Charlotte Brontë - Jane Eyre

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  • Die beiden treffen einfach eher meine Vorstellung von Jane und Rochester. :winken:


    Das ist ja auch legitim :smile:


    Ruth Wilson hat mir als Jane übrigens auch einen Tick besser gefallen. Bei den beiden Rochesters kann ich mich nicht entscheiden.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Zu Jane und Rochesters Aussehen möchte ich noch folgendes zu bedenken geben:


    Charlotte Bronte ist sehr schonungslos in Bezug auf das Äußere ihres Liebespaares. Immer wieder streut sie Janes einfaches Erscheinungsbild oder Rochesters Hässlichkeit in den Roman ein. Damit der Leser im Fall von Jane nicht den Eindruck von falscher Bescheidenheit oder fehlerhafter Selbstwahrnehmung bekommt, erfährt er aus dem Munde Bessies folgende Einschätzung:


    Zitat

    "You are genteel enough; you look like a lady, and it is as much as I ever expected of you: you were no beauty as a child."


    Rochester wiederum wird von Jane mehrmals richtiggehend als hässlich bezeichnet. Er ist nicht sonderlich groß, von bulliger Gestalt und harten, strengen Zügen, entspricht also auch nicht dem Schönheitsideal der damaligen Zeit.


    Mit diesem bewusst eingesetzten Stilmittel gibt Bronte den Gefühlen ihres Paares mehr Tiefe. Hier spielt Äußeres keine Rolle. Rochester verliebt sich eben nicht in Jane, weil sie eine junge, hilflose,von ihm abhängige Schönheit ist. Er bewundert im Gegenteil Janes Mut, Offenherzigkeit und Klugheit, ihre Persönlichkeit und ihren freien Geist. Jane wird hübsch, als sie zu lieben beginnt und von innen heraus strahlt.


    Seine fehlenden optischen Vorzüge sollen im umgekehrten Fall nur noch mehr Janes Gefühle für ihn herausstreichen. Sie liebt ihn wirklich und nicht seines Geldes oder seiner gesellschaftliche Stellung wegen. Nach der geplatzten Hochzeit verlässt sie ihn daher auch nicht aus verletzter Eitelkeit, sondern in dem Bewusstsein, dass er sie aufgrund seiner Persönlichkeit und seines Charismas über kurz oder lang verführen würde, sollte sie bei ihm bleiben. Aber gerade das würde auf Dauer ihre Liebe zerstören, denn irgendwann würde er unweigerlich über ihre Motive zu zweifeln beginnen. In diesem Punkt ist er aufgrund vieler schlechter Erfahrungen sehr verletzlich.


    Außerdem ragen Jane und Rochester durch Brontes Mut zur Hässlichkeit aus der großen Masse berühmter literarischer Liebespaare heraus. Mir fällt zumindest kein anderes Paar ein, dass von seinem Autor so vehement fehlende Schönheit attestiert bekommen hat.


  • Mit diesem bewusst eingesetzten Stilmittel gibt Bronte den Gefühlen ihres Paares mehr Tiefe. Hier spielt Äußeres keine Rolle. Rochester verliebt sich eben nicht in Jane, weil sie eine junge, hilflose,von ihm abhängige Schönheit ist. Er bewundert im Gegenteil Janes Mut, Offenherzigkeit und Klugheit, ihre Persönlichkeit und ihren freien Geist. Jane wird hübsch, als sie zu lieben beginnt und von innen heraus strahlt.


    Schön gesagt!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Da ich durch Jasper Ffordes "Der Fall Jane Eyre" nun ziemlich angefixt auf den echten Klassiker bin, schaue ich mich gerade bei Amazon um.
    Aber, herrje, da gibt es so viele Ausgaben. Ich wäre ja schon mit einer günstigen Kindle-Variante zufrieden, aber überall lese ich, dass ein Kapitel fehlt oder so viele Rechtschreibfehler vorhanden sind.


    Kann mir jemand eine Ausgabe empfehlen, mit der er selbst Erfahrung hat?
    Dankeschön vorab! :winken:

    "Verzicht bedeutet für Frauen die kurze Pause zwischen zwei Wünschen."

    ~ Mario Adorf

  • Ich lese im Moment diese Ausgabe


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    auf meinem Kindle und bin bis jetzt sehr zufrieden damit; mir sind noch keine Rechtschreibfehler aufgefallen und auch keine fehlenden Kapitel. Ich bin allerdings noch auf den ersten 100 Seiten. Die Ausgabe ist eine Neuübersetzung von 2014; da hat der dtv-Verlag eine Sonderedition mit jeweils einem Buch der drei Bronte-Schwestern aufgelegt. Ich bin ja schwer am überlegen, ob ich mir nicht die drei Printausgaben zulege, sie schauen nämlich wunderschön aus :herz: Link zum dtv

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

    Einmal editiert, zuletzt von Miramis ()

  • die ist wirklich wunderschön Miramis

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Ich habe heute in der Onleihe eine Ausgabe gefunden, deren Leseprobe mir spontan zusagte. Jetzt habe ich für die gut 600 Seiten zwar nur 14 Tage Zeit, aber ich hoffe, dass es keine Vormerker gibt, so dass ich dann nahtlos verlängern kann.


    Ooooooh, der John, der ist ja so ein A***! :grmpf:
    Schon nach den ersten Seiten hoffe ich so sehr, dass er sein Fett wegkriegt.

    "Verzicht bedeutet für Frauen die kurze Pause zwischen zwei Wünschen."

    ~ Mario Adorf

  • Zum ersten Mal überhaupt lese ich einen Klassiker aus alten Tagen, und fast möchte ich sagen, dass ich gar nichts anderes mehr lesen mag.
    Ich habe eine Übersetzung von Marie von Borch (Überarbeitet von Martin Engelmann) gefunden, die mir noch besser gefiel als eine Leseprobe auf Amazon von Gottfried Röckelein. Ich hätte nicht gedacht, dass es so gravierende Unterschiede in den Übersetzungen gibt, und vor allem, dass diese sich derart auf ein harmonisches "Klangbild" auswirken können.


    35% des Buches habe ich bereits gelesen, und jeden Abend freue ich mich auf den Fortgang der Geschichte - obwohl ich das Ende ja eigentlich durch Jasper Fforde schon kenne. :breitgrins:

    "Verzicht bedeutet für Frauen die kurze Pause zwischen zwei Wünschen."

    ~ Mario Adorf

  • Hast du das Buch denn inzwischen zu Ende gelesen Schokomaus? :winken:

    Es geschah kurz nach Anbruch des neuen Jahres, zu einem Zeitpunkt,

    als die violetten und gelben Blüten der Mimosenbäume rings um die Ambulanz

    aufgesprungen waren und ganz Missing in Vanilleduft gehüllt war.


    Abraham Verghese – Rückkehr nach Missing

  • Oh, ja, das habe ich, und zwar so gut wie in einem Rutsch.


    Wenn man bedenkt, zu welcher Zeit das Buch geschrieben wurde, bin ich ganz schwer beeindruckt von dieser starken Persönlichkeit, wie Jane Eyre sie war.
    Würde man einen ähnlichen Roman heute schreiben, mit heutigem Zeitgeist vieler Frauen in dem Alter, käme nicht ein solch umwerfender Stolz zu Tage. Das behaupte ich guten Gewissens.


    Allein der Grund, warum sie


    zeugt von einer Charakterstärke, wie sie heute kaum noch zu finden ist.


    Mir gefällt der Stil des Romans wahnsinnig gut, und ich bin offen für Buchtips, die sich auf gleichem Niveau befinden.


    Ganz besonders überrascht hat mich der Schluss. Da ich ja zuerst das Buch von Jasper Fforde gelesen habe, dachte ich, ich wüsste schon das Gröbste.
    Aber - haha - was für eine Überraschung. :klatschen:


    Ich musste die ganze Zeit vor Freude grinsen, als das Buch doch eine andere Wendung nahm als erwartet.


    Von vorne bis hinten hat mich Bronte zutiefst überzeugt, mehr aus dem Genre der alten Klassiker zu lesen.

    "Verzicht bedeutet für Frauen die kurze Pause zwischen zwei Wünschen."

    ~ Mario Adorf

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    Aus dem Englischen von Gottfried Röckelein


    Meine Meinung (ich denke, den Inhalt kann ich mir sparen :zwinker:)
    Leider ist es schon wieder einige Zeit her, dass ich das Buch gelesen habe, so dass ich nicht mehr allzu viel beitragen kann. Aber ich kann noch sagen, dass das Buch mich begeistert hat. Wieder einmal haben mich die Dicke und das Alter des Buches lange davon abgehalten, es zu lesen ... und wieder einmal haben sich mit den ersten Seiten all meine Befürchtungen in Nichts aufgelöst. Das Buch liest sich einfach wunderbar und ich konnte gar nicht mehr aufhören, darin zu schmökern.


    Sehr gut gefallen hat mir, dass man Jane schon ab ihrer Kindheit begleitet. So erlebt man ihre Entwicklung hautnah mit. Das Grundgerüst der Handlung war mir vorher bekannt bzw. einige Dinge kann man sich denken, aber die Autorin hält trotzdem die ein oder andere Überraschung für den Leser bereit. So hat mich z.B. das Ende völlig überrollt, damit hatte ich nicht gerechnet. Auch Janes Aufenthalt bei Mr. St. John und seinen Schwestern war mir vorher überhaupt nicht bekannt und obwohl sich dieser für mein Empfinden etwas in die Länge zog, habe ich ihn gerne gelesen. Besonders spannend fand ich auch hier Janes Entwicklung,

    Sehr geschickt!


    Über Janes Charakter muss ich wohl nicht mehr viel sagen. Ich mochte ihre Art sehr gerne und auch Mr. Rochester war mir sympathisch. Besonders schön fand ich es zu beobachten, wie sie sich gegenseitig umkreisen, immer darauf bedacht, dem anderen nicht zu zeigen, was sie fühlen, um sich nicht verletzbar zu machen. Die Szene unter der Kastanie fühlte sich für mich wie eine Erlösung an.


    Ich war sehr angetan von diesem Buch und werde sicherlich noch oft daran zurück denken. Von mir gibt es 4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)


  • Über Janes Charakter muss ich wohl nicht mehr viel sagen. Ich mochte ihre Art sehr gerne und auch Mr. Rochester war mir sympathisch. Besonders schön fand ich es zu beobachten, wie sie sich gegenseitig umkreisen, immer darauf bedacht, dem anderen nicht zu zeigen, was sie fühlen, um sich nicht verletzbar zu machen. Die Szene unter der Kastanie fühlte sich für mich wie eine Erlösung an.


    Sehr schön zusammengefasst! :herz: Das ist, glaub ich, eine meiner Lieblingsszenen überhaupt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Danke! :schmetterling:
    Wenn ich an die Szene denke, bekomme ich immer noch ein bisschen Herzklopfen. Charlotte Brontë scheint also alles richtig gemacht zu haben. :zwinker:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Ich mag es besonders, dass

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Ich mag es besonders, dass


    Ja, du hast recht. Ich finde, dass in diesem Buch einige Weisheiten versteckt sind, so dass es sich auch heute noch lohnt, es zu lesen.

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Jaaa sieht man ja schon an meinem Namen :breitgrins:

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane