Teil IV - Seite 195 bis 256 (Kapitel 30 - 39)

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  • Bei Atwood ging es mir eigentlich immer so, daß mir die Protagonisten eher fern blieben, ich war immer mehr beobachtender Zuschauer bei ihren Geschichten. Es gab auch noch keinen Protagonisten mit dem ich mich wirklich hätte identifizieren wollen oder können, vielleicht auch eine ihrer Eigenheiten. Ihre Protagonisten haben immer sehr viele Kanten und Ecken und dunkle Seiten. Genauso wie Prospero ist Felix nicht nur bewundernwert, bemitleidenswert, gut, sondern auch manchmal böse, rachsüchtig, unverständlich, egoistisch usw.
    Bisher hielten mich alle Atwood-Bücher ein bisschen auf Abstand. Anfangs hatte mich das gestört bei ihren Büchern, mittlerweile nicht mehr, man beobachtet bei ihren Büchern mehr und steckt weniger emotional drin, bei den Themen die sie teilweise für ihre Bücher wählt ist dieser Abstand vielleicht auch besser.


    Ich kenne Mme Atwood zu wenig um sagen zu können, ob es mir bei ihren Geschichten immer so geht oder ob diese Distanz nur in Hexensaat so ist - aber es stört mich überhaupt nicht und ich muss mich ja auch nicht mit den Protagonisten identifizieren oder mich zu sehr emotional verwickeln zu lassen - da bin ich 1000%ig Deiner Meinung, Firiath. Die Distanz erlaubt gutes Beobachten!


    Ich hab das ganze Buch lang immer wieder die Parallelen zwischen Hexensaat und Sturm gesucht und gefunden. Somit bin ich in der Geschichte - und es ist mir klar, wie absonderlich das klingt - immer wieder zwischen "Realität" (Felix) und "Fiktion" (Prospero) hin und hergewackelt. Es ergab interessante Perspektiven und natürlich logische Folgerungen. Aber irgendwie hab ich die ganze Zeit auf Abweichungen gewartet - vielleicht kommen die ja noch!

    Vernunft, Vernunft...

  • Das ist verständlich. Alleine könnte er seine Rache nicht durchführen, jedenfalls nicht in dem Umfang wie in der JVA. Außerdem wurde ihm selbst übel mitgespielt. Seine Widersacher haben den Maßstab vorgegeben. Wenn Felix dabei die Häftlinge für seine Zwecke einsetzt - warum nicht? Sie haben ihren Spaß dabei, es muss niemand leiden. Gut, der eine oder andere hat sich sicher wieder straffällig gemacht, aber anders ging es eben nicht und ein bisschen Spannung für die Leserin muss schon sein.


    So wie es jetzt letzlich für alle ausging stimmt das schon, niemand "Unschuldiges" kam wirklich zu schaden, an dem Punkt aber an dem es begann war ich mir da noch nicht sicher und es hätten auch anders laufen können und das hat er natürlich auch in Kauf genommen, er hat Glück gehabt daß alles so glimpflich gelaufen ist.
    Aber klar, so wie es jetzt lief, ist es ok.

    Von den Sternen kommen wir, zu den Sternen gehen wir.

    Das Leben ist nur eine Reise in die Fremde.”

    (aus: "Die Stadt der träumenden Bücher")



  • Hallo,


    interessant eure Kommentare zu lesen. Ich war ja etwas überrascht, dass die Aufführung schon jetzt kommt, ich dachte sie kommt am Ende. Die Art der Rache war unmoralisch und passend zu gleich - ein Theaterkünstler eben. Ich denke auch der Großteil der Häftlinge hatte seinen Spaß.


    Was mich etwas verwirrt, sind die Stimmen Mirandas - sie scheinen ja an bestimmten Stellen aufzutauchen und auch von anderen gehört zu werden. Ist es nun ein mysthisches Element - das ist nicht so stimmig für mich.


    Ich bin schon gespannt was nun weitergeht, auch wenn ich jetzt nicht so gefesselt bin, dass ich unbedingt weiterlesen muss. Ich mag die Geschichte und Umsetzung deutlich lieber als "Die störrische Braut", trotzdem kommt es für mich nicht so richtig an ein Original dran...


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Ich mag die Geschichte und Umsetzung deutlich lieber als "Die störrische Braut", trotzdem kommt es für mich nicht so richtig an ein Original dran...


    Meinst du mit dem Original den "Sturm"?

  • Meinst du mit dem Original den "Sturm"?


    Ich glaube das war nicht gut formuliert - ich meine es so. Das Buch hangelt sich inhaltlich an "Der Sturm" entlang und es gibt da auch keine Überraschungen bezüglich der groben Handlung. Ich persönlich empfinde, dass der Roman die Kraft, den Inhalt und den Ausdruck eines Dramas / Theaterstücks nicht das Wasser reichen kann. Er bleibt daneben flach und unvollständig. Für einen Roman ist viel mehr Tiefe nötig, zumindest fehlt mir hier etwas.


    Ich fand die Idee der Inszenierung toll, doch vor dem Hintergrund dass ich kaum etwas über die Personen weiß und mir ihr Denken und Handeln manchmal nicht klar wird, fühlt es sich für mich unvollständig an.


    Aber das ist jetzt wohl auch schon vorgegriffen, ich sollte erst noch etwas zum letzten Absatz schreiben.


    Viele Grüße
    schokotimmi


  • Ich glaube das war nicht gut formuliert - ich meine es so. Das Buch hangelt sich inhaltlich an "Der Sturm" entlang und es gibt da auch keine Überraschungen bezüglich der groben Handlung. Ich persönlich empfinde, dass der Roman die Kraft, den Inhalt und den Ausdruck eines Dramas / Theaterstücks nicht das Wasser reichen kann. Er bleibt daneben flach und unvollständig. Für einen Roman ist viel mehr Tiefe nötig, zumindest fehlt mir hier etwas.


    Damit sind wir beide auf einer Wellenlänge. Wenn der Roman dem Original nicht das Wasser reichen kann, liegt es vielleicht nicht nur an der mangelnden Tiefe, sondern auch daran, dass man als Shakespeare-Leserin das Original kennt und annähernd weiß, was kommt. Die eigentliche Geschichte um Felix ist ja fast nur eine Rahmenhandlung. Außerdem misst sich Atwood nicht mit irgendwem, da ist es schwer, das Wasser zu reichen.


    Mich würde interessieren, wie nahe sie dem "Sturm" kommen wollte. Dann könnten wir auch besser einschätzen, wie gut sie ihre Aufgabe bewältigt hat.