Jennifer Egan - Manhattan Beach

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  • Starke Figur!


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    Anna Kerrington wächst als Kind um 1934 in New York auf. Der zweite Weltkrieg tobt, doch Anna hat andere Sorgen. Ihr Vater Eddie ist von einem Tag auf den anderen verschwunden und hat die Familie im Stich gelassen. Mutter Agnes und Anna kümmern sich alleine und liebevoll um die schwerstbehinderte Lydia. Als Anna älter wird, arbeitet sie in den Marinewerfts der Armee, in denen Schiffe gebaut werden. Anna ist genügsam, doch ihr grosser Traum ist es, als Taucherin ihr Geld zu verdienen. Sie lernt Dexter Styles kennen und ihr wird bewusst, dass sie ihn schon früher einmal zusammen mit ihrem Vater getroffen hat. Eddie war bei Dexter angestellt…weiss er, was mit ihrem Vater geschehen ist?



    Zugegeben … ich muss gestehen, dass ich etwas erschrocken bin, als ich das Buch aufgeklappt habe. Zwei Seiten mit Lob, und das vor dem Lesen des Lektüre.... von der " Los Angeles Times " bis zum " Guardian ". Gefolgt von einem längeren Interview, in dem die Autorin sehr ausschweifend über ihr Buch erzählt. Meiner Meinung nach etwas, das am Schluss eines Buches hingehört.

    Anna ist ohne Zweifel eine sehr taffe und überzeugende Figur. Hier merkt man, dass die Autorin sich bei der Charakterisierung sehr viel überlegt hat. Mir gefallen überzeugende Figuren und starke Frauen in Geschichten und Anna ist eine. Sie kämpft um ihr Recht, genau den Beruf, ihre Passion das Tauchen, ausüben zu dürfen wie die männlichen Bewerber des Tauchlehrganges.

    Die Geschichte ist sehr komplex mit vielen Figuren, Namen, Orte und Nebenhandlungen. Hauptsächlich werden drei Figuren, die den Mittelpunkt einzelner Stränge markieren, hervorgehoben. Anna, Vater Eddie und Dexter. Ich empfand es als anspruchsvoll zu folgen …teils auch, weil mich gerade der Strang um Dexter weit weniger mitgerissen hat als die beiden anderen. Ich empfand doch hie und da die Geschichte um die geschäftlichen Aktivitäten Dexters als etwas langatmig. Meiner Meinung nach, hätte man hier Überflüssiges und Aufbauschendes herausstreichen, und sich auf das Wesentliche konzentrieren können.

    Die ganze Geschichte spielt zur Zeit des zweiten Weltkrieges. Wobei dieser weder zentral ist, noch gross thematisiert wird. Es wird ab und zu erwähnt, dass Männer eingezogen wurden und wofür die Schiffe gebaut werden, doch dies äusserst zurückhaltend. Grosse und intensive Kriegsgeschichten gibt es nicht.

    Lydia, die Schwester von Anna ist schwerstbehindert. Mich hat sehr berührt, wie die Beziehungen zwischen ihr und den Familienmitgliedern, Nachbarn und Arbeitskollegen des Vaters gezeichnet sind. Eddie, der Vater, hat grosse Schwierigkeiten die Behinderung seiner Tochter zu akzeptieren, schämt sich mit ihr in der Öffentlichkeit. Die Autorin hat durch einige gut geschriebene Passagen, das sehr subtil deutlich gemacht.

    Der Schreibstil ist sehr detailliert und teilweise ausschweifend. Man spürt jedoch die hervorragenden Recherchen. Sei es, wenn es um den Schiffbau geht, die Taucherausrüstung oder die Behinderung von Lydia.

    Eine Geschichte rund um eine zähe und kämpferische Frau, die etwas hätte gestrafft werden dürfen.


    4ratten

  • Danke für die Rezi! Ich habe von der Autorin schon zwei Bücher gelesen, die mir gut gefallen haben. Von diesem Buch habe ich schon gehört, aber der letzte Schubs in Richtung lesen hat bis jetzt gefehlt.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Danke für die Rezi! Ich habe von der Autorin schon zwei Bücher gelesen, die mir gut gefallen haben. Von diesem Buch habe ich schon gehört, aber der letzte Schubs in Richtung lesen hat bis jetzt gefehlt.

    Konnte ich dich mit meiner Rezension hin oder wegschubsen?

  • Anna Kerrigan lebt mit ihrer Mutter und der behinderten Schwester Lydia 1942 in New York. Ihr Vater ist seit Jahren verschwunden. Die Männer sind an der Front und die Frauen übernehmen die Arbeit in den Fabriken und auf der Werft, so wie Anna. Als Anna einen Taucher beobachtet, setzt sie alles daran, Marinetaucherin zu werden. Sie möchte die Kriegsschiffe in den Docks unter Wasser reparieren. Eigentlich unvorstellbar und doch spielt die Zeit ihr in die Hände, denn immer mehr Männer wurden eingezogen.

    Die Weltwirtschaftskrise hat den Menschen zugesetzt und man macht sich nicht viele Gedanken, wenn man einen Job haben konnte. Da Annas Mutter sich um Lydia kümmern musste, nahm der Vater Gelegenheitsjobs an und geriet so an Dexter Styles, eine sehr zwielichtige Gestalt. Anna hatte Dexter früher mal getroffen. Dann war Eddie plötzlich verschwunden. Als Anna Dexter Styles wiedertrifft, macht sie sich auf die Suche nach ihrem Vater und bekommt es so mit der New Yorker Unterwelt zu tun.

    Das Buch liest sich sehr angenehm.

    Ich mochte Anna, die weiß was sie will und dafür kämpft, ihr Ziel zu erreichen. Dabei muss sie durchaus auch Rückschläge einstecken. Aber sie zeigt den Männern, was in ihr steckt. Auch die Suche nach ihrem Vater betreibt sie trotz der Gefahren zielstrebig. Aber auch die anderen Figuren sind interessant und authentisch dargestellt und so zeigen selbst Bösewichte schon mal auch eine nette Seite.

    Mit diesem Buch taucht man ein in das pulsierende Leben im New York der 30er und 40er Jahre. Es zeigt die überschäumende Lebensfreude und auch die Schattenseiten.

    Mich hat dieser Roman von Anfang an gepackt. Auch wenn es schon mal ein paar Längen gab, war die Geschichte dennoch spannend.

    Ein interessanter und spannender Roman, der mich gut unterhalten hat.


    4ratten

  • Um ehrlich zu sein: Mich hat im Klappentext vor allem der Schauplatz New York angesprochen sowie Annas Wunsch, Berufstaucherin zu werden. Bis es dahin kommt, ist jedoch Geduld gefragt, denn ein weiterer wichtiger Protagonist benötigt viel Aufmerksamkeit, um sich zu entfalten. Gangstersyndikate mögen in den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts im Big Apple eine wesentliche Rolle gespielt haben, aber für meinen Geschmack war das zu ausführlich. Manche wesentlichen Ereignisse wurden dagegen viel zu beiläufig eingestreut,

    und das Ende lief im Zeitraffer ab.


    Anna bleibt sich selbst auch nicht immer treu. Sie setzt zwar ihren Willen durch und erkämpft sich den Respekt ihrer Taucherkollegen, aber in anderer Hinsicht ist sie nicht auffallender als viele junge Frauen dieser Zeit. Die Beziehung zu ihrem Vater entwickelt sich anfangs viel versprechend, um dann einfach zu versanden. Spannend fand ich deshalb nur zwei Handlungsstränge, eben das Tauchen und

    Ohne Letztere hätte ich das Buch bestenfalls querlesend beendet. Was mich immerhin bis zum Ende kommen ließ, war Jennifer Egans Stil, der mir durch seine leichte Eleganz wirklich gefiel. Ich denke, sie kann besseres schaffen als diese durchschnittliche Geschichte - etwas mit echtem Tiefgang. Es dürfte sich lohnen, sie im Auge zu behalten.


    3ratten

  • Meine Meinung

    Manhattan Beach beginn so stark, wie ich es von der Autorin gewohnt bin. Die Geschichte von Anna und ihrer Familie ist interessant und auch berührend, gerade was ihre jüngere Schwester angeht und das Verhältnis des Vaters zu ihr. Damit konnte mich Jennifer Egan mitreißen. Ab ungefähr der Mitte des Buchs war der Sog weg. Annas Werdegang zur Taucherin fand ich etwas platt. Doris hat es sehr schön ausgedrückt:

    Sie setzt zwar ihren Willen durch und erkämpft sich den Respekt ihrer Taucherkollegen, aber in anderer Hinsicht ist sie nicht auffallender als viele junge Frauen dieser Zeit.

    Gegen Ende ist die Geschichte leider nur noch vor sich hin geplätschert. Nach dem starken Anfang hat mich das enttäuscht.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Anna Kerrigan verrichtet im 2. Weltkrieg in einer New Yorker Werft kriegswichtige, aber langweilige Arbeit und hat sich, nach dem sie die Kollegen bei der Arbeit beobachtet hat, in den Kopf gesetzt, als erste Frau zu der Tauchercrew zu wechseln, die unter Wasser Schiffsreparaturen vornimmt. Ihre Entschlossenheit trifft auf einige Widerstände, doch so schnell gibt sie nicht auf, schließlich ist sie Schwierigkeiten gewohnt.


    Als sie zwölf oder dreizehn war, verschwand ihr Vater spurlos und ließ sie mit ihrer Mutter und ihrer schwerbehinderten Schwester alleine zurück. Anna ist sicher, dass das irgendwie mit Dexter Styles zusammenhängen muss, dem Unterweltboss, für den der Vater öfter den Laufburschen gespielt hat und den sie einmal selbst kurz kennengelernt hat.


    So weit, so interessant die Grundlage. Das Tauchen spielt eine wesentlich geringere Rolle, als ich erwartet hatte, wobei die Tauchszenen wirklich gut geschrieben sind und auch andere nautische Elemente (von denen ich aber jetzt nichts verraten möchte, weil sie mich sehr überrascht haben) zu den besten Parts des Buches gehören.


    Was mich hingegen total angeödet hat, waren die Szenen, in denen Styles und seine Gangstertypen im Mittelpunkt standen. Es hat mich einfach null interessiert und wirkte manchmal auch ein bisschen zu gewollt auf hardboiled gebürstet. Und auch Annas persönliche Entwicklung hat mich nicht immer überzeugt, vor allem nicht ihr erneutes Zusammentreffen mit Styles, das in eine für mich total unpassende Richtung abdriftete.


    Manchmal ist die Autorin überdies ein bisschen zu verliebt in ihre eigene Sprachgewandtheit und versteigt sich in eher seltsamen Metaphernungetümen.


    Unterm Strich für mich so mittelprächtig - richtig tolle Passagen waren schon drin, aber nicht genug, dass es für eine mehr als durchschnittliche Bewertung reicht.


    3ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Doris : den von Dir zu Recht verspoilerten Aspekt fand ich mit am spannendsten im ganzen Buch. Darüber hätte ich sogar noch mehr lesen können.


    Interessant, dass es Euch fast allen auch so ging mit dem Gangsterkram. Die Thematik finde ich an sich gar nicht mal so uninteressant, aber in dieses Buch hat sie in der Ausführlichkeit für meine Begriffe nicht gepasst.


    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Valentine ich auch nicht. Als ich der Thread wieder hochgekommen ist, habe ich mir gedacht, dass man aus dem Buch viel mehr hätte machen können.

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  • If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Manhattan Beach sind eigentlich 2 Bücher in einem. Einmal Anna Kerrigan, die unbedingt Taucherin im Hafen von Manhattan werden möchte und dann noch der Gangster Dexter Styles und die New Yorker Unterwelt. Zusammengepasst haben die beiden Geschichten für mich nicht und gekauft habe ich das Buch eigentlich wegen der Tauchergeschichte. Auch das Annas Vater am Schluß wieder aufgetaucht ist fand ich seltsam. Ingesamt waren die Tauchpassagen sehr gut und davon hätte ich auch gern mehr gelesen. Die Gangstergeschichte hat mich überhaupt nicht interessiert.

    Ich würde sagen solide 3ratten