Eindrücke so unterschreiben, aus der Sicht einer Person die definitiv nicht introvertiert ist :breitgrins: wirkt es manchmal schon befremdlich wenn man dann auf Menschen trifft die sich da ganz anders verhalten. Aber ich finde es gehört ja auch dazu auch soetwas einfach zu akzeptieren. Ich glaube aber auch das es wohl einfacher ist wenn man denjenigen schon etwas kennt und einfach weiß das er oder sie eher der Schweigsamere ruhigere Typ ist. Auch wenn ich selbst zugebe das ich es da schon schwieriger finde jemanden ein zu schätzen. Finde es aber schade das man dann von vorneherein sagt der oder diejenige hat eh kein Interesse. Ich denke man kann es auch als Zeichen von Respekt deuten wenn man sich über das was jemand sagt auch Gedanken macht.

  • Danke für die Antwort, Keshia! Das finde ich ja wirklich sehr spannend! :smile:


    Erst einmal würde ich das alles soweit unterschreiben. Ich versuche mal aus meiner Sicht zu erklären, wo für "uns" Introvertierte das Problem ist. Was Susan Cain mit ihrem Buch ja auch ganz deutlich machen will ist, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der extrovertiert sein ein Ideal ist. Das steht für Macht, Offenheit, Attraktivität und letztlich auch Erfolg. Introvertierte gelten ja in der Regel als schüchtern, ängstlich, oft auch als langsam etc. Alles nicht so erstrebenswerte Eigenschaften, die aber nicht zwangsläufig (zu beiden Extremen) passen.


    Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen, und bei mir war schon alleine die Schulzeit ein Horror, weil ich einfach anders dachte, als andere. Mir fiel es daher immer schwer mich im Unterricht zu beteiligen. In den Arbeiten hingegen hatte ich immer gute Noten. Das war immer ein großes Problem für mich, meine Lehrer, meine Eltern und letztlich sollte ich sogar zum Psychologen, weil ich einfach nicht in das Raster passte. Denn ich war nicht schüchtern, ich war nicht langsam, ich kriegte nur im Unterricht "die Kurve" nicht. Und erst durch die Theorien über das Introvertiert-Sein verstehe ich so langsam, woran es lag.


    Dann nehmen wir mal Parties und Co. am Wochenende. Seitdem ich denken kann, war das "Weggehen" eine Art Pflichtprogramm für mich, weil man das als junger Mensch machen muss, um mitreden zu können und im nicht als Außenseiterin zu gelten. Entspannen kann ich am besten zuhause, alleine. Andere brauchen die Action am Wochenende, um sich von der Woche zu erholen und es hat lange gebraucht, bis meine Mitmenschen verstanden haben, dass das für mich der pure Stress ist. Also war das für mich auch ein großes Problem, weil ich mich lange entweder rechtfertigen musste, oder mich eben gequält habe und mitgegangen bin, nur um dazu zupassen.


    Ähnlich mit Klassenfahrten und Co.: Auch wenn ich noch so viel Spaß hatte, war ich nach der Hälfte Zeit fast immer nervlich am Ende, weil mich das permanente Zusammensein mit den anderen so unglaublich erschöpft hat. Hier hat man also auch ein Problem, denn das den anderen zu erklären ist ziemlich schwer, denn gleich entsteht der Eindruck, dass man Heimweh hätte, "seine Mama vermisst", etc. etc. :zwinker:


    Das nur als Beispiele von mir, die vielleicht ein bisschen verdeutlichen, wo für uns das Problem liegt. Man versucht halt entweder sich pausenlos anzupassen, oder man ist schnell der Außenseiter und untendurch. Aber ich sehe gerade kurz vor'm Abschicken, dass Liafu das auch schon sehr gut - nur kürzer - auf den Punkt gebracht hat :breitgrins: :winken:


    Zitat

    Wir brauchen auch Leute, die zuhören und vielleicht bewerten und hinter den Bohlens dieser Welt wieder aufräumen, wenn sie wieder bei etwas zu vorschnell waren. :zwinker:
    (Mir fällt gerade kein gutes Gegenbeispiel ein...)


    Sehr schön gesagt! Und genau darum geht es ja in u. a. diesem Buch. Denn durch das gesellschaftliche Ideal ist es lange nicht selbstverständlich, es so zu sehen.

    ~ The world is quiet here ~

    Einmal editiert, zuletzt von Cookie ()

  • PS: Ich glaub ich bin so eine Mischung. Wenn ich eure Beiträge so lese dann liebe ich es sehr auch allein zu sein und das mal Tagelang. Ich muss nicht jeden Tag ständig Leute um mich haben. Und ich bin sogar sehr gern einfach allein auf dem Sofa.

  • "Yes, I like you, but I don't want to come to your party."

    Ohja, das unterschreibe ich voll und ganz. :breitgrins:


    Cookie: Deine Schulerfahrungen kommen mir verdammt bekannt vor.



    PS: Ich glaub ich bin so eine Mischung. Wenn ich eure Beiträge so lese dann liebe ich es sehr auch allein zu sein und das mal Tagelang. Ich muss nicht jeden Tag ständig Leute um mich haben. Und ich bin sogar sehr gern einfach allein auf dem Sofa.

    Es gibt ja auch nicht nur entweder oder sondern auch ganz viele Stufen dazwischen.

  • Wenn ich nur schon an Parties und Klassenfahrten denke, läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Ja, ich hatte Freunde in der Schule, nicht viele (da schüchtern und introvertiert), aber gute. Dennoch heisst das nicht, dass ich 24/7 mit ihnen zusammen sein muss oder kann.


    Um Klassenfahrten habe ich mich so gut es eben geht gedrückt. Ich wollte da nie mit. Damit verband ich bloss schlechte Erinnerungen. Mit fünf anderen Menschen in einem Zimmer schlafen? Schrecklich!


    Auf Parties bin ich eigentlich nie gegangen. Ich hatte letztes Jahr einmal eine kurze Phase, in der ich es ausprobiert habe. Aber auch das war nur im kleinen Kreis, mit den engsten Freunden und im eigenen Haus.
    Hinausgehen und in einen dieser Clubs sitzen, in denen es eng ist, die Musik viel zu laut ist und man kaum atmen kann - nein, das brauche ich nicht.


    Aber wie fühlt man sich als junger Mensch, wenn man sagt "Nein danke, ich bleibe lieber zu Hause"? Da wird man heutzutage gleich als Langweiler abgestempelt. Cool ist, wer jedes Wochenende bis zum Umfallen trinkt und Partyfotos auf Facebook veröffentlicht. Nicht diejenigen, die gerne mit dem Hund im Wald spazieren gehen und Bücher lesen.


    Alles Ruhige, Langsame, Dinge, die Zeit brauchen, sind verschrien. Es sind langweilige Dinge, mit denen sich höchstens Omas beschäftigen. Basteln? Das machen Kinder. Sich um Pflanzen kümmern? Wer braucht schon Pflanzen. Extremsportarten etc. sind angesagt. Was im TV abgeht, darüber will ich gar nicht erst reden. DSDS und Co. fördern den Drang dazu, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen und alle anderen bloss als Publikum zu sehen.


    Naja, ich les halt lieber Bücher...

    //Grösser ist doof//

  • Ich mochte meine Klassenfahrten, aber das Übernachten in großen Gemeinschaftszimmern war definitiv nicht mein liebster Bestandteil :breitgrins:



    Hinausgehen und in einen dieser Clubs sitzen, in denen es eng ist, die Musik viel zu laut ist und man kaum atmen kann - nein, das brauche ich nicht.


    Aber wie fühlt man sich als junger Mensch, wenn man sagt "Nein danke, ich bleibe lieber zu Hause"? Da wird man heutzutage gleich als Langweiler abgestempelt. Cool ist, wer jedes Wochenende bis zum Umfallen trinkt und Partyfotos auf Facebook veröffentlicht. Nicht diejenigen, die gerne mit dem Hund im Wald spazieren gehen und Bücher lesen.


    Das stimmt. Ich hatte zwar nie ein Riesenproblem damit, aber man wurde schon immer seltsam angeschaut, wenn man sich lieber gemütlich zu Hause eingebuddelt hat. Ein großer Vorteil des "Älterwerdens" ist für mich, dass man nicht mehr so gezwungen cool sein muss :breitgrins:


    Um wieder die Kurve zum Thread zu kriegen: schön, dass es dieses Buch und verwandte Bücher und Artikel gibt. Vielleicht begreifen ja ein paar Menschen mehr nun, dass Introvertierte nicht gleich bekloppte Freaks sein müssen, bloß weil sie nicht jedes Wochenende permanent auf die Piste gehen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Aber wie fühlt man sich als junger Mensch, wenn man sagt "Nein danke, ich bleibe lieber zu Hause"? Da wird man heutzutage gleich als Langweiler abgestempelt. Cool ist, wer jedes Wochenende bis zum Umfallen trinkt und Partyfotos auf Facebook veröffentlicht. Nicht diejenigen, die gerne mit dem Hund im Wald spazieren gehen und Bücher lesen.


    Das ist es. Auch wenn man selber glücklich damit ist, wenn man lieber zuhause bleibt, rutscht man schnell in die Rolle des Außenseiters oder in die des "bekloppten Freaks" ab, um Valentine zu zitieren :breitgrins:


    Ich habe eben erst festgestellt, dass das Buch in drei Abschnitte gegliedert ist: Teil I: Das Ideal der Extraversion, Teil II: Unsere Biologie, unser Selbst, Teil III: Formen der Liebe und Arbeit für Introvertierte.


    Teil I: Das Ideal der Extraversion habe ich nun gelesen. Wie schon geschrieben beginnt Susan Cain damit zu schauen, wo dieses Ideal der Extraversion herkommt. Immer wieder stößt sie dabei auf große Unternehmen der USA und landet schließlich in der Harvard Business School. Hier wird die Wirtschaftselite der Welt ausgebildet und in der Uni sind ganz ausdrücklich nur extrovertierte Menschen erwünscht, frei nach dem Motto: Wer gut reden kann, kann gut führen. Erschreckend ist, dass Inhalte hierbei eher zweitrangig sind. Ähnliches findet sie sogar in einer evangelikalen Kirchengemeinde vor und schildert die Probleme, die Menschen dort haben, die eben nicht ins Raster passen.
    Besonders spannend fand ich ihre Schilderungen darüber, welche Rolle das Internet für Intros spielt und andersherum. Schließlich führt sie dies zu Steve Wozniak, den Apple-Mitbegründer und zeigt anhand seiner Arbeitsweise welche Vorteile das Arbeiten alleine und die Gruppenarbeit bieten. Auch in der Schule werden die Kinder heutzutage schon darauf gedrillt in Teams zu funktionieren und sich zu behaupten, um möglichst gute Führungsqualitäten zu entwickeln. Dass das aber nicht jeder Persönlichkeit entspricht, thematisiert sie hier ebenfalls.


    Ich möchte euch ein schönes Zitat nicht vorenthalten, weil es mich so an das "Yes, I like you, but I don't want to come to your party" von Valentine erinnerte:

    Zitat

    Mein lieber Mr. Babbage, ich bin Ihnen für Ihre Einladung sehr verbunden, aber ich fürchte mich sie anzunehmen, denn ich würde dort einige Menschen treffen, denen ich bei allen Heiligen Himmeln geschworen habe, dass ich niemals ausgehe.


    und das stammt übrigens von Charles Darwin :zwinker:

    ~ The world is quiet here ~

  • Oh man, den Thread sehe ich ja jetzt erst. Interessantes, aber auch schwieriges Thema, weil ich mich in vielen Dingen, die ihr schon angesprochen und z. T. selbst erlebt habt, absolut wiederfinden kann. Das beruhigt mich ein bisschen, finde es aber auch traurig, dass Introvertierte sich vor anderen immer rechtfertigen müssen.



    Wenn ich einen Euro für jeden Kommentar der Marke "Warum sagst du so wenig?" bekäme... :rollen:


    Reich mir die Hand... wie oft habe ich schon den Spruch gehört: "Bist du immer so ruhig?" --> und das dann aber in einem entsetzen, beinahe schon unfreundlichen Ton. :rollen:


    Ja, ich bin introvertiert und ja, ich fühle mich gut so, wie ich bin. Ich bin eben ein eher misstrauischer und scheuer Mensch und öffne mich nicht gleich jedem Menschen, dem ich begegne. Warum sollte ich? Gerade, wenn ich unter Fremden bin, beobachte ich die Situation und die Menschen erst einmal eine ganze Weile, um mir ein Bild zu machen, mit wem ich es da zu tun habe, ich "klopfe" die Menschen sozusagen ab, um herauszufinden, ob ich ihnen trauen kann. Ich wurde schon zu oft verletzt und ausgenutzt, das hinterlässt seine Spuren. Blöderweise denken "Extrovertierte" oftmals von introvertierten Menschen, dass sie blöde wären. Wenn die wüssten... ich bin der Meinung, wer einen Menschen aufgrund seiner ruhigen und zurückhaltenden Art gleich als "Freak" oder "Langweiler" abstempelt, der entblößt sich doch eigentlich nur selbst als absolut oberflächlichen und intoleranten Menschen.


    In der Schule ging es mir genau wie Cookie... schon in der Grundschule war mein "Makel", dass ich zwar sehr gute Noten brachte, mich aber zu wenig am Unterricht beteiligte, was sich dann auf dem Gymnasium noch verschlimmerte. Sowas fand dann auch Erwähnung in den Zeugnissen und hat mich immer maßlos wütend gemacht. Einmal kam meine Klassenleiterin zu mir (eine absolute Anti-Respektperson, die kein Mensch ernst nehmen konnte und die selbst sehr schüchtern war) und sagte: "Du musst dich mal mehr melden!" :rollen: Ach ja, warum denn? Es gab mehr als genügend Schüler, die sich permanent meldeten und mit dem Finger dabei schnipsten, um sich in den Mittelpunkt zu spielen. Sowas schüchtern einen dann ja noch mehr ein.


    Meine Discobesuche kann ich an einer Hand abzählen. Aus den von euch schon genannten Gründen konnte ich damit nie etwas anfgangen und empfand es immer als maßlosen Stress. Gottseidank bin ich eh aus dem Alter raus und keiner fragt einen mehr blöde, wo man denn am Wochenende "feiern" war.


    Äh ja.. soviel zu meinen Eigenheiten. :breitgrins: Das Buch klingt interessant, ich behalte das mal im Auge und bin gespannt, was du uns noch daraus erzählen wirst, Cookie. :winken:

  • Ich tendiere immer mehr dazu, mir das Buch zu holen. Es klingt wirklich nach einer aufschlussreichen Lektüre.
    Die Sache mit dem "Du solltest dich mehr melden" habe ich auch immer zu hören bekommen :rollen: Jedes Jahr aufs Neue. Aber ich bin froh, dass es auch anderen hier so gegangen ist :smile:

    //Grösser ist doof//