Aileen P. Roberts - Elvancor 2: Das Reich der Schatten

Lena hat das geheimnisvolle Land Elvancor betreten und trifft endlich ihre große Liebe Ragnar wieder. Allerdings wird Elvancor durch Unruhen heimgesucht, es droht ein Krieg zwischen den Menschen, den Tuavinn (den Ureinwohnern Elvancors) und den geheimnissvollen Schattenwesen, den Rodhakan. Kaum ist Lena bei Maredd und Ragnar, wird sie von dem jungen Krieger Kian aus Talad entführt, allerdings nicht aus bösem Willen, sondern aus einem Mißverständnis heraus. Die Beiden freunden sich an und mit Kians Hilfe hofft Lena, daß sich Menschen und Tuavinn annähern, um gemeinsam die Rodhakan zu bekämpfen. Ragnar jedoch scheint seltsam fasziniert von den Rodhakan zu sein, nachdem er eine einschneidende Begegnung mit einem der Schattenwesen hatte.

Seit der Lektüre von „Elvancor 1: Das Land jenseits der Zeit“ vor ein paar Monaten habe ich mich auf den zweiten Teil gefreut – und bin nicht enttäuscht worden. Der zweite Band beginnt mit einem Prolog, in dem aus Ragnar Sicht seine Erlebnisse in der Esperhöhle beschrieben werden, die zu seinem Übergang nach Elvancor geführt haben. Und dann trifft Lena endlich Ragnar wieder.

Als erstes fällt das schöne Cover des Buches auf, das, wie schon bei Band 1, wunderbar illustriert ist. Ich hatte keine Probleme, schnell wieder in die Handlung zu finden und habe mich sehr darauf gefreut, Elvancor kennenzulernen. Der Autorin gelingt es mühelos, die Schönheit des Landes in dem Buch aufleben zulassen. Allerdings ist es anfangs nicht so ganz einfach, Elvancor zu verstehen. Genauso wie Lena, ist der Leser nach den ersten Erklärungen noch etwas verwirrt – die Verwirrung legt sich aber im Laufe der Lektüre, wenn man zusammen mit Lena Land und Leute kennenlernt. Wie sagt Amelia so passend: es ist wichtig, Elvancor – und das Buch – mit dem Herzen zu verstehen.
Sehr schön fand ich auch, daß die Landschaft von Elvancor durch die Menschen, die aus Lenas Welt übertreten, mitgestaltet wird.

Die Handlung ist spannend und hält einige Wendungen bereit, mit denen ich so nicht gerechnet hatte. Ebenso steckt hinter einigen Figuren mehr, als ich anfangs vermutet habe – auch hier gab es ein paar Überraschungen für mich. Das Ende hat mich ebenfalls überrascht; ich finde es sehr stimmig und schön.

Die Figuren sind wieder sehr liebevoll gezeichnet und die ein oder andere Figur ist mir während der Lektüre sehr ans Herz gewachsen.Spannend fand ich die verschiedenen Theorien über die Herkunft der unheimlichen Rodhakan, deren Zahl in Elvancor zunimmt.

Ich finde es schade, daß die Reise nach Elvancor schon zu Ende ist und freue mich auf weitere Werke der Autorin.

Gefühle, Kämpfe und viel Fantasie
Der zweite Band der Elvancor-Dilogie schließt nahtlos an den ersten an. Im ersten wurde der Grundstein für die Beziehung zwischen Lena und Ragnar gelegt und viele Details, die das magische Land Elvancor betreffen, eingeführt. Daher ist es empfehlenswert, diesen vorher zu lesen. Vieles ist sonst vielleicht nicht so gut nachzuvollziehen. Während der erste Teil fast nur in unserer Welt spielte, findet die Handlung nun überwiegend in Elvancor statt.

Nach Ragnars Tod ist dieser nach Elvancor gelangt. Auch Lena wird von Maredd mittels des Amuletts dorthin gebracht. Elvancor wirkt auf den ersten Blick wie das Paradies, doch ist auch hier nicht alles eitel Sonnenschein. Die Tuavinn, Maredds Volk, haben Probleme mit den Menschen, die nicht weiter in die Ewigkeit ziehen wollen, und natürlich auch mit den Schattenwesen, den Rodhakan.

Lena erlebt schon gleich zu Beginn ein heftiges Abenteuer, in dessen Verlauf sie aber viel von Elvancor und seinen Bewohnern kennenlernt. Die Information kommt hier vielleicht ein bisschen zu geballt und man kann als Leser Probleme haben alles einzuordnen und sich ein bisschen überfordert fühlen. Aber keine Angst, nach und nach wird dann alles wie von selbst klarer.

Das Land Elvancor hat mich ziemlich begeistert. Aileen P. Roberts hat hier ihre Fantasie ausgetobt und sich wundervolle Dinge einfallen lassen, sei es nun die Landschaft, die verschiedenen Naturgeister oder die Reaktion der Natur auf gewisse Dinge. Das war einfach toll zu lesen.

Die Handlung ist sehr abwechslungsreich. Von großen Gefühlen bis zu hin spannenden Kämpfen ist alles geboten, wobei ich das Verhältnis als ziemlich ausgeglichen empfand, was ich auch gut fand. Die Autorin vermag sowohl das eine wie auch das andere mitreißend darzustellen. Der Schreibstil ist gewohnt frisch und zuweilen humorvoll, was für ein nettes Lesevergnügen sorgt.

Nach dem ersten Band wollte ich ja nicht in der Haut der Autorin stecken: Ragnar tot und in Elvancor, Lena lebend in unserer Welt. Ich hatte keine Vorstellung davon, wie man dies unter einen Hut bringen kann. Aber ich bin begeistert, denn es ist Aileen P. Roberts sauber gelungen. Sie präsentiert uns einen runden, gelungenen Schluss, der mich absolut zufrieden zurücklässt.

INHALT
Mit Hilfe des zusammengesetzten Amuletts kann Lena die Welt der Menschen verlassen und begegnet endlich ihrer großen Liebe Ragnar in Elvancor, dem Land jenseits der Zeit, wieder. Doch die Wiedersehensfreude wird bald getrübt, denn ein folgenschwerer Krieg droht auszubrechen. Elvancors Frieden wird von den geheimnisvollen Schattenwesen, den Rodhakan, bedroht. Animositäten herrschen auch zwischen den keltisch-stämmigen Menschen in Elvancor und dessen Ureinwohnern, den Tuavinn. Unversehens gerät Lena zwischen die Fronten und versucht verzweifelt den Krieg zwischen den Völkern abzuwenden. Auf Ragnars Unterstützung zur Rettung Elvancors kann sie allerdings nicht zählen, denn er verhält sich ihr gegenüber seltsam distanziert und scheint sich auf unerklärliche Weise zu der Macht der Schattenwesen hingezogen zu fühlen.
Wird es Lena noch rechtzeitig gelingen, Elvancor und das Land jenseits der Schwelle vor dem Untergang zu bewahren?

MEINE MEINUNG
Die Fortsetzung des Fantasyromans „Elvancor –Das Land jenseits der Zeit“ von Aileen P. Roberts habe ich schon mit großer Spannung erwartet.
Endlich können wir nun im zweiten Teil „Das Reich der Schatten“ in die faszinierende Welt Elvancors abtauchen, mehr über die Ureinwohner Elvancors, die Tuavinn, und die mysteriösen Schattenwesen, die Rodhakan, erfahren und natürlich auch einige spannende Abenteuer mit Lena und Ragnar erleben.
Im Prolog bekommen wir als Einstieg noch einmal die dramatischen Ereignisse in der Esperhöhle, die zu Ragnars Tod am Ende des 1. Bands führten, aus seiner Sicht geschildert und erfahren, wie er nach Elvancor gelangt ist. Anschließend knüpft die Handlung unmittelbar an die Geschehnisse des ersten Teils an und Lena gelangt gemeinsam mit Maredd nach Elvancor, wo sie endlich Ragnar und auch seine Großmutter Amelia wiedersieht.
Mit den wundervollen Beschreibungen von Elvancor ist es der Autorin schnell gelungen, mich zu fesseln. Eine Welt von faszinierender Schönheit, voller Magie und einzigartiger Natur, in der auch Naturgeister nicht fehlen dürfen – eine Welt, die Lena und uns Leser in ihren Bann zieht.
Doch schon bald nach Lenas Ankunft in Elvancor überschlagen sich die Ereignisse und wir müssen erkennen, dass die paradiesischen Zustände von schwelenden Konflikten zwischen den Bewohnern getrübt sind. Und natürlich stellen auch in Elvancor die Rodhakan, die unheimlichen Schattenwesen, mit ihren Angriffen eine permanente Gefahr für die Menschen und Tuavinn dar. Sehr geschickt führt uns die Autorin vor Augen, dass in Elvancor einiges im Argen liegt und lässt auch für uns die unterschwellige Bedrohung immer deutlicher werden.
Sehr vielschichtig angelegt sind weiterhin die beiden Protagonisten Lena und Ragnar, die uns im ersten Band schon ans Herz gewachsen sind. Vor allem die sympathische Lena sich entwickelt charakterlich stetig weiter, wird reifer, verantwortungsbewusster und erwachsener. Der sehr verändert wirkende Ragnar hingegen sorgt mit seinem Verhalten für so manche Überraschung. So entwickelt sich auch die Beziehung zwischen Lena und Ragnar völlig anders als erwartet.
Doch auch viele neu hinzukommende Figuren, die wir in Elvancor kennenlernen, konnten mich sehr überzeugen. So beispielsweise Kian und Aravyn, zwei interessante und für die Geschichte wichtige Charaktere, die ebenfalls sehr liebevoll, lebendig und detailreich ausgearbeitet sind.
Sehr positiv fällt der sehr angenehme, flüssige Schreibstil der Autorin auf. Auch einige humorvolle Episoden zur Auflockerung der Handlung sowie die vielen originellen, fantasievollen Einfälle der Autorin haben mir sehr gut gefallen.
Die raffiniert konstruierte, parallel laufende Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven geschildert, so dass man als Leser erst allmählich die ganzen Zusammenhänge erfassen kann. Der Autorin versteht es hervorragend, stetig Spannung aufzubauen, indem die Handlungsstränge sich immer weiter annähern und geschickt miteinander verknüpfen werden. Auch ist es ihr gelungen mich mit einigen unvorhersehbaren Wendungen zu erstaunen.
Insgesamt erhalten wir ein fesselndes Finale mit einem sehr nachvollziehbaren, gut durchdachten Ende, bei dem alle Handlungsstränge zusammen laufen und weitgehend alle offenen Fragen aus dem ersten Band geklärt wurden.
Mit ihrer genialen Auflösung hat sich die Autorin einen wundervollen runden Abschluss ihres Elvancor-Zweiteilers einfallen lassen. Ein gelungenes, für alle Parteien zufriedenstellendes Ende, das mich sehr überraschen und zugleich begeistern konnte.
Ein schöner Ausklang für uns Leser - verbunden mit der Zuversicht, dass bei allen ein Umdenken einsetzen wird, man aus den Fehlern der Vergangenheit lernen wird und ein friedvolles Miteinander der Völker anstrebt.

FAZIT
Ein sehr fesselnder, rundum gelungener Abschluss des Fantasy-Zweiteilers, mit sehr interessanten Charakteren und einer einzigartigen Welt voller Magie.
Sehr lesenswert!