Bettina Wulff - Jenseits des Protokolls

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 3.709 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    * Werbe/Affiliate-Link


    Inhalt
    2006 lernte Bettina Körner den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff kennen. 2008 heirateten die beiden, kurz darauf wurde ihr gemeinsamer Sohn geboren. Im Juni 2010 wurde Christian Wulff zum Bundespräsidenten gewählt. Bis zu seinem Rücktritt im Februar 2012 war Bettina Wulff die jüngste First Lady Deutschlands. Sie repräsentierte Deutschland im In-und Ausland und engagierte sich ehrenamtlich für Kinder und Jugendliche. Vor dem Rücktritt Christian Wulffs gab es immer mehr Vorwürfe zu Krediten, Urlauben und Kleidung gegen den Politiker. Gleichzeitig kamen Gerüchte über das Vorleben Bettina Wulffs auf. In ihrem Buch erzählt sie, wie sie mit den Veränderungen in ihrem Leben umgegangen ist und wie sie die schwere Zeit erlebt hat.


    Meine Meinung
    Darf man als Frau eines Politikers eine Biografie schreiben? Sollte man überhaupt so jung schon die Geschichte seines Lebens erzählen? Warum nicht? Wenn ein Kletterer mit 20 Jahren seine Geschichte erzählt, sollte es diese Frau auch dürfen. Beide haben genug erlebt, um die Seiten ihrer Bücher zu füllen. Trotzdem wird das eine Buch nur wenig beachtet, während über das andere schon im Vorfeld hergezogen wird. Vielleicht liegt es an der Person, vielleicht an dem Umständen, unter denen das Buch geschrieben wurde. Mich hat es nicht interessiert, deshalb habe ich davon relativ wenig mitbekommen. Als ich dann das Buch in der OnLeihe bekommen konnte, habe ich zugegriffen. Da siegte dann doch die Neugier.


    Eine Frau lernt einen Mann kennen, sie heiraten und bekommen ein Kind. Aus einer früheren Beziehung bringt sie einen weiteren Jungen mit. Die beiden arrangieren sich mit ihren Berufen und führen offensichtlich ein zufriedenes Leben. Aber dann muss ihr Mann geschäftlich umziehen. Seine Frau und die Kinder kommen mit. Der neue Beruf erfordert, dass sie ihren Beruf aufgibt und bei ihrem Mann "mitarbeitet". Das ist nicht immer leicht, weil sie sich natürlich auch um ihre Kinder kümmern muss. Am alten Wohnort waren ihre Eltern da, die in Notfällen eingesprungen sind. In Berlin geht das nicht mehr. Sie ist fremdbestimmt, verdient kein eigenes Geld und andere Menschen begegnen ihr mit Vorurteilen. Außerdem wird sie ständig beobachtet und bewertet.


    Ist sie deshalb frustriert? Ja, das ist sie. Aber das wäre ich auch, wenn mir mein Leben so vollkommen aus der Hand genommen würde. Das bin ich auch manchmal, wenn es mit Kind, Beruf und allem anderen manchmal viel wird. Ich würde kein Buch darüber schreiben. Aber Bettina Wulff wurde so in die Öffentlichkeit gezerrt und dort ständig bewertet, dass ich gut verstehen kann, dass sie diesen Schritt gegangen ist.


    In ihrem Buch macht sie aus ihren Gefühlen keinen Hehl. Trotzdem habe ich es nicht als Anklage oder Klagelied empfunden. Es ist die Geschichte einer Frau, die eine schwere Zeit durchgemacht hat und darüber erzählt. Nicht mehr und nicht weniger. Das machen andere auch. Ich finde den Stil nicht besonders schön, aber es klingt echt.
    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Aber dann muss ihr Mann geschäftlich umziehen. Seine Frau und die Kinder kommen mit. Der neue Beruf erfordert, dass sie ihren Beruf aufgibt und bei ihrem Mann "mitarbeitet". Das ist nicht immer leicht, weil sie sich natürlich auch um ihre Kinder kümmern muss. Am alten Wohnort waren ihre Eltern da, die in Notfällen eingesprungen sind. In Berlin geht das nicht mehr. Sie ist fremdbestimmt, verdient kein eigenes Geld und andere Menschen begegnen ihr mit Vorurteilen. Außerdem wird sie ständig beobachtet und bewertet.


    Was soll das Gejammere von Frau Wulff? keine Eltern ... Kindermädchen dürfte ja kein Problem sein, zu bezahlen. fremdbestimmt ... das hätte sie halt vorher mit ihrem Mann besprechen sollen, kein eigenes Geld ... ich kann es nicht glauben, dass eine Frau wie B. Wulff sich nicht ein "Gehalt" von ihrem Mann auf ein eigenes Konto überweisen lässt. Ständig beobachtet ... ok, das ist der Preis von Ruhm und Macht.


    Viele Probleme wie sie in einer normalen Partnerschaft vorkommen und dort werden sie mit viel weniger Geld dann auch gelöst.


    Gruß, Thomas

  • Was soll das Gejammere von Frau Wulff? ....


    Gerade das habe ich geschrieben, dass sie eben nicht jammert. Sie schreibt sich ihren Frust von der Seele. Das macht wahrscheinlich jeder, wenn auch eher mündlich als schriftlich. Da sagt keiner, dass derjenige jammert. Wenn man sich mal ausk... ist es egal, auf welchem Niveau man das macht. Es gibt immer jemand, dem es schlechter geht. Trotzdem hat jeder -auch Frau Wulff- das Recht, sich über die Umstände zu beklagen, ohne dass es gleich zu einem Shitstorm kommt.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.


  • Gerade das habe ich geschrieben, dass sie eben nicht jammert. Sie schreibt sich ihren Frust von der Seele. Das macht wahrscheinlich jeder, wenn auch eher mündlich als schriftlich. Da sagt keiner, dass derjenige jammert. Wenn man sich mal ausk... ist es egal, auf welchem Niveau man das macht. Es gibt immer jemand, dem es schlechter geht. Trotzdem hat jeder -auch Frau Wulff- das Recht, sich über die Umstände zu beklagen, ohne dass es gleich zu einem Shitstorm kommt.


    Sehe ich genauso. Von dem Buch und Frau Wulff war ich positiv überrascht.

  • @Anja: ich auch. Natürlich bin ich im Vorfeld über mehr als einen Kommentar gestolpert. In keinem kam sie wirklich positiv weg. Deshalb war das Buch eine angenehme Überraschung.


    Thomas: danke für den Link. Diese Rezi kannte ich noch nicht. Sie hat mir gut gefallen, weil sie so schön neutral ist.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

    Einmal editiert, zuletzt von Kirsten ()

  • Das ging ja schnell mit dem Lesen, Kirsten :winken:
    Danke fürs Rezi-Schreiben!


    Grundsätzlich denke ich:
    Das bisherige Leben ändert sich ja gänzlich, wenn man plötzlich so in der Öffentlichkeit steht. Die Verpflichtungen, die ständige Bewachung, die Presseberichte - ich kann mir schon vorstellen, daß man das nicht einfach so wegsteckt und sich von jetzt auf gleich damit 100% arrangiert.
    In dieser Situation gestehe ich jeder Person zu, sich darüber zu beklagen und wenn es raus muß, auch mal kräftig zu jammern.
    Das viele Geld, daß man dafür bekommt, macht jemanden, der damit partout nicht klar kommt, übrigens auch nicht glücklicher.
    Das beziehe ich jetzt nicht nur auf Frau Wulff, sondern auf die Aussage "das ist der Preis von Ruhm und Macht".


    Zum Buch selbst kann ich leider nichts beitragen, weil ich es (noch?) nicht gelesen habe. Es interessiert mich aber schon, muß ich zugeben.
    Bei Durchblättern ist mir aufgefallen, daß die Sprache eher einfach, manchmal schon flapsig war. Sie erschien mir sehr spontan und ungeschliffen, die Worte standen auf dem Papier wie man sie in einer Freundinnenrunde mal raushaut.
    Ich will damit sagen, der Ausdruck schien mir nicht einer First Lady würdig.

  • Was soll das Gejammere von Frau Wulff? keine Eltern ... Kindermädchen dürfte ja kein Problem sein, zu bezahlen. fremdbestimmt ... das hätte sie halt vorher mit ihrem Mann besprechen sollen, kein eigenes Geld ... ich kann es nicht glauben, dass eine Frau wie B. Wulff sich nicht ein "Gehalt" von ihrem Mann auf ein eigenes Konto überweisen lässt. Ständig beobachtet ... ok, das ist der Preis von Ruhm und Macht.


    Viele Probleme wie sie in einer normalen Partnerschaft vorkommen und dort werden sie mit viel weniger Geld dann auch gelöst.


    Bei umgekehrten Rollen: Frau Präsidentin, Mann "Anhängsel" - tja, ich schätze, daran würde so ziemlich jede Ehe zerbrechen. Die wenigsten Männer kämen mit so einer Lebenssituation auf Dauer klar. Ganz ketzerisch gesagt.

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Danke für den Link. :winken:



    Bei umgekehrten Rollen: Frau Präsidentin, Mann "Anhängsel" - tja, ich schätze, daran würde so ziemlich jede Ehe zerbrechen.


    Hier nicht ausgeschlossen ist: Amt weg, Ansehen weg, Frau weg? Auch ein typisches Rollenverhalten wenn man so will. Man darf gespannt sein. :rollen:

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

  • @Nimue: Eher ganz wahr gesagt :zwinker:


    Über die Sprache des Buchs ist viel geschrieben worden. In dem von Klassikfreund verlinkten Artikel wurde es mit dem Stil eines Teenies verglichen. Ich fand die Sprache auch sehr jugendlich, aber es hat mich nicht gestört. Es muss auch nicht mehr einer First Lady würdig sein, diese Rolle spielt sie ja nicht mehr :zwinker:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hier nicht ausgeschlossen ist: Amt weg, Ansehen weg, Frau weg? Auch ein typisches Rollenverhalten wenn man so will. Man darf gespannt sein. :rollen:


    Tja, als hätte ich es geahnt...

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie

  • Mittlerweile habe ich das Buch gelesen.
    Eine Bewertung fällt mir aber schwer.


    So mies, wie das Buch im Vorfeld gemacht wurde, habe ich es nicht empfunden.
    Frau Wulff hat chronologisch ihre Lebensgeschichte erzählt, begonnen bei einem kurzen Abriss über ihre Beziehungen, die sie vor dem Kennenlernen von Christian Wulff geführt hat, weiter über ihre Zeit als Frau an der Seite des Ministerpräsidenten, der Wahl ihres Mannes zum Bundespräsidenten bis hin zu den Monaten nach seinem Rücktritt.
    Über die Berechtigung, ein solches Buch schreiben zu dürfen, den Zeitpunkt und die Intention möchte ich nichts wertendes sagen, das ist jeweils Sache des Schreibenden.


    Es gab interessante Abschnitte, z.B. über die Berichterstattung der Presse, deren Methoden und Einfluß auf die Leserschaft.
    Grundsätzlich sind das keine neuen Erkenntnisse, man bekommt nur wieder einmal vor Augen gehalten, wie die Presse Meinungsmache betreiben kann und daß man als Konsument nicht alles bedingungslos glauben sollte, was man liest, sondern auch kritisch hinterfragen.
    Das meine ich nicht nur in Bezug auf die "heiße Zeit", in der die Vorwürfe gegen die Familie ans Licht kamen, sondern auch schon auf die eher unspektakuläre Zeit davor.
    Auch die Aufgaben, von denen einfach vorausgesetzt wird, daß die Frau des amtierenden Bundespräsidenten diese übernimmt, waren interessant zu erfahren.
    Neben den bekannten Tätigkeiten, verschiedene Schirmherrschaften, Vorsitz des Müttergenesungswerks, Begleitung bei Staatsbesuchen, gibt es noch eine Menge anderer kleinerer und größerer Aufgaben, die für die "First Lady" vorgesehen sind.
    Daß das alles mit zwei noch kleinen Kindern nur sehr schwer zu bewältigen ist und Frau Wulff öfter am Rande der Belastbarkeit stand, glaube ich gern. Auch, daß sie sich als Mutter viele Vorwürfe gemacht hat, daß die Kinder herumgeschoben werden oder viel zurückstecken müssen.


    Immer wieder habe ich mich beim Lesen aber auch gefragt "interessiert mich das denn wirklich?", besonders die Abschnitte über die Freunde/ Freundinnen von Frau Wulff und ihre Beziehungen zu verschiedenen Prominenten haben mich nicht wirklich interessiert.


    Bei der Sprache und beim Schreibstil ist mir aufgefallen, daß diese bei den Berichten über die tagtäglichen Ereignisse der Familie recht rational waren;
    Als es dann aber um die Vorwürfe gegen die Familie und die Geschehnisse rund um den Rücktritt ging, waren die Schilderungen mehr emotional, machmal auch unterschwellig anklagend gegen Presse, Kollegen, Öffentlichkeit oder Herrn Wulff.


    Überhaupt hat mich gewundert, wie sich Frau Wulff gegen Ende immer mehr von ihrem Mann distanziert.
    Sie weit mehrmals darauf hin, daß sie getrennte Persönlichkeiten seien und sein Job mit ihr nichts zu tun hat, die Vorwürfe aber automatisch auf sie mitübertragen wurden.


    Bin noch nicht fertig, bald gehts weiter....

  • Überhaupt hat mich gewundert, wie sich Frau Wulff gegen Ende immer mehr von ihrem Mann distanziert.
    Sie weit mehrmals darauf hin, daß sie getrennte Persönlichkeiten seien und sein Job mit ihr nichts zu tun hat, die Vorwürfe aber automatisch auf sie mitübertragen wurden.


    Ich glaube, das hat sie bis zum Schluß nicht akzeptieren wollen. Als Frau des Bundespräsidenten war sie nun mal keine Privatperson mehr. Alles, was ihr Mann getan hatte, fiel deshalb auch automatisch auch auf sie zurück. Vielleicht war ihr das am Anfang nicht klar, aber irgendwann hätte sie sich meiner Meinung nach daran gewöhnen müssen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich glaube, das hat sie bis zum Schluß nicht akzeptieren wollen. Als Frau des Bundespräsidenten war sie nun mal keine Privatperson mehr. Alles, was ihr Mann getan hatte, fiel deshalb auch automatisch auch auf sie zurück. Vielleicht war ihr das am Anfang nicht klar, aber irgendwann hätte sie sich meiner Meinung nach daran gewöhnen müssen.


    Ich weiß nicht, ob ich das glauben kann. Schon als Wulff Ministerpräsident war, hat sie sich doch auch der Regenbogenpresse gestellt. Das gehörte doch zur Imagebildung ihres Mannes dazu.


    Gruß, Thomas

  • Es ist aber schon eine ganz andere Öffentlichkeit. Ich kann mir schon vorstellen das sie das unterschätzt hat. Vor allem auch das man, je weiter man in den Medien hochgelobt wird auch umso tiefer fallen kann...

  • Ich hatte nicht den Eindruck, daß sie die öffentliche Aufmerksamkeit gesucht hat. Schon damals habe ich es so empfunden, daß die Presse SIE gesucht hat.
    Als ob die Presse aus den beiden unbedingt das neue Polit-Glamourpaar machen wollte, damit Deutschland auch mal was zum Zeigen hat.
    Sie schien mir nie so, als ob sie sich im Blitzlicht sonnen will.


  • Bin noch nicht fertig, bald gehts weiter....


    Ich hatte noch ein oder zwei Punkte, die ich ansprechen wollte, aber gestern wurde ich abrupt unterbrochen und nun sind sie mir entfallen.
    Vielleicht komme ich die nächsten Tage nochmal drauf.


  • Es ist aber schon eine ganz andere Öffentlichkeit. Ich kann mir schon vorstellen das sie das unterschätzt hat. Vor allem auch das man, je weiter man in den Medien hochgelobt wird auch umso tiefer fallen kann...


    Nicht sie ist gefallen, sondern vor allem ihr Mann. Dass sie dann auch ihren Mann fallen lässt, nun ja ...


    Gruß, Thomas

  • @klassikfreund: das kann man so nicht sagen. Sie ist auch gefallen und ich habe das Gefühl, dass bei ihr die Schadenfreude deutlich größer war.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.