Bastian Sick - Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

Es gibt 79 Antworten in diesem Thema, welches 20.636 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kiba.

  • Nachdem ich mir diesen Thread ganz durchgelesen habe, muss ich den Sick unbedingt endlich weiter lesen. Ich habe ihn also aufs Klo verfrachtet, wo ich ihn nicht mehr übersehen kann. :winken:

  • Recht kritisch setzt der "Bremer Sprachblog" mit Sicks Kritik am "Sinn machen" auseinander. Sehr lesenswert:


    http://www.iaas.uni-bremen.de/…07/10/01/sinnesfreuden-i/


    Das hat ja unterdessen bei den Sprachpflegern eine rund 100-jährige Tradition: Halb- und Viertelwissen zur Kompetenz aufblasen und sich als Richter gerieren. Ob's nun der Sinn ist, den man nicht soll machen können oder der Deppenapostroph. Das Ganze in Witzchen verpackt, damit der Konsument die vermeintlich bittere Pille besser schluckt. Schön, dass auch die Bremer mal wieder darauf hinweisen, dass ein Wort oder ein Ausdruck im Grunde genommen nie in einer Sprache vorkommen, weil die Sprachbenutzer schludern, sondern weil sie einen ganz bestimmten, so mit andern Worten nicht auszudrückenden Inhalt wiedergeben wollen. Das macht Sinn, oder?

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Ich habe schon die ganze Zeit drauf gewartet ... :breitgrins:


    Lieber Sandhofer, Du darfst diese Ratgeber nicht so ernst nehmen. Manchmal habe ich das Gefühl, bei Dir reicht allein das Wort "Sprachratgeber" um einen Pawlowschen Beißreflex auszulösen. :breitgrins:


    Ich lese derartige Bücher nicht als unbedingt zu befolgende Sprachbedienungsanleitungen, sondern weil sie sich auf unterhaltsame Weise mit unserer Sprache auseinandersetzen und mich dazu bringen, auch mal darüber nachzudenken, was ich so von mir gebe, statt allzu sorglos draufloszuplappern oder zu -schreiben.


    Ob diese Ratgeber nun in allem richtig liegen, darf natürlich bezweifelt werden. Auch Bastian Sick musste sich schon das eine oder andere Mal korrigieren lassen. Außerdem: Wer sagt denn, dass der "Bremer Sprachblog" mit seiner Einschätzung richtig liegt? :zwinker:


    Allerdings muss ich Dir im folgenden Punkt ausnahmsweise mal zustimmen:



    Ich wage zu bezweifeln, dass sich die Mehrzahl der Journalisten mit der Sprache auseinandersetzt. Ich weiss nicht, womit sie sich auseinandersetzt - aber nicht mit der Sprache ... :grmpf: :breitgrins:


    Dass journalistische Texte immer schludriger werden, fällt mir auch schon seit längerem auf. Ganz schlimm ist SpiegelOnline geworden. Da zählt offenbar nur noch, den Text so schnell und aktuell wie möglich rauszuhauen. Nachgearbeitet werden kann ja immer noch. Die Banane reift sozusagen beim Kunden. :rollen:



    Das macht Sinn, oder?


    Ich versteh' Dich nicht. :breitgrins:

  • Lieber Sandhofer, Du darfst diese Ratgeber nicht so ernst nehmen.


    Ich?!? Ich nehme diese Dinger überhaupt nicht ernst. Aber manchmal glaube ich, ich bin der einzige.


    Ob diese Ratgeber nun in allem richtig liegen, darf natürlich bezweifelt werden.


    Sie liegen selten richtig.


    Außerdem: Wer sagt denn, dass der "Bremer Sprachblog" mit seiner Einschätzung richtig liegt? :zwinker:


    Ich hoffe, die Frage war nicht ernst gemeint. Das ist der Fluch unseres Zeitalters: Anything goes, und jeder ist ein Experte. Ich kenne einen Physiker, der seit Jahren aufgeben hat, die Physik-Artikel in der Wikipedia zu korrigieren, weil jeder Schuljunge, der nur genug Artikel dort editiert hat, Vorrang gegenüber der Meinung eines Fachmanns hat. Und mit diesen Ratgebern ist es dasselbe. Bastian Sick ist, wenn ich mich nicht irre, primär mal Historiker. Sekundär Romanist. Germanist ist er keiner. Andere Sprachpfleger sind dem Kaufmännischen entlaufen. Und sie alle kommen mit diesem Halbwissen daher und fühlen sich berechtigt und in der Lage, andere für deren Sprachgebrauch zu schurigeln. Wenn des Morgens ein Kleiderpfleger vor Deiner Haustür auf Dich warten würde, um Dich ob Deines Aufzugs zu kritisieren, würdest Du ihm wohl mehr oder weniger höflich zu verstehen geben, er solle sich gefällgst sonstwohin verziehen. (Ich sagte: vor der Haustür. Ich meinte also nicht Deine Frau. (Ehe)Frauen dürfen das. :breitgrins: ) Aber den Sprachpfleger nimmt man ernst. Ich versteh' das nicht ... :grmpf:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • sandhofer
    Was die Wikipediatexte angeht gibt es so einige Geisteswissenschaftler die sich einen Spaß daraus machen solche zu fälschen :elch:
    Ich glaube das Problem ist auch das durch solche Populärwissenschaftlichen Texte die auch noch von Leuten verfasst werden die keine Ahnung haben die wirkliche Fachliteratur in den Hintergrund gerät und dadurch auch die Tatsache wie es wirklich richtig wäre bzw. derren Wichtigkeit als Fachliteratur.

  • Ich?!? Ich nehme diese Dinger überhaupt nicht ernst. Aber manchmal glaube ich, ich bin der einzige.


    Nein, bist Du nicht, wir sind uns ausnahmsweise mal wieder einig. Deshalb lese ich diese Dinger auch nicht, verfolge nur ab und an die Diskussion darum recht amüsiert und folge ansonsten primär meinem eigenen Sprachempfinden. Das unterscheidet auch sehr genau zwischen gesprochener und geschriebener Sprache, will sagen: Bei weitem niicht alles, was ich mündlich von mir gebe, würde ich auch so schreiben. Damit bin ich bislang sehr gut gefahren, habe mithin also keinen Grund, etwas daran zu ändern.

  • Hast Du's denn schon mal versucht?


    Ja, wenn auch nur auszugsweise. Damit haben sie es aber immerhin weiter gebracht, als die weit überwiegende Mehrzahl anderer Bücher und Themen, die sich im Ratgeber-Markt tummeln :zwinker:

  • Ich habe bisher noch keinen Sprachwissenschaftler getroffen, der mit Sick übereinstimmt :zwinker: Aber die sehen sich ja auch nicht als "Sprachpfleger" oder Sprachpuristen - im Gegenteil. Und wie gesagt - wer bestimmt, was richtig ist? Der Duden? Oder die "Variation", die am häufigsten genutzt wird? Ab wann ist etwas in der deutschen Sprache "etabliert"? Was ist Dialekt, was ist "falsch"? So starr wie Sick die deutsche Sprache sieht ist nun mal keine Sprache, es gibt einige Grauzonen und Uneindeutigkeiten. Auch im Duden. Auch in Gebrauch. Auch unter den Sprachwissenschaftlern.

  • Jaja, und weil der Sprachgebrauch ständig im Fluss ist und die Regeln sich den Gepflogenheiten anpassen, haben wir von den Sprachwissenschaftlern die Rechtschreibreform aufgedrückt bekommen, die wir verdient haben. Grmpf. :sauer:


    Der nächsten Reform verweigere ich mich und fange an, Fraktur und Sütterlin zu schreiben und werde mich nur noch nach dem Grimmschen Wörterbuch von 1852 richten. Basta. :pueh:


    Außerdem möchte ich, dass meine Deutsch-Arbeit der fünften Klasse im Nachhinein neu bewertet wird, weil mir damals das Wort "selbstständig" als falsch angestrichen wurde, das aber heute als richtig gilt. Was war ich doch für ein Visionär. :elch:

  • Öh... ich war auf einer Lesung von Sick - und er hat nicht den Eindruck gemacht, als ob er bierernst genommen werden will. Er ist für mich eher ein Comedian und so lese ich auch seine Bücher :winken:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Außerdem möchte ich, dass meine Deutsch-Arbeit der fünften Klasse im Nachhinein neu bewertet wird, weil mir damals das Wort "selbstständig" als falsch angestrichen wurde, das aber heute als richtig gilt. Was war ich doch für ein Visionär damals. :elch:


    Wirklich? Das heißt jetzt "selbstständig" mit zwei "st"? Ich schwanke gerade zwischen :ohnmacht: und "Hab' ich's doch gewusst!" Mir wurde dieses Wort nämlich auch als falsch angestrichen, woraufhin ich mich mühsam an die korrekte und nun doch wieder falsche Schreibweise gewöhnte.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • MacOss
    Gibt es ein Programm das Syterlin in den Computereinspeißen kann? Mich würden dann Deine Beiträge hier im Forum interessieren :elch:


    Ich glaube, das macht der Forencode nicht mit. Schade. :breitgrins:



    Wirklich? Das heißt jetzt "selbstständig" mit zwei "st"? Ich schwanke gerade zwischen :ohnmacht: und "Hab' ich's doch gewusst!" Mir wurde dieses Wort nämlich auch als falsch angestrichen, woraufhin ich mich mühsam an die korrekte und nun doch wieder falsche Schreibweise gewöhnte.


    Lass' uns gemeinsam :ohnmacht: ...
    Der Duden offenbart das ganze Grausen: -> klick


  • Jaja, und weil der Sprachgebrauch ständig im Fluss ist und die Regeln sich den Gepflogenheiten anpassen, haben wir von den Sprachwissenschaftlern die Rechtschreibreform aufgedrückt bekommen, die wir verdient haben. Grmpf. :sauer:


    Außerdem möchte ich, dass meine Deutsch-Arbeit der fünften Klasse im Nachhinein neu bewertet wird, weil mir damals das Wort "selbstständig" als falsch angestrichen wurde, das aber heute als richtig gilt. Was war ich doch für ein Visionär. :elch:


    Naja, da hat die Rechtschreibreform doch was gutes. Ist so ja auch viel logischer (gut, dass sie sich nicht von Anfang an auf etwas einigen konnten und manche neue Regeln jetzt nicht cleverer sind, sei mal dahingestellt.)


    Übrigens habe ich seit der 6. Klasse die neue Rechtschreibung gelernt, im Abitur zählte erstmals nur die neue. Die meiste Zeit durfte ich also sowohl alte als auch neue Regeln verwenden ;) (und ich kann bis heute zwischen alter und neuer Regelung bei manchen Dingen nicht unterscheiden :rollen:).


    So, und damit nicht ganz Off-Topic:
    Die Show von ihm ist recht amüsant und ich glaube auch, dass er seine Bücher nicht so ernst meint. Sprachbewusstsein zu schaffen, ist ja nichts Verkehrtes. Daher lese ich sie nach wie vorn gern - trotz Sprachwissenschaftsstudium :breitgrins:


  • Die Show von ihm ist recht amüsant und ich glaube auch, dass er seine Bücher nicht so ernst meint. Sprachbewusstsein zu schaffen, ist ja nichts Verkehrtes.


    Und ich glaube, um nichts anderes geht es ihm: das Bewusstsein zu wecken für die vielfältigen Möglichkeiten, die man mit seiner Sprache hat. Und wenn das dazu noch verpackt ist in kurzweilige und unterhaltsame Geschichten und Anekdoten, lasse ich mich gerne von ihm belehren.



    Daher lese ich sie nach wie vorn gern - trotz Sprachwissenschaftsstudium :breitgrins:


    Das finde ich gut, dass Du als (angehende?) Sprachwissenschaftlerin Bastian Sick mit seinem Halbwissen© nicht in Bausch und Bogen verdammst. :breitgrins:

  • Ich hatte mir das Buch vor einigen Tagen ausgeliehen und fand es herrlich.
    Vor allem weil ich mich an einigen Stellen wiedererkannt habe - und einen Freund, der inzwischen Linguistik studiert und immer wieder Versuche startet, unsere Sprache zu verschönern. :breitgrins:


    Die Kapitel sind schön kurz, sodass man nach jedem eine kurze Pause einlegen kann, um über das Gelesene nachzudenken. Dass ich nun alles behalten habe, geschweige denn mir alles gemerkt habe, möchte ich aber stark anzweifeln.
    Allerdings ist es schön zu sehen, wieviele Möglichkeiten wir mit unsere Sprache machen und wie schön sie sein kann, wenn man sie halbwegs anständig benutzt.


    4ratten



    Ich habe bisher noch keinen Sprachwissenschaftler getroffen, der mit Sick übereinstimmt :zwinker: Aber die sehen sich ja auch nicht als "Sprachpfleger" oder Sprachpuristen - im Gegenteil. Und wie gesagt - wer bestimmt, was richtig ist? Der Duden? Oder die "Variation", die am häufigsten genutzt wird? Ab wann ist etwas in der deutschen Sprache "etabliert"? Was ist Dialekt, was ist "falsch"? So starr wie Sick die deutsche Sprache sieht ist nun mal keine Sprache, es gibt einige Grauzonen und Uneindeutigkeiten. Auch im Duden. Auch in Gebrauch. Auch unter den Sprachwissenschaftlern.


    Was auch bis zu einem gewissen Punkt gut ist.
    Auch die Sprache lebt von Veränderungen und sofern ich einen Satz nicht nur mit Anglizismen fülle, finde ich das vollkommen in Ordnung.

  • Endlich habe ich das Buch auch gelesen und fand es sowohl amüsant als auch informativ.

    Gut, dass ich noch 2 weitere Teile vorrätig habe. :)

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.