Anna Gavalda - Nur wer fällt, lernt fliegen

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  • Anna Gavalda - Nur wer fällt, lernt fliegen

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    Eine Liebesgeschichte der anderen Art


    Bei einem Wanderurlaub fallen Billie und Franck in eine Felsspalte. Während Billie sich nur am Arm verletzt hat, hat Franck starke Schmerzen und kann sich nicht bewegen. Bald wird er bewusstlos. Billie lässt ihrer beider Leben Revue passieren.


    Das Leben meint es nicht gut mit Billie und Franck. Billie wurde als Säugling von ihrer Mutter verlassen, wuchs bei der verhassten Stiefmutter auf. Liebe und Fürsorge lernt das Mädchen nicht kennen. Zitat: “Irgendwann und ohne dass es seine Absicht gewesen wäre, meinte mein Vater es endlich einmal gut mit mir und starb." (S. 107)


    Franck ist schwul und leidet sehr unter seinem herrischen Vater. Beide haben nichts zu lachen, bis sie in der Schule zusammen für ein Theaterstück proben. Hierbei kommen sie sich nahe und werden Freunde. Freunde fürs Leben. Auch wenn das Schicksal sie immer wieder auseinander treibt, kommen sie früher oder später doch wieder zusammen und sorgen füreinander.


    Mir fiel es nicht leicht, in das Buch hinein zu finden. Billies ungehobelte Sprache mit vielen Vulgär- und Fäkalausdrücken hat mich abgestoßen. Natürlich wirkt diese Sprache authentisch, aber lesen mag ich so etwas einfach nicht.


    Die erzählten Episoden aus den Leben der zwei jungen Menschen sind anfangs recht kurz. Alles wirkt ein bisschen abgehackt und wenig geschmeidig. Für den Lesefluss ist das zwar nicht förderlich, aber es spiegelt das Erzählte wider. Insofern passt es gut.


    Ist das Buch anfangs mehr oder weniger trostlos, wirkt es später doch hoffnungsvoll. Anna Gavalda zeigt, dass man sich nicht aufgeben darf, dass man sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen kann und dass mit wahrer Liebe alles leichter geht.


    "Nur wer fällt, lernt fliegen" ist vielleicht nicht Anna Gavaldas bestes Werk, aber durchaus lesenswert.


    4ratten

  • Meine Meinung:


    Das schöne Cover mit dem außergewöhnlichen Titel hatte sofort meine volle Aufmerksamkeit. Während ich von der Leseprobe noch sehr begeistert war, ist diese Begeisterung vollkommener Ernüchterung gewichen.


    In „Nur wer fällt, lernt fliegen“ geht es um zwei junge Außenseiter, die in der Schule durch ein Theaterstück erst sehr spät zueinander finden. Sie, Billie, aufgewachsen bei den Asozialen in einer Wohnwagensiedlung und er, Franck, schwul und im Dauerkrieg mit seinem Vater. Sie verlieren sich für lange Zeit aus den Augen, als er auf ein Internat muss und sie sitzen bleibt und erst sehr viel später führt sie das Schicksal wieder zusammen. Als die beiden beim gemeinsamen Klettern in den Cervennen in eine Felsspalte stürzen, ist Billie nahezu unverletzt, Franck jedoch so schwer verletzt, dass er nach kurzer Zeit bewusstlos wird. In ihrer Not sucht sich Billie einen Stern am Himmel aus und spricht mit diesem über den ungewöhnlichen Verlauf ihrer noch ungewöhnlicheren Freundschaft und hofft dadurch, dass das Schicksal ihr den besten Freund nicht nimmt …


    Nachdem ich die Seiten dieses Romans im negativen Sinne überflogen habe, stellt sich mir nun die Frage, inwieweit sich das Cover mit der Geschichte in Einklang bringen lässt. Ich bin jedoch zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis gekommen. Das ganze Buch ist eine Sammlung von zusammengewürfelten Absätzen, die wirr klingen und mich überhaupt nicht zu fesseln vermögen. Es ist mir bis zum Schluss nicht gelungen, so etwas wie eine emotionale Bindung zu den beiden Charakteren aufzubauen. Ihr Handeln ist für mich oft nicht nachzuvollziehen und das ganze Gebaren wirkt kühl und distanziert. Ihre Art von Freundschaft mutet sehr merkwürdig an und mehr als einmal habe ich mich gefragt, ob Franck nun tatsächlich schwul ist oder insgeheim nicht doch ein Auge auf Billie geworfen hat.


    Leider habe ich keine Vergleichsmöglichkeiten, weil ich zuvor noch kein Buch von Anna Gavalda gelesen habe. Hier gefällt mit allerdings ganz eindeutig der teilweise sehr vulgäre Schreibstil nicht. Auch der Sinn dieser Geschichte mag sich mir nicht erschließen und besonders das Ende hat mir nur noch ein Kopfschütteln, aber keineswegs Begeisterungsstürme entlocken können. Definitiv kein Buch für mich. Zwei Ratten für das schöne Cover und den außergewöhnlichen Titel.


    2ratten

    Wer lesen will, der liest, und jedes Buch wird gefunden von dem, der es sucht.<br />(Eduard Engel)

  • Ich habe mir das Buch vor ein paar Tagen gekauft. Zu schade dass ich diesen Thread nicht eher entdeckt habe, so hätte ich mir eine Enttäuschung und eine Menge Geld (für so ein schmales Büchlein) gespart.


    Ich komme mit der Sprache so gar nicht klar, ungehobelt und vulgär, so haben es meine beiden Vorredner ausgedrückt und damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Aus diesem Grund will und werde ich das Buch auch nicht fertig lesen. Von Anna Gavalda habe ich so fast alles gelesen, aber dieses Buch ist ganz anders. Nichts mit zauberhaft und gefühlvoll und schon gar kein Wohlfühlbuch.

    Ich hieß hier mal caithlin.<br /><br />&quot;If I had a dollar for every time i felt more emotion for a fictional character than people in real life, I could pay for the psychiatric help I obviously need.&quot;

  • rubenselfe:


    Als du das Buch im "Neu in unseren Regalen"-Thread vorgestellt hast, hatte ich mich noch über den schönen Titel gefreut. Blöd, dass der Inhalt das nicht hält. :rollen:

  • Schade, aber klingt nicht so, als könne das Buch überzeugen. Dann lass ich wohl lieber die Finger davon und lese etwas anderes der Autorin.

    //Grösser ist doof//

  • Ich habe ewig an dem Buch gelesen, weil ich gehofft hatte, dass es mir irgendwann doch noch gefällt. "Zusammen ist man weniger allein" habe ich geliebt. Dementsprechend hatte ich hohe Erwartungen an dieses Buch. Aber ich kam damit überhaupt nicht klar. Die Sprache mit den vielen ... und ordinären bzw vulgären Ausdrücken war gar nichts für mich. Mir ist schon klar, dass hiermit verdeutlicht werden soll, dass es sich um wiedergegebene Gedanken handelt, aber ich konnte und wollte diesen Gedanken einfach nicht folgen.
    Trotzdem habe ich mich durch das ganze Buch gekämpft. Was soll ich sagen? Ich habe schon mitbekommen, was die Message des Buches sein soll. Aber so richtig angekommen ist sie bei mir trotzdem nicht. Vielleicht weil ich viele Passagen nur noch überflogen habe, vielleicht weil ich gar nicht mehr herausfinden wollte, worum es hier eigentlich geht.

  • Anna Gavalda ist beileibe kein unbeschriebenes Blatt im Literaturbetrieb. Ihre Bücher verkaufen sich europaweit wie frische Croissants an der Champs Elysee und ich habe der Autorin den Erfolg gegönnt, weil mich die Kurzgeschichtensammlung „Ich wünsche mir, dass irgendwo jemand auf mich wartet“ von ihren Fähigkeiten überzeugt hat. Damals fand die Shortys frech, witzig und frisch in ihrer Unbekümmertheit, die nichts von der abgehobenen Sprache ihrer bisweilen ebenso abgehobenen französischen Schriftstellerkollegen hatte. Aus diesem Grund habe ich mich auf Ihr neues Buch gefreut. Der Nobelpreis-sammelnde Hanser Verlag steht bei mit ebenfalls hoch im Kurs. Zudem klang der Klappentext verlockend. Was sollte da noch schief gehen? Eine kurze Leseprobe ließ gutes erahnen. Meine Vorfreude beim Aufschlagen de Buches war dementsprechend groß. Was ich nun gelesen habe ist eine schriftstellerische Bankrotterklärung. Das 188 Seiten starke Buch kommt nach etwa 90 Seiten in die Gänge (da setzte übrigens meine Leseprobe ein) um dann vierzig Seiten später wieder steil abzufallen. Gleich zu Beginn verheddert sich die Gavalda bei dem vielversprechenden Versuch Spannung aufzubauen, indem sie weder ihre Protagonisten, noch das Geschehen ernst nimmt. Billie, eine junge Frau, laut der Autorin aus dem Prekariat, stürzt mit ihrem schwulen Freund Franck beim Wandern in den Cevennen in eine Bergspalte. Franck liegt verletzt an Ihrer Seite. Eigentlich wirklich eine formidable Möglichkeit Interesse zu wecken. Wenn Billie nur nicht so grenzdebil losplappern würde und jede Spannung von vornherein im Keim erstickt. Ich spüre da keine Sorge elendig zu verrecken, zu verdursten, kein Aufbäumen, meinetwegen auch Humor. Nichts von alledem. Nun gut, dachte ich. Das Buch ist kein Thriller, nicht einmal ein Krimi. Die Gavalda macht in Literatur. Und das bedeutet, dass sie den dramatischen Augenblick dazu nutzt, um uns über die Vergangenheit der beiden Protagonisten aufzuklären.


    Allerdings tut sie das, in einem unerträglichen Plapperton, als säße sie gemütlich vor dem Café de France rührt ihren Café au lait mit dem Löffel um. Überhaupt, diese unglaubwürdige Erzählstimme… Ich kann sie eher einer Frau zu ordnen, die die ENA in Paris absolviert hat, als einer Frau, die aus den armen Schichten der Bevölkerung stammt. Die Autorin schreibt nicht aus ihrer Billie heraus. Sie hat auch keine Ahnung, wie solche Leute ticken und schreibt Empathie befreit viel lieber im Stil einer Tratsch und Klatsch Reporterin, die gleich noch zur Galeries Lafayette muss, um eine farblich passende Tischdecke zum Abendessen zu kaufen. Und was ist eigentlich die Geschichte? Franck ist schwul, natürlich künstlerisch begabt und sein Vater ebenso natürlich ein fürchterlicher Reaktionär. Billie ist hauptsächlich arm, geht manchmal anschaffen, hat aber einen inneren Kompass, der über alles Schlimme zielsicher hinweg führt. Die beiden lernen sich bei einer Theateraufführung kennen, anschließend gehen sie getrennte Wege, bis sie sich widerfinden und nicht mehr voneinander lassen können. Das klingt interessant, einer Amour Fou gleich. Ist in der Realität aber unglaublich zusammengestümpert und gähnend langweilig erzählt. Der Roman versinkt knietief im Kitschmorast, so tief greift Anna Gavalda in die Klischeekiste.


    Übrigens hält die beiden auch nichts und niemand jemals davon ab eine traute Zweisamkeit, schwuler Mann, arme Frau, zu leben. Ich habe den ganzen Roman den Konflikt nicht gefunden, in dem die zwei sich befinden sollen. Insgesamt also ein Konstrukt für die Brigitte lesende Mittdreißigerin mit Hang zu Minderheiten und das internationale Feuilleton, die das angebliche Anliegen der Autorin womöglich löblich finden und den gesellschaftlichen Fortschritt, um die Ecken kommen sehen, wenn sich Gleichgeschlechtlichkeit anstelle von Familientristesse setzen darf. Alles an diesem Buch zielt auf Wirkung ab, auf den Verkauf von möglichst vielen Büchern. Anna Gavalda kennt ihre Leser besser, als die Menschen, von denen sie erzählt. Bonjour Tristesse!

  • 3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Billie, die von ganz ganz unten kommt, hat in ihrer Kindheit und Jugend wohl schon mehr Härten und Grausamkeiten kennengelernt, als viele Menschen in ihrem ganzen Leben. Völlig lieblos aufgewachsen in Armut und Verwahrlosung, ohne jedes Interesse von Seiten ihrer (Stief-)Eltern, die dem Alkohol zugeneigter waren als ihren Kindern. Immerhin geht sie mehr oder weniger regelmäßig zur Schule, wo sie trotz ihrer Bemühungen schnell zur Außenseiterin wird. Doch dann muss sie ein Theaterprojekt zusammen mit Frank umsetzen, der ebenso wie sie ein Außenseiter ist, aber doch ganz anders. Und das ändert ihr beider Leben.
    Erzählt wird dieses gemeinsame Leben von Billie während einer Nacht, in der sie zuvor Beide in eine Schlucht gestürzt sind und Frank offenbar schwerstverletzt und bewusstlos neben ihr liegt. Sie erzählt und ringt um Worte in der Hoffnung, Frank damit das Leben retten zu können.
    Es ist eine in erster Linie wirklich schön erzählte Geschichte: Man nimmt teil und leidet mit Billie in ihren bes********** Verhältnissen und hofft und wünscht sich, dass es ein gutes Ende nimmt. Doch für mein Empfinden herrscht zwischen dem Erzählten und dem eigentlichen Inhalt der Geschichte ein gewisser Missklang. Billies Bildung kann man wohl nur (nach ihrer eigenen Schilderung) als zurückgeblieben bezeichnen, doch ihr Erzählstil (auch wenn er herrlich schnoddrig daherkommt) wie auch ihre Wortwahl ist alles andere als verkümmert und stehen beide in einem merkwürdigen Widerspruch zueinander, was mich immer wieder befremdete und aus der Lektüre fallen ließ :rollen: Auch der letzte Teil des Buches kam mir eher aufgesetzt vor: Für die eigentliche Geschichte war er nicht notwendig und diente lediglich als Grundlage für das (meiner Meinung) zu überzogene Happy End.
    So schwanke ich zwischen drei und vier Rättchen: Toll erzählt, aber für mich in einem bedauerlichen Missverhältnis zur eigentlichen Handlung.

    Je mehr sich unsere Bekanntschaft mit guten Büchern vergrößert, desto geringer wird der Kreis von Menschen, an deren Umgang wir Geschmack finden.&nbsp; &nbsp; Ludwig Feuerbach (1804 - 1872)