Bei Atwood ging es mir eigentlich immer so, daß mir die Protagonisten eher fern blieben, ich war immer mehr beobachtender Zuschauer bei ihren Geschichten. Es gab auch noch keinen Protagonisten mit dem ich mich wirklich hätte identifizieren wollen oder können, vielleicht auch eine ihrer Eigenheiten. Ihre Protagonisten haben immer sehr viele Kanten und Ecken und dunkle Seiten. Genauso wie Prospero ist Felix nicht nur bewundernwert, bemitleidenswert, gut, sondern auch manchmal böse, rachsüchtig, unverständlich, egoistisch usw.
Bisher hielten mich alle Atwood-Bücher ein bisschen auf Abstand. Anfangs hatte mich das gestört bei ihren Büchern, mittlerweile nicht mehr, man beobachtet bei ihren Büchern mehr und steckt weniger emotional drin, bei den Themen die sie teilweise für ihre Bücher wählt ist dieser Abstand vielleicht auch besser.
Ich kenne Mme Atwood zu wenig um sagen zu können, ob es mir bei ihren Geschichten immer so geht oder ob diese Distanz nur in Hexensaat so ist - aber es stört mich überhaupt nicht und ich muss mich ja auch nicht mit den Protagonisten identifizieren oder mich zu sehr emotional verwickeln zu lassen - da bin ich 1000%ig Deiner Meinung, Firiath. Die Distanz erlaubt gutes Beobachten!
Ich hab das ganze Buch lang immer wieder die Parallelen zwischen Hexensaat und Sturm gesucht und gefunden. Somit bin ich in der Geschichte - und es ist mir klar, wie absonderlich das klingt - immer wieder zwischen "Realität" (Felix) und "Fiktion" (Prospero) hin und hergewackelt. Es ergab interessante Perspektiven und natürlich logische Folgerungen. Aber irgendwie hab ich die ganze Zeit auf Abweichungen gewartet - vielleicht kommen die ja noch!