4-Jährige hat schon über 1'000 Bücher gelesen...

Es gibt 44 Antworten in diesem Thema, welches 6.685 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Katjaja.

  • Was mich - immer noch! - immer wieder in Erstaunen setzt, ist der germanische Reflex, sofort Kritikpunkte hervorzusuchen und darauf herum zu hacken ... :rollen:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Das Projekt "1000 books before kindergarten" finde ich überhaupt nicht komisch. Wenn ihr euch die Seite des Projektes mal anschaut, dann wird da der Sinn ganz gut erklärt. Es geht einfach darum, den Kindern Spaß an Büchern zu vermitteln und ihnen vorzulesen. Und das ist doch eigentlich erst einmal etwas, was (gerade in einem Literaturforum) gut ankommen sollte. Und dass es eben Leute gibt, die sich gerne Ziele setzen - naja, sollen sie doch. Und ein Bonus bei dem Projekt ist es auch, dem Kind eine Lesestatistik (ähnlich der hier im Forum) anzulegen, in der die Bücher vermerkt werden. Als Erinnerungsstück für später ist das einfach toll.


    Auf der Seite wird auch aufgeschlüsselt, dass 1000 Bücher gar nicht so viel sind, wenn man jeden Abend mit dem Kind nur ein Buch liest (und das hat meine Mama mit mir auch so gemacht und zwar auch dann noch, als ich schon selbst lesen konnte. Da haben wir dann zwar umfandreichere Bücher über mehrere Tage gelesen, aber es geht ja um das Vorlesen an sich und ich bin ihr noch heute dafür dankbar). Und der Kindergarten fängt in Amerika laut dieser Seite erst mit 5 Jahren an. In 5 Jahren 1000 Bücher vorzulesen (Dopplungen sind auch erlaubt) ist wirklich gut machbar. Und wenn man es nicht schafft, macht es ja auch nichts. Das Projekt ist ein völlig verpflichtungsfreier Anstoß zum Vorlesen. Mehr nicht.


  • Was mich - immer noch! - immer wieder in Erstaunen setzt, ist der germanische Reflex, sofort Kritikpunkte hervorzusuchen und darauf herum zu hacken ... :rollen:


    Ach, Deutsche sind wunderbar. Da gibt es die einen, die immer über alles meckern. Und die, die nicht meckern, meckern über die, die immer meckern. :breitgrins: :breitgrins:

  • Wenn wir da jetzt alle abstimmen, versauen wir denen total die Statistik. :breitgrins: :teufel:

    "Es ist die Pflicht eines jeden, es auch auszusprechen, wenn er etwas als falsch erkennt." --- Stefan Heym, 2001

  • Vielleicht bin ich nur gerade ein bisschen genervt von übereifrigen Eltern, die aus allem und jedem eine Challenge machen und alles zu Tode optimieren wollen.


    Danke für die Details, Zank. Als Anstoß, sich mehr mit Büchern zu beschäftigen, ist die Idee ja wirklich gut. Ich habe mich nur irgendwie an dieser festgelegten Zahl gestoßen, weil ich in dieser Altersklasse messbare Ziele ein bisschen übertrieben finde.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Übertreiben sollte man es natürlich nicht. Ich finde es auch Quatsch, sein Kind zu 1000 Büchern zwingen zu wollen und würde meinem Kind dafür auch keine "Medaillen" oder so etwas geben. Aber zwanglos einfach mehr vorzulesen finde ich eine gute Sache :lesen:


    Ich mag auch diese Eltern nicht, die ihre Kinder jeden Tag zu einer anderen Veranstaltung schleppen - Babyschwimmen, Babyenglisch, Babyyoga, Krabbelgruppe, musikalische Frühförderung... Ich kenne eine Familie, deren Sohn (er ist ca. 6 Jahre alt) bei der Musikschule eine Viertelstunde früher gehen muss, damit er dann direkt im Anschluss zur Vorlesestunde in der Bücherei eine Viertelstunde zu spät kommt. Von beidem hat es also eigentlich nichts und hat auch selbst überhaupt keine Lust darauf, was er auch deutlich zum Ausdruck bringt. Aber das ist der Mutter egal. :rollen:


  • Ich mag auch diese Eltern nicht, die ihre Kinder jeden Tag zu einer anderen Veranstaltung schleppen...


    So etwas entwickelt sich manchmal von alleine. Als sie noch im Kindergarten war, ist meine Tochter nur Freitags zum Ballett gegangen. Dieses Schuljahr sind Dienstags eine und Mittwochs zwei AGs dazu gekommen und mittlerweile geht sie einmal in der Woche (Freitags oder Samstags) reiten. Bis aufs Ballett, in das wir sie auf den Vorschlag des Kinderarztes geschickt haben weil sie motorisch einbisschen hintendran war, hat sie sich alles selbst ausgesucht und macht es auch gerne. Ich sehe die AGs auch nicht so kritisch, weil sie ohnehin ein Hortkind ist und die AGs in diese Zeit fallen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Wenn das vom Kind selbst ausgeht, sehe ich das auch nicht so kritisch. Manche Kinder brauchen da ja auch mehr Input und Action als andere. Aber es gibt halt auch diese schrecklich ehrgeizigen Eltern, die die Kinder in Kurse stecken, die sie weder wollen noch wirklich brauchen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Zank: ich habe dich schon verstanden :winken: und ich kenne genug Kinder, die komplett verplant sind. Ganz ehrlich: dazu habe ich viel zu gerne auch Zeit für mich. Und wenn mich das zu einer Mama macht, die sich nicht alles für ihr Kind macht, geht das für mich auch in Ordnung :teufel:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • 1000 Bücher können das schon gewesen sein. Kinder möchten ja auch mehrere Bücher hintereinander lesen, da kann sich in den Jahren schon etwas ansammeln. Mich wundert aber, dass das Mädchen so viele unterschiedliche Bücher lesen möchte. Meine Kinder und viele andere Kinder, die ich kenne, wollten oft immer wieder dasselbe Buch hören oder auch selbst lesen. Dass dieses Mädel so viele unterschiedliche Bücher liest, finde ich schon ungewöhnlich. Vielleicht steckt ja ein hochbegabtes Kind in ihr, das wäre eine Erklärung (stand evtl. in dem Artikel, den ich nicht ganz gelesen habe).


    Davon abgesehen glaube ich aber, dass die Mutter die Sache selbst ordentlich anschiebt. Es gibt ja Mamas, die ihren Kindern einreden, dass sie (die Kinder) etwas ganz toll finden, und wenn man die Kleinen dann fragt, was genau sie so toll an der jeweiligen Tätigkeit finden, kommt ein Antwort suchender Blick zur Mami.


  • Was mich - immer noch! - immer wieder in Erstaunen setzt, ist der germanische Reflex, sofort Kritikpunkte hervorzusuchen und darauf herum zu hacken ... :rollen:


    Wolltest du denn keine Diskussion zu dem Thema?

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog


  • Das sehe ich anders. Das Kind, dessen Leistung sicherlich in jedem Falle überragend ist, liest größtenteils wohl Kinderbücher. Also die meisten der 1000 Bücher werden Kinderbücher sein. Wenn man ein Leseniveau eines Zweit- oder Drittklässlers hat - was natürlich für die Kleine in jedem Fall überragend für ihr Alter wäre! - kann man jeden oder jeden zweiten Tag so ein Bilderbuch lesen, in dem jede Seite einen Satz zeigt. Die meisten Kinder, die diese Bücher alleine lesen können, schaffen nicht mehr, weil sie langsamer lesen und evtl. auch die Bücher erst mal verdauen müssen (über die Geschichte nachdenken, sie nachspielen usw.).


    Die meisten Erwachsenen dagegen lesen hoffentlich etwas längere oder auch anspruchsvollere Bücher. Nicht nur seichte Romane des ewig gleichen Genres, sondern auch Literatur, die schwierig zu verstehen ist oder Sach- oder manchmal auch freiwillig Fachbücher. Angenommen, jemand liest aufgrund eines privaten Projektes nur Fachbücher. Also: 1500 S. Biochemie oder Physik, ohne große Vorkenntnisse. Dann wären 2 bis 4 Bücher dieser Kategorie im Jahr schon hervorragend.


    Dazu kommen natürlich Menschen, die aus verschiedenen Gründen gar nicht lesen. Gründe können Desinteresse, andere Hobbys, Überforderung im Alltag (keine Zeit und Muße zum Lesen) oder auch Probleme beim Lesen (Textverständnis, Sprachverständnis etwa von Ausländern, die hier schwer Bücher in ihrer Muttersprache bekommen, Augenprobleme etc.) sein.


    Wer nicht Lesen als Hobby hat und automatisch immer wieder Bücher kauft oder in Buchhandlungen geht und kein Büchereinutzer ist oder wer in seiner Freizeit sehr viele Zeitschriften liest (solche Menschen gibt es auch!), der vermisst vermutlich nichts und kommt halt gar nicht auf die Idee, Bücher zu lesen bzw. es fehlt die Gelegenheit. Lesen kann man immerhin im Internet auch genug, und evtl. hat man dann keine Lust mehr auf Bücher.


    Mir geht es auch so, dass ich intensive Lesephasen habe, in denen oft auch ein Buch zum nächsten führt (aktuell ist das Thema Dänemark und es geht wieder mehr Richtung Bildband) und dann wieder Phasen, in denen ich gar nicht lese und anderen Hobbys nachgehe. Oder vornehmlich Blogs online lese. Oder auch nichts Neues lese, sondern alte Bücher erneut lese - was ja in der Liste wohl nicht zählen würde, nehme ich an.


    Ich habe irgendwann mal eine Liste aller Bücher gemacht, die ich bis ca. 12 Jahren gelesen habe. Ich glaube, das waren auch 400 oder so. Aber davon waren halt viele auch sehr kurze Kinderbücher. Und die Zahl kam zustande, weil wir zu Hause eben viele Bücher hatten - Kinderbücher, Romane, Sachbücher - so dass man immer wieder über ein neues Buch stolperte. Andere haben diesen Vorteil nicht. Oder gehen, als Kinder oder Erwachsene, weder offline in Buchhandlungen oder Büchereien noch online in Bücherblogs, Foren oder suchen bei amazon nach Büchern. Schon gar nicht regelmäßig. Sie bauen keine Wunschlisten auf, haben Bücher nicht als Diskussionsthema, lesen vielleicht mehr Zeitung und Politikdiskussionen. Und kommen dann vielleicht auf nur 2 bis 4 Bücher durchschnittlich, was ja schon stark erhöht wird, wenn man die Nicht-Leser raus rechnet, also dann vielleicht auf ca. 10 bis 12 Bücher pro Jahr, also ein Buch pro Monat. Das kann bei einem stressigen Leben auch schon eine gute Leistung sein (Arbeiten bis spät abends unter der Woche, Kinder betreuen am Wochenende - da bleibt wenig Zeit zum Lesen und ein mitteldickes Buch im Monat kann schon eine ziemlich viel Lesezeit verschlingen).



    LG von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Also ich weiß ja nicht wie es bei dir war Keshia. Aber ich konnte mit 4 noch nicht lesen. Ich hab es mit 6 in der schule gelernt.


    Auch wenn das Kind nur Bücher mit einem Satz pro Seite liest finde ich das fantastisch.