[Följetong]Die Wiener Buchmesse 2014

Es gibt 25 Antworten in diesem Thema, welches 6.205 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tomke.

  • Ein sehr schöner Bericht. Es muss Spass gemacht haben auf die Messe zu gehen. Schade, dass die deutschen Verlage Wien etwas stiefmütterlich behandeln :sauer:

    //Grösser ist doof//

  • Danke. :winken:


    ich geb die Hoffnung nicht auf dass sich das noch ändert. Vielleicht in ein paar jahren wenn sich die Messe etabliert hat.

  • Nun würde es mich mal interessieren, wie das in der Schweiz ist. Die BuchBasel habe ich verpasst, aber vielliecht gehe ich mal hin. Irgendwie habe ich das Gefühl, dort keine deutschen Verlage anzutreffen :err:

    //Grösser ist doof//

  • Es gibt keine österreichische Literatur. So wenig, wie es eine Schweizer Literatur gibt. Oder eine luxemburgische. Es gibt nur eine deutschsprachige (auch kurz "deutsche" genannte) Literatur. Dass die in der Bundesrepublik Deutschland ansässigen Verlage die Wiener Buchmesse ignorieren, hängt schlicht und ergreifend damit zusammen, dass verkaufs- und umsatzmässig die österreichische Provinz so uninteressant ist wie die Schweizer Provinz. Das wird wohl auch in den nächsten 20 Jahren nicht ändern.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Na ja - im Vergleich zu den 80 Mio. Bundesdeutschen sind die jeweils etwas mehr als 8 Mio. Österreicher oder Schweizer als Kundenmenge vernachlässigbar, seien wir ehrlich.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Es gibt keine österreichische Literatur. So wenig, wie es eine Schweizer Literatur gibt. Oder eine luxemburgische.


    Doch, klar. Literatur definiert sich nicht nur und ausschließlich durch die Sprache, in der sie geschrieben wird. Sie ist auch geprägt von Mentalitäten, Erfahrungen, historischen Einflüssen, kulturellen Bezügen, kollektiven Zeichensystemen und so weiter. Und in diesem Sinne gibt es sicher eine österreichische Literatur oder Schweizer Literatur, die sich von der (Bundes)Deutschen Literatur unterscheiden, auch wenn sie in der gleichen Sprache geschrieben wurden.

  • Literatur definiert sich nicht nur und ausschließlich durch die Sprache, in der sie geschrieben wird. Sie ist auch geprägt von Mentalitäten, Erfahrungen, historischen Einflüssen, kulturellen Bezügen, kollektiven Zeichensystemen und so weiter.


    Einverstanden. Genau deswegen gibt es nur eine deutsche Literatur, weil der deutsche Sprachraum viel zu eng verzahnt ist. Ansonsten müssten wir im 19. Jahrhundert von einer preussischen, einer bairischen, einer badischen, einer württembergischen etc. etc. Literatur sprechen. Und Österreich mit seinen kakanischen Verknüpfungen hätte erst seit dem ersten Weltkrieg eine eigene Literatur, weil man vorher von einer kakanischen Literatur sprechen müsste. Der Streit zwischen den Schweizern Bodmer und Breitinger, sekundiert vom Schwaben Wieland, mit dem Preussen und nachmaligen Sachsen Gottsched über die Literatur wäre demnach überflüssig gewesen...


    Sicher, es gibt Heimatliteratur...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Einverstanden. Genau deswegen gibt es nur eine deutsche Literatur, weil der deutsche Sprachraum viel zu eng verzahnt ist. Ansonsten müssten wir im 19. Jahrhundert von einer preussischen, einer bairischen, einer badischen, einer württembergischen etc. etc. Literatur sprechen. Und Österreich mit seinen kakanischen Verknüpfungen hätte erst seit dem ersten Weltkrieg eine eigene Literatur, weil man vorher von einer kakanischen Literatur sprechen müsste. Der Streit zwischen den Schweizern Bodmer und Breitinger, sekundiert vom Schwaben Wieland, mit dem Preussen und nachmaligen Sachsen Gottsched über die Literatur wäre demnach überflüssig gewesen...


    Das Argument überzeugt mich nicht so recht. Natürlcih gibt es Verflechtungen. Und es ist ja auch klar, dass in verschiedenen Epochen die Grenzen schwerer zu ziehen sind. Aber wenn die kulturellen Beziehungen eine Abgrenzung der Literaturen unmöglich machten, wäre auch die deutsche Literatur in früheren Jahrhunderten kaum von der Literatur anderer 'nationes' zu unterscheiden. Dass im 18. Jahrhundert die Beziehungen zu Frankreich sehr eng waren oder auch im Mittelalter. Die Grenzen, ab wann man von einer österreichischen Nationalliteratur in Abgrenzung zu einer Regionalliteratur sprechen kann, wird man wohl auch exakt nur schwer ziehen können. Dass es aber Autoren gibt, die dezidiert als österreichische Autoren anzusprechen sind, steht für mich außer Frage - wie eben auch die Frage, dass diese in ihrer Gesamtheit eine 'österreichische Literatur' bilden.


    BTW: Würdest Du dann auch die Existenz voneinander abzugrenzender englischer, irischer und amerikanischer Literaturen bestreiten?

  • Natürlich gibt es österr. Literatur, gerade was die Krimi-Szene angeht. Das ist nicht deutsch weil deutschsprachig. Ich finde es gut, dass man sich gewisse Mentalität und Lokalkolorit leisten kann, obwohl man damit nur ein (international vergleichsweise) kleines Publikum erreicht.

    ~ es gibt andere Welten als diese ~<br /><br />SUB-Challenge<br />Start: 31.07.2014

  • Natürlich gibt es österr. Literatur, gerade was die Krimi-Szene angeht. Das ist nicht deutsch weil deutschsprachig. Ich finde es gut, dass man sich gewisse Mentalität und Lokalkolorit leisten kann, obwohl man damit nur ein (international vergleichsweise) kleines Publikum erreicht.


    Wie gesagt:


    Sicher, es gibt Heimatliteratur...

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  • Aber wenn die kulturellen Beziehungen eine Abgrenzung der Literaturen unmöglich machten, wäre auch die deutsche Literatur in früheren Jahrhunderten kaum von der Literatur anderer 'nationes' zu unterscheiden.


    Vor dem 16. Jahrhundert gab es in der Tat kaum eine nennenswerte deutsche Literatur. Vielleicht mit Ausnahme der hohen Zeit der Staufer-Könige. Generell spreche ich aber auch da lieber von "Literatur des Mittelalters" - da war noch zu viel vermantscht.


    BTW: Würdest Du dann auch die Existenz voneinander abzugrenzender englischer, irischer und amerikanischer Literaturen bestreiten?


    Jein. England und Irland gehen tatsächlich zu sehr ineinander über, als dass ich eine spezielle "irische Literatur" postulieren würde. Die USA (ich nehme an, Du meinst - wie praktisch alle Europäer - mit "amerikanisch" "US-amerikanisch", denn die Lateinamerikaner sind was ganz anderes) haben sich seit etwa der zweiten Hälfte des letzten Jahrhundert so von England, ja ganz Europa, abgenabelt, dass man für die letzten 70 oder 80 Jahre tatsächlich von einer US-amerikanischen Literatur sprechen kann. Kanada gehört im Grunde genommen zur US-amerikanischen Literatur.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Heimatliteratur ist etwas anderes: sie stellt die Heimat sozusagen ins Zentrum ihrer Erzählung. Das trifft natürlich nicht auf alle Literatur zu, die in Österreich oder der Schweiz geschrieben wird. Wenn aber die Autoren auf die Welt blicken von ihrem spezifisch österreichischen oder Schweizer Standpunkt aus, dann ist das keine 'Heimatliteratur'. Der Unterschied zur preussischen oder badischen Literatur liegt auch darin, dass es sich bei diesen Staaten nicht um Nationen handelt und sie daher schon per definitionem keine Nationalliteraturen ausbilden können.

    Einmal editiert, zuletzt von Tomke ()

  • Der Unterschied zur preussischen oder badischen Literatur liegt auch darin, dass es sich bei diesen Staaten nicht um Nationen handelt und sie daher schon per definitionem keine Nationalliteraturen ausbilden können.


    Definiere mir dann bitte "Nation", wenn Du damit nicht ein politisches Gebilde meinst. Ausserdem behaupte ich ja gerade, dass preussische oder badische oder kurpfälzische Literatur Nonsense ist. Du bestätigst mich also.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)