Susan Cain - Still. Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt

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  • Hallo!


    ....schließlich ist Lesen ja auch so ein "langweiliges", "unsoziales" Hobby ;)


    Das hat eine Kollegin von mir mal gesagt. Sie konnte nicht verstehen, dass ich meine Nase in den Pausen immer in ein Buch stecke, weil sie sich lieber mit "echten Menschen" unterhält. Das mache ich auch, allerdings tue ich mir mit Kollegen eher schwer, weil ich mit denen nicht unbedingt freiwillig zusammen bin. Mit Freunden oder Gleichgesinnten unterhalte ich mich deutlich besser, weil es da natürlich ein gemeinsames Thema gibt. Blubbern ist nicht so meins :rollen:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich habe früher auch immer in der Mittagspause gelesen. Das war mir lieber, als mich gezwungen mit Kollegen zu unterhalten, mit denen ich wenig gemeinsam hatte.


    In meiner jetzigen Abteilung ist das allerdings anders, weil das eine super nette und lustige Truppe ist. Aber das ist halt eben wieder das schon erwähnte Wellenlängenthema. Wenn die nicht stimmt, finde ich Unterhaltungen echt anstrengend.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • In meiner jetzigen Abteilung ist das allerdings anders, weil das eine super nette und lustige Truppe ist. Aber das ist halt eben wieder das schon erwähnte Wellenlängenthema. Wenn die nicht stimmt, finde ich Unterhaltungen echt anstrengend.


    Das geht mir genauso. Ich habe z.B. eine Kollegin, mit der ich mich super verstehe und deswegen verbringen wir auch gerne unsere Pause zusammen. Da sie heute aber nicht da ist, freue ich mich schon darauf, in der Pause meine Nase in ein Buch stecken zu können. :zwinker: Kommt wie gesagt immer darauf, mit wem man arbeitet und wie man sich versteht.

  • Finde ich auch :smile: Ich unterhalte mich gerne mit meinen Mitarbeitern und freue mich auch, wenn mich die Leute z.B. über mein Buch befragen und sich so nette Gespräche ergeben. Jedoch geschieht es hier auch oft, dass sich die Leute dann zu mir setzen, weil sie denken, sie müssten es. Wegen des guten Tones. Dann quasseln sie über irgendetwas, das mich nicht interessiert, und ich kann meine Lektüre nicht fortsetzen :rollen: Würden sie sich an den freien Tisch neben dran setzen, wären wir wohl alle glücklicher :breitgrins:

    //Grösser ist doof//

  • Sagt mal wie steht es mit dem Thema "Small Talk" in der Welt der Introvertierten? Ist das auch so gar nicht Eures? Wenn ich einen ordentlichen Gesprächspartner habe, rede ich ziemlich viel. Aber einfach so quatschen ist irgendwie nicht meins.

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Smalltalk ist für mich meist ein Buch mit sieben Siegeln. Wenn mein Gegenüber viel redet und ich nur hin und wieder Interesse bekunden muss, ok, aber wenn ein größerer Teil der Unterhaltung bei mir liegt... ich habe einfach keine Ahnung, wie man so ein Gespräch am laufen hält.

  • Das mit dem Smalltalk habe ich mir selbst beigebracht. War aber ein hartes Stück Arbeit...

    //Grösser ist doof//


  • Das mit dem Smalltalk habe ich mir selbst beigebracht. War aber ein hartes Stück Arbeit...


    Das kann ich so übernehmen.

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

  • Wisst ihr wie es mir mit Smalltalk geht? Wie einem Soziopathen mit Gefühlen bzw. mit der Imitation davon. Ich weiß einfach nicht, was ich in so einem Gespräch sagen soll, ich gebe halt dann oft so Floskeln von mir, wo ich mir denke, okay das passt jetzt grad irgendwie.


    Ich versuche es zumindest, weiß aber, dass mich viele für unhöflich halten, da ich Smalltalk eher vermeide.

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Das Thema "Small Talk" greift Cain übrigens auch im Buch auf :zwinker:
    Mir geht es da wie euch, man lernt sich ein paar Floskeln an und trainiert es irgendwie. Cain bringt das Beispiel einer introvertierten Freundin, die auf Parties immer super bei allen ankommt und quasi eine Meisterin des Small Talks ist, die sich das aber selber mühsam erarbeitet hat.


    Was ich auch spannend finde: Sie stellt fest, dass Introvertierte unter sich oftmals im Gespräch mit relativ tiefgründigen Themen beginnen, auch wenn sie sich gar nicht kennen, und erst am Ende des Gesprächs in den Small Talk kommen, was ja "normalerweise" genau andersrum verläuft. Fand ich auch spannend :breitgrins:

    ~ The world is quiet here ~

  • Smalltalk ist mir ein Graus! Ich habe einen älteren Kollegen, der ab und an in mein Büro reinschneit (wirklich plötzlich und auch nicht gerade leise) und mich überschäumend begrüßt und immer wieder die gleichen Fragen raushaut: "Wie geht es Ihnen denn?" "Was machen die Zahlen?" "Wie läufts mit dem Fernstudium?" etc. Boah... ich find das sowas von uneinfühlsam! Erstens mal reißt er einen damit völlig raus, wenn man gerade konzentriert arbeitet, und ich fühle mich dann so überrumpelt, dass ich auf die Fragen auch nur mit kurzen Floskeln antworte. Das muss manchmal unheimlich unfreundlich klingen, aber wer mir so ungehobelt entgegentritt, der bekommt von mir immer den Spiegel vorgehalten. Da kann ich böse sein. :teufel: (Dabei meint der Kollege das sicher nur nett...)




    Was ich auch spannend finde: Sie stellt fest, dass Introvertierte unter sich oftmals im Gespräch mit relativ tiefgründigen Themen beginnen, auch wenn sie sich gar nicht kennen, und erst am Ende des Gesprächs in den Small Talk kommen, was ja "normalerweise" genau andersrum verläuft. Fand ich auch spannend :breitgrins:


    Witzig, das kann ich so unterschreiben. :zwinker:

  • Ich mag übrigens diese saloppe Frage "Wie geht's?" überhaupt nicht. Ich weiß nicht, aber ich kann die Antwort nicht in ein Wort packen, und ich will nicht "gut" sagen, wenn es nicht stimmt. Und mein Befindnis ist nicht so einfach in "gut" oder "schlecht" einzuordnen, das ist doch viel komplexer. Ich denke mir auch immer, dass gute Freunde oder Partner oder so ja eh immer über die aktuellen Lebenssituationen des anderen Bescheid wissen und deswegen auch nicht unbedingt explizit fragen müssen, wie es einem geht. Und so ehrlich ist dies Frage ja normalerweise gar nicht gemeint.


    Meistens kommt von mir dann ein undefiniertes "jooaah, geht" und manchmal habe ich auch schon verduzte Blicke geerntet.
    Außerdem vergesse ich immer darauf, den anderen dann zu fragen "Und dir?". Das kommt wahrscheinlich auch schon mal relativ unhöflich rüber, ich mein das aber gar nicht so. Wie gesagt, ich gehe eigentlich davon aus, dass ich im Laufe eines Gespräches eh einen Eindruck darüber bekomme, wie es jemandem geht.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.


  • Außerdem vergesse ich immer darauf, den anderen dann zu fragen "Und dir?". Das kommt wahrscheinlich auch schon mal relativ unhöflich rüber, ich mein das aber gar nicht so.


    Kenne ich auch. Das liegt auch daran, dass so eine Situation für mich immer eher anstrengend ist und ich darauf konzentriert bin, ein Gespräch in Gang zu bringen. :rollen:


    Ich habe auch schonmal bei Freunden gesagt "schlecht", das wurde einfach übergangen. Naja, wir sind auch nicht mehr befreundet. :breitgrins:


    Eine zeitlang ist mir aber auch passiert, dass ich bei Fremden dann viel zu viel geredet habe, aus Angst, wieder wegen meines Schweigens angegriffen zu werden. Seit ein paar Jahren hat sich das aber eingependelt.

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

    Einmal editiert, zuletzt von Madicken ()

  • Mich stört die Frage "Wie geht's?" nicht grundsätzlich. Wenn dahinter echtes Interesse steckt, empfinde ich sie sogar als angenehm. Wenn es nur eine Floskel ist, könnte man es sich allerdings genausogut sparen.


    Ich hasse Smalltalk, besonders mit Menschen, die ich nicht gut kenne bzw. bei denen ich spüre, dass wir wenig gemeinsam haben. So ein Sinnlosgespräch aufrechtzuerhalten finde ich unheimlich anstrengend - das ungemütliche Schweigen, wenn man sich eigentlich nichts zu sagen hat und langsam die Gesprächsthemen ausgehen, ist aber genauso grässlich :rollen: Ich kann zwar mittlerweile besser smalltalken als früher, aber dennoch würde ich in Situationen wie der beschriebenen am liebsten schreiend davonrennen :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Ich mag übrigens diese saloppe Frage "Wie geht's?" überhaupt nicht. [...]
    Außerdem vergesse ich immer darauf, den anderen dann zu fragen "Und dir?"


    Ich benutze "Und selbst?" immer als Antwort auf die Frage "Wie gehts?". Das entbindet einen von der tatsächlichen Beantwortung der Frage und heuchelt gleichzeitig Interesse am Gegenüber :breitgrins:

    Liebe Grüße,<br />Verena<br /><br />&WCF_AMPERSAND"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben?&WCF_AMPERSAND" Gandalf in &WCF_AMPERSAND"Die Gefährten&WCF_AMPERSAND", J.R.R. Tolkien


  • Mich stört die Frage "Wie geht's?" nicht grundsätzlich. Wenn dahinter echtes Interesse steckt, empfinde ich sie sogar als angenehm. Wenn es nur eine Floskel ist, könnte man es sich allerdings genausogut sparen.


    Ich frage meinen Verlobten oft, wie es ihm geht, weil es mich auch wirklich interessiert, wie er sich fühlt und was ihn bewegt. Aber ich selber weiss oft auch nicht, was genau ich auf diese Frage von Bekannten antworten soll. Man kann und will diese "Beinahe-Fremden" nicht mit den eigenen Sorgen überhäufen (entweder gehen diese die Leute nichts an oder man will sie nicht über Dinge volllabern, die sich nicht interessieren), aber "gut" stimmt halt auch nicht immer.



    Ich habe auch schonmal bei Freunden gesagt "schlecht", das wurde einfach übergangen. Naja, wir sind auch nicht mehr befreundet. :breitgrins:


    Dieses Beispiel finde ich traurig, vor allem weil es ein Freund war, der gefragt hat. Dann sollte man doch darauf eingehen, wenn jemand sagt "es geht mir schlecht". Aber meistens erwartet man nur eine 08/15-Antwort und ist dann überfordert, wenn man mit einer ehrlichen Antwort konfrontiert wird.

    //Grösser ist doof//

  • Ein Bekannter von mir, der mir auch dieses Buch empfohlen hat, hat in seinem Blog eine ganz tolle Linksammlung zum Thema Introversion erstellt. Leider fast nur englische Artikel, aber vielleicht ist es ja für manche hier interessant: 25+ Artikel über Introversion

    ~ The world is quiet here ~

  • Interessanter Link, danke Cookie! :five:
    Den habe ich mir mal gleich abgespeichert und lese gerade ein paar verlinkte Artikel. Interessant, dass Introvertierte ihre Energie aus sich selbst bzw. aus dem Alleinsein ziehen, während Extrovertierte ihre Energie von außen, also aus der Interaktion mit anderen Menschen, beziehen. Für mich persönlich kann ich das so übernehmen! Mir war das allerdings nie so klar, bis heute. :zwinker: Wenn ich längere Zeit "unter Menschen" bin, dann komme ich irgendwann an einen Punkt (meist schneller als andere, eher extrovertierte Menschen), wo ich total abgespannt bin, mich eklig fühle und eigentlich nur noch weg will. Auch, wenn ich die Menschen, unter denen ich dann bin, gut kenne und auch mag. Ich brauche dann erstmal Zeit für mich alleine zum "regenerieren". Was dazu in meinem Leben auch zentral ist: die eigene Wohnung! Wie sagt man so schön: My home is my castle. Sie ist zentraler Knotenpunkt für mich und mein Wohlbefinden. Ich hasse es zum Beispiel, den ganzen Tag von morgens bis abends unterwegs zu sein (auch nach der Arbeit), ohne einmal zu Hause gewesen zu sein. Klingt komisch, aber ich muss mindestens einmal nach Hause, um mich irgendwie "aufzufrischen". In meine Wohnung lasse ich auch äußerst ungerne fremde Menschen, wie Handwerker oder sowas, ich komme mir dann immer entblößt vor (vor allem hasse ich die neugierigen Blicke auf persönliche Gegenstände).

  • @Ophelia:


    Das mit der Wohnung kann ich völlig unterschreiben. Ich habe in London in einer WG gelebt und das kommt für mich nicht mehr infrage. Andere sagen dann immer: "Naja, du hast dich nur mit den Leuten nicht verstanden" oder "Du hast halt Pech bei der Auswahl gehabt." Aber es war einfach das Gefühl, nach Hause zu kommen und es ist jemand anderes da. Ich wusste dann nie, wie ich mich verhalten soll und wurde auch dafür "gerügt", dass ich mich so oft in mein Zimmer verziehe.
    Und das mit den Handwerkern kenne ich auch. Ich bin erst umgezogen und mein Papa nervt mich immer damit, dass ich mal so ein paar Kleinigkeiten erledigen lassen soll, aber ich möchte einfach keine fremden Menschen in der Wohnung haben und versuche deshalb, Freunde aufzutreiben, die das können.
    Und dann hab ich noch einen Freund, der in der Nachbarstadt wohnt (Züge fahren bis ca. 1 Uhr nachts) und der aber ständig hier übernachten will, wenn er mich besucht. Das geht für mich nicht in Ordnung und deshalb regle ich das jetzt immer so, dass ich Treffen bestimme und diese dann meistens Nachmittags sind, oder ich besuche ihn. :breitgrins:

    &quot;This was another of our fears: that Life wouldn&#039;t turn out to be like Literature&quot; (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Das mit der Wohung kann ich absolut unterschreiben! Ich hasse es fremde Menschen in meiner Wohnung zu haben und kann das auch nur bei Leuten haben die mir sehr nahe stehen. Deshalb versuch ich auch Handwerker zu vermeiden^^ (oder das Alblesen der Heizung... da fühl ich mich immer erst wieder wohl wenn derjenige wieder weg ist)


    Ich glaub langsam echt ich bin so eine Mischform :breitgrins:


    Ich melde mich gerne im Untericht und bin auch ziemlich gesprächig, aber nur bei Menschen die ich in irgendeiner Form kenne denn bei mir kommt dafür noch hinzu das ich sehr schüchtern bin. Wenn ich jemanden nicht kenne komme ich von mir aus auch nicht ins Gespräch. Es kostet mich da sehr viel überwindung auch jemanden zu fragen etc.
    Andererseits bin ich nicht gerne unter vielen Menschen und fühle mich da schnell unwohl. Ich liebe es für mich allein zu sein und einfach meine Ruhe zu haben.


    Das gute ist das ich auch nur Freunde hab die es genauso mögen einfach allein zu sein, da muss man sich dann nicht täglich ständig sehen und freut sich auch irgendwie mehr wenn man sich dann trifft. Irgendwie hat man dann auch schönere Gespräche finde ich. Mit meinem Freund ist es genauso.