Wie findet man heute einen Verlag?

Es gibt 29 Antworten in diesem Thema, welches 7.223 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von mabra.

  • Ich habe kein Buch geschrieben :zwinker:, habe aber etwas von Literaturagenturen gelesen, die zwischen Autor und Verlag vermitteln.
    Mich würde einfach mal interessieren, wie man heute vorgeht, wenn man ein Buch geschrieben hat und veröffentlichen möchte. Ist es üblich, dass man heute dafür etwas zahlt, also das Veröffentlichen eher als Dienstleistung ansieht?


    Tut der werdende Autor dem Verlag einen Gefallen, weil er ihm die Möglichkeit gibt, mit dem neuen Buch Geld zu verdienen oder tut der Verlag eher dem Autor einen Gefallen, weil er ihm die Möglichkeit zur Veröffentlichung gibt?


    Ist für neue Autoren die Veröffentlichung heute eher ein Wunschtraum, den sie bezahlen, oder auch eine Möglichkeit, Geld zu verdienen?


    Ich dachte bis jetzt, man schickt seine Auszüge an einen Verlag, der einen dann annimmt oder nicht, und im Falle der Annahme bekäme man einen gewissen Prozentsatz des Gewinns, und der Verlag würde alle anfallenden Arbeiten (Lektorat, Druck, Werbung) für einen übernehmen, weil er eben auch an dem Buch verdient.
    Ist das heute noch der Fall oder ist Veröffentlichtung für neue Autoren eher eine Art Hobby, eine Dienstleistung, für die sie per Vorkasse bezahlen? Wenn ja, haben neue Autoren dann immer weniger Chancen, mit dem/n ersten Buch /Büchern etwas zu verdienen, aufgrund ihrer Kosten?
    Offenbar greift das Modell der bezahlten Veröffentlichung immer mehr um sich, also es wird davon ausgegangen, dass der Autor mehr Interesse an der Veröffentlichung hat als der Verlag?


    LG von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Autoren sollten für ihre Arbeit bezahlt werden und nicht noch was zahlen müssen. Druckkostenzuschussverlage versprechen oft das blaue vom Himmel. Aber man wird damit weder berühmt noch verdient man irgendwann Geld.


    Autoren die ich kenne haben großteils einen Agenten der sich un alles kümmert. Verlagssuche. Verhandlungen und so weiter.

  • Das hängt einfach vom Buch und vom Autor ab.


    Traditionellerweise ist es so: der Autor sendet ein Manuskriptangebot an einen Verlag, der Verlag entscheidet sich dafür (oder dagegen). Wenn er sich dafür entscheidet, bietet er dem Autor einen Verlagsvertrag an, der klar die Rechte beider Seiten regelt. Damit erhält der Verlag das Recht, das Buch zu produzieren und zu verbreiten, der Autor enthält dafür ein Honorar. Es ist allerdings so, dass Verlage mit unangefordert eingesandten Manuskripten überschwemmt werden. Daher bleibt oft sehr wenig Zeit (nur wenige Minuten), um ein Werk zu beurteilen. Wenn das Exposé schlecht formuliert ist oder die Leseprobe schlecht gewählt, fliegt es sofort raus. Erfahrungsgemäß werden mehr als 95% aller Manuskriptangebote abgelehnt. Ganz selten entsteht aus einem solchen Manuskript mal ein echtes Buch.


    Bei wissenschaftlichen Werken oder bei Büchern mit sehr geringer Auflage kann es auch schon einmal sein, dass der Autor kein Honorar bekommt oder sogar einen Druckkostenzuschuss leistet. In diesem Fall ist der Autor sehr daran interessiert, dass sein Name in der Community bekannt wird. Häufig wird die Veröffentlichung benötigt, um einen akademischen Titel führen zu können. (vgl. Veröffentlichungspflicht bei Doktorarbeiten etc.)


    Agenten schalten sich immer häufiger zwischen den Autor und den Verlag. Sie entheben den Autor der oft langwierigen Suche nach einem Verlag, zudem sind die Agenten sehr gewieft, was das Aushandeln von Verträgern betrifft. Sie kennen oft viele Lektoren persönlich und können sich für ein Manuskript stark machen. Gerade wenn man unbekannt ist, kann also ein Agent eine echte HIlfe sein. Allerdings muss man dann erst einmal den Agenten davon überzeugen, dass man ein Buch geschrieben hat, das seinen Einsatz lohnt. Und dazu kommt: Agenten hemmen auch den direkten Kontatk zwischen Lektor und Autor. Lektoren sind nicht nur wichtige Gesprächspartner, sondern geben oft auch nächste Bücher in Auftrag. Bindet sich der Autor an einen Agenten, dann kann es gut sein, dass der Agent die Bücher meistbietend verkauft, also neue Titel bei einem anderen Verlag erscheinen. Für die oft kreative Arbeit und das langjährige Verhältnis, das zwischen Autoren und Lektoren entsteht, ist das natürlich der Tod im Topf. Agenten werden also von den Verlegern nicht sehr gerne gesehen.


    Man sollte berücksichtigen: die meisten Bücher, die erscheinen, sind das Ergebnis eines Auftrages oder eines Gesprächs zwischen Verlag und Autor. Die wenigsten entstehen 'einfach so'. Bei Fach- und Sachbüchern sind es meist die Verlage, die sich Themen und Autoren suchen und dann ein Projekt anstoßen. Bei Belletristik entstehen viele Bücher durch ein Gespräch zwischen dem Autor und dem Lektor, bei dem man ausgehend von bisherigen Projekten überlegt, woran der Autor gerade arbeitet, in welche Richtung das gehen könnte usw.


    Da die technischen Möglichkeiten des Digitaldrucks heute so gut sind, wählen immer mehr Autoren den direkten Weg und suchen nicht mehr mühselig und langwierig nach einem Verlag. Sie gehen direkt zu einem Bezahl-Verlag und veröffentlichen ihr Buch über Print-on-Demand oder Libri BoD oder einen Verlag, der das so ähnlich macht. Dafür müssen sie dann in der Regel zahlen oder soviele Exemplare selbt abnehmen, dass sich das Projekt für den Verlag in jedem Fall lohnt.


    Dieser Weg ist allerdings nur dann zu empfehlen, wenn man keine Aussicht hat, in einem echten Verlag zu veröffentlichen. Die Reputation der Bezahl-Verlage ist gering, ihre Werbung kaum vorhanden. Eine Chance, mit einem solchen Titel tatsächlich in einer Buchhandlung zu landen (ohne dass ein Kunde das Buch direkt bestellt) hat man so gut wie gar nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Tomke ()

  • Zitat von Tomke

    Traditionellerweise ist es so: der Autor sendet ein Manuskriptangebot an einen Verlag, der Verlag entscheidet sich dafür (oder dagegen). Wenn er sich dafür entscheidet, bietet er dem Autor einen Verlagsvertrag an, der klar die Rechte beider Seiten regelt. Damit erhält der Verlag das Recht, das Buch zu produzieren und zu verbreiten, der Autor enthält dafür ein Honorar. Es ist allerdings so, dass Verlage mit unangefordert eingesandten Manuskripten überschwemmt werden. Daher bleibt oft sehr wenig Zeit (nur wenige Minuten), um ein Werk zu beurteilen.


    Richtig. Wenn der Autor für die Veröffentlichung bezahlen soll, nennt sich das Druckkostenzuschussverlag, wovon auf jeden Fall abzuraten ist. Bücher aus Druckkostenzuschussverlagen erreichen weder die Öffentlichkeit, noch helfen sie, den Autor bekannt zu machen oder ihn zu etablieren. Es gibt auch Self-Publishing-Lösungen, bei denen der Autor Lektorat, Layouting und Druck bezahlt und der Verkaufsgewinn zwischen Autor und Anbieter aufgeteilt wird, aber das ist etwas anderes. Faustregel: Niemals einen Vertrag eines Druckkostenzuschussverlages unterschreiben!


    Zitat von Tomke

    oder die Leseprobe schlecht gewählt, fliegt es sofort raus.


    In der Regel wird ein bestimmter Abschnitt, meistens ca. die ersten 30 Seiten als Leseprobe verlangt. Dass der Autor das selber wählt, ist die Ausnahme. Hier gilt, sich die Einsendeformalien auf der Homepage genau anzusehen und vor allem, sich daran zu halten.


    Zitat von Tomke

    Man sollte berücksichtigen: die meisten Bücher, die erscheinen, sind das Ergebnis eines Auftrages oder eines Gesprächs zwischen Verlag und Autor. Die wenigsten entstehen 'einfach so'.


    Stimmt zumindest im Romanbereich nur teilweise. Ist ein Autor bereits unter Vertrag liefert er eine Idee (sprich ein Exposé) ab und der Verlag entscheidet, ob aus dem Konzept etwas zu machen ist. Erst danach erfolgen weitere Absprachen. Ist ein Autor noch nicht unter Vertrag, heisst es für ihn, einsenden (siehe oben) und hoffen, idealerweise hat man in diesem Fall schon ein fertiges Manuskript in der Hinterhand.


    Hat der Autor einen Agenten, geht er in beiden Fällen zunächst über diesen. Agenten sind für den Autor insbesondere bei rechtlichen Fragen eine Stütze und haben oft viele Kontakte innerhalb der Branche, was ebenfalls ein Vorteil sein kann. Es gibt aber auch erfolglose Autoren bei Agenturen und solche, die es ganz ohne zu guten Verlagen schaffen (wenn auch sehr wenige). Bei Publikumsverlagen, sprich Heyne, Lübbe, Goldmann & Co., die der Otto-Normal-Leser so kennt, hat man ohne Agent sehr geringe Chancen, bei Kleinverlagen schon eher.


    Zitat

    Dieser Weg ist allerdings nur dann zu empfehlen, wenn man keine Aussicht hat, in einem echten Verlag zu veröffentlichen. Die Reputation der Bezahl-Verlage ist gering, ihre Werbung kaum vorhanden. Eine Chance, mit einem solchen Titel tatsächlich in einer Buchhandlung zu landen (ohne dass ein Kunde das Buch direkt bestellt) hat man so gut wie gar nicht.


    Nein, dieser Weg ist grundsätzlich nicht zu empfehlen. ;) Über diese Zeitgenossen kann man sich übrigens hier sehr gut informieren: Nein zu DKZV Der Trend aus „Vanity“ (dt. Eitelkeit), sprich aus dem verzweifelten Wunsch heraus, ein Buch zu veröffentlichen, zu einem DKZV zu gehen, kommt leider immer mehr. Besser ist in diesem Fall Self-Publishing, ist halt mit mehr Aufwand verbunden.


    Seit einiger Zeit gehen auch immer mehr Autoren professionell ins Self-Publishing, weil es so schwierig ist, auf herkömmlichem Weg a) einen Verlag zu finden und b) die Unterstützung der Verlage für die Autoren immer mehr abnimmt. Immer mehr Dinge wie Werbung usw. werden völlig auf den Autor abgewälzt. Wenn man eine Unternehmerseele ist und das alles selbst gut kann, fährt man mit Self-Publishing möglicherweise sogar besser, das kommt aber extrem auf den Menschen und das Buch an. ;)


    Zitat von Keshia

    Tut der werdende Autor dem Verlag einen Gefallen, weil er ihm die Möglichkeit gibt, mit dem neuen Buch Geld zu verdienen oder tut der Verlag eher dem Autor einen Gefallen, weil er ihm die Möglichkeit zur Veröffentlichung gibt?


    Es ist eher so, dass der Verlag dem Autor einen Gefallen tut, sofern der Autor noch recht unbekannt ist. Man sagt, ab 3 erfolgreichen Büchern desselben Autors fängt sich ein Vertrag für den Verlag an zu lohnen. Deshalb sind viele, vor allem grössere Verlage auf längerfristige Verträge aus und lassen sich darin wiederum gerne von Agenten beraten, die Agenten übernehmen für die Verlage eine Art „Vorsortier-Funktion“. Sie kennen den Markt und die Autoren und können daher oft die vielversprechenden Titel vermitteln und die potenziellen Nieten von vorneherein ausschliessen. Es gibt aber auch Verlage, die gezielt junge, weniger bekannte Autoren unterstützen möchten und z.B. mittels Wettbewerben nach deren Werken suchen und sie so veröffentlichen. Für den völlig Autor heisst ein Wettbewerb vor allem: Eine von einigen hundert Einsendungen zu sein, im Grunde wie bei einer normalen unverlangt-Einsendung. Ist er angenommen, heisst das, eine Chance zu bekommen und damit anfangen können, sich einen Namen aufzubauen. Das braucht Zeit, Folgeromane (und Verträge!, an die man auch wieder nicht automatisch kommt) und auch ein bisschen Glück.


    Viele Verlage bevorzugen mittlerweile auch Lizenzen für Übersetzungen, einfach, weil das für sie a) günstiger ist und b) mehr Gewinn verspricht. ;)

  • Andererseits habe ich es jetzt bei der Übersetzung eines privaten Buches erlebt, dass Leute, die vom Veröffentlichen, vom Lektorat und so weiter null Ahnung haben, einfach über BoD-Einzelexemplare ihr Buch und sei es noch so fehlerhaft, drucken können. Die brauchten dann letztlich gar keinen Verlag, gaben einfach ihre Auflagenhöhe (ich glaube, rund 30 Stück) ein und fertig war das "Buch". Und letztlich kam alles durch den Spruch "Schreib doch ein Buch drüber". Der Spruch sollte verboten werden...

  • Wenn man für den privagebrauch was haben möchte tolle Idee. Für einen Autor der ernst genommen werden will aber keine Alternative.


    Wer übrigens nur für sich ein Buch haben will kann auch in jeden copyshop gehen. Die machen bei Diplomarbeiten ja auch nichts anderes.

  • Das interessante daran war ja auch, dass die Autorin selbst ihre Bedenken über eine Publikation geäußert hat, sich, höflich und bescheiden ausnehmend, für zu wenig literarisch berufen fühlte. Aber trotzdem haben die Stimmen "schreib doch dein Buch" so lange gezerrt und gearbeitet, bis sie es dann schließlich getan hat...


    Und andererseits: wenn man zu einem sehr speziellen Thema arbeiten will, hat man oft sowieso keine andere Chance. Ich kenne einen Mann, der einen Katalog für alte Filmprogrammhefte geschrieben hat. Das ist zwar für eine Fangemeinde interessant, die aber ist zumeist sehr sehr klein. Und dementsprechend war da der Copyshop die einzige Möglichkeit. (Und er wird trotzdem "ernst" genommen, es juckt praktisch niemanden, ob das in einem Verlag oder nur so gedruckt wurde)

  • Wer Geld verdienen und nicht ausgeben will muss sich einen Verlag suchen.


    Das Problem ist nämlich dass viele glauben sie starten mal so und gehen dann zu einem Verlag. Das ist aber ein Trugschluss weil die meisten Verlage einen dann gar nicht mehr nehmen.

  • Das stimmt. Ich wollte die Beispiele aber anführen, weil mich als Kind immer umtrieb: wie kann man selbst ein Buch "machen". Am Anfang habe ich Bücher geschrieben, dann gabs Kopierer (wow, das sah schon aus wie ein Buch) und klar, selbst wenn es nur "selbstgemacht" ist, denke ich mir, wie einfach ist es heute, wenn man nur seine Gedanken gedruckt sehen will.


    Klassisch gehts natürlich anders. Und bekannt wird man so auch nicht. Ja.


    Ich habe mal mit einer Schriftstellerin, bzw. einer, die es werden wollte, gesprochen und sie schrieb zunächst andere Schriftsteller an und bat um ihre Meinung zu ihren Texten und bekam so einen Platz in einer Literaturzeitschrift. Bis zu einer Buchveröffentlichung ist es allerdings wohl noch nicht gediehen...

  • Seit einiger Zeit gehen auch immer mehr Autoren professionell ins Self-Publishing, weil es so schwierig ist, auf herkömmlichem Weg a) einen Verlag zu finden und b) die Unterstützung der Verlage für die Autoren immer mehr abnimmt. Immer mehr Dinge wie Werbung usw. werden völlig auf den Autor abgewälzt. Wenn man eine Unternehmerseele ist und das alles selbst gut kann, fährt man mit Self-Publishing möglicherweise sogar besser, das kommt aber extrem auf den Menschen und das Buch an. ;)


    Das Problem sehe ich hier in der Bekanntmachung des Buches. Auf den meisten Internetseiten, Foren etc. ist es unerwünscht, auf eigene Produkte aufmerksam zu machen. Den eigenen Blog kennen meist nur wenige (deutsche) Leser, und er muss auch nicht unbedingt mit dem Buch (Genre und Inhalt) zu tun haben. Selbstverlegte Bücher findet man m.W. in der Buchhandlung nicht.
    Bleibt also zufälliges Gefundenwerden über amazon oder die Eröffnungen eines Forums/ einer Facebookseite, über die man dann eine Web-Dienstleistung kostenlos anbietet (Wissen), um dann den Kunden das Buch unterzujubeln ("Mehr Wissen oder eine lustige Geschichte, die auch mit meinem Wissen zu tun hat, findet ihr in meinem neuen Buch!")?
    Das klingt dann doch wieder nach Bauernfängerei.


    Fakt ist aber doch, dass man Bücher vor allem in der Buchhandlung, durch Rezensionen außerhalb (mMn eher selten) oder durch amazon-Empfehlungen findet. Die beiden großen Möglichkeiten blieben dann aber verschlossen.


    Kürzlich fiel mir wieder auf, wie wenig Bandbreite man bei verschiedenen Romangenres hat, besonders Liebesromanen oder "schöner-Leben-Romenen" (die man nur liest, um sich aufzuheitern, "Seifenoperntyp"). Die Geschichten waren fast alle gleich oder bekannt und klangen abgedroschen - wurden aber verlegt. Frau wird verlassen und lernt im Urlaub neuen Mann und Lebensmut kennen. Oder pfeift auf Männer und fährt mit den besten Freuden weg, mit denen sie dann Strandpartys feiert und viel trinkt. Etc.
    Und warum wird so etwas wie "Shades of Grey" verlegt, was doch laut vieler Rezensenten klischeemäßig klingt, an die Vorlage sehr eng angelehnt ist und oft sehr schlecht formuliert wurde?


    Mich würde mal interessieren, ob Bücher, die früher Bestseller wurden, wie bspw. "Zwei Frauen" von D.B. Hellmann (langatmiger Vorlauf, der nichts mit dem Höhepunkt der Geschichte zu tun hat, Hauptteil spielt nach einer Krebserkrankung im Krankenhaus, Protagonistin sprich starken Dialekt, es gibt mehrere Nebenhandlungen und im Prinzip geht es nur darum, wie man als verkorkste Ballerina die Zeit der Krebsbehandlung im Krankenhaus erlebt) heute überhaupt "rausgefiltert" würden, wenn sich die Autorin mit ihrem Expose bei einem Verlag beworben hätte. Der Roman wurde ein Bestseller und später m.W. schlecht verfilmt.
    Ich habe ihn heute noch hier rumliegen und kaufte später einen zweiten Roman der Autorin - laaangweilig, sehr oberflächlich geschrieben, so überdreht, dass man ihn nicht nachvollziehen konnte (es gab z.B. eine Ehefrau, die sich alle Mühe gab, ihren Mann zufrieden zu stellen, ihm ein schönes Heim zu bieten, während er gewalttätig war und sie ständig versuchte zum Weinen zu bringen - und ER war der Sympathieträger im Buch (Laras Geschichte)). Ich frage mich, warum der Verlag das Buch so herausgegeben hat - nur weil die Autorin zu diesem Zeitpunkt bekannt war?


    LG von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.


  • Andererseits habe ich es jetzt bei der Übersetzung eines privaten Buches erlebt, dass Leute, die vom Veröffentlichen, vom Lektorat und so weiter null Ahnung haben, einfach über BoD-Einzelexemplare ihr Buch und sei es noch so fehlerhaft, drucken können. Die brauchten dann letztlich gar keinen Verlag, gaben einfach ihre Auflagenhöhe (ich glaube, rund 30 Stück) ein und fertig war das "Buch". Und letztlich kam alles durch den Spruch "Schreib doch ein Buch drüber". Der Spruch sollte verboten werden...


    Ja, das ist leider die Kehrseite dieser sehr einfachen Selfpublishing-Möglichkeit. Jeder "kann" heutzutage sein Buch veröffentlichen, egal, welche Qualität dieses hat... Andererseits kann man aber auch bei Büchern, die in grossen Verlagen veröffentlicht werden, über die Qualität des Textes streiten. :zwinker:



    Wenn man für den privagebrauch was haben möchte tolle Idee. Für einen Autor der ernst genommen werden will aber keine Alternative.


    Das finde ich eine sehr harte Aussage. Es gibt mittlerweile viele gute Autoren, die über ebensolche Plattformen wie BoD gehen, aber alles professionell lektorieren lassen und auch für das Cover einen erfahrenen Künstler/Grafiker bezahlen. Diese Autoren nehmen sehr viel Geld in die Hand, um ihr Buch zu veröffentlichen und möchten schlichtweg die Vorteile der Plattform nutzen können. Es gibt bei BoD genauso gute und schlechte Bücher wie bei Goldmann, Lübbe oder Heyne. Natürlich gibt es bei Selfpublishing auch viele, ich sag jetzt mal, handwerklich schlechte Autoren, eben weil jeder seinen Text hochladen und drucken lassen kann und keinerlei Barrieren bestehen. Als Leser kann man die guten unter ihnen aber nur finden, indem man sich die Leseproben ansieht, wie man es bei jedem anderen Verlag auch tun würde (oder etwas empfohlen bekommt).


    Es gibt übrigens mittlerweile auch sehr erfolgreiche Selfpublisher, die Angebote von grossen Verlagen bekommen und bewusst ablehnen. Das einfach mal so als Gedanke. :zwinker:


    @Kehsia: Stimmt, die Bekanntmachung ist etwas, worüber sich professionelle Selfpublisher den Kopf zerbrechen. Vieles geht auch über persönliche Kontakte, Vernetzung, "direct marketing", wenn man so will. :breitgrins: Soll ja auch nach wie vor das Effektivste sein. Aber es ist schon schwierig, das stimmt.

  • Die Autoren die ich persönlich kenne die über BoD erschienen sind bereuen es alle. Sie mussten sich eine riesige Menge ihres eigenen Buches kaufen. Als Bezahlung quasi. Zudem waren die buchpreise unverschämt hoch. An Freunde und Verwandte haben sie die Bücher dann natürlich viel billiger verkauft.


    Und anstatt Geld mit den Büchern zu machen sind sie auf horrenden kosten sitzen geblieben.
    Kann sein dass sich da eine Menge getan hat in den letzten drei Jahren. Ich hab bisher leider die Erfahrung gemacht dass rund 70 Prozent der selbst publizierten Bücher, die ich gelesen hab, schlecht geschrieben und nicht lektoriert waren. Ich persönlich finde dass viele halt null Talent haben und dennoch publizieren.


    Manchmal frage ich mich da schon ob die keine Freunde haben die ihnen die Wahrheit über ihre Schreibkunst sagen.

  • Ich hab bisher leider die Erfahrung gemacht dass rund 70 Prozent der selbst publizierten Bücher, die ich gelesen hab, schlecht geschrieben und nicht lektoriert waren. Ich persönlich finde dass viele halt null Talent haben und dennoch publizieren.


    Manchmal frage ich mich da schon ob die keine Freunde haben die ihnen die Wahrheit über ihre Schreibkunst sagen.


    "Null Talent" finde ich etwas hart. Vielleicht fehlt statt Kritik eher die Übung und die Anleitung etc.
    Es gibt natürlich Menschen, die schon lange schreiben - erst mal nur für sich, - die viele Bücher zum Thema "Schreiben" gelesen haben, die beim Lesen von Romanen etc. besonders auf den Stil achten, die Lust daran haben, ihre eigenen Texte immer wieder umzuschreiben.
    Und dann gibt es Menschen, denen plötzlich eine tolle Geschichte einfällt oder die eine autobiografische Erfahrung unbedingt mit anderen teilen wollen oder ihr Wissen auf einem Gebiet weitergeben wollen, für das es bisher noch kein passendes Buch gibt.
    Für solche Leute müsste es einen passenden Kurs oder ein passendes Coaching geben, bei dem ihnen geholfen wird, genau das, was sie sagen wollen, so zu formulieren, dass ihre Botschaft ankommt. Nur kostet so etwas meist wirklich viel, wenn es ein Einzelcoaching ist, oder man besucht einen "Schriftstellerkurs" mit allgemeinen Tipps.
    Dann kann es natürlich sein, dass die Freunde etc., denen man das Buch zu lesen gibt, die eigenen Absichten oder den Stil gar nicht verstehen (weil sie an dem Thema nicht so interessiert sind).


    Von Evelyn Sanders las ich mal in einem Buch, sie hätte eine Szene in einem anderen von ihr geschriebenen Buch mal nach dem Druck gelese und dann versucht, das Beschriebene, vom Lektor wohl ohne ihre nochmalige Einsicht Geänderte, wie beschrieben nachzumachen (es ging um ein Lagerfeuer oder etwas in der Art) und fast ungewollt ein Feuer in ihrem Garten ausgelöst, weil es so, wie es letzlich im Buch stand, überhaupt nicht umsetzbar war. Weil wohl der Lektor keine Ahnung davon hatte und es einfach so geändert hatte, dass er es verstehen konnte.


    Interessant in dem Zusammenhang fand ich die kürzlich erschienenen Tagebücher von Astrid Lindgren. Dazu wurde geschrieben, dass sie wohl durch das Tagebuchführen gemerkt hätte, dass sie "schreiben könne" und sich erst danach an Kinderbücher gewagt hätte.
    Bei den meisten neuen Schriftstellern wird es wohl umgekehrt sein, oder nicht?
    Die haben erst eine Idee und schauen dann, ob und wie sie sie handwerklich umsetzen können?


    LG von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Ich denke nicht, dass es "null Talent" ist. Vielmehr ist es das Schludern, dass die Bücher scheitern lässt. Da wird halt nicht noch mal korrigiert, überlegt ob etwas schon in einem Kapitel vorher gesagt wurde, nicht nachgedacht, ob das schlüssig ist und so weiter. Bei dem von mir übersetzten Büchlein gab es nur die Anweisung der Auftraggeber: Übersetzen Sie bitte. Beim Lesen des Originals dachte ich mir: Oh je!, hätte man doch mal dem Autor jemanden zur Seite gesetzt, der nicht aus der Familie kommt und qua Familienzusammenhalt alles erstmal gut finden "muss"/ "will" bzw. auch "keine Ahnung" und hätte ihm positiv kritisch-korrigierend gesagt: Gut, die Geschichte ist ja schon ganz interessant, aber ich verstehe sie nicht/ schreib sie doch anders, gedrängter, aus einer anderen Perspektive. Und dann wäre für meinen Geschmack schon was rausgekommen was man wirklich hätte verlegen können. Da ich aber nur den Auftrag hatte, was zu übersetzen, na ja...

  • Ich sehe das wie Keshia. Viele mit so einer einmaligen Idee wollen die dann halt möglichst schnell veröffentlichen und denken gar nicht an Sachen wie Lektorat etc. oder dass sie sich vielleicht mal mit den handwerklich-technischen Seiten des Schreibens auseinandersetzen könnten. Aber Autoren, die schon lange und aus einem inneren Antrieb heraus schreiben, tun das in der Regel.


    Betreffend BoD: Ich kenne jetzt einige, die recht gut fahren damit. Kommt vermutlich ein wenig darauf an, wie bewandert man da ist oder es hat sich einiges geändert, weil mittlerweile auch mehr professionelle Leute darauf zurückgreifen. Das mit den Preisen ist ja seltsam, die meisten BoD-Bücher, die ich kenne, haben einen ganz normalen Preis.


  • Ich kenn nur Autoren die beim Novum Verlag sind. Und da kostet ein Paperback schon mal 17 Euro.


    Ja, aber das ist etwas anderes. Der Novum Verlag ist ein sogenannter Druckkostenzuschussverlag, der seinen Autoren das Geld aus der Tasche zieht. Leser erreichen? Fehlanzeige. Das sollte man nicht machen, nur schon, um solchen Gaunern keine Plattform zu bieten.


    BoD ist ein Distributor für Selfpublisher. Mehr Infos dazu hier. Der Begriff "Books On Demand" stand eine Zeit lang für Bücher, die nur auf Bestellung ausgeliefert werden, seit sich diese Firma das zu eigen gemacht hat, meinen Autoren, die sich etwas auskennen, aber in aller Regel die, wenn sie von BoD sprechen.

  • Ich habe einen privaten Bericht meines Großvaters mal abgetippt und so für mich bzw. meine Familie in ein BoD-Buch gebracht. Das war eine Auflage von 1 und hat kaum 5 Euro gekostet für rund 100 Seiten.

  • Ich glaube, dass man bei den sogenannten DKVZs ein wenig differenzieren muss. Das Modell der Autorenbeteiligung als solches muss ja nicht unbedingt schlecht sein, auch wenn es natürlich sehr einladend für eventuelle Gauner und Betrüger wirkt.
    Aber wenn ich mir vorstelle, dass ich mit wenig finanziellen Mitteln einen Verlag gründen würde, und mir wirklich daran gelegen wäre, gemeinsam mit den Autoren etwas auf die Beine zu stellen was sich gut vermarktet, verkauft und Leute erreicht, dann könnte ich mir auch denken, im Vorhinein Geld von den Autoren zu verlangen, damit ich sie mit diesen zusätzlichen Mitteln auch dementsprechend besser vermarkten kann, also die Kostenbeteiligung als eine Art Investment zu sehen. Will damit nicht sagen, dass das bei den aktuellen DKVZs so gehandhabt wird, aber ich glaube, dass in der deutschen Literaturszene eine Art "Anti-DKVZ-Dogma" herrscht, das sich auf vergangene Erfahrungen beruft und zukünftige Entwicklungen grundsätzlich schonmal ausschließt.

    Aus einiger Entfernung betrachtet, schrumpft der gesunde Menschenverstand ein und sieht einem Gran Stumpfsinn zum Verzweifeln ähnlich<br />- Ingeborg Bachmann