Cordula Broicher - Wind von Westen

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    Klappentext:
    "Wind von Westen" handelt vom Leben einer Halfenfamilie zur Zeit der Koalitionskriege Ende des 18. Jahrhunderts.
    Halfen waren wohlhabende Pächter der großen Kloster im Köln-Bonner Raum. Zu Beginn dieser Verträge mussten sie noch die Hälfte ihrer Erträge an die Kloster abgeben - daher der Name -, was sich allerdings im Laufe der Jahrhunderte veränderte. Es wurden Verträge mit genauen Abgabevorschriften geschlossen, so dass die Halfen alle Mehrerträge lohnbringend veräußern konnten. Da die Halfenhöfe nach Möglichkeit innerhalb der Familie weitergegeben wurden, entstand eine wohlhabende ländliche Oberschicht.
    Von solch einer Halfenfamilie handelt mein Roman. Baltasar Broicher und Agnes Frings waren meine Vorfahren, die wenigen Lebensdaten, die ich von ihnen kenne, haben mich zu diesem Roman inspiriert. Sie lebten in den unruhigen Zeiten nach der französischen Revolution, setzten sich mit den alliierten Armeen und ab 1794 mit den Franzosen auseinander, die das Rheinland bis 1814 besetzten.


    Klappentext: Niederwesseling 1793. Agnes, die junge Halfin des Kirchhofs, ist nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes gezwungen, sich so bald wie möglich neu zu vermählen. Die Wahl ihres Vaters Jakob Frings fällt auf Balthasar Broicher, den fünften Sohn eines wohlhabenden Halfen aus dem benachbarten Godorf. Die Zeiten sind unruhig. Die Alliierten pressen die letzten Heu- und Haferrationen aus den Bauern heraus, von Westen droht der Einmarsch der französischen Revolutionsarmee. Der Kirchhof ist schon seit langem verschuldet, doch nun drohen Einquartierungen und Repressalien den Menschen im Dorf ihre Lebensgrundlage zu entziehen. Das sind jedoch keine Gedanken, mit denen sich Balthasar dieser Tage beschäftigt, schon seit Jahren heimlich in Agnes verliebt, sieht er sich endlich am Ziel seiner Träume. Doch am Hochzeitstag schaut er nur in feindselige Gesichter. Wird er sich gegen Jakob Frings' Tyrannei behaupten, und, vor allem, wird er das Herz seiner Frau erobern können?



    Zu diesem Buch gibt es ab dem 30.01. eine autorenbegleitete Leserunde. Anmeldeschluss für Freiexemplare ist der 16.01. Mitleser sind herzlich willkommen. :winken:

    Einmal editiert, zuletzt von Heimfinderin ()

  • Zeitreise nach Niederwesseling zur Zeit der Französischen Revolution


    Niederwesseling, 1793: als der Mann von Agnes, der Halfin des Kirchhofs, stirbt, muß ihr Vater seine Tochter wieder schnell vermählen, da der Kirchhof verschuldet ist. Seine Wahl fällt auf Balthasar Broicher aus dem Nachbarort, der schon seit Jahren ein Auge auf Agnes geworfen hat. Balthasar hat viele Ideen, wie er den Kirchhof aus den Schulden holen will, aber sein tyrannischer Schwiegervater steht ihm immer wieder im Weg. Aber auch der Rest der Familie mißtraut dem neuen Familienmitglied. Zudem drohen der Einmarsch der französischen Revolutionstruppen sowie die Einquartierung von Soldaten und deren Versorgung.


    Mit diesem Buch, das gleichzeitig die Familiengeschichte der Autorin ist, entführt Cordula Broicher die Leser in das ländliche Rheinland, das zur damaligen Zeit den Hauch der Französischen Revolution zu spüren bekommen hat. Das Buch erzählt die Geschichte der Halfen und Tagelöhner, sowie die Probleme, mit der sie zur damaligen Zeit zu kämpfen hatten.


    Die Franzosen wollen ihre Ideale von Freiheit und Brüderlichkeit in das Rheinland tragen, doch schnell wird klar, daß diese Ideale nichts nützen, wenn die zu befreiende Bevölkerung nichts zum Essen hat. Aber auch die eigenen Soldaten bringen mit Zwangseinquartierungen und Repressalien Not über die Menschen.


    Balthasar Broicher ist ein junger Mann, der davon träumt, seinen eigenen Hof erfolgreich zu bewirtschaften und ein harmonisches Familien- und Dorfleben zu führen. Balthasar hat mir sehr gut gefallen, da er ein kluger Kopf ist und sich auf seine Mitmenschen einläßt.


    Aber auch die anderen Charaktere werden liebevoll dargestellt: Agnes, die anfangs Angst vor ihrem neuen Mann hat. Ihre Schwester Lisbeth, die von einem Leben im Kloster träumt. Ihr Bruder Johann, der von seinem Vater als geistesschwach hingestellt wird. Der Bruder Paul, der heimlich zu den Franzosen übergelaufen ist. Und besonders ihre siebenjährige Schwester Tilla, ein aufgewecktes Kind, das auf allerlei verrückte Ideen kommt.


    Abgerundet wird das Buch durch ein Nachwort, in dem auf historische Fakten und Fiktion eingegangen wird, sowie Skizzen und Zeichnungen aus der damaligen Zeit.


    Mir hat die Zeitreise in die Vergangenheit der Familie Broicher sehr gut gefallen, bei der ich viel Neues gelernt habe.


    4ratten

    Liebe Grüße

    Karin

  • Balthasar Broicher ist schon lange in Agnes, die Halfin des Kirchhofs, verliebt. Ihr Mann ist plötzlich verstorben und sie muss so schnell wie möglich wieder heiraten, um den Hof weiterzuführen. Als Balthasar um sie wirbt, ist ihr Vater Jakob Frings nicht sehr begeistert. Aber auch Agnes ist zurückhaltend.
    Die Zeiten sind nicht einfach für die Menschen. Die Franken machen sich breit und die Halfen müssen die Besetzer versorgen, das nimmt die Zeit in Anspruch, die eigentlich zum Bestellen der Felder notwendig ist. Schon bald bestimmen Hunger und Armut das Leben.
    Es ist eine interessante Geschichte über das Leben der Menschen am Ende des 18. Jh. und wie die „Politik“ dramatische Auswirkungen auf dieses Leben hat. Obwohl ich aus der Gegend stamme, war mit der Begriff „Halfe“ bisher unbekannt.
    Die Menschen sind authentisch und gut dargestellt. Balthasar bleibt als fünfter Sohn nur die Möglichkeit, eine Halfin zu heiraten, weil er sich sonst als Knecht verdingen muss. Er ist ehrgeizig und geduldig und ergreift die Chance, wenn sie sich bietet. Seine Geduld und Beharrlichkeit hilft ihm dabei, sich Respekt in der großen Familie zu erwerben. Er kann sich durchsetzen, erkennt aber auch schnell Fähigkeiten in anderen Menschen, die sonst verborgen blieben. Agnes ist sympathisch, mitfühlend und steht mit beiden Beinen im Leben. Sie ist auch verantwortlich für das Auskommen ihrer Geschwister und des Vaters. Besonders gefallen hat mir die kleine Schwester Tilla. Sie macht sich viele Gedanken über alles und jedes.
    Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und gut zu lesen. Ungewohnte Redewendungen sind im Anhang erklärt.
    Ein interessantes historisches Buch.

  • Wind vom Westen – Familiengeschichte spannend erzählt


    Die Autorin hat in diesem Buch den Ursprüngen ihrer Familie nachgespürt und anhand einer relativ kleinen, aber sehr ereignisreichen Zeitspanne aus deren Leben erzählt. Balthasar Broicher ist der Sohn eines Halfen, aber nicht der Erbe des Hofes. Er hat eine Ausbildung als Pfarrer abgeschlossen, möchte aber lieber als Halfe arbeiten. Außerdem hat er schon lange ein Auge auf Agnes geworfen, die junge Witwe, Besitzerin eines kleinen hoch verschuldeten Hofes. Da zu dieser Zeit eine Liebesheirat nicht das Normale ist, fühlt sich Agnes wie eine Ware, die an den Meistbietenden verkauft wird. Ihr Mann wird nicht viel zu sagen haben, denn auf dem Hof herrscht der Vater mit harter Hand. Von der Hochzeit ab begleiten wir die kleine Familie ein paar Jahre, Jahre, die für die Familie, für das Dorf und für die gesamte Gegend schwierig sind, denn die Franzosen kommen.
    Dieses Buch zu lesen ist eine Freude. Als Leser taucht man ein in einen Alltag des Lebens auf dem Dorf während des Deutsch-Französischen Krieges. Der Halfe ist nicht arm, gehört aber auch nicht zu den reichsten Bauern. Es ist also eine ganz einfache Geschichte und gerade das fasziniert. Die sich entwickelnden Gefühle zwischen den Eheleuten, die mit wenigen Worten eine ruhige sanfte Beziehung nacherleben lässt, hat mir sehr gut gefallen. Die Normalität des Lebens und gleichzeitig für den heutigen Leser so weit entfernte Probleme ergeben eine tolle Mischung. Wie muss das sein, wenn man bei jeder Geburt Angst haben muss, ob ein gesundes Kind geboren wird, ob es die ersten Wochen überlebt? Wie hart der Arbeitsalltag ist, der nur kurze Pausen gönnt, wie schwierig es ist, mit anderen zu teilen, wenn es bis auf die eigenen Lebensgrundlagen geht?
    Trotz des schweren Lebens, der ständigen Ungewissheit, was die Zukunft bringt, geht das Leben weiter, muss es weiter gehen, denn es gibt immer Vieh zu versorgen, Acker zu bestellen, Menschen zu verköstigen. Kinder sind etwas Besonderes, aber gleichzeitig haben sie auch Aufgaben zu erfüllen. Sie übernehmen sehr zeitig schon Verantwortung und fühlen sich gut dabei, auch wenn manchmal die Arbeit keinen Spaß macht. Agnes‘ Schwester Tilli huscht immer wieder wie ein kleiner Wirbelwind durch die Geschichte und zeigt, wie gern Kinder lernen und stolz sind auf das Gelernte, auf die Erfüllung ihrer Aufgaben. Vielleicht sollten wir heute in der Pädagogik öfter mal an diese Zeiten denken.
    So erzählt macht Geschichte wirklich Spaß. Vielleicht hätte ich von der Zeit auch mehr behalten, wenn wir es in meiner Schulzeit so interessant erzählt bekommen hätten.
    Einmal so in die Zeit eingeführt ist es dann auch noch spannend, die Bemerkungen am Ende zu lesen.
    Ahnenforschung ist spannend, denn man erfährt durch viele Bemerkungen und Hinweise etwas über Alltagsgeschichte, aber bei den meisten Ahnenforschern bleibt das in ihren Unterlagen. Vielen Dank an die Autorin, dass sie ihre Forschungen in so interessanter Form an uns als Leser weiter gegeben hat.


    Fazit:
    Eine gut erzählte Familiengeschichte, in der es die Autorin schafft, den Alltag spannend zu zeigen.

  • Das Buch:
    Niederwesseling, 1793.
    Die sechsundzwanzigjährige Halfentochter Agnes Frings sieht einer düsteren Zukunft entgegen: Nach dem frühen Tod ihres ersten Mannes will ihr Vater sie möglichst schnell wieder verheiraten. Bewerber sind rar gesät, denn der Hof ist hoch verschuldet und viele Dorfbewohner nehmen es Agnes übel, dass ihr Bruder Paul zu den Franzosen übergelaufen ist.
    So bleibt am Ende nur Balthasar Broicher übrig, ein junger Mann aus dem Nachbarort. Ihr neuer Ehemann ist Agnes unheimlich; auf Dorffesten wirkt er eher zurückhaltend, anstatt ausgelassen zu singen und zu tanzen wie seine Altersgenossen.


    Mit auf dem Hof leben außerdem noch Agnes' Geschwister:
    Johann, der als "nicht ganz richtig im Kopf" gilt und vom Vater schikaniert wird; die ruhige und besonnene Lisbeth, die von einem Leben im Kloster träumt sowie Nesthäkchen Tilla, die für ihr Alter schon viel auf dem Hof mitarbeiten muss, aber noch genug Zeit hat, sich durch ihre Neugier und ihren Vorwitz in Schwierigkeiten zu bringen.
    Was Agnes (noch) nicht weiß, ist, dass sie mit ihrem Ehemann keinen so üblen Fang gemacht hat: Balthasar ist klug, gebildet und warmherzig - und schon lange in Agnes verliebt. Wird es ihm gelingen, das Herz seiner Frau und seiner neuen Familie für sich zu gewinnen?


    Meine Meinung:
    Ich habe Cordula Broichers Roman innerhalb kurzer Zeit verschlungen. Sehr kurzweilig und angenehm zu lesen spinnt die Autorin die Lebensgeschichte ihrer Vorfahren weiter, allerdings nur einen kleinen Ausschnitt davon.
    Dies ist auch mein einziger Kritikpunkt: Der Roman umfasst lediglich einen Zeitrahmen von zwei Jahren; ich hätte noch viel mehr über das Leben der Familie Broicher erfahren mögen, so lebendig waren die Figuren gezeichnet. Gerade die jüngere Generation ist mir beim Lesen ans Herz gewachsen: Tilla, Lisbeth, Gottfried und die Pflegekinder Michel und Chreß - gerne hätte ich noch mehr über ihr weiteres Schicksal erfahren.
    Aber auch den anderen Charakteren verleiht die Autorin unverwechselbare Züge. Nebenbei erfährt man viel über die Lebensumstände der damaligen Zeit. Die schwierige politische Situation wird differenziert dargestellt, ohne Partei zu ergreifen. Den hohen Idealen der Französischen Revolution stehen Elend und Not der Bevölkerung gegenüber, die unter den Folgen des Krieges leiden müssen. Broichers werden nach wie vor angefeindet, da Agnes' Bruder Paul auf Seiten der Franzosen kämpft, doch als die französische Armee tatsächlich in Niederwesseling einrückt, helfen gerade Pauls Kontakte, dass Broichers nicht ganz so schlimm unter den Repressalien zu leiden haben wie andere Familien.


    Nach dem Klappentext hatte ich erwartet, dass die "Liebesgeschichte" stärker im Zentrum stehen würde, doch dieser Teil nimmt vergleichsweise wenig Raum ein.
    Schnell hat sich alles geordnet; auch die Auseinandersetzung mit dem Schwiegervater geht recht glatt über die Bühne. Um die Vorurteile der Dorfbewohner zu überwinden, muss sich Balthasar länger abmühen. Diese Bemühungen um Anerkennung im Dorf, die familiären Entwicklungen des Ehepaares und natürlich die zunehmend schwieriger werdende politische Situation nimmt den Großteil der Handlung ein.
    Meiner Meinung nach hätte es ruhig ein bisschen länger dauern dürfen, bis Balthasar seine neue Familie von seinen Qualitäten überzeugt hat, aber das ist nur ein minimaler Kritikpunkt.
    Gut gefallen hat mir wiederum, dass die Autorin auf explizite Szenen verzichtet und es bei Andeutungen belässt, wo es um die Annäherung und Beziehung von Agnes und Balthasar geht. Dies fand ich sehr wohltuend; weniger ist manchmal mehr.
    Alles in allem spannende und kurzweilige Unterhaltung für Freunde historischer Familienromane.
    4ratten

  • Durch eine Leserunde bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden und bin sehr froh darüber es gelesen zu haben. Da der Titel nicht gerade aussagefähig ist und auch das Cover eher unscheinbar wirkt hätte ich es in der Buchhandlung sicher nicht in die Handgenommen.
    Der Inhalt
    Niederwessling im Jahre 1793, Balthasar, der fünfte Sohn eines wohlhabenden Halfen ehelicht die junge Witwe Annes, die er bereits seit Kindertagen liebt und wird somit Halfe des Kirchhofs. Die damaligen Zeiten sind sehr unruhig, die Alliierten pressen die letzten Heu und Haferrationen aus den Bauern und von Westen droht der Einmarsch der französischen Revolutionäre. Viele Menschen leiden Hunger. Der Kirchhof ist auch schon seit langem verschuldet, doch nun drohen Einquartierungen und Repressalien den Menschen auf dem Hof und im ganzen Dorf.
    Das Buch beruht zum Teil auf eine wahre Begebenheit und auch einige Personen der Handlung hat es tatsächlich gegeben.
    Es ist ein sehr interessanter und spannender Roman, der sich sehr flüssig und schnell liest.

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