03 - Kapitel 3: Wie es in Wirklichkeit ist

Es gibt 103 Antworten in diesem Thema, welches 15.943 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kati.

  • Ich habe das 3. Kapitel grade beendet.


    Mich hat es sehr an Earthlings erinnert (kann man hier gucken: http://www.filmsforaction.org/watch/earthlings/), und mich haben die Fakten im Grunde nicht überrascht. Mich würde aber interessieren, wie ihr die Schilderungen empfunden habt. Kanntet ihr solche Geschichten und Zahlen schon? Waren sie neu?


    Bei einer Sache bin ich mir nicht sicher, ob ich Joy zustimmen kann. Auf S. 72 im letzten Drittel des ersten Absatzes sagt sie, dass Fische nicht als Fleisch wahrgenommen werden, weil Menschen sie oft nicht als Tiere gesehen werden. Ich stimme ihr zwar in dem Punkt zu, dass die Distanz vom Menschen (und seinem Teller) zu Fischen insgesamt größer ist als zu anderen "Nutztieren". Allerdings arbeite ich für eine Meeresschutzorganisation, und erfahrungsgemäß werden Fische durchaus als Tiere wahrgenommen - nur eben nicht als fühlend bzw. sie vergessen schnell wieder, Massenhaltung ist für Fische weniger schlimm als für Kühe, etc. pp. Wir sagen intern dazu, dass Fischen wie dem Thunfisch (bei aktuellen Fangquoten gibt es den Blauflossenthun in fünf bis zehn Jahren nicht mehr) der Kuschelfaktor fehlt. Die wenigsten Menschen würden auf die Idee kommen, Tigersteak zu essen - der ist a vom Aussterben bedroht. Fischen fehlt in der Regel die Tierschutzlobby, die sich eher für den kuscheligen Tiger, putzigen Panda und herzergreifende Elefantenbabys einsetzt. Dass es nach neuesten Erhebungen weniger Weiße Haie als Tiger gibt, hat hier vermutlich kaum einer mitbekommen.
    Ich denke also, Fische werden nahrungstechnisch noch anders bewertet/gesehen als Kühe, Schweine und Hühner, die wiederum anders wahrgenommen werden als Hunde. Daher musste ich auch sehr schmunzeln, als ich die Reaktionen eines Blogs auf S. 79f las - es bezog sich auf Hunde, und wie grausam das Schlachten ist, dabei passiert im "aufgeklärten Westen" ein ebenso grausames Schlachten.


  • Mich würde aber interessieren, wie ihr die Schilderungen empfunden habt. Kanntet ihr solche Geschichten und Zahlen schon? Waren sie neu?


    Für mich nicht, einiges davon kannte ich schon aus dem Buch von Jonathan Safran Foer "Tiere essen". Er hat in seinem Buch teils die ähnlichen Geschichten aus den Schlachthöfen drin.


    Beendet habe ich das Kapitel noch nicht, die Schilderungen sind teils schon sehr arg.


    Katrin

  • Auch für mich sind die Schilderungen und Zahlen dazu nicht neu.
    Trotzdem finde ich sie immer wieder erschreckend. Ich habe das Kapitel gerade erst beendet und denke, dass ich mehr dazu sage, wenn eine Diskussion darüber zustande kommt. Wobei man die Zahlen und Fakten dazu nicht wegdiskutieren kann. Wie das Kapitel so treffend heißt: "Wie es in der Wirklichkeit ist" und so ist es ja.

  • Das waren ja heftige Beschreibungen in diesem Kapitel. Das meiste, was hier steht, kannte ich aus anderen Artikeln oder Büchern, aber ich habe noch nie in solcher Deutlichkeit Schilderungen gefunden, wie die Angestellten der Schlachthöfe mit den Tieren umgehen. Solche Berichte sollten man überzeugten Fleischesern zu lesen geben. Ich wäre ja auch dafür, nach dem Vorbild der Zigarettenpackungen entsprechende Zahlen oder Bilder von Schlachttieren auf Fleischverpackungen abzudrucken.



    Bei einer Sache bin ich mir nicht sicher, ob ich Joy zustimmen kann. Auf S. 72 im letzten Drittel des ersten Absatzes sagt sie, dass Fische nicht als Fleisch wahrgenommen werden, weil Menschen sie oft nicht als Tiere gesehen werden.


    Dem kann ich zustimmen. Ich wurde schon öfter gefragt, ob ich Fisch nicht doch essen würde. Meeresgetier wird deutlich anders wahrgenommen.

  • Das stimmt, auch mein veganer Mitbewohner meinte vorhin, dass er Fischen einen aderen Stellenwert einräumt als beispielsweise Kühen.

  • Hmm, interessant, wie sich eine Sichtweise ändern kann :breitgrins:
    Ich kann mich erinnern, Fischen und Meerestieren früher auch einen anderen Wert beigemessen zu haben. Ich glaube, meine Sichtweise auf Fische hat sich tatsächlich erst geändert, als ich Anfing, mich wieder mehr für das Meer zu interessieren und mich nun bei einer Meeresschutzorganisation engagiere.


  • Das stimmt, auch mein veganer Mitbewohner meinte vorhin, dass er Fischen einen aderen Stellenwert einräumt als beispielsweise Kühen.


    Ist das nicht selbstverständlich? Ich messe meinen Tieren auch einen anderen Stellenwert bei als fremden Tieren. Und jede Mutter, jeder Vater wird zugeben müssen, dass die eigenen Kinder mehr wert für sie sind, als fremde Kinder. Das bedeutet jedoch nicht, dass deshalb die anderen Kinder oder eben die anderen Tiere weniger Anspruch auf leidfreies Leben haben.


    @Scatterbrain: Sea Shepherd? :breitgrins:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ist das nicht selbstverständlich? Ich messe meinen Tieren auch einen anderen Stellenwert bei als fremden Tieren. Und jede Mutter, jeder Vater wird zugeben müssen, dass die eigenen Kinder mehr wert für sie sind, als fremde Kinder. Das bedeutet jedoch nicht, dass deshalb die anderen Kinder oder eben die anderen Tiere weniger Anspruch auf leidfreies Leben haben.


    Ich meinte eher, dass er Fischen weniger die "Fähigkeit" zuschreibt, leiden zu können.

  • Das mit den Meerestieren ist auch so eine Sache, wobei ich jetzt mal alle Meeresbewohner in einen Topf werfe, egal ob Fisch oder Säugetier.
    Ich habe zum Beispiel kein Problem damit Forelle, Lachs, Thunfisch oder Karpfen zu essen, wobei ich niemals Wal oder Delphin angreifen würde. Die beiden Letzteren haben einfach einen anderen Stellenwert in meinem Denken. Wobei ich mir sicher bin, dass wenn ich in Japan aufgewachsen wäre, ich auch kein Problem damit hätte Wal zu essen.


    Das Thema Hunde in Südkorea fand ich auch sehr interessant. Das geht den Menschen nah, aber dass hierzulande Kühe und co. genauso umgebracht werden, wird verdrängt.


    Wobei ich Mrs. Dalloway recht gebe. Ich denke nicht, dass Menschen die Fleisch essen die Mechanismen dahinter verdrängen. Ich esse auch Fleisch, aber ich würde niemals Katze, Hund, Ratte oder sonstwas essen. Und fragt mich jetzt bitte nicht warum das so ist. Ich weiß es nämlich nicht. "Es ist eben so", ist dabei der Satz der mir da am ehesten in den Sinn kommt.


    Katrin


  • Das meiste, was hier steht, kannte ich aus anderen Artikeln oder Büchern, aber ich habe noch nie in solcher Deutlichkeit Schilderungen gefunden, wie die Angestellten der Schlachthöfe mit den Tieren umgehen.


    Auch ich fand genau diese Schilderungen am heftigsten bis ich aber bemerkte, dass Joy hier keine wirklichen Quellen nennt. Sie verweist nur auf ein anderes Buch, aber nicht wann/wo/wie diese Interviews angestellt wurden und ob der andere Autor vielleicht auch nur einen anderen Autor zitiert.


    Ich will damit nicht abtun, dass es so zugehen kann, aber bessere Quellenangaben würden dem Buch mehr Authentizität verleihen. Gerade Interviews hängen doch stark von den Rahmenbedingungen etc. ab.

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Ich hab mich grad an Kapitel 3 versucht, kam aber nicht weiter als bis Seite 50. Jetzt brauch ich erst einmal eine Pause, sonst fang ich an zu weinen. So viel Schreckliches... :sauer:

    //Grösser ist doof//

  • Ich hab mich heute durch den Rest gequält und obwohl mir das Ganze eigentlich nicht neu ist, war mir dann doch ziemlich schlecht...

    //Grösser ist doof//

  • Das dritte Kapitel habe ich eher nur quergelesen. Mehr geht leider nicht.


    Ich finde es auch schade, dass Joy so wenig Quellen angibt. Gerade, wenn es um die Zahlen geht (hier an Lob an die deutsche Übersetzung, in der ja zumindest ein paar gelistet sind!). Ich zweifle ihre Schilderungen trotzdem im Ganzen nicht an, weil es die logischen Konsequenzen der Massentierhaltung sind. Wo täglich so viele Tiere geschlachtet werden, da geht so einiges schief. Es sind Lebewesen, keine Maschinen, wo man nur den Stecker ziehen muss, die sich nicht wehren.


    Und es sind Menschen, die diese Dinge tun. Jeder hat mal einen schlechten Tag und wenn man den ganzen Tag eine solche Arbeit tun muss, die mit so viel Gewalt zu tun hat, da stumpft man ab. Seinen Frust an dem Tier auszulassen, das man ohnehin töten muss? So what.


    Ich habe vor einer Weile in einem Seminar, in dem wir lernten, wie man Reden schreibt, eine Rede übers (weniger) Fleischessen gehalten. Darin machte ich lediglich die Bemerkung, dass ich auf die Verhältnisse in der Massentierhaltung nicht eingehen müsse, die Bilder kennen wir alle. Mein Dozent war von der Rede begeistert, fügte dann dazu "nur inhaltlich können wir uns streiten. Es geht in den Betrieben bei weitem nicht so schrecklich zu, wie es uns die Dokumentationen erzählen wollen." Da war ich so sprachlos, weil ich bisher nie in Betracht gezogen habe, dass diese Bilder und Schilderungen jemand wirklich anzweifelt. Für mich sind diese Blicke hinter die Mauern der Schlachthäuser eher die unüberraschende Spitze des Eisberges.


    Was ich dazu sagen sollte: Der Dozent ist übrigens Pressesprecher einer Landwirtschaftlichen Vereinigung ...

    ~ The world is quiet here ~

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich bin mit diesem Abschnitt noch nicht durch, wollte nur schon was posten, da mich gleich die Beschreibung der Qualen der armen Schweine echt mitgenommen hat. Ich muss mich ja hier als jemand outen, der sich noch nicht wirklich mit dem Thema Massentierhaltung beschäftigt hat und auch eher naiv davon ausgehe, dass zumindest bei "Bio-Tieren" die Haltungsbedingungen besser sind. Das was ich hier über die armen Tiere gelesen habe, hat mich echt fertig gemacht.


    Wie kann man ein anderes Lebewesen so brutal quälen? Dass wir Fleisch essen, ist die eine Sache, aber das Schlimme ist ja hier, dass möglichst viel Gewinn gemacht werden möchte und überhaupt nicht an das Leid und dieses furchtbare Leben der Tiere gedacht wird. Perverserweise wissen wir doch eigentlich sehr gut, dass Tiere, die artgerecht gehalten werden und dann irgendwann mal geschlachtet werden, das bessere Fleisch liefern und insgesamt für uns viel besser verwertbar sind. Aber hier wird auf Kosten der Tiere und auch der Qualität sinnlos Tiere gequält. Ganz schlimm fand ich die Interviews der Schlachthofmitarbeiter, die "einfach nur so" die Tiere noch schlimmer quälen, als es sein muss.


    Auch wenn es sich pervers anhört: Ich werde weiterhin Fleisch essen, aber ich möchte zumindest, dass der Fleischkonsum eingeschränkt und v. a. diese Massentierhaltung aufhört. Das ist überhaupt nicht notwendig. Wenn jeder sich zurück nimmt und nicht Unmengen an Fleisch vertilgt, sondern in Maßen und die gesamte Tierhaltung nicht nur aus Profitgründen begutachtet werden würde, wären wir schon einen guten Schritt weiter. Aber ich habe darüber auch schon gestern mit meinem Mann diskutiert und ein großes Problem ist ja auch diese Sparfuchs-Mentalität und dieses alles muss möglichst billig sein. Wenn die Leute in Scharen das billige Fleisch kaufen, muss man sich ja nicht wundern, dass die Tiere unter solchen Bedingungen gehalten werden... :rollen:


    Ganz schlimmer Absatz! Habe den Teil schon am Samstag gelesen und er verfolgt mich immer noch.... :entsetzt:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Und ich hänge auf Seite 51/52 fest. Diese Berichte der Schlachthofmitarbeiter sind echt grausam. Ich kann das nicht lesen, da kommen mir die Tränen. :traurig: