03 - Seite 118 bis 184 (Kapitel 8 - 12)

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 3.202 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von dubh.

  • Hier könnt Ihr zum Inhalt von Seite 118 bis 184 (Kapitel 8 - 12) schreiben.
    Spoilermarkierungen sind aufgrund der Seitenbeschränkung nicht vorgesehen.

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Ich schreite ein wenig "eilig" voran, weil ich am Dienstag für ein paar Tage unterwegs bin. Ich habe zwar dann Zeit mindestens einmal am Tag ins Forum zu schauen und mitzudiskutieren, aber die ersten Eindrücke aufzuschreiben, ist ja immer etwas Zeitintensiver, weswegen ich das gerne jetzt schon alles mache. :winken: Also fühlt euch nicht gestresst durch mich.


    Die Gedanken von Heidi zur Rolle der Frau war nochmal ein Aha-Erlebnis für mich. Hier zeigt sich doch ganz gut, dass ihr rechtes Weltbild viel tiefer geht. Das wird ja auch im Laufe des Kapitels immer wieder erwähnt. Im Gegensatz zu den AfD-Anhängern und Pegidisten ist ihr Weltbild wirklich völkich geprägt. Sie stellte das Wohl des Volkes allem voran, auch ihr eigenes Wohl. Das wird gerade in ihrem Frauenbild deutlich. Für mich sind AfD-Anhänger da anders. Sie glauben, dass sie mehr Recht darauf haben, Sozialleistungen zu bekommen, weil sie deutsch sind. Flüchtlinge haben dazu kein Recht, weil sie eben nicht deutsch sind. Das ist nationalistisch und rassistisch. In Heidis Ideologie müsste der konsquente Schritt sein, zu denken, dass Sozialleistungen von allen auf ein Minimum zu reduzieren sind, damit das Geld besser dem Volk im Allgemeinen zu kommen kann. Dieses Denken geht viel tiefer. So verstehe ich das zumindest. Für mich macht es das natürlich kaum besser, weil das Recht auf Freiheit und individueller Entfaltung (vor allem in Bezug auf Frauenrechte) super eingeschränkt wird.


    Es ist mir schon im letzten Kapitel aufgefallen, aber hier nochmal mehr... Es ist erstaunlich wie viele Parallelen links- und rechtsextreme Gruppen doch haben. Von beiden Seiten wird der Massenkonsum, der Kapitalismus kritisiert. Nur verschiebt sich das Feindbild.


    Wie tief Heidi in der rechten Szene drin steckt, zeigt auch die Erzählung von dem Feriendorf ihres Vaters. (Hier wird auch noch nebenbei beschrieben, wie sie nach anfänglicher Distanz doch wieder Kontakt zu ihrem Vater aufbaut, der später aber wieder gebrochen wird. ;) ) Ihr Vater erschafft einen Raum, wo sich nationalistische Menschen wohlfühlen. Durch seinen und Heidis Freunden- und Bekanntenkreis wird das natürlich schnell zu einem Treffpunkt von Nazis. Spannend finde ich hier immer, dass Zeitungen u.ä. zitiert wird. Da wird einem als Leser bewusst, dass Heidi wirklich nicht ein kleines Licht in dem Gewirr war, sondern richtig mittendrin steckte.


    Nun erfahren wir ein wenig mehr über Felix, der anders als Heidi, durch seine jugendliche Rebellion in die Szene geraten ist. Das erklärt auch, warum er sich in Dortmund nicht gut zurecht gefunden hat. Laut Heidis Beschreibungen ist die Szene in Bayern nicht so extrem wie in Dortmund. In dieser Szene hat Felix sich gut zurecht gefunden, in Dortmund nicht. Wobei mir immer noch nicht klar ist, was eigentlich vorgefallen ist. Der Vorfall in Leverkusen erscheint mir zu harmlos für SS-Siggis Bemerkung. Dass Felix ins Gefängnis musste, hat mich dann schon schockiert. Durch Heidis reflektierte Erzählweise habe ich angefangen mit ihr und Felix zu sympathisieren. Aber solche Ereignisse bringen einen doch schnell wieder auf den Boden der Tatsache, dass die beiden wirklich strammrechts gewesen waren. Auch das abgedruckte Lied war ein solcher Moment.


    Wir haben jetzt noch einen Abschnitt, um zu erfahren, wie und warum die Beiden ausgestiegen sind. Ein paar Momente haben wir schon erfahren, ich bin gespannt, was noch kommt. Ich denke auf jeden Fall, dass es geholfen hat, dass die Beiden zu zweit waren.

  • Das war allerhand an Wissen und Fakten in diesem Abschnitt, wo ich immer mal wieder das Buch zur Seite gelegt habe um zu googlen oder bei Wikipedia nachzuschauen. Das ist ja ein Netzwerk wo man als " Nicht Neonazi" kaum folgen kann.


    Man konnte immer wieder raus lesen, das Heidi schon früh hin und her gerissen war. Sie hatte eindeutig ihre Ideologie an der sie festhielt, so wie das Frauenbild in der Szene, aber als sie von Mölln und Rostock hörte, war sie geschockt. Das ging ihr eindeutig zu weit,sie wollte das System nachhaltig zerstören und ersetzen, aber nicht mit solch einer Gewalt.


    Komisch fand ich, dass sie Heß und Hitler als ihre Helden ansah, aber eine Abscheu gegen Göring und Bormann hatte. Aber es hat mir gezeigt wie sehr sie sich mit all diesen Personen und deren Handeln auseinander gesetzt hat.


    Ebenso konnte man wieder erkennen, was Erziehung ausmacht, welche Werte einem von den Eltern vermittelt werden. Wo es bei uns ganz andere sind, war es zum Beispiel für Heidi völlig normal welche Rolle die Frau in der Familie einzunehmen hat. Es ist für sie nicht nachvollziehbar, dass es Frauen gibt, die gerne Karriere machen. Oder das es Frauen gibt, die Haushalt, Kindererziehung und Beruf miteinander vereinbaren können.


    Es war für mich erstaunlich, dass die Islamisierung für sie gar kein Problem darstellte. Auch ist ihr Weltbild wieder ins wanken gekommen, als ihr der junge Mann mit seinem kleinen Bruder, ihr in der Bahn geholfen hatte. Er war aus dem Kosovo, eigentlich der Feind.
    Oder als sie das Buch " Ein Haus für alle" von ihrer Mutter zu lesen bekommen hat. Da habe ich mich gefragt, ob es ein Versuch der Mutter gewesen sein könnte, Heidi in eine andere Richtung zu lenken. Leider hat sie nicht mit ihrer Mutter über das Buch diskutiert, sondern nur mit dem Vater. Das musste doch schief gehen und wie es den Vater aufgebracht hat, konnte man an seiner Reaktion sehen.....halt endlich die Fresse.....


    Im Netz nachgeschaut habe ich auch wegen dem Quitzdorfer See. Was Heidi darüber geschrieben hat war sehr interessant, aber das sie immer noch keine Beziehung zum Vater aufbauen konnte hat mich traurig gemacht. Er setzt sich nicht mal gegen seinen neue Frau durch, obwohl es um seine Tochter geht. Das zeigt wie schwach er ist, was Heidi schon oft erwähnt hat. Eigentlich hat er Heidi nur ausgenutzt und als Mädchen für alles im Feriendorf laufen lassen. Entsetzt war ich, als sie von ihrer Alkohol Vergiftung berichtet hat, das ist mehr als verantwortungslos vom Vater sowie von der Stiefmutter.


    Nun ist sie mit Felix zusammen, sie hat die Lehre abgebrochen und er saß später im Knast. Ich hatte gedacht das Felix, so wie Heidi, von klein auf an in der rechten Szene ist. Aber aus Rebellion den Eltern gegenüber, das hätte ich nicht gedacht. Dafür hat er sich in kurzer Zeit aber schnell einen Namen gemacht und steckte schon tief im Geschehen.
    Heute schämt er sich dafür, was ich nachvollziehen kann auch das ihn stört, die Videos bei YouTube nicht löschen zu können. Einmal im Netz, immer im Netz.....nicht umsonst soll man vorsichtig mit seinen Posten von Bildern und Videos sein.


    Doch irgendwie gelingt es ihnen immer noch nicht alles hinter sich zu lassen, auch wenn sie sich über die Kameradschaft lustig machen. Zu weit reichen die Arme der Krake,wie Heidi es beschreibt und einfach so untertauchen geht auch nicht.


    Für mich ist es mit so vielen Fakten und den ganzen genannten Personen, streckenweise fast ein Sachbuch. Ich muss mir öfter einiges sortieren, da ich das Wissen von der Szene nicht besitze.


    Bin gespannt wie sich alles zum guten wendet.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Die Alkoholvergiftung war für mich fast wie ein Schlüsselerlebnis. Hier zeigt sich das Verhältnis zu ihrem Vater. Eigentlich sollten Eltern darauf achten, dass die Kinder keine Alkoholvergiftung bekommen, vor allem nicht in so jungen Jahren. Jugendliche verheimlichen das vor ihren Eltern. Aber hier war es genau umgekehrt, Heidi wurde von ihrem Vater abgefüllt und dann konnte man ihr noch nicht mal professionelle Hilfe zu kommen lassen, weil alle blau waren. Wahnsinn, dass man noch nicht mal in der Lage dazu war, einen Krankenwagen zu rufen.


  • Die Alkoholvergiftung war für mich fast wie ein Schlüsselerlebnis. Hier zeigt sich das Verhältnis zu ihrem Vater. Eigentlich sollten Eltern darauf achten, dass die Kinder keine Alkoholvergiftung bekommen, vor allem nicht in so jungen Jahren. Jugendliche verheimlichen das vor ihren Eltern. Aber hier war es genau umgekehrt, Heidi wurde von ihrem Vater abgefüllt und dann konnte man ihr noch nicht mal professionelle Hilfe zu kommen lassen, weil alle blau waren. Wahnsinn, dass man noch nicht mal in der Lage dazu war, einen Krankenwagen zu rufen.


    Und sie betonen alle das Drogen für sie nicht in Frage kommen, aber Alkohol in den Mengen ist für mich auch eine Droge, selbst wenn man jeden Tag ein oder zwei Bier trinkt. Das Kind hat nur einen andern Namen.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • So, diese Kapitel habe ich nun auch geschafft - insgesamt sind die Beschreibungen immer noch ein wenig konfus und ich habe es immer wieder Schwierigkeiten Heidis Alter und Situation einzuschätzen.


    Insgesamt sehr erschreckend wenn man das Netzwerk und die Strukturen bedenkt...mir war nicht bewußt das Heidi zwischendrin tatsächlich bei ihrem Vater gelebt hat, oder waren das nur Ferien?


    Auch ihre Beschreibungen wie sie sich dem Thema immer wieder von verschiedenen Seiten genähert hat und wie sie sich damit beschäftigt hat war überraschend. Sie hat ja scheinbar Zugang zur Bibliothek und auch ein Verhältnis zu Büchern gehabt, warum hat sie nach der Lektüre eines Buches nicht mehr in diese Richtung gesucht...


    Auch die Beschreibung von Felix und seinen Weg in die Szene fand ich erschreckend. Aber am Ende scheint ja seine kindliche Erziehung doch ein Funke für den Weg zurück gewesen sein.


    Das Frauenbild von Heidi war jetzt nicht so überraschend, darüber das in der Szene zwar viele so denken aber gefühlt nur wenige es im Leben umsetzen, scheint man sich keine Gedanken zu machen...am Ende ist es Rebellion und da geht das nicht oder wie.


    Trotz aller Beschreibungen kann ich weder für Heide noch für Felix Sympathie empfinden, wie Avila das schreibt. Ich bin gespannt wie sie den Weg nach draußen finden und v.a. wie sie sicher sind nicht wieder hineinzugeraten. Den Abstand hatte Heidi ja in ihrer Anfangszeit in Passau schon...ihr fehlte nur die Perspektive. Hier bin ich gespannt welche Perspektive sie heute hat.


    Grüße
    schokotimmi


  • Insgesamt sehr erschreckend wenn man das Netzwerk und die Strukturen bedenkt...mir war nicht bewußt das Heidi zwischendrin tatsächlich bei ihrem Vater gelebt hat, oder waren das nur Ferien?


    Das war mir auch nicht bewusst. Ich hatte es so verstanden, dass sie mehr als nur die Ferien bei ihrem Vater verbracht hat. Sie hatte die Schule abgebrochen und ist zu ihrem Vater, weil sie da mehr oder minder jobben konnte. Wie lange der Zeitraum nun war, ist mir auch nicht klar geworden. Ich war auch ein wenig irritiert, weil es sich am Anfang so anhörte, dass sie keinen Kontakt mehr zu ihrem Vater hatte...

  • In diesem Abschnitt gab es wirklich eine Fülle an Informationen, aber auch hier konnte ich der Autorin im Zeitablauf nicht immer gleich folgen und musste überlegen, in welchem Alter sich Heidi nun gerade befindet. Das empfinde ich als sehr störend. Wie eine Aneinanderreihung von Geschehnissen, die einem gerade in den Sinn kommen.


    Die Beschreibung des Ferienlagers war gruselig. Wie kann man eine Gruppe von Kindern nachts ohne Beleuchtung durch den Wald jagen, nur um Ihnen einen Schockmoment am Ende zu versetzen. Als ob sie am Ende vor Nichts und Niemandem mehr Angst haben. Eine verstörende Denkweise, so etwas.


    Danach habe ich dieses Ferienlager erst einmal gegoogelt. Die Homepage ist ziemlich unauffällig, aber das ist ja auch klar, sonst wäre die Website wahrscheinlich nicht lange online. Aufgefallen ist mir nur die Überschrift der Dörfer in altdeutscher Schrift, das fand ich schon etwas ausserhalb der Norm.

    Das sind keine Stirnfalten. Das ist ein Sixpack vom Denken.

  • Und auf was für unterschiedlichen Wegen Heidi und Felix in die Szene kamen, war interessant zu lesen. Heidi wurde in die rechte Szene hineingeboren durch die Gesinnung der Eltern und bei Felix war es eher eine Folge von Frustration bzw. Aufbegehren.

    Das sind keine Stirnfalten. Das ist ein Sixpack vom Denken.

  • Die Beschreibung des Ferienlagers ist ja ebenfalls so wie die Website. Altbackene Leute können sich da ja anscheinend ebenso wohl fühlen ohne gleich rechts zu sein - wie Heidi schreibt. Das macht es irgendwie fast noch schlimmer.


  • Die Beschreibung des Ferienlagers ist ja ebenfalls so wie die Website. Altbackene Leute können sich da ja anscheinend ebenso wohl fühlen ohne gleich rechts zu sein - wie Heidi schreibt. Das macht es irgendwie fast noch schlimmer.


    Aber wirklich, vor allem wo bekannt wurde das am Rande des Geländes die Treffen der Szene statt fanden. Und angeblich hat niemand etwas mitbekommen????


    Ich kann mir das immer schlecht vorstellen, auch als damals die Amerikaner die Menschen, die neben dem KZ gelebt, ins KZ geführt haben. Damit sie sehen was dort unmenschliches mit den Insassen passiert ist, für die Amis damals auch unvorstellbar das die nichts mitbekommen haben wollen.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Ja, das ist wirklich immer unvorstellbar. Ich weiß noch, wie ich in Las Vegas mal in einem Motel war und eine Familie herein kam, wo der Vater über und über mit Nazi-Tattoos bedeckt war. Ich konnte meinen Mund gar nicht mehr schließen und starrte ihn entsetzt an. Ansonsten hat da aber keiner Anstoß dran genommen. Nun gut, in Amerika sind die Gesetze bezüglich der bei uns verbotenen Symbole anders und vielleicht sind die Symbole auch nicht so bekannt, aber es rief ansonsten wirklich keine Reaktion hervor. Das fand ich schon auch erschreckend.


  • Ja, das ist wirklich immer unvorstellbar. Ich weiß noch, wie ich in Las Vegas mal in einem Motel war und eine Familie herein kam, wo der Vater über und über mit Nazi-Tattoos bedeckt war. Ich konnte meinen Mund gar nicht mehr schließen und starrte ihn entsetzt an. Ansonsten hat da aber keiner Anstoß dran genommen. Nun gut, in Amerika sind die Gesetze bezüglich der bei uns verbotenen Symbole anders und vielleicht sind die Symbole auch nicht so bekannt, aber es rief ansonsten wirklich keine Reaktion hervor. Das fand ich schon auch erschreckend.



    Vor ein paar Tagen lief gerade wieder ein Bericht spät abends, da ging es unter anderem um die Neonazis in Amerika.....meine Güte das ging mir richtig unter die Haut. Ich habe mich aber auch gefragt warum die solch einer Gesinnung nachgehen, wo die Amis doch mit zu den Befreiern gehörten. Eine wirklich verrückte Welt in der wir leben.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Es gibt in diversen Staaten nationalistisch-völkisch denkende Gruppen. Genauso wie nicht alle Deutschen Nazis waren bzw. sind, sind nicht alle Amerikaner "Befreier".

    Das sind keine Stirnfalten. Das ist ein Sixpack vom Denken.


  • Es gibt in diversen Staaten nationalistisch-völkisch denkende Gruppen. Genauso wie nicht alle Deutschen Nazis waren bzw. sind, sind nicht alle Amerikaner "Befreier".


    Da hast du auch wieder Recht :smile:

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Huhu! Ich war über das lange Wochenende spontan beschäftigt, deshalb meine kurze Pause, entschuldigt bitte. Den Abschnitt hab ich schon vor ein paar Tagen gelesen, hoffentlich kriege ich das noch zusammen.


    Ähnlich wie du, Avila, fand ich Heidis Gedanken zur Familie und zum Frauenbild sehr interessant. Das kam für mich unerwartet. Für Heidi scheint die "gute deutsche Familie" zu den wichtigsten Werten zu gehören, und das obwohl ihr das doch gar nicht so richtig vorgelebt wurde. Ihre Mutter wurde von ihrem Mann überhaupt nicht gut behandelt. Klar, sie musste offenbar nicht hungern, aber viel mehr hat ihr Mann ihr doch nicht gegeben, oder? Dafür, dass Frauen doch so wichtig seien... Sogar bei der Geburt der Kinder hat er sie nur kurz im Krankenhaus abgeliefert. Dennoch scheint er es geschafft zu haben, bei Heidi dieses Familen- und Frauenbild derart tief zu verankern. Andererseits hat man in diesem Abschnitt auch sehr schön sehen können, wie sehr ihr Alltag sich um ihre Weltanschauung dreht. Sie hatte als Teenager gar keine anderen Hobbys, sondern informierte sich über Politik usw. und in Passau wurde ihr schnell langweilig, weil sie dort keine Personen kannte, die mit ihr darüber redeten. Alle ihre Gedanken schienen von der Ideologie eingenommen zu sein, aber kein Wunder, wnen man von ihrem Vater aufgezogen wird, denk ich...


    Und ihr Vater hat ja bei seinen eigenen Kindern nicht Halt gemacht. Das mit dem Feriendorf... so was ist mir in anderen Reportagen, glaube ich, noch nicht untergekommen. Das ist ja gruselig. Und zeigt mal wieder, wie enorm der Einfluss extrem rechter Menschen sein kann, und dass das nicht nur verrückte Spinner sind, die niemand ernst nimmt.


    Als Heidi vom Aktivismus gegen Pädophile geschrieben hat, musste ich wieder aufhorchen. In dem Bericht über Dortmund-Dorstfeld, den ich in einem der vorherigen Abschnitte erähnt habe, kam so was auch vor. Nazis solidarisieren sich mit Opfern von Pädophilen und haben damit ein Thema, mit dem sie die breite Masse eher erreichen als mit Rassismus oder ihrem traditionellem Familienbild. Again: gruselig.


    Nun bin ich auf den letzten Abschnitt gespannt. Einzelfälle, die zeigen, dass ihre Ideologie Schwachpunkte hat (das Buch + der Vorfall im Zug), gibt es ja schon, aber die reichen noch nicht. Mal schauen, was letztendlich dazu führt, dass sie sich von der rechtsextremen Szene abwendet.



    Komisch fand ich, dass sie Heß und Hitler als ihre Helden ansah, aber eine Abscheu gegen Göring und Bormann hatte. Aber es hat mir gezeigt wie sehr sie sich mit all diesen Personen und deren Handeln auseinander gesetzt hat.


    Anders als ihre Kameraden in Erding hat sie sich wohl *wirklich* mit wichtigen Personen der NS-Zeit auseinandergesetzt. Mir ist schleierhaft, wie man die überhaupt als Helden feiern kann, aber mit dem Hintergrund ihrer Erziehung schien das ja alles sehr logisch gewesen zu sein.



    Aber hier war es genau umgekehrt, Heidi wurde von ihrem Vater abgefüllt und dann konnte man ihr noch nicht mal professionelle Hilfe zu kommen lassen, weil alle blau waren. Wahnsinn, dass man noch nicht mal in der Lage dazu war, einen Krankenwagen zu rufen.


    Und hat sich ja sogar noch drüber lustig gemacht, indem er sie fotografiert hat, wie sie über dem Klo hing. Unglaublich, dass er ihr irgendwie beibringen konnte, wie wichtig die Familie ist, sie dann aber gleichzeitig so behandelt hat...


  • Als Heidi vom Aktivismus gegen Pädophile geschrieben hat, musste ich wieder aufhorchen. In dem Bericht über Dortmund-Dorstfeld, den ich in einem der vorherigen Abschnitte erähnt habe, kam so was auch vor. Nazis solidarisieren sich mit Opfern von Pädophilen und haben damit ein Thema, mit dem sie die breite Masse eher erreichen als mit Rassismus oder ihrem traditionellem Familienbild. Again: gruselig.


    Mit diesem Thema schüren sie auch viel Hass gegen die Grünen, bei denen es ja 2013 die große Pädophilie-Debatte über innerparteiliche Gruppierungen, die pro Pädophilie waren, in den 1980er-1990er Jahren gab. Mal von dem ganzen "Gutmenschentum" abgesehen...
    Ähnlich macht es ja auch die AfD. Klar, diese Gruppen besetzen auch positive Themen und stehen manchmal für gute Sachen ein - aber dennoch sind sie hart rassisistisch. Meine ganz persönliche Erfahrung hat gezeigt, dass manche Rechte sich sehr für Tierschutz einsetzen. Eine absolut wichtige und gute Sache und das Engagement kann man nicht klein reden, aber dennoch haben sie dafür einen Hass gegen Menschen in sich. Verallgemeinern kann aber hier auch gar nichts. Weder sind alle Nazis tierlieb, noch sind Tierschützer Nazis. Menschen - und natürlich auch Nazis - sind halt facettenreich. Das macht es ja irgendwie auch schwierig, die Welt ist halt nicht gut oder böse, schwarz oder weiß.

  • Im Grunde erzählt Heidi hier nichts neues - zumindest nicht für Leute, die sich halbwegs mit Rechtsextremismus und Neonazis beschäftigen. Diese Art, sich mit dem "gemeinen" Volk zu solidarisieren, in dem man sich eines Themas annimmt, das die Emotionen besonders hochkochen lässt... Pädophilie ist da selbstverständlich ein perfektes Mittel! Wer ist nicht gegen Missbrauch von Kindern? Nicht wenige finden die Forderung nach einer Todesstrafe in einem Fall, in dem sich ein Erwachsener an einem unschuldigen Kind vergreift, plötzlich legitim. Ein perfektes Gelände um zu hetzen und so an Menschen heranzukommen, die sich langfristig vielleicht für die eigenen Ideale einspannen lassen... Widerlich.


    Die Schnittstelle zwischen konservativ-biederem Äußeren und extrem rechten Ansichten scheint auf den ersten Blick schier nicht möglich, aber natürlich ist es eine Möglichkeit, dieses Leben in der Öffentlichkeit leben zu können. Die Gemeinschaft, die mit den Redekers Berührungspunkte hat, findet die Familie vielleicht etwas befremdlich, aber wer denkt denn schon bei blonden BDM-Zopffrisuren und altbackenen Dirndln daran, dass das stramme Nazis sind? Diese ganzen Zeltlager und "Vereine" wirken ja fast wie eine Parallelwelt - für die Menschen, die in ihr leben, ist es aber komplett normal. Mindestens.


    Der Vater von Heidi, Helge Redeker, mag für viele ein anständiger Zollbeamter sein, aber er umgibt sich mit Nazigrößen - auch seine Tochter findet sich auf Fotos direkt neben Udo Voigt beispielsweise.


    Übrigens habe ich hier einen interessanten Artikel gefunden:
    http://www.spiegel.de/politik/…echten-rand-a-771031.html


    Wenn man sich die Bilderstrecke dazu ansieht, kann man bei den altmodisch gekleideten Kindern (vor allem die Mädchen) schnell auf die Idee einer Sektengemeinschaft kommen. Es hat so etwas von "optisch" unter sich bleiben; sich für andere erkennbar zu kleiden.

    Liebe Grüße

    Tabea