Susan Cain - Still. Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt

Es gibt 118 Antworten in diesem Thema, welches 25.208 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.


  • Ich glaub langsam echt ich bin so eine Mischform :breitgrins:


    Ich auch. Ich habe mich früher in der Schule nie gemeldet und bin auch jetzt in Seminaren eher still, aber wenn ich selbst ein Seminar halte, bin ich merkwürdigerweise ganz locker, war noch nie aufgeregt und rede einfach drauf los. Auch beim Kellnern kann ich meine Klappe ganz schön aufreißen, aber ich denke für mich hat das damit zu tun, dass in beiden Fällen eine sichere Konstanz da ist. Vor den Studenten weiß ich, dass ich einfach über etwas mehr Wissen verfüge, sonst hätte ich den Job ja nicht und beim Kellnern sehe ich die Menschen nie mehr (oder nie in einem anderen Kontext) oder baue keine persönliche Bindung zu ihnen auf.


    Ich verbringe auch gerne Abende zuhause, aber nach ca. 3 Abenden muss ich einfach raus und ein Bier trinken gehen oder so.


    In Sachen Small Talk kann ich in kleinen Gruppen immer ganz gut mithalten, in größeren Gruppen (so ab 5 Leuten) wird es aber schwierig und da weiß ich auch nicht, woran es liegt. Irgendwie scheinen die Themen nie zu passen, aber das kann ja nicht immer zutreffen.


    Ich finde es auf jeden Fall eine willkommene Bewegung, dass das Adjektiv "introvertiert" scheinbar langsam ein eher positiv konnotierter Kompromiss für "schüchtern" oder "verklemmt" ist.

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Ich mag auch niemanden in meiner Wohnung haben. Ich wohne ja jetzt mit meinem Freund zusammen und da ist es natürlich ok. Aber andere Menschen mag ich trotzdem nicht hier haben. Besuch geht sowieso nur angemeldet, wenn ich mich darauf einstellen kann, spontan mag ich das gar nicht.


    Als ich noch im Wohnheim gewohnt habe, war ich mit einem Mädchen im gleichen Wohnheim befreundet, die die Idealform der Freundschaft so definiert hat, dass man sich jeden Tag mindestens einmal besucht. Ich habe sie nie besucht, weil ich ihre spontanen Besuche schon nicht mochte und deshalb (und aus anderen Gründen) hat diese Freundschaft auch nicht lange gehalten. Auch in WGs ging es mir immer so, dass ich erst mal meine Ruhe wollte und nicht in der Küche sein wollte, wenn andere Menschen da waren, weil ich für mich allein sein wollte und keinen höflichen Smalltalk machen.


    Den Test schau ich mir gleich mal an, danke für den Link, Liafu!

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Bei dem Test hatte ich - wie vermutet - 13 Introversions-Punkte. Ich bin damit eigentlich recht zufrieden, auch wenn es da ja kein gut/schlecht gibt. Aber scheint mir persönlich eine gute Balance zu sein.

    &quot;This was another of our fears: that Life wouldn&#039;t turn out to be like Literature&quot; (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Wie ich es vermutet hatte lieg ich so dazwischen, 17 Punkte. Sogar die Erklärung dazu beschreibt mich da auch sehr gut^^ Wobei ich schon glaube das manche Punkte bei mir auch durch meine Schüchternheit zu Stande kommen.

  • @Ophelia
    Darüber brauchtst nicht rot werden. :) Jeder Mensch ist doch so wie er ist.


    Ich finde es schade das in unserer Gesellschaft nach wie vor so Extreme herrschen und es immer leichter ist durchs Raster zu fallen. Schade das man grad in der Schule oft nicht aufgefangen wird. Sei es durch zu große Klassen oder aber weil momentan Gruppenarbeiten etc. groß geschrieben werden (ich hasse Gruppenarbeit und Gruppenreferate etc...) sobald man das nicht gerne macht wird man sofort abgestempelt. Da setzt man auf Individualität will aber gleichzeitig eigentlich keine. Klar das sich das irgendwann nicht mehr kombinieren lässt.

  • 26 ... dass es SO viel sind, hätte ich aber echt nicht gedacht. Pffft.

    [color=darkblue]&quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b


  • Ich mag auch niemanden in meiner Wohnung haben. Ich wohne ja jetzt mit meinem Freund zusammen und da ist es natürlich ok. Aber andere Menschen mag ich trotzdem nicht hier haben. Besuch geht sowieso nur angemeldet, wenn ich mich darauf einstellen kann, spontan mag ich das gar nicht.


    Oh ja. Ich hasse spontanen Besuch (Gott sei Dank kommt das bei uns sehr selten vor), und wenn hier Handwerker rumrennen, fühle ich mich in meinem eigenen Haus belagert! :entsetzt:


    Ich hab' beim Test 23 Punkte :breitgrins: Überrascht mich jetzt nicht ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe nun auch den dritten und letzten Teil des Buches beendet: Formen der Liebe und Arbeit für Introvertierte.
    Zunächst einmal geht es hier vor allem um die Arbeit. Wie können zum Beispiel Introvertierte in Berufen glücklich werden, in denen sie sich besonders extrovertiert verhalten müssen? Susan Cain betrachtet hier ein paar Strategien, wie das klappen kann, ohne, dass man sich zu sehr verbiegen muss. Dann geht es um Partnerschaften und darum, wie Beziehungen zwischen Intro- und Extrovertieren trotz der Unterschiede funktionieren können. Zuletzt geht es noch einmal um stille Kinder. Anhand von Beispielen verdeutlicht sie die Probleme, die die meisten in der Schule haben. Ein sehr schönes Zitat zum Thema:

    Zitat

    Der Zweck der Schule sollte es sein, Kinder auf das Leben vorzubereiten. Aber allzu oft müssen die Kinder darauf vorbereitet werden, den Schulalltag zu überstehen.


    Etwas, das ich sehr gut nachvollziehen kann und die Beispiele einiger Kinder sind mir wirklich sehr unter die Haut gegangen.. Cain gibt an der Stelle Eltern und auch Lehrern Tipps mit auf den Weg, wie sie am besten mit diesen Kindern umgehen können.


    Meine Meinung:
    Susan Cain gelingt hier, wie ich auch schon am Anfang geschrieben habe, eine gelungene Mischung aus Wissenschaftlichem, Autobiografischem, Beispielen aus dem Leben und einer Art Ratgeber. Zu den zahlreichen Beispielen, die sie bringt, betrachtet sie Experimente und Versuche die dazu gemacht wurden und erklärt so die Eigenschaften Introvertierter. Dabei widerlegt sie viele Vorurteile, zum Beispiel zeigt sie, dass Introvertierte sehr viel sensibler auf ihre Umwelt reagieren und schnell reizüberflutet sind, was sie regelrecht lähmt. Oft wirkt dies für andere, als sei man nicht bei der Sache oder als sei man nicht interessiert. Introvertierte sind hoch sensibel, ziehen sich daher schneller zurück, sobald sie schlechte Stimmung spüren, sie nehmen Informationen anders auf und können nicht gut mit oberflächlichen Gesprächen umgehen, um nur ein paar Beispiele zu nennen, weshalb sie oft "aus dem Rahmen fallen". Susan Cain versucht all dies zu erklären und gibt Vorschläge wie Introvertierte mit diesen Eigenschaften umgehen können, aber auch, wie Extrovertierte dies besser verstehen können.


    Ich habe mich in erschreckend vielem wiedererkannt, sei es nun in den Schwierigkeiten die ich in der Schule und in der Kindheit hatte, oder auch in Beziehungen mit Extrovertieren. So manches Mal hatte ich eine richtige Gänsehaut, weil ich hier auf einmal Erklärungen für so vieles gefunden habe. Daher fand ich auch die Hintergründe und Studien, die Cain vorstellt, mehr als spannend! Ich wünschte jedenfalls, ich hätte so einiges, was hier in dem Buch steht schon als Kind gewusst..


    Ich kann das Buch nur allen ans Herz legen, die selber zu den Stilleren gehören, die damit vielleicht nicht wirklich glücklich sind und die einfach wissen wollen, warum man so oft nicht aus seiner Haut kann... und die den Satz "Du bist so ruhig, sag doch auch mal was!" nicht mehr hören können.


    :tipp:

    ~ The world is quiet here ~

    Einmal editiert, zuletzt von Cookie ()

  • Vielen Dank für diesen tollen Buchtipp :winken:

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

  • Vielen lieben Dank, Cookie! Das ist ein schönes Schlussplädoyer! :bussi:
    Ich werde wohl nicht lange widerstehen können, das Buch zu kaufen.


  • Ich werde wohl nicht lange widerstehen können, das Buch zu kaufen.


    Gut, dass die Fastenzeit bald um ist :breitgrins: Steht ganz oben auf meiner Wunschliste.


    Danke für Deine detaillierten Eindrücke, Cookie, und Euch allen für die schöne Diskussion im Thread. Ich bin gespannt, was die anderen Leser zum Buch sagen werden.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Ich bin gespannt, was die anderen Leser zum Buch sagen werden.


    Ich lese das Buch gerade und kann mich Cookie nur anschließen. Die Autorin schafft hier eine überzeugende Mischung aus wissenschaftlich fundierten Aussagen, persönlichen Erlebnissen und Interviews sowie prominenten Beispielen. Ich bin gerade am Ende von Teil 2, wo u.a. besprochen wird, dass viele introvertierte Menschen - auch wenn sie sonst eher zurückhaltend sind - sich für eine Sache, von der sie überzeugt sind, vehement einsetzen. Als Beispiel führt Cain hier Al Gore an, der sich nachhaltig für den Klimaschutz engagiert.


    Auf den letzten Teil bin ich besonders gespannt. Ich vermute, dass ich mich dort auch in vielen Sachen wiederfinden werde.


    Ach so, beim Test hatte ich übrigens 22 Punkte.