Elisabeth Herrmann - Totengebet (Joachim Vernau 5)

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    Israel 1987
    Eine junge Frau wartet in Haifa auf ihren Liebsten, der aber nicht kommt.


    Berlin 2016
    Rechtsanwalt Joachim Vernau wird in eine Schlägerei mit 2 Neonazis verwickelt und am nächsten Tag in den Printmedien als Held gefeiert.
    Und da ist dann noch Rachel…


    In ihrem neuesten Roman um den Berliner Rechtsanwalt Joachim Vernau nimmt mich Elisabeth Herrmann mit nach Israel. Hier hat Vernau mit 3 Freunden 1987 in einem Kibbuz gearbeitet, gefeiert und sein Leben so weit es ging genossen. Dieses Leben holt ihn in Berlin 29 Jahre später wieder ein.
    Sehr gut gefallen mir die Beschreibungen des damaligen Lebens im Kibbuz und interessant war es zu lesen, wie sich dort alles verändert hat – immer aus der Sicht von Joachim Vernau. Wenn er ins Spiel kommt, wird der Krimi aus seiner Sicht erzählt, was mich noch näher an ihm dran sein lässt.
    Der Kriminalfall selbst ereignete sich in der Vergangenheit, was die Geschichte etwas verzwickt macht und Vernau immer wieder auf Blockaden stoßen lässt. Zu Hilfe kommt ihm auch hier immer wieder seine ehemalige Kanzleikollegin Marie-Luise, die ich schon in den vorhergehenden Fällen kennenlernen durfte. Auch seine Mutter und ihre Freundin Hüthchen sind wieder, wenn auch nur ganz kurz, von der Partie. Aber auch die neuen Protagonisten mit ihren verschiedenen Lebenswegen finde ich so scharf, einzigartig und farbig beschrieben, dass sie sich von Anfang an einen Platz in meinem Kopfkino ergattert haben.
    Auch in diesem neuen Fall hat es die Autorin geschafft, mich von ihrer Schreibkunst zu überzeugen. Es macht einfach Spaß, sich mit ihr auf immer neue Wege zu begeben und Neues kennenzulernen. Ich habe den Abstecher in den Kibbuz mit seinen Verwirrungen und Irrungen sehr gerne gelesen.


    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von illy ()

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    Hörbuch 2 mp3 CD´s vollständige Lesung Gesamtlaufzeit ca. 13h 41 min. gelesen von Thomas M. Meinhardt


    Israel 1985: Die 17-jährige Rebecca wartet auf ihren Liebsten am Bahnhof in Tel Aviv, sie erwartet ein Kind ausgerechnet von einem deutschen Volontär. Aber er kommt nicht stattdessen taucht überraschend Uri auf, will er sie abhalten den Vater ihres Kindes zu heiraten?
    30 Jahre später Joachim Vernau erwacht im Krankenhaus, was ist passiert? Er kann sich an wenig erinnern, lediglich an eine junge Frau mit einem Davidstern. Sah sie nicht aus wie Rebecca, die damals im Kibbuz in Israel war, wo er als Volontär gearbeitet hatte? Marie-Luise Hoffmann erzählt ihm derweil was an der U-Bahn-Station passiert war, dort wurde ein älterer Mann von mehreren Männern bedrängt und Joachim konnte sie in die Flucht schlagen. Wieder war da diese Frau in seinem Kopf, dabei schweift er in die Vergangenheit nach Israel. Wenig später Rudolf Scholl wird ermordet und die junge Frau taucht wieder auf, sie ist Rachel eine junge Israelin auf der Suche nach einem Geheimnis das schon 30 Jahre zurückliegt. Auf einmal steht Joachim Vernau unter Mordverdacht, er soll Rudolf Scholl ermordet haben. Jetzt kann ihm nur noch eine helfen, Rachel aber die ist verschwunden, Vernau vermutet das sie zurück nach Israel ist und bevor er verhaftet wird kann er gerade rechtzeitig das Land verlassen. Sein nächstes Ziel ist Israel er muss Rachel finden, sie ist die einzige die ihm helfen kann seine Unschuld zu bezeugen, hat sie etwa Scholl ermordet? In Tel Aviv wird Vernau immer mehr mit seiner Vergangenheit konfrontiert, er besucht sein ehemaliges Kibbuz in dem er damals und drei andere Volontäre gearbeitet haben. Rudolf Scholl der jetzt tot ist, Mike Plock der nur knapp einen Anschlag überlebt hat, Daniel der seither verschollen ist und er. Doch seine Vergangenheit lässt ihn nicht los und so recherchiert er was damals passiert ist um Rachel bei der Suche nach ihrem richtigen Vater zu helfen. Hat Uri etwas mit der Geschichte vor 30 Jahren zu tun, ist er der Mörder von Rachels Vater? Vernaus Ermittlungen werden dieses Mal für ihn lebensgefährlich und sein Leben verändern.


    Meine Meinung:
    Das Hörbuch gelesen von Thomans M. Meinhardt auf zwei mp3 CD´s, eingeteilt in je 6 Min. Abschnitte, nicht gekürzt, mit fast 14 Stunden Hörlänge war schon sehr anspruchsvoll. Mir wurde dieser Krimi bei einem Bibliotheksfrühstück vorgestellt und da ich ein großer Israelfan bin war ich neugierig auf diese Geschichte. Im Nachhinein bin ich froh das ich das Hörbuch gewählt hatte, den als Buch hätte ich sicher dieses abgebrochen. Dieser Krimi entwickelt sich nämlich zu einem Roman der mehr in die Vergangenheit Vernaus trieftet, zu der Zeit als er dort Volontär in einem Kibbuz war. Für mich war es der erste Roman von Elisabeth Herrmann und mich hat ihr guter Schreibstil und diese sehr gut recherchierte Geschichte gefallen. Zwar fehlt diesem Buch der Spannungsbogen, er taucht nur ab und zu auf, jedoch die Geschichte ist auch so sehr fesselnd geschrieben. Jedoch kann ich verstehen das sicher mancher Krimifan enttäuscht sein wird, weil zu wenig Blutiges passiert. Der Sprecher hat eine sehr angenehme Stimme, das es einem leicht machte an dem Buch dran zubleiben. Die Autorin selbst hat wohl vor Jahren ebenfalls in einem Kibbuz gearbeitet und Tagebuch geführt, was sie dann auf die Idee brachte dieses Buch zu schreiben. Die Autorin ist mehrfach ausgezeichnet, ihre Bücher um Joachim Vernau wurden bzw. werden derzeit verfilmt mit Jan Josef Liefers in der Hauptrolle. Das Cover zeigt vermutlich die Ansicht eines Kibbuz im Nebel, das durch die Farben geheimnisvoll wirkt. Mit ein paar Schwächen in der Länge des Buches, wo man vielleicht ein wenig das ganze abkürzen hätte können, hat mir dieses sehr gut gefallen und bekommt von mir 4 von 5 Sterne.

  • Wer war die junge Frau, die Vernau begleitet hat, als er vor dem jüdischen Antiquariat zusammengeschlagen wurde. Ihre Spuren in Berlin sind verschwunden und Vernau steht plötzlich als Verdächtiger in einem Mord da. Während er versucht, sich zu erinnern, was die junge Frau eigentlich wollte, wird ihm klar, dass er Hinweise nur in Israel finden wird – und in seiner eigenen Vergangenheit, als er als Freiwilliger einige Zeit in einem Kibbuz verbracht hat.


    Elisabeth Herrmann ist eine der wenigen Ausnahmen in meiner Ablehnung deutscher Krimis und ich freue mich über jeden neuen Band ihrer Vernau-Reihe. Diesmal spielt ein großer Teil des Romans in Israel und auch wenn ich das gut gemacht und für mich Laien, was dieses Land angeht, sehr glaubwürdig fand, fehlten mir doch die Gespräche und Zusammentreffen mit Vernaus altbekannten Berliner Freunden ein wenig. Der Israel-Teil passte für mich auch nicht so ganz zu meiner tendenziell gemächlichen Vorstellung der Reihe, die Ansätze von Action –Thriller brauchte es nicht.


    Mit der politischen Ausrichtung von einem von Vernaus altem Kibbuz-Kameraden ( mich an die AfD erinnernd) bringt Herrmann nebenbei noch eine weitere Dimension in den Roman, der Geschichte hätte ich aber gerne ein eigenes Buch gegönnt.


    Insgesamt betrachtet ist „Totengebet“ für mich nicht der beste Band der Reihe, aber eine vollkommen akzeptable Fortsetzung.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ich habe gestern die Verfilmung mit Jan Josf Liefers gesehen. Bis auf den Titel scheinen die Beiden nicht mehr viel gemeinsam zu haben. Ich habe den Eindruck, als ob es besser für den Film gewesen wäre, wenn er sich dichter an die Vorlage gehalten hätte. Schade.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich bin ja ein großer Vernau-Fan, aber dieser Band hat mich nicht wirklich vom Hocker gerissen.


    In der Kulisse Israels habe ich mich nicht wohl gefühlt (warum, kann ich leider nicht konkret benennen) und die Geschichte empfand ich auch als ungewohnt zäh. Die Vorgängerbände haben mich immer so gerissen, dass ich sogar mit dem Kochlöffel im Topf rührend weiter gelesen habe - das war hier definitiv nicht der Fall.


    Ehrlich gesagt hat mich nur bei der Stange gehalten, dass der Folgeband wieder in Berlin handelt, wo dann auch bekannte Nebenfiguren wieder ihre Rolle einnehmen können. Diese habe ich bei "Totengebet" sehr vermisst.

    Früherer Nutzername "Alexa" :)

  • Meine Meinung

    Bei diesem Fall für Joachim Vernau sind die Dinge nicht immer so, wie sie scheinen, das muss er am eigenen Leib erfahren. War er zuerst noch derjenige, der einen Mann gegen zwei Neonazis verteidigt hat, ist er plötzlich derjenige, der den Angriff provoziert hat. Was genau passiert ist, kann er nicht sagen, denn Vernau leidet unter einem massiven Gedächtnisverlust.


    Joachim Vernau kann sich nur an Bruchstücke erinnern, die in auf eine Reise in die Vergangenheit schicken. Vor mehr als dreißig Jahren hat er in einem Kibbuz gearbeitet und es scheint, als ob der Vorfall in Berlin mit den Ereignissen von damals zu tun hat. Aber wer genau dahinter steckt und was der Grund ist, erfährt er nur in kleinen Stücken.


    Ich wusste anfangs ein bisschen mehr, weil das erste Kapitel schon einiges verraten hat. Aber irgendwann war dieser Vorsprung weg und ich wusste genau so viel wie Joachim. Manchmal hatte ich das Gefühl, als ob ich Zusammenhänge schneller als er herstellen würde, aber es war nicht so, dass ich den Schuldigen vor ihm gefunden habe. Totengebet ist ein spannendes Puzzlespiel, das gleichermaßen in der Gegenwart und der Vergangenheit spielt.

    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich kann mich den vorliegenden Rezensionen insofern anschließen, als dass dies tatsächlich ein eher schwacher Teil der insgesamt guten Krimireihe ist, er hat mir von den bisher gelesenen Bänden am wenigsten gefallen.


    Dass Vernau in seine Fälle mehr oder weniger hineinschlittert kennt man schon, das ist hier nicht anders. Und dass diese Fälle dann auch auf mehreren Zeitebenen spielen ist auch nicht neu, ebenso dass der Schauplatz nicht immer nur Berlin sein muss. Alle diese Aspekte haben mich auch nicht gestört, insbesondere Israel als Handlungsort hat mir gut gefallen, aber die Krimihandlung an sich war mir zu zäh. Mit dem Mordverdacht gegen Vernau startet der Krimi zwar mit einem Paukenschlag, verzettelt sich dann aber etwas zwischen den Ländern und den Zeiten. Hier hat mir der rote Faden gefehlt, längere Zeit wird nicht klar, worauf das Ganze wirklich hinausläuft. Erst als sich andeutet, dass in der Vergangenheit bereits ein Verbrechen geschehen ist, wird es wieder spannend, die zweite Hälfte des Krimis hat mir deshalb deutlich besser gefallen als die erste.


    Die Auflösung ist plausibel, aber auch ein bißchen banal, damit versöhnt aber die "Familienzusammenführung" auf dem Flughafen. Insgesamt ein solider Krimi, trotzdem hoffe ich, dass der nächste Band der Serie wieder etwas besser konstruiert ist.


    3ratten