Stefano D'Arrigo - Horcynus Orca

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 6.411 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von sandhofer.

  • Eines der bedeutendsten Romane des 20. Jahrhunderts liegt nun 40 Jahre nach Erscheinen des italienischen Originals in deutscher Sprache vor.


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    Stefano D'Arrigo - Horcynus Orca. 1472 Seiten, 58 Euro.


    Der Wikipedia-Artikel informiert ausführlich:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Stefano_D%E2%80%99Arrigo


    Insbesondere sollten sich die deutschen Leser glücklich schätzen, denn es gibt zur Zeit keine weitere Übersetzung aufgrund des großen verlegerischen Risikos.


    Eine Leseprobe gibt es auf den Seiten des Fischerverlages:
    http://www.fischerverlage.de/m…/LP_978-3-10-015337-1.pdf


    Eine beeindruckend dichte Sprache kann man dort lesen, aber eben auch einen Satzbau, der den Leser nur langsam voranschreiten lässt.


    Der Deutschlandfunk bespricht das Werk mit einer gehörigen Prise Pathos:
    http://www.deutschlandfunk.de/…ml?dram:article_id=311056


    Dieses Pathos kann man verstehen, wenn man den Tagesspiegel liest. Allein der Übersetzer Moshe Kahn hat ein Jahrzehnt lang dieses Werk übersetzt:
    http://www.tagesspiegel.de/kul…er-sprachen/11391762.html


    Auch beim WDR gibt es bereits eine Rezension zum Nachhören (5:42 min):
    http://www.ardmediathek.de/rad…26608194&bcastId=19358026


    Hier erfährt man, dass der Übersetzer den Autor noch persönlich getroffen hat.


    Das äußerst aufschlussreiche Nachwort des Übersetzers ist auch online verfügbar:
    http://www.xn--bersetzerwerkst…-orca-von-stefano-darrigo


    Die Besprechungen in den großen Zeitungen stehen noch aus, aber die Buchmessenbeilagen erscheinen in den nächsten Tagen.


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Das ist wirklich ein Mammutwerk. Aber auch ein stolzer Preis. Ob der Verlag da Rezensionsexemplare verschickt :smile:?

    Das Leben ist das schönste Märchen. Hans Christian Andersen


  • Aber auch ein stolzer Preis.


    Wenn man bedenkt, dass allein der Übersetzer zehn Jahre daran gearbeitet hat, ist es doch ziemlich günstig.

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • In den Buchmessebeilagen von FAZ und SZ zur Leipziger Buchmesse wurde das Werk auf jeweils einer Seite ausführlich besprochen. Die SZ fragt sich, ob sich dieses Werk in die ganz große Linie mit Musil, Proust und Joyce einordnen lässt und bejaht dies (auch wenn bei mir Zweifel bleiben).


    Die Zusammenfassung auf Perlentaucher dauert bei den Beilagen einige Tage, ist dann dort aber zu finden.


    Gruß, Thomas

  • Ich möchte auf eine wunderbare Besprechung des Buches in einem Blog "Buzzaldrins Bücher" hinweisen. Die Bloggerin Mara ist Bücherpatin zur Leipziger Buchmesse 2015 und jedes der nominierten Bücher wurde vorab an Blogger zur Besprechung gegeben. Nun hatte diese Bloggerin mit dem 1500 Seiten Mammutwerk wahrlich keine leichte Aufgabe. Aber lest selber:


    http://buzzaldrins.de/2015/03/…nus-orca-stefano-darrigo/


    Verlinkt ist nachfolgend eine ausführliche Besprechung von "Glanz und Elend", ein hervorragendes Rezensionsmagazin im Internet. Vor dem Lesen der Besprechung warne ich jedoch ausdrücklich, da das Ende des Buches verraten wird. Da die meisten das Buch ohnehin nie lesen werden, macht das aber nichts. :zwinker: Und diejenigen, die es lesen, benötigen ohnehin keine Handlungsspannung.


    http://www.glanzundelend.de/Ar…arrigo-horcynus-orca..htm


    Interessant darin, der abschließende Kommentar zum Buch:


    Zitat

    Bei allem Respekt für die unbeschreibliche Arbeit von über 20 Jahren, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieses sprachlich höchst anspruchsvolle Epos wohl vorrangig ein Lesevergnügen für die geschulten Interpreten der Romanistikseminare und die belesenen Feuilletonisten des professionellen Literaturbetriebs bleiben wird. Alle anderen Romanliebhaber werden sich durch diese knapp 1500 Seiten wahrlich durchbeißen müssen wie einst 'Ndrja und Odysseus selbst. Immerhin ist dies dank der schweißtreibenden Übersetzungsarbeit von Moshe Kahn erstmals, vierzig Jahre nach Erscheinen des sizilianischen Originals, möglich.


    Aus dem Buch (und der Besprechung) zitiere ich einen Satz, der für sich genommen den Text mit seiner epischen Sprache wie eine Oper in Buchform wirken lässt. Diese vielen Zeilen sind ein einziger Satz. Auf welche Weise hier der Tod dargestellt wird, finde ich meisterhaft. Lest selbst:


    Zitat

    »Man musste sich schämen, wenn man sie fragte, diese Strandvagabunden, ob es ein Boot gäbe, und ihnen gleich darauf direkt ins Gesicht die Frage nach dem Sinn des Todes stellte, der Tod, der das Meer inzwischen längst für sie bedeutete, dieser hündische Bastard mit alten Schwären, der seit weiß wie vielen Jahren die unter ihnen herauswitterte, die berufsmäßig über die Strände vagabundierten, ihnen Schritt für Schritt folgte, so als würde er den Augenblick erwarten, wo sie stehen blieben und die Knie beugten, weil sie von einer großen, seltsamen Müdigkeit erfasst wurden, und er ihnen auf die Hände sabberte, wie wenn er sie küsste, und auf die Augen, als würde er ihnen einen Schleier zum Vergessen des Lichts reichen, und sie würden ihn nicht fortgejagt, ja, sie würden sein Kommen nicht einmal bemerkt haben.«


    ... wo sie stehen blieben und die Knie beugten ... und er [der Tod] ihnen auf die Hände sabberte ... ist das nicht wunderbar gemacht?


    Schöne Grüße, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Ein wunderschöner Satz, da muss ich dir recht geben. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen das Buch zu lesen. Nach dem ich deinen ersten Link gelesen habe, bin ich ziemlich sicher, dass dieser Roman mich überforderte und ich daher seine Schönheit nicht würdigen könnte. Wirst du es lesen?

  • Ich glaube nicht, dass ich den Roman in Gänze lesen werden. Über 1000 Seiten einen so "hohen" Ton auszuhalten, ist auch für einen Leser nicht einfach.

  • Proust spielt zwei Oktaven tiefer. Proust hat keine eigene Sprache erschaffen, wie sie hier teilweise anzufinden ist.


    In der Literaturbeilage der ZEIT gab es gestern auch eine positive Besprechung. Fehlt also noch die NZZ.


    Gruß, Thomas

  • Die Stockholmer Stadtbücherei kauft das Buch! (Auf Deutsch; auf Italienisch hat sie es schon.)
    Mal schauen, wie weit ich darin komme.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Denis Scheck hat das Buch wohl gestern auch in "Druckfrisch" besprochen. Ich habe die Sendung nicht selbst gesehen, aber ich weiß, dass er es nicht in die Tonne gekloppt hat ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hier gibt es den Ausschnitt zu sehen. Dennis Scheck vor passender Kulisse und mit Empfehlung für das Buch. Mich würde es reizen. Das heißt abwarten, bis die Gebrauchtexemplare auf den Markt kommen.

  • Ich habe mich ehrlich gesagt auch gefragt, wie die Feuilletonisten das Monstrum so schnell lesen konnten, bzw. ob sie es überhaupt ganz gelesen haben.


    Mein Leseversuch startete recht positiv: Ich war nach den ersten Seiten doch überrascht, wie leicht das Buch trotz des nicht gerade einfachen Stils dahinfloss. Ich folgte dem Protagonisten fasziniert auf seiner Reise durch Raum und Zeit und war frohen Mutes. Aber nach etwa 200 Seiten war es aus. Plötzlich musste ich mich durch jeden einzelnen Satz quälen. Sowohl Sprache als auch Handlung verloren erst ihren Reiz und riefen dann Unmut und Ablehnung hervor. (Die Worte "Fere" und "Delfin" erzeugen seitdem Aggressionsgefühle bei mir.) Nach etwa 150 Seiten Qual habe ich das Buch dann in die Bibliothek zurückgetragen.


    Woran der plötzliche Wechsel in der Lesbarkeit (für mich) liegt, kann ich nicht sagen. Da D'Arrigo an seinem Buch viele Jahre lang geschrieben hat, könnte ich mir allerdings vorstellen, dass der gut lesbare Teil zu einer anderen Zeit geschrieben wurde, als der unlesbare.


    Fazit: Nichts für mich.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Auch einer, der mit dem Vornamen des Helden kämpft und gegen die Autoformatierung seines CMS verliert: ,Ndrja statt 'Ndrja ... :breitgrins:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)