Nina George - Die Mondspielerin

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    Marianne, seit 40 Jahren gefangen in einer freudlosen, lieblosen, eingefahrenen Ehe mit dem wenig einfühlsamen und höchst knickerigen Lothar, tut zum ersten Mal in ihrem Leben, was sie will, als sie auf einer Parisreise in die Seine springt, um sich umzubringen. Doch nicht einmal das gelingt ihr. Gegen ihren Willen wird sie gerettet und ins Krankenhaus eingeliefert, wo ihr eine bemalte Fliese in die Hände fällt, die ein Motiv aus dem bretonischen Fischerdorf Kerdruc zeigt.


    Fasziniert von diesem Bild, beschließt sie, nicht zu Lothar zurückzukehren, sondern dorthin zu fahren und ihrem Leben dort, im Meer, ein Ende zu setzen. Mit dem letzten bisschen Geld aus ihrer Handtasche kauft sie ein Zugticket und macht sich auf den Weg in den kleinen Ort, der in Wirklichkeit noch viel schöner ist als auf dem Bild. Und obwohl sie zunächst noch fest entschlossen ist, ihren Plan in die Tat umzusetzen, wird aus dem Selbstmord vorerst nichts. Aufgrund einer Verwechslung kommt sie schnell zu einem Job und einer Unterkunft. Obwohl sie sich innerlich immer noch dagegen sträubt, Wurzeln zu schlagen, schließt sie Freundschaft mit einigen Einheimischen. Und ganz allmählich merkt Marianne, dass das Leben erfüllt, emotional und schön sein kann -ohne Lothar, ohne Zwänge, ohne Selbstverleugnung.


    Marianne ist eine dieser Frauen, die immer nur gelernt haben, sich selbst zurückzunehmen und die Wünsche anderer über die ihren zu stellen. Aufmucken ist für sie unvorstellbar, was sich ihr Mann natürlich gnadenlos zunutze gemacht hat. Und so ist es kein Wunder, dass es eines Tages zu der Kurzschlussreaktion kommt, von der Brücke zu springen. Ihren Lebensmut und vor allem ihre Lebensfreude hatte sie sowieso schon längst verloren.


    Die Bretagne, diese atemberaubend schöne, wilde Landschaft am Meer, hinterlässt bei der Frau, die eigentlich nur noch sterben will, einen tiefen Eindruck und weckt ebenso wie die neu entstehenden zwischenmenschlichen Bindungen Lebensgeister, von denen sie gar nicht wusste, dass sie in ihr schlummern. Und ohne es zu wollen, verändert Marianne nicht nur ihr eigenes Leben von Grund auf, sondern setzt auch bei ihren neuen Freunden einige Ereignisse in Gang.


    Das Porträt dieses herrlichen Landstrichs und seiner Bewohner ist Nina George wirklich schön geglückt, eindringlich, lebendig und sehr berührend. Die alten Bräuche und Legenden spielen neben der Haupthandlung eine große Rolle. Natürlich steht Mariannes Emanzipation von ihrem alten, verkorksten Leben im Mittelpunkt, aber auch die Einheimischen haben mich in ihren Bann gezogen - das alte Ehepaar, das unter der fortschreitenden Demenz der Frau leidet; der junge Koch, der es nicht fertigbringt, seiner Angebeteten seine Liebe zu gestehen; der schwelende uralte Konflikt zwischen der Hotelbesitzerin und ihrem schärfsten Konkurrenten oder die beiden alten Freunde, die bei reichlich Wein die Nächte durchphilosophieren.


    Man mag vielleicht bekritteln, dass sich die Dinge manchmal ein bisschen allzu gut zueinander fügen, aber dieses Buch ist eine wirklich wunderschöne, entspannende Urlaubslektüre, die man am Schluss mit einem Abschiedsseufzer und einem glücklichen Lächeln zur Seite legt. Besonders empfehlenswert natürlich für Bretagne-Reisende.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das hört sich tatsächlich so richtig nach entspannter Urlaubslektüre an.
    Oder aber, was ich gerne mache, nach schwerer Kost mal etwas leichteres.... :smile:

    🐌

  • Meine Meinung


    Marianne will sterben. Sie hält es nicht mehr aus. Ihr Leben ist langweilig, ihr Mann betrügt sie wissentlich und sie kann ihm nichts recht machen. Was soll sie also noch groß mit ihrem Leben anfangen?
    So springt Marianne in die Seine... doch als sie denkt, sie wäre gestorben, wird sie aus dem Wasser gezogen... wie können ihre Retter es nur wagen??? Marianne landet im Krankenhaus, doch sie flieht und macht sich auf den Weg an die Küste, Auf einer Fliese im Krankenhaus, die sie mitgenommen hat, ist ein Bild abgebildet, dass ein Küstchenstädtchen zeigt. Dort will sie es nochmal versuchen, sich umzubringen. Doch kaum ist sie dort, kommt andauernd etwas dazwischen. Sie findet eine Anstellung in einer kleinen Pension und bleibt dort hängen. Nach und nach entdeckt sie Seiten an sich, von denen sie nie wusste, dass sie sie besitzt...


    Die Mondspielerin ist ein Buch über das Leben und was man aus seinem Leben machen kann. Die Geschichte beginnt eher schleppend, aber nach und nach wächst einem Marianne ans Herz und man wünscht ihr, dass sie es schafft ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Dazu muss sie jedoch erst noch einige Hürden bezwingen, vor allem die Sprache.
    Doch bald merkt sie, dass sie es nicht alleine schaffen muss.


    Der Schreibstil ist zwar nicht so fließend, aber sobald man erstmal in der Geschichte ist, lässt sich diese sehr flüssig lesen. Besonders die Charaktere im Buch machen es einem leicht. Ob es nun ein Künstler, ein Koch oder eine schrullige Frau mit Alzheimer ist, alle sorgen dafür, dass es Marianne Stück für Stück besser geht.


    Mehr will ich jetzt nicht zu der Geschichte sagen, am Besten liest man sie selbst. Viel Spannung sollte man aber nicht erwarten, das Buch regt eher zum Nachdenken an.


    Mein Fazit

    Eine schöne Geschichte über eine 60-jährige Frau, die ihren 2. Frühling erlebt. 4ratten

  • Meine Meinung:


    Ich kann das Buch auch als gelungene Urlaubslektüre für Frankreich-Reisende empfehlen. Es liest sich locker-flockig und ist in seiner emotionalen Ausrichtung eher als "Frauenliteratur" geeignet. An manchen Stellen wirkt die Handlung fast ein wenig überfrachtet, weil die Autorin so viele Themen in der Geschichte untergebracht hat: Selbstbestimmung, Neuanfang, Geburt und Tod, Altern in Würde, und vor allem natürlich das Thema Liebe einschließlich einer Prise Erotik. Von mir aus hätten diese Punkte ruhig auch weniger geballt, weniger dicht eingebaut werden können, aber zurecht gekommen bin ich trotzdem sehr gut. Was mir auf alle Fälle gut gefallen hat, ist der ruhige und poetische Schreibstil von Nina George, der insbesondere bei Beschreibungen der Landschaft, des Meeres und der Atmosphäre glänzt.


    4ratten

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel