Denis Scheck: Der Hobbit und seine Erben. Nichts gegen Fantasy!

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 7.445 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Anubis.

  • Hallo allerseits,


    Denis Scheck äußert sich in der Stuttgarter Zeitung über Fantasy. Ein lesenswerter Artikel:


    Zitat

    Deshalb sagte Tolkien, die Einzigen, die etwas gegen Eskapismus hätten, seien die Gefängniswärter. Und von solchen Gefängniswärtern wimmelt es in Deutschland – nicht nur in der Literaturkritik.


    Zitat

    Die katholische Kirche und der deutsche Literaturbetrieb teilen mindestens zwei Eigenarten: sie nehmen gern übel und waren immer schon auf der Seite der Drachentöter. Und deshalb wurde über Autoren von Fantasy-, Horror- und Science-Fiction-Geschichten ein pauschaler Trivialitätsverdacht verhängt ....


    Hach, ich liebe ihn einfach :herz:


    Der Hobbit und seine Erben. Nichts gegen Fantasy! – Kirche und Literaturbetrieb Seit’ an Seit’


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Zitat

    Aber wir Fantasyleser ahnen es schon lange: das Böse lebt.


    Das ahnen wir nicht, das wissen wir. :zunge:
    Aber Herr Scheck gehört netterweise nicht dazu.

  • Toller Artikel! :klatschen:


    Ich bin zwar selbst keine Fantasyleserin und meide diese Abteilung in der Buchhandlung auch, aber ich würde nicht auf die Idee kommen, sie deshalb abwertend zu betrachten. Bei einigen der Autoren, die er nannte (Austen und Dickens zumindest), dienten die fantastischen Elemente in ihren Büchern oft dazu, Dinge auszudrücken, die sie zu ihrer Zeit einfach sonst nicht ausdrücken durften, wie etwa Sexualität oder das Böse im Menschen. Das würde ja eigentlich im Umkehrschluss bedeuten, dass Fantasyliteratur eine höhere Aufmerksamkeit vom Leser fordert, weil hier eine Symbolik erst entschlüsselt werden muss und zwischen den Zeilen gelesen werden muss. Und wenn man sich dabei auch noch in der Geschichte verliert, ist doch gegen ein wenig Eskapismus gar nichts einzuwenden. :smile:

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Vielleicht rüttelt der Artikel auch mal Leser von Büchern wie z. B. "Die Frau des Zeitreisenden", "Der Schwarm" und Titeln von Murakami auf, die immer noch behaupten, sie würden niemals Science Fiction, Fantasy oder überhaupt irgendwas fantastisches lesen. :err:

  • Man könnte sich auch das Schubladendenken einfach abgewöhnen. Die erwähnten Bücher sind ja die besten Beispiele für Crossovers.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • @Holden: gute Idee!


    Das ganze Genre-Gedöns ist doch eh nur für Marketing-Zwecke erfunden worden.


    (Bin ja schon wieder weg ...)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Valentine
    Dann müssten wir hier im Forum anfangen und die Genres abschaffen ;)


    Äh, ja, wenn man es ganz konsequent betreiben wollte, hast Du recht ;)


    Zur groben Orientierung ist die Einteilung ja nicht schlecht, aber diese Mauern, die manche in den Köpfen haben, würde ich schon gerne einreißen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Das ganze Genre-Gedöns ist doch eh nur für Marketing-Zwecke erfunden worden.


    Was die Gemüter noch mehr erhitzen würde, als zu dem Zeitpunkt, als wir ein Unterforum zu "Klassische Lektüre und Zeitgenössisches aus aller Welt" zusammenfassten :zwinker:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Denis Scheck äußert sich in der Stuttgarter Zeitung über Fantasy. Ein lesenswerter Artikel


    Fehlt nur noch, dass er sich für Fußball interessiert. :entsetzt: :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:



    Vielleicht rüttelt der Artikel auch mal Leser von Büchern wie z. B. "Die Frau des Zeitreisenden", "Der Schwarm" und Titeln von Murakami auf, die immer noch behaupten, sie würden niemals Science Fiction, Fantasy oder überhaupt irgendwas fantastisches lesen. :err:


    Aber wir wissen doch spätestens seit John Asht, dass Fantasy nichts mit phantastischer Literatur zu tun hat. :zwinker:


    Was die Gemüter noch mehr erhitzen würde, als zu dem Zeitpunkt, als wir ein Unterforum zu "Klassische Lektüre und Zeitgenössisches aus aller Welt" zusammenfassten :zwinker:


    Wann wird das eigentlich wieder rückgängig gemacht...? :elch:


  • Ich bin zwar selbst keine Fantasyleserin und meide diese Abteilung in der Buchhandlung auch, aber ich würde nicht auf die Idee kommen, sie deshalb abwertend zu betrachten.


    Dem Krimigenre ging es lange genauso. Inzwischen ist der Krimi salonfähig. Jetzt ist offensichtlich die Fantasy dran und ich hoffe, dass es ebenso ablaufen wird: Irgendwann regt sich keiner mehr auf.


    Ich habe auf FB schon geschrieben, dass ich diese Ausgrenzung gerade von Literaturkritikern Murks finde, weil viele Standardwerke der hiesigen Literatur mit Teufeln, Drachen oder solchen "pelzigen Wesen" (alternativ: Schuppen und so) bestückt sind. Siegfried murkst einen Drachen ab, Faust legt sich mit einem Teufel an und die Gebrüder Grimm bieten Hexen auf, Zwerge und Tiere, die sich in Menschen verwandeln können. Generationen von Kindern sind - glaube ich - damit recht unbeschadet groß geworden.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Ich habe auf FB schon geschrieben, dass ich diese Ausgrenzung gerade von Literaturkritikern Murks finde,


    Vor allem sollten Literaturkritiker den von Verlagen und Buchhändlern gepflegten Genre-Zirkus eigentlich ignorieren können. "Fantasy", "Krimi" sind ja nur Etiketten, die vom Marketing drauf geklebt werden, weil das denkt, dass LeserInnen nur bestimmte Geschichten lesen mögen. (Und, ja: Es ist eine Hilfe für zweitranginge Autoren, die dann wissen, was sie schreiben müssen, weil "Fantasy" ja immer mit Elben/Elfen, Zwergen, Trollen, einer Queste ... Oder "Krimi" immer mit einem alkoholsüchitgen, beziehungsgestörten Kommissar und seiner ebenso gestörten Gothic-Tochter ...) :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

    Einmal editiert, zuletzt von sandhofer ()

  • sandhofer: Da bringst du ein schönes Argument. Gerade diejenigen Literaturkritiker, die so viel von sich halten sind nämlich solche, die von diesen "Verlagsstickern" abgeschreckt werden. Aber eine Margaret Atwood würden die nie als Science Fiction Autorin bezeichnen, nö nö, die hat ja wichtige Preise gewonnen und so. :rollen:


    Du hast sicher Recht damit, dass viel Schwachsinn publiziert wird. Aber auch das passiert nicht nur im Fantasy- oder Krimigenre. Es wird auch Vieles als höchst-literarisch verkauft, das sich dann als esoterischer Quatsch herausstellt. Fantasy geht in letzter Zeit so viele neue Wege, dass man wirklich nicht ein ganzes Genre verurteilen kann. Ich beobachte die Entwicklung mit Genuss.
    Schön, dass Denis Scheck über den Tellerrand guckt. :breitgrins:

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Ich bin gerade zufällig auf den Artikel gestossen und habe anschliessend ebenso zufällig bemerkt, dass es hier einen Thread dazu gibt. :rollen:
    Denis Scheck, der überhaupt unter den Literaturkritikern eine Ausnahmeerscheinung ist, hat m.E. völlig recht. Die Aussage, Fantasy und Krimis seien keine Literatur, setzt die extrem abenteuerliche These voraus, es sei unmöglich, einen literarisch wertvollen Text zu schreiben, in dem es (unter anderem) um fantastische Ereignisse oder die Aufklärung eines Verbrechens geht - was einfach Kokolores ist.


    Der folgende Satz aus dem Artikel von Scheck ist die adäquate Antwort auf die herablassende Haltung der leichtfertigen Verächter:
    "Solche offen eingestandenen Begrenzungen des persönlichen Geschmacks und des kulturellen Horizonts mag es geben. Sie sind, wie jede intellektuelle Beschränktheit, bedauerlich."

    Tell all of my friends, I don&#039;t have too many: just some rain-coated lovers&#039; puny brothers. Dallow, Spicer, Pinkie, Cubitt - rush to danger, wind up nowhere.<br />Patric Doonan - raised to wait. I&#039;m tired again, I&#039;ve tried again...<br />and now my heart is full. Now my heart is full and I just can&#039;t explain, so I won&#039;t even try to.<br />(Morrissey)


  • Der folgende Satz aus dem Artikel von Scheck ist die adäquate Antwort auf die herablassende Haltung der leichtfertigen Verächter:
    "Solche offen eingestandenen Begrenzungen des persönlichen Geschmacks und des kulturellen Horizonts mag es geben. Sie sind, wie jede intellektuelle Beschränktheit, bedauerlich."


    Gut gesagt!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen