01 - Seite 1 bis 88

Es gibt 37 Antworten in diesem Thema, welches 7.341 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kanya.

  • Hallo ihr Lieben!


    Hier startet die Leserunde zu "Das Licht der letzten Tage" von Emily St.John Mandel.


    Postet hier bitte erst, wenn Ihr mit der Lektüre begonnen habt und etwas zum Buch zu sagen oder zu fragen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das Ganze zu sehr in die Länge und passen besser in den Buchvorschlag. Außerdem wäre schön, wenn Ihr darauf achtet, nicht einzeln zu sehr vorzupreschen, damit wir zusammen bleiben und damit auf einem ähnlichen Stand spekulieren und diskutieren können. Als Faustregel gilt, nicht mehr als ein Abschnitt pro Tag.


    Zum Abschluss: bitte denkt auch daran, dass ein wichtiger Teil der Leserunden eure abschließenden Rezensionen sind und stellt diese am Ende der Runde zeitnah hier im Forum und auf literaturschock.de direkt ein.
    Zahlreiche Rezensionen hier und die Streuung auf anderen Seiten steigern bei den Verlagen die Attraktivität von solchen Aktionen: Denkt daran, dass die Teilnahme an der Runde und die Rezensionen die "Gegenleistung" für die Freiexemplare sind.



    Hier könnt ihr über den Inhalt von Seite 1 bis 88 schreiben.
    Spoilermarkierungen sind aufgrund der Abschnittseinteilung nicht vorgesehen

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Teil 1
    Mit Shakespeare fängt es an..
    Auf der Bühne bricht ein Schauspieler zusammen, King Lear grämt sich nicht mehr zu Tode, denn Arthur Leander stirbt während der Aufführung..
    Der ehemalige Journalist Jeevan versucht vergeblich sein Leben zu retten, doppelte Dramatik auf der Bühne, es dauert lange bis der Vorhang fällt.
    Überhaupt musste er sich erst bis zur Bühne durchkämpfen, als "King Lear" die Strophen durcheinander brachte, wusste der Shakespeare-Kenner sofort, das da was nicht stimmt.
    Für Arthur Leander war das bestimmt der perfekte Tod, der gramgebeugte König Lear, Kunstschnee rieselt auf die Szenerie.
    - Ein Einstieg, der potisch anfing und Wort um Wort rasanter wurde, ich musste mich bremsen.
    Ein Anruf aus dem Hospital
    Der erschöpfte Arzt Hua warnt seinen Freund Jeevan vor der georgischen Grippe..der typische Satz: "Verlasse die Stadt und warne deine Freunde!" - Jeevan hat einen Querschnittsgelähmten Bruder und bringt ihm 7 Einkaufswägen Lebensmitel vorbei..
    Wahnsinn, wie hat er das alles dorthingeschleppt, jeden schweren Wagen einzeln..
    Es ist die Rede von einem Glashaus, sein Bruder hat dort ein Luxus-Appartement..es könnte sein, dass das Haus sie erst mal abschirmt..ab da hört man nichts mehr von den Brüdern, aber auch nicht, das sie die Grippe erwischt hat.
    Rasend schnell entwickelt sich die Ansteckungsrate, keiner überlebt den Flug Moskau/Toronto, die Leute in der Bar, die einen letzten Drink auf Arthur Leander nahmen, die Strassenbahn..etc
    Es ist erschreckend, sich das vorzustellen, einer steckt den nächsten an, alles geht schnell..zu schnell, es weitet sich zur Pandemie aus.
    Ihr habt bestimmt alle "Outbreak" gesehen..
    :entsetzt:
    Es werden viele "Vorbeis" aufgezählt, macht keiner mehr Kraftstoff, fährt man kein Auto mehr..kein Strom wird bereitgestellt, kein Internet, keine Medikamente..etc.. "Back to the Roots" ist die Alternative, wie frustrierend, wenn man um all den Fortschritt weiß und rückwärts gehen muss..
    Flugzeuge werden als Trockenmaschinen für Obst umgewandelt..Teenager haben heimlichen Sex dort.. Solange Teenies an sowas denken, ist die Welt noch nicht verloren, oder?

    Einmal editiert, zuletzt von SABO ()

  • Zuerst erleben wir einen kurzen Ausschnitt in Jeevans Leben, bevor die Georgien Grippe ausbricht. Die Szene auf der Bühne mit dem künstlichen Schnee hatte etwas Unwirkliches an sich. Genauso unwirklich wie Huas Nachricht von einer bevorstehenden Epidemie. Wir wissen zwar, dass Jeevan zu seinem Bruder gegangen ist, aber wir erfahren nicht, was aus den beiden wird. Ich bin gespannt, ob und wie sie überlebt haben.
    Die Hamsterkäufe waren sicher sinnvoll, aber bestimmt nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.


    Kirsten, das Mädchen aus dem Theater, begegnet uns wieder. Diese Verknüpfung hat mir gefallen. Sie zieht mit der Symphonie durch das Land und so erfahren wir etwas darüber, wie das Leben inzwischen aussieht. Umgebaute und von Pferden gezogene Pickups erinnern mich an die Planwagen aus dem Wilden Westen. Und ähnlich schlicht scheint das Leben nun zu sein. Die Wildnis ist gefährlich und Fremde sind nicht überall willkommen.
    Die Begegnung mit der Endzeitsekte zeigt, dass es immer wieder Menschen gibt, die andere beherrschen wollen und dies auch schaffen. Ob es wirklich so einfach ist, dort wegzugehen? Warum sollte man an so einem trostlosen Ort bleiben, wo man dem Sektenführer zu Willen sein muss?
    Ich habe mich gewundert, dass sie den Ort so problemlos verlassen konnten. Fast befürchte ich, dass diese Menschen verfolgt und getötet wurden und die Grabsteine mehr als symbolisch sind.
    Ob dieses Kapitel für die Symphonie schon abgeschlossen ist?


    Bei den Mitgliedern der Symphonie finde ich es witzig, dass die Musiker nach ihren Instrumenten mit fortlaufender Nummerierung benannt werden. Allerdings kann ich mir da nicht merken, wer dabei wer ist.


    Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr gut. Er lässt sich gut lesen und die Worte wirken sorgfältig gewählt. Ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll. Vielleicht schafft ihr das besser.


    Ich bin gespannt, wie es weitergeht und ob wir noch nähere Informationen über die Pandemie bekommen. Hat sich diese auf der ganzen Welt ausgebreitet und stimmt die vom Sektenführer genannte Zahl von einer Sterberate von 99,9% ?


  • - Ein Einstieg, der potisch anfing und Wort um Wort rasanter wurde, ich musste mich bremsen.


    Obwohl die Handlung nicht voller Action ist, liest sich das Buch sehr schnell. Die Seiten fliegen nur so dahin. Egal um welchen Handlungsstrang es geht, ich tauche regelrecht darin ein.



    Es werden viele "Vorbeis" aufgezählt, macht keiner mehr Kraftstoff, fährt man kein Auto mehr..kein Strom wird bereitgestellt, kein Internet, keine Medikamente..etc.. "Back to the Roots" ist die Alternative, wie frustrierend, wenn man um all den Fortschritt weiß und rückwärts gehen muss..


    Ich frage mich, warum das alles vorbei ist. Kann es sein, dass niemand überlebt hat, der Elektrizitätswerke am Laufen halten kann? Ich kenne mich in diesem Bereich überhaupt nicht aus, deshalb kann ich nicht beurteilen, ob eine E-Werk nicht einfach weiter Strom produziert, auch wenn es nicht mehr personell besetzt ist.


    Bestimmt ging es während der Pandemie nur ums Überleben und Strom und Medikamente waren zweitrangig. Doch wie lange hat die Krankheit ihr zerstörerisches Werk fortgesetzt? Über die Dauer der Grippe wissen wir bis jetzt ja noch nichts.

    Einmal editiert, zuletzt von Aurian ()

  • Der Einstieg in diese Geschichte war — ich kann es gar nicht mit einem anderen Wort beschreiben — ergreifend. Besonders eindringlich fand ich das Kapitel am Ende von Teil 1, dieses "Es war vorbei mit…", an sich ja total simpel aufgezogen, aber mit so einer großen Botschaft dahinter.



    Ich frage mich, warum das alles vorbei ist. Kann es sein, dass niemand überlebt hat, der Elektrizitätswerke am Laufen halten kann? Ich kenne mich in diesem Bereich überhaupt nicht aus, deshalb kann ich nicht beurteilen, ob eine E-Werk nicht einfach weiter Strom produziert, auch wenn es nicht mehr personell besetzt ist.


    Bestimmt ging es während der Pandemie nur ums Überleben und Strom und Medikamente waren zweitrangig. Doch wie lange hat die Krankheit ihr zerstörerisches Werk fortgesetzt? Über die Dauer der Grippe wissen wir bis jetzt ja noch nichts.


    Genau so stelle ich es mir auch vor. Vielleicht springt in den Köpfen der Menschen ein Schalter um und dann gibt es nur noch das Überleben. Und Wasser und Nahrung und Wegkommen. Warum dann aber so schnell alles kaputt geht, weiß ich auch nicht so genau. Ich habe zumindest schon davon gehört, dass sich die Natur ganz schnell ganz viel zurückholt, wenn man sich nicht mehr darum kümmert. Aber Windkraftanlagen und ähnliches kippen ja auch nicht einfach um. Bisher habe ich es in keiner postapokalyptischen Geschichte anders erlebt, als dass einfach nichts mehr funktioniert hat. Hier habe ich allerdings zum ersten Mal davon gehört, dass Sprit so schnell unbrauchbar wird. In anderen Büchern gab es immer Leute, die noch alte, verrostete Trucks hatten und sich über jedes bisschen Sprit gefreut haben.


    Aber auch die Kapitel vor dem Ausbruch der Grippe haben schon sehr gefesselt. Man erlebt hier wirklich nur einen winzigen Ausschnitt aus dem Leben eines Mannes und trotzdem war es richtig fassbar. Das Theater, seine Frau, die ihn einfach allein lässt und ihn später bei seiner Warnung nicht für voll nimmt. Da bin ich schon wütend geworden. Sie hat ihn behandelt wie einen Hypochonder, von dessen angeblichen Krankheiten sie schon genervt war. Und dann kommt die echte Verletzung und keiner nimmt's für voll. "Du weißt doch, dass ich vor dem Schlafengehen nicht gern TV schaue". Ach, diese Frau, ein Blick hätte ihr gut getan, aber sie war weiterhin ziemlich respektlos zu ihrem Mann… Dass man erst mal sagt, dass es wahrscheinlich wieder wie bei SARS ist, das bald wieder vorbei ist, kann ich ja noch verstehen. Aber einfach abzublocken, wenn der verzweifelte Mann versucht zu helfen? Hmm...


    Die Verbindung zum Jahr 20 fand ich dann wieder wunderbar, dass man die Theatertruppe wieder trifft. Und überhaupt das Nomadenleben, das stelle ich mir noch richtig spannend vor. Sie werden auf jeden Fall noch die unterschiedlichsten Menschen und Städte treffen und ich bin sehr gespannt.
    Bei der Sekte und dem Propheten musste ich ziemlich die Augen verdrehen. Es kann ja jeder glauben, was er will, aber ich kann es überhaupt nicht verstehen, wieso man sich einem (wahrscheinlich kranken) Menschen wie dem Propheten so unterwirft. Das Leben in der kleinen Siedlung hat sich dadurch offensichtlich nicht mal verbessert, denn die Menschen haben Angst vor ihm, sie dürfen nichts außerhalb der Regeln machen und müssen Frauen an ihn abgeben, so wie es aussieht.



    Ich habe mich gewundert, dass sie den Ort so problemlos verlassen konnten. Fast befürchte ich, dass diese Menschen verfolgt und getötet wurden und die Grabsteine mehr als symbolisch sind.


    Daran musste ich auch schon denken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Prophet möchte, dass negative Dinge "seines Volkes" oder seiner Führung weitergegeben werden.



  • Bei der Sekte und dem Propheten musste ich ziemlich die Augen verdrehen. Es kann ja jeder glauben, was er will, aber ich kann es überhaupt nicht verstehen, wieso man sich einem (wahrscheinlich kranken) Menschen wie dem Propheten so unterwirft. Das Leben in der kleinen Siedlung hat sich dadurch offensichtlich nicht mal verbessert, denn die Menschen haben Angst vor ihm, sie dürfen nichts außerhalb der Regeln machen und müssen Frauen an ihn abgeben, so wie es aussieht.


    Da musste ich nicht nur die Augen verdrehen, das hat mich angeekelt. Der Typ, offensichtlich ein Loser hat sich hier eine "Bühne" geschaffen",
    ich könnte mir denken, das er Schauspieler war oder Psychologe, ich weiß jetzt nicht wie alt er ist..
    Immer wieder überraschend, das sich die Welt nicht neu erfindet, wenn sie die Chance dazu hat, sondern immer wieder in gleiche Verhaltensmuster verfällt, Mann über Frau, Bärtiger Prophet über alle. Wo sind die Amazonen? Wäre das so unglaubwürdig?
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  • Daran musste ich auch schon denken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Prophet möchte, dass negative Dinge "seines Volkes" oder seiner Führung weitergegeben werden.


    Ich glaube schon an die Symbolik der Grabsteine, er muss es ja seinem Volk als Mahnmal vor´s Gesicht halten..
    Ich glaube nicht, dass der Neuzeit-Elias der Meinung ist, irgendetwas Negatives könnte seinem auserwählt-sonnenbestrahlten Über-Ich, abhaften.. Sein Volk ist auch fast perkekt, aber nur so weit, das er auch hin und wieder den Macker heraushängen lassen kann..
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    Diesmal war es eine sehr unangenehme Spannung, die Teil 2 beendete, fast wollte ich vorblättern..


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  • Ich muss gestehen, die ersten Seiten fand ich erst nicht so prall und ich musste mich überwinden weiterzulesen. Das Theatherstück und was Jeevan damit zu tun hat, konnte mich nicht fesseln, aber dann nachdem der Schauspieler gestorben ist, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen und besonders Kapitel 6 mit der unvollständigen Liste fand ich schockierend und faszinierend. Alles, was für uns selbstverständlich ist, gibt es für die Menschen nach der Pandemie nicht mehr. Außerdem finde ich diese Andeutungen, wer als letztes in der Bar überlebt sehr gelungen und kryptisch.
    Die Pandemie hat sich ja erschreckend schnell ausgebreitet und verdammt viele Menschen getötet. Ich wüsste ja zu gerne, was aus Jeevan geworden ist.
    Erst begleitet man ihn, aber ob er wirklich gestorben ist erfährt man nicht oder habe ich das überlesen? Ihn mochte ich eigentlich, vor allem weil er sich um seinen Bruder gekümmert hat, anstatt die Stadt zu verlassen.


    Dann der Zeitsprung 20 Jahre später und man erfährt, was aus Kirsten geworden ist. Die Welt wirkt irgendwie leer und trostlos und obwohl das Buch Spannung eher subtil aufbaut und nicht davor sprießt kann ich es kaum aus der HAnd legen.
    Verwirrend finde allerdings, dass die Mitglieder der Symphonie bei ihren Instrumenten genannt werden, damit komme ich total durcheinander, vor allem weil ich momentan eh noch Probleme mit den ganzen Namen habe.
    Ich finde es toll, dass es die Symphonie gibt und damit auch alte Stücke aufrecht erhalten werden und so nicht in Vergessenheit geraten.
    Das in der "Stadt" war aber gruselig. So eine richtige Sekte. Ich hätte nicht gedacht, dass sie die einfach verlassen können. Das ging nun doch, aber wiederkommen sollten sie wohl nicht. Ich frage mich ja, was aus den beiden Freunden von Kirsten und den anderen geworden ist und ob sie sie noch wiederfinden. Ich bin echt gespannt worauf das Buch hinausläuft, denn bisher kann ich das nicht vorstellen.
    Kirsten mag ich übrigens, auch wenn ich finde, dass die Charaktere momentan noch etwas blass bleiben.


    Der Schreibstil dagegen ist irgendwie besonders, poetisch und tiefgründig. Dazu ist er ergreifend und regt subtil zum Nachdenken an. Ich liebe ihn, weil er nicht so ist, wie in den meisten Büchern, auch wenn es mir schwerfällt ihn genau zu beschreiben. ;)


    Also bisher gefällt mir das Buch wirklich gut.


  • Ich finde diese ganzen Sektengeschichte gruselig (ich fand Sekten immer schon unheimlich) und zuerst dachte ich, dass es nicht nur symbolische Grabsteine sind, aber das scheint wohl doch der Fall zu sein. Wer sich dem "Prophet" nicht anschließt ist für ihn und seine Anhänger gestorben und sollte er wiederkommen, erledigen die wohl den Rest. Ich finde es schlimm, dass es immer wieder solche Propheten gibt, die aus der Katastrophe für sich einen Vorteil herausholen wollen. Irgendwie wiederlich.

  • Ich habe "Station Eleven", wie das Buch im englischen Original heißt, vor rund einem Jahr gelesen. Da es mich noch lange danach beschäftigt hat, habe ich mich sehr darauf gefreut, das Buch noch einmal gemeinsam in einer Leserunde zu lesen und darüber zu diskutieren. Dank Dani79, die mir bei der Einteilung der englischen Ausgabe geholfen hat, konnte ich heute damit beginnen und war sofort wieder "mittendrin" im Geschehen.
    Der Beginn des Buches katapultiert den Leser in eine Aufführung von "König Lear" in Toronto. Arthur Leander, der die Titelrolle spielt, erleidet gerade mal 51-jährig auf der Bühne einen Herzinfarkt und verstirbt. Auch für Jeevan Chaudhary, ein junger Mann, der dem Schauspieler zu Hilfe eilt und ihn vergeblich versucht wiederzubeleben, ist es ein schicksalhafter Abend - durch den Vorfall hat er endlich Klarheit über seine Berufspläne gewonnen und ist sich sicher, dass seine Zukunft im Rettungsdienst liegt. Dazu kommt es allerdings nicht:
    Noch während Jeevan auf dem Weg nach Hause ist, erhält er einen alarmierenden Anruf von einem befreundeten Arzt, der in der Notaufnahme arbeitet und Menschen wie Fliegen an der sogenannten Georgischen Grippe sterben sieht, einer neuen, hoch ansteckenden Epidemie. Jeevan kauft Notvorräte und quartiert sich bei seinem Bruder Frank ein, der im Rollstuhl sitzt.


    Während die Panik vor der Georgischen Grippe langsam aber sicher um sich greift, sind im Theater noch alle damit beschäftigt, den plötzlichen Tod von Arthur Leander zu verdauen. Kirsten, ein kleines Mädchen, das gemeinsam mit ihm auf der Bühne stand, ist erschüttert über seinen Tod, und auch die Erwachsenen wissen nicht so recht, was sie nun tun sollen. Der Schauspieler war dreimal verheiratet - wen sollen sie nun informieren? Schließlich einigen sie sich darauf, seinen Anwalt zu kontaktieren.
    Der Autorin gelingt es sehr gut, den Ausnahmezustand und die Schockstarre zu beschreiben, in der sich die Schauspieler nach dem Tod von Arthur Leander befinden. Besonders die surreale Szene, in der während der Wiederbelebungsmaßnahmen Kunstschnee fällt, hat bei mir Gänsehaut verursacht. Daher fiel es mir zunächst schwer, von dieser feierlichen, fast intimen Szenerie plötzlich auf Weltuntergangsstimmung "umzuschalten". Ich kann gut verstehen, dass viele Menschen die Warnungen vor der Epidemie anfangs nicht ernst nahmen, weil es einfach schwer zu begreifen ist, dass das ganze "normale" Leben mit seinen täglichen gewohnten Abläufen so plötzlich außer Kraft gesetzt werden kann.


    In einer kurzen Szene lernen wir noch Arthur Leanders Exfrau Miranda kennen, die über den Anwalt vom Tod ihres Exmannes erfährt. Eigentlich mag ich keine allwissenden Erzähler, die unheilvolle Vorausdeutungen geben, aber hier war es stimmig für mich, z.B. als die Autorin fast nebenbei erwähnt, dass von den versammelten Schauspielern kaum jemand die nächsten drei Wochen überleben wird. Ich hatte als Leser nicht das Gefühl, dass die Autorin mir hier eine lange Nase dreht und stolz darauf ist, viel mehr zu wissen als man selbst. Es hatte schon eher etwas Trauriges an sich - so, als hätte die Autorin selbst mit Fassungslosigkeit dabei zusehen müssen, wie sich die Epidemie ihre Opfer holt.


    Im 2.Teil, der 20 Jahre später spielt, begegnen wir Kirsten wieder, der Kinderschauspielerin, die den Tod von Arthur Leander miterleben musste. Sie hat in der Epidemie ihre Eltern verloren und zieht schon seit 20 Jahren (!!) mit einer Truppe von Shakespeare-Schauspielern und Musikern durch die Gegend.
    Die Beschreibung dieser ungewöhnlichen Kompanie fand ich besonders fesselnd, angefangen von den technischen Details (da es kein Benzin mehr gibt, sind die Fuhrwerke umgebaute und von Pferden gezogene Trucks) bis hin zu den Beziehungen und Animositäten der Truppe untereinander.
    Kirsten ist mir sehr sympathisch. Während andere Zeitgenossen sich vor allem an untergegangene Technik erinnern oder alte Fernsehzeitschriften sammeln, sucht Kirsten jeden Schnipsel über Arthur Leander zusammen, den sie finden kann. Vor allem zwei Science-Fiction-Comics, die er ihr geschenkt hat, hält sie besonders in Ehren. Im Original heißt die Comic-Reihe "Dr.Eleven" mit den Bänden "Station Eleven" (so wie das Buch) und "Die Verfolgungsjagd". Protagonist Dr.Eleven ist ein Wissenschaftler, der auf einer Raumstation lebt, nachdem die Erde zerstört worden ist. Sehr ironisch, da die Comics offensichtlich vor der Epidemie gedruckt wurden.
    Die Schauspieler sind auf dem Weg zu einem Ort, an dem vor zwei Jahren Kirstens schwangere Freundin Charlie mit ihrem Partner zurückgeblieben ist, um ihr Kind nicht unterwegs bekommen zu müssen. Kirsten hofft, die kleine Familie wohlbehalten wiederzufinden, aber bis jetzt kann - oder will - ihnen niemand weiterhelfen.


    Auch beim zweiten Lesen gefallen mir der Schreibstil und die Sprache der Autorin sehr gut. Besonders faszinierend finde ich nach wie vor den Gegensatz aus Science-fiction-Szenario ("Weltuntergang") und der Kraft von Musik und Sprache, die Kirstens Truppe ihrer trostlosen Umgebung entgegensetzt. Man könnte ja auch denken, dass solche Kulturgüter in Notzeiten Luxus und daher verzichtbar sind, aber im Endeffekt helfen Theater und Musik Kirsten und ihrer "Ersatzfamilie" schon seit 20 Jahren dabei, die Hoffnung nicht aufzugeben und sich ein Stück Normalität zu bewahren.


  • Hier habe ich allerdings zum ersten Mal davon gehört, dass Sprit so schnell unbrauchbar wird. In anderen Büchern gab es immer Leute, die noch alte, verrostete Trucks hatten und sich über jedes bisschen Sprit gefreut haben.


    Hierzu habe ich auf der Internetseite von auto.de folgende Infos gefunden:
    Wenn Kraftstoff lange halten soll, kommt es – ähnlich wie beim Wein – auf die richtige Lagerung an. Der ADAC hat jetzt alte Proben der Spritsorte „Super verbleit“ untersucht. Sie waren 25 Jahren lang im Keller des ADAC-Technikzentrums in Landsberg am Lech eingelagert.
    Das Ergebnis: Das alte Benzin kann heute noch verwendet werden und erfüllt auch nach einem Vierteljahrhundert die gültigen Anforderungen der Kraftstoffnorm – allerdings mit nicht mehr zulässigen Blei- und Schwefelanteilen.


    Fazit: Benzin ist also durchaus haltbar. :zwinker:



    "Du weißt doch, dass ich vor dem Schlafengehen nicht gern TV schaue". Ach, diese Frau, ein Blick hätte ihr gut getan, aber sie war weiterhin ziemlich respektlos zu ihrem Mann… Dass man erst mal sagt, dass es wahrscheinlich wieder wie bei SARS ist, das bald wieder vorbei ist, kann ich ja noch verstehen. Aber einfach abzublocken, wenn der verzweifelte Mann versucht zu helfen? Hmm...


    Jeevan hat eine Neigung zu Panikattacken. Deshalb ist seine Freundin davon ausgegangen, dass er einfach überreagiert. Diese Reaktion könnte sie das Leben gekostet haben.



    Ich wüsste ja zu gerne, was aus Jeevan geworden ist.
    Erst begleitet man ihn, aber ob er wirklich gestorben ist erfährt man nicht oder habe ich das überlesen? Ihn mochte ich eigentlich, vor allem weil er sich um seinen Bruder gekümmert hat, anstatt die Stadt zu verlassen.


    Nein, bisher wissen wir noch nicht, ob Jeevan überlebt hat, außer er ist eine Geige oder Gitarre o.ä. :breitgrins:



    Ich finde es toll, dass es die Symphonie gibt und damit auch alte Stücke aufrecht erhalten werden und so nicht in Vergessenheit geraten.


    Die Symphonie ist auch eine tolle Möglichkeit uns zu erzählen wie es zu dieser Zeit aussieht und zugeht. Sonst reist ja keiner mehr von einem Ort zum anderen und da es keine Telefone mehr gibt, kennt jeder nur die Gegebenheiten in seinem eigenen Leben.



    Der Schreibstil dagegen ist irgendwie besonders, poetisch und tiefgründig. Dazu ist er ergreifend und regt subtil zum Nachdenken an. Ich liebe ihn, weil er nicht so ist, wie in den meisten Büchern, auch wenn es mir schwerfällt ihn genau zu beschreiben. ;)


    Mir geht es auch so. Mir gefällt der Schreibstil sehr gut, auch wenn ich nur schwer ausdrücken kann, woran das genau liegt.



    Ich finde diese ganzen Sektengeschichte gruselig (ich fand Sekten immer schon unheimlich) und zuerst dachte ich, dass es nicht nur symbolische Grabsteine sind, aber das scheint wohl doch der Fall zu sein. Wer sich dem "Prophet" nicht anschließt ist für ihn und seine Anhänger gestorben und sollte er wiederkommen, erledigen die wohl den Rest. Ich finde es schlimm, dass es immer wieder solche Propheten gibt, die aus der Katastrophe für sich einen Vorteil herausholen wollen. Irgendwie wiederlich.


    Nochmal zu den Grabsteinen :breitgrins:: Ich glaube nicht, dass die Leichen zwingend auf diesem merkwürdigen Friedhof liegen, sondern dass die Abwanderer eventuell verfolgt und getötet wurden. Was sollte die Leute sonst in dem Ort halten? Warum sollten sie solche Angst haben? Die Menschen wirken ja nicht glücklich und religiös erleuchtet. Aber das ist reine Spekulation. :zwinker:

  • Hallo zusammen,


    nach Internet-Verbindungsproblemen, die jetzt zum Glück behoben sind, kann ich jetzt endlich auch schreiben.


    Wir wissen zwar, dass Jeevan zu seinem Bruder gegangen ist, aber wir erfahren nicht, was aus den beiden wird. Ich bin gespannt, ob und wie sie überlebt haben.


    Ich denke, die beiden sind auch gestorben. Jeevan wollte vielleicht bei seinem Bruder unterkriechen, weil der als Rollstuhlfahrer abgeschottet lebt und der Virus die beiden nicht erwischt. Insgeheim denke ich aber, dass Arthur keinen Herzinfarkt hatte, sondern eines der ersten Opfer der Pandemie war. Dann hat sich Jeevan bei seiner Reanimation natürlich angesteckt und das Virus schon mitgebracht. Übrigens war ich entsetzt, wie schnell die Reanimation ausgesetzt wurde. Ich dachte immer, das geht zur Not auch eine halbe Stunde.



    Die Begegnung mit der Endzeitsekte zeigt, dass es immer wieder Menschen gibt, die andere beherrschen wollen und dies auch schaffen. Ob es wirklich so einfach ist, dort wegzugehen? Warum sollte man an so einem trostlosen Ort bleiben, wo man dem Sektenführer zu Willen sein muss?


    Die Frage ist, welche Alternative die Menschen haben. Es gibt bestimmt Bürger, die jetzt hilflos sind. In dem Ort tauchen hauptsächlich Frauen, Kinder und Jugendliche auf. Vielleicht hat er ihnen Schutz versprochen und hat eine Muskeltruppe hinter sich. Es gibt immer Einzelne, die sich in solchen Momenten zum Herrscher aufschwingen. Wenn er es rhetorisch drauf hat, kann er die ersten überzeugen und anschließend gelten seine Regeln. In sicheren Zeiten schüttelt man den Kopf über sowas, aber wenn es brenzlig wird, sieht das anders aus. Es gibt aber bestimmt auch Anführer, denen wirklich das Wohl aller am Herzen liegt und die gut organisieren können.


    Mir kam auch der Gedanke, ob nicht die Regierungen Notfallpläne für solche Situationen haben. Sollte in den USA so eine Pandemie ausbrechen, gibt es mit Sicherheit abgeschottete Bunker, in die der Präsident mit seinem Kabinett gebracht wird und geraume Zeit überleben kann. Zur Not mit gut ausgerüsteten Einzelzimmern, in denen man abwarten kann, ob man sich angesteckt hat.



    Verwirrend finde allerdings, dass die Mitglieder der Symphonie bei ihren Instrumenten genannt werden, damit komme ich total durcheinander, vor allem weil ich momentan eh noch Probleme mit den ganzen Namen habe.


    Das geht mir auch so. Wenn ich dann auch nicht weiß, ob später noch jemand von Bedeutung sein wird, versuche ich immer, mir alle zu merken, was dann unweigerlich durcheinandergerät. Menschen mit Nummern geht einfach nicht. Autos kann ich mir auch besser merken, wenn sie "Kangoo" heißen anstatt "XJ6i" :zwinker:.



    Ich finde es toll, dass es die Symphonie gibt und damit auch alte Stücke aufrecht erhalten werden und so nicht in Vergessenheit geraten.


    Ja, das zeigt auch, dass den Menschen trotz allem solche Unterhaltung oder Ablenkung vom Alltag viel gibt. Gaukler, Artisten oder Geschichtenerzähler waren schon immer beliebt. Und es ist toll, dass die Truppe um Kirsten das in die kleinen Städte bringt, obwohl sie bei dem Herumreisen offensichtlich auch einige Gefahren in Kauf nehmen.


    Bis jetzt ist es spannend, weil schon viel passiert ist und noch viel mehr kommen kann. Stilistisch finde ich das Buch nicht gerade herausragend. Stellenweise ist es zu salopp formuliert. Aber es ist in Ordnung.


  • Kirsten ist mir sehr sympathisch. Während andere Zeitgenossen sich vor allem an untergegangene Technik erinnern oder alte Fernsehzeitschriften sammeln, sucht Kirsten jeden Schnipsel über Arthur Leander zusammen, den sie finden kann. Vor allem zwei Science-Fiction-Comics, die er ihr geschenkt hat, hält sie besonders in Ehren. Im Original heißt die Comic-Reihe "Dr.Eleven" mit den Bänden "Station Eleven" (so wie das Buch) und "Die Verfolgungsjagd". Protagonist Dr.Eleven ist ein Wissenschaftler, der auf einer Raumstation lebt, nachdem die Erde zerstört worden ist. Sehr ironisch, da die Comics offensichtlich vor der Epidemie gedruckt wurden.


    Jeder hat irgend etwas, das ihn an lange vergangene Jahre erinnert und ein gutes Gefühl hervorruft oder auch mit Wehmut an etwas zurückdenken lässt, das unwiederruflich dahin ist. Kirstens Sammelwut lässt vermuten, dass sie damit ein Stück ihrer Kindheit am Leben erhalten will.


    In Zusammenhang mit dem englischen Titel, den du auch genannt hast, vermute ich, dass diese Comics noch eine Rolle spielen werden. Vielleicht wird eine neue "Station 11" gebaut?

  • Die Frage ist, welche Alternative die Menschen haben. Es gibt bestimmt Bürger, die jetzt hilflos sind. In dem Ort tauchen hauptsächlich Frauen, Kinder und Jugendliche auf. Vielleicht hat er ihnen Schutz versprochen und hat eine Muskeltruppe hinter sich. Es gibt immer Einzelne, die sich in solchen Momenten zum Herrscher aufschwingen. Wenn er es rhetorisch drauf hat, kann er die ersten überzeugen und anschließend gelten seine Regeln. In sicheren Zeiten schüttelt man den Kopf über sowas, aber wenn es brenzlig wird, sieht das anders aus. Es gibt aber bestimmt auch Anführer, denen wirklich das Wohl aller am Herzen liegt und die gut organisieren können.


    In dem Kapitel wird erwähnt, dass Kirsten ständig drei Messer mit sich herumträgt und eine Narbe im Gesicht hat, die noch aus der Zeit vor der Symphonie stammt, als sie alleine unterwegs war. Das wird kein Zuckerschlecken gewesen sein:
    Die ständige Angst vor Übergriffen, der tägliche Kampf ums Überleben, die Angst davor, krank zu werden und dabei ganz alleine zu sein, und vor allem die Unberechenbarkeit des Schicksals. Die Menschen wussten nicht wie der morgige Tag aussehen wird und ob sie ihn überhaupt erleben werden. Sicher gab es einige, die diese Unsicherheit auf Dauer nicht aushalten können und damit ein gefundenes Fressen für den selbsternannten Propheten abgeben - endlich ein starker Mann, der einem sagt, was man tun soll und was richtig und was falsch ist!
    Eine feste Ordnung mit strengen Regeln, so dass man in dieser kleinen kuscheligen Runde wenigstens nicht mehr dauernd um sein Leben zu bangen oder, schlimmer noch, selbst zu denken braucht....
    Selbst wenn sie insgeheim nicht alles gut finden, was der Prophet befiehlt, so halten sie sich erst mal in seinem sicheren Fahrwasser auf, mit der Hoffnung auf Besserung der Lage. Und so hat der Prophet genug Leute hinter sich und kann es sich leisten, seine eigenen Regeln zu machen, zum Beispiel Kirstens Freundin Charlie, eine junge Mutter in fester Partnerschaft für seinen Harem abwerben zu wollen. Oder Alexandra, ein halbes Kind - zum Brechen. :grmpf:



    Bis jetzt ist es spannend, weil schon viel passiert ist und noch viel mehr kommen kann. Stilistisch finde ich das Buch nicht gerade herausragend. Stellenweise ist es zu salopp formuliert. Aber es ist in Ordnung.


    Saloppe Formulierungen sind mir bisher noch gar nicht aufgefallen :gruebel: Ich mag so etwas nämlich auch nicht. Ob es an der Übersetzung liegt? Fällt dir ein konkretes Beispiel ein? Dann könnte man nämlich zwischen meiner Originalausgabe und der Übersetzung vergleichen.

    Einmal editiert, zuletzt von Ruby Tuesday ()


  • In dem Kapitel wird erwähnt, dass Kirsten ständig drei Messer mit sich herumträgt und eine Narbe im Gesicht hat, die noch aus der Zeit vor der Symphonie stammt, als sie alleine unterwegs war. Das wird kein Zuckerschlecken gewesen sein:
    Die ständige Angst vor Übergriffen, der tägliche Kampf ums Überleben, die Angst davor, krank zu werden und dabei ganz alleine zu sein, und vor allem die Unberechenbarkeit des Schicksals. Die Menschen wussten nicht wie der morgige Tag aussehen wird und ob sie ihn überhaupt erleben werden. Sicher gab es einige, die diese Unsicherheit auf Dauer nicht aushalten können und damit ein gefundenes Fressen für den selbsternannten Propheten abgeben - endlich ein starker Mann, der einem sagt, was man tun soll und was richtig und was falsch ist!
    Eine feste Ordnung mit strengen Regeln, so dass man in dieser kleinen kuscheligen Runde wenigstens nicht mehr dauernd um sein Leben zu bangen oder, schlimmer noch, selbst zu denken braucht....
    Selbst wenn sie insgeheim nicht alles gut finden, was der Prophet befiehlt, so halten sie sich erst mal in seinem sicheren Fahrwasser auf, mit der Hoffnung auf Besserung der Lage. Und so hat der Prophet genug Leute hinter sich und kann es sich leisten, seine eigenen Regeln zu machen, zum Beispiel Kirstens Freundin Charlie, eine junge Mutter in fester Partnerschaft für seinen Harem abwerben zu wollen. Oder Alexandra, ein halbes Kind - zum Brechen. :grmpf:


    Sicher ist erklärbar, warum der Prophet solche Macht erlangen konnte und vielleicht kann man sich auch nur schwer in die Situation dieser Menschen hineinversetzen. Wer weiß, zu welchen Kompromissen man bereit ist, wenn es ums Überleben geht. Wenn ich mir jedoch vorstelle, dass der Prophet mich oder meine Töchter beanspruchen würde, dann gäbe es nur eine Alternative und zwar zu gehen, so wie es Charlie scheinbar auch getan hat.
    Doch ich glaube nach wie vor nicht, das der Prophet das einfach so zulässt.

  • Hierzu habe ich auf der Internetseite von auto.de folgende Infos gefunden:
    Wenn Kraftstoff lange halten soll, kommt es – ähnlich wie beim Wein – auf die richtige Lagerung an. Der ADAC hat jetzt alte Proben der Spritsorte „Super verbleit“ untersucht. Sie waren 25 Jahren lang im Keller des ADAC-Technikzentrums in Landsberg am Lech eingelagert.
    Das Ergebnis: Das alte Benzin kann heute noch verwendet werden und erfüllt auch nach einem Vierteljahrhundert die gültigen Anforderungen der Kraftstoffnorm – allerdings mit nicht mehr zulässigen Blei- und Schwefelanteilen.


    Fazit: Benzin ist also durchaus haltbar. :zwinker:


    Das ist interessant. Ich hatte mich auch darüber gewundert, dass hier der Sprit so schnell unbrauchbar ist, weil in den meisten Endzeitbüchern ja durchaus das Benzin noch genutzt wird. Also muss man davon ausgehen, dass es hier nicht richtig gelagert wurde. xD

  • Es gibt immer Leute, die froh sind, wenn jemand das Kommando übernimmt, so dass sie sich lieber fügen als sich aufzulehnen, selbst wenn ihnen nicht alles gefällt. Gewisse Probleme kann man sich ja schönreden. Wenn das Chaos herrscht, brauchen sie jemanden, der ihnen Schutz bietet, und wer weiß, was der Prophet ihnen versprochen hat. Genauso gibt es Menschen, die aufbegehren, vor allem ihnen die Regeln nicht gefallen. Charlie und ihr Mann dürften zu Letzteren gehört haben. Ich glaube aber nicht, dass der Prophet sie einfach gehen ließ. Vermutlich werden ihre Leichen irgendwo liegen, wenn auch nicht unter den Grabsteinen mit ihren Namen. Und er wird sich hüten, das Fremden gegenüber zuzugeben, vor allem, wenn es sich um Freunde der Verschwundenen handelt.



    Saloppe Formulierungen sind mir bisher noch gar nicht aufgefallen :gruebel: Ich mag so etwas nämlich auch nicht. Ob es an der Übersetzung liegt? Fällt dir ein konkretes Beispiel ein? Dann könnte man nämlich zwischen meiner Originalausgabe und der Übersetzung vergleichen.


    Im 1. Kapitel:
    Niemand schaute Jeevan an, und ihm dämmerte, dass seine Rolle in diesem Stück beendet war. Die Ärzte schienen keinen Erfolg zu haben. Er wollte Laura suchen.
    Und in diesem Augenblick verließ ihn sein ganzer Schwung. Er konnte nicht mehr weitergehen. Die Theaterkarten hatten eine romantische Geste sein sollen, ein Lass-uns-mal-wieder-was-Romantisches-tun-weil-wir-bloß-noch-streiten, und sie hatte ihn alleingelassen, hatte ihn einfach stehen lassen, während er auf der Bühne Wiederbelebungsmaßnahmen an einem toten Schauspieler durchführte, und war nach Hause gegangen. Und jetzt wollte sie, dass er Milch mitbrachte.
    Im 3. Kapitel:
    Sechzig Dollar später [...]


    Mit "salopp" meine ich, dass manches locker und einfach formuliert ist. Viele knappe Sätze und viele Fragen, die der jeweiligen Figur gerade durch den Kopf gehen. Wie gesagt, damit kann ich leben. Aber poetisch finde ich es nicht, selbst wenn manche Passagen ausdrucksvoll beschrieben sind.

  • Im 3. Teil, besonders im 14. Kapitel, kommt das Saloppe richtig zur Geltung, weil die Handlung dort im Präsens erzählt wird.

  • Ich hab mal nachgeschaut; in der entsprechenden Szene ist die Übersetzung tatsächlich nah dran am Original.
    Ich glaube, wenn ich Texte auf Deutsch lese, ist mein Sprachempfinden sehr viel empfindlicher. Kurze, abgehackt wirkende Sätze und zu viel Umgangssprache fallen mir da sofort auf.
    Was mir bei englischen Texten oft fehlt, ist die Anzahl von Synonymen, die es im Deutschen für "sprechen" gibt. Und im Englischen? "She said...he said..." - da kann man schon froh sein, wenn zur Abwechslung mal jemand schreit, lacht oder flüstert. :zwinker: