Nobelpreis für Literatur 2016: Bob Dylan

Es gibt 82 Antworten in diesem Thema, welches 12.850 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Bob Dylan - ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich dachte immer, für Musiker gibt es extra Preise, aber wenn man ihn als Poet und Lyriker betrachtet, hat es wohl seine Berechtigung. Dass er schon länger auf der Warteliste steht, wusste ich gar nicht. Mit seiner Musik kann ich nicht viel anfangen, kenne kaum mehr als zwei oder drei Lieder. Wenn ich ihn als Musiker mehr schätzen würde, wäre ich jetzt sicherlich angenehm überrascht.


  • Nun bin doch ein wenig nervös ... (auch wenn der Preis in keinem Fall an mich geht :breitgrins:)


    Möchte kurz kommentieren, dass ich klassikfreunds Beiträge literarisch wertvoller finde als Bob "ich erfinde mich dem Kommerz zuliebe alle paar Jahre selbst und bin mega authentisch" Dylans Songtextsammelsurium und wenn ich im Komitee wäre, dann wären jetzt alle baff.


    So lustig waren sie im Nobelpreisverleih noch nie.


    Lustiger wäre es, wenn sie es nächstes Jahr an die Autoren von "Das Örtliche" geben. Die schreiben wenigstens Bücher.


  • Mit seiner Musik kann ich nicht viel anfangen, kenne kaum mehr als zwei oder drei Lieder.


    Ich wage zu behaupten, dass Du einige mehr kennst. Dylan dürfte zu den meistgecoverten Künstlern überhaupt gehören. "Like a Rolling Stone" haben z.B. die Stones höchstpersönlich aufgenommen. "Knockin' on Heaven's Door" von Guns 'n' Roses ist auch ein Dylan-Gewächs, "To Make You Feel My Love" (gecovert unter anderem von Adele und Billy Joel) ... und natürlich die untötbaren Sixties-Klassiker "The Times They Are A-Changing" und "Blowin' in the Wind".


    Er hat schon eine ziemlich schräge Stimme, weshalb viele nicht so einen Draht zu seiner Musik haben, aber ich mag ihn ganz gerne, sowohl die Musik als auch seine Texte.


    Bina: ich halte Dylan nicht für einen Kommerzjünger.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Oh Bitte, als ob nicht jeder Musiker, jeder Autor letztendlich kommerziell ist. Sorry wenn das jetzt böse klang. Aber das ist einfach quatsch. Dann müsste man wirklich jedem Musiker der Geld mit seiner Musik verdient diesen Vorwurf machen.


    So und jetzt bin ich wieder lieb. ^^

  • Von mir aus ist er der größte Künstler der Weltgeschichte. Ich komm ohne ihn klar. Mir gehter nicht näher als Fahrstuhlmusik und Literatur ist das aus meiner Wahrnehmung auch nicht.
    Aber ich hab auch keine Ahnung. Ich find auch Grass scheußlich genug und hätte ihm keinen Preis gegeben.

  • @ Valentine
    Dann sind es doch ein paar Lieder mehr, die ich unbewusst kenne. Lieber mag ich ihn deshalb aber auch nicht. Um mitzureden, ob der Preis für ihn gerechtfertigt ist, müsste ich mich zuerst mehr mit seinen Texten beschäftigen.

  • Bina
    Brauch Dir ja auch nicht zu gefallen- Bei Grass sind wir dann gerne einer Meinung :breitgrins: Aber es geht ja auch um literarischen Einfluss (und das muss eben nicht zwingend ein Roman sein) und nicht nur um die Reine Qualität der Texte. Und ja ich frage mich immer noch polemisch was so toll an Herrmann Hesse ist. ;)
    Trotzdem würde mich schon interessieren, welche Kriterien genau eine Rolle spielen und wie es z.B zu einem Ausschlussverfahren anderer kommt. Ich habe zumindest grade gesehen das die Gewinner, jeweils mehr als 50 Prozent der Stimmen brauchen und das zwischen 5 Nominierten, die aber nicht bekannt gemacht werden ausgewählt wird. Und das ansonsten alles sehr im Geheimen bleibt.
    Tatsächlich ist der Preis auch schon früher immer schon umstritten gewesen^^

  • Meine erste Reaktion war: Ach, der lebt noch?


    Nicht mein Ding. Mir wäre auch lieber gewesen, man hätte jemanden gewählt, mit dem ich mich jetzt litararisch beschäftigen könnte. Jemanden, dessen Bücher ich möglicherweise noch nicht kenne, aber interessant finden könnte. Nun kann ich mich zurücklehnen. Von Dylan brauche ich jetzt nichts zu lesen. Und die paar Songs, die heute dann überall im Radio kamen, haben mich darin bestätigt, auch kein Album von ihm zu kaufen. Als er richtig 'in' war, war ich noch nicht geboren bzw. zu jung, um Dylan zu hören. Und jetzt reißt er mich auch nicht mehr vom Hocker.

  • Ich muss zugeben, dass ich sehr amüsiert bin.
    Nachdem sich bei mir die erste Überraschung gelegt hat, dachte ich mir: "gut, wieso auch nicht". Wie Holden schon geschrieben hat, wird sein Schaffen ja durchaus literarischen Gattungen zugeordnet.
    Ich kann schon auch diejenigen verstehen, die das nicht so sehen oder es schade finden, dass man jetzt nicht losziehen kann, und sich ein neues Buch kaufen. Es darf ja jeder seine Meinung dazu haben und äußern.


    Aber was mich tatsächlich amüsiert, und Entschuldigung wenn ich jetzt jemanden auf die Füße trete: die empörten Emotionen, die da jetzt von mancher Seite hochkommen, durchaus auch namhafte Personen.
    Soweit ich informiert bin, kommt das Geld aus dem Nachlass Nobels und die Jury darf es von mir aus E. L. James geben, wenn sie der Meinung sind, es sei gerechtfertigt im Sinne Nobels. Und nachdem der gute Mann seit über 100 Jahren tot ist und nicht mehr gefragt werden kann, gibt es da wohl kaum Grenzen der Fantasie. (Naja, vielleicht doch :zwinker: )


    Die Aufregung wird sich legen, spätestens wenn in 12 Monaten der nächste Preisträger bekannt ist. Am Ende des Tages ist es auch nur ein Preis.
    The Times They Are a-Changin' :zwinker:

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Dylan erhält, das ist mein grösster Kritikpunkt, den Preis 50 Jahre zu spät. Jetzt hat man ihn offenbar im Zusammenhang mit dem aktuellen "Oral Poetry"-Gedöns (Poetry Slam und andere Wortakrobaten-Performer) hervorgekramt, weil er für die Generation, die die Preisträger bestimmt, halt der Inbegriff von "Oral Poetry" ist. Man hätte gerade so gut Leonard Cohen oder Paul Simon wählen können - nur, dass Dylan halt immer noch etwas Verruchtes, Rebellisches transponiert.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Man hätte gerade so gut Leonard Cohen oder Paul Simon wählen können - nur, dass Dylan halt immer noch etwas Verruchtes, Rebellisches transponiert.


    I wo. Bob Dylan ist doch gewissermaßen der Inbegriff der längst regierenden links-alternativen Spießigkeit.


  • Trotzdem würde mich schon interessieren, welche Kriterien genau eine Rolle spielen und wie es z.B zu einem Ausschlussverfahren anderer kommt.


    Das würde mich auch interessieren, mal ganz ab vom aktuellen Preisträger.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich freu mich, dass jemand wegen Grass meiner Meinung ist und versuche mein Erstaunen über die Zustimmung zu Dylan als Preisträger einfach zu akzeptieren und nicht zu hinterfragen.
    Es gibt aber wirklich viele wundervolle Songwriter (so nennt man die doch). Bin bloß froh, dass sie nicht Coldplay genommen haben.

  • Mit Grass kann ich auch nicht anfangen, und Geschmack ist eh subjektiv. Man kann und muss ja nicht alles mögen. Und erstaunt waren bestimmt noch mehr über Dylan als Preisträger. Mich hat das auch ziemlich überrascht.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger schlimm finde ich es.
    Eigentlich ist es überhaupt nicht schlimm.
    Andere Nobelpreisbereiche werden seit Jahren an Leute oder Organisationen gegeben, die man wirklich stark kritisieren muss, etwa den Friedensnobelpreis für die EU. Grad bei der Außenhandelspolitik und all diesen schrecklichen Dingen, die durch die Machtposition der EU auf der Welt passieren, da hätte man es lieber jemand anderem geben können. Auch wenn es natürlich ganz schön stark ist, dass wir jetzt so lange keinen aktiven Krieg vor der Haustür hatten. Das werd ich wohl nie nachvollziehen.
    Da ist Dylan mir eigentlich fast schon recht, auch wenn ich ihn für überbewertet halte.