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Inhalt:
Der jugendliche Professorensohn Elio verliebt sich rettungslos in den älteren Oliver, der einen Sommer als Gast im Haus seiner Familie in Italien verbringt.
Meinung:
Das war einer dieser Fälle, wo ich eigentlich den Film sehen wollte und mir dann, als ich das Buch gesehen habe, gedacht habe, OK, lesen wir das zuerst und dann suchen wir den Film. Und gut war das!
Aciman gelingt es wunderschön, in den Kopf des 17jährigen Elio einzudringen, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird, mit all den verrückten Gedanken, die man so hat, wenn man jung und heftig verliebt ist, aber noch nicht so genau weiß, ob die Gefühle erwidert werden. Wie man die absonderlichsten Zeichen deutet, Rituale durchführt und sich so wunderbar clever fühlt, wenn man das Objekt der Begierde scheinbar ignoriert, nur um später herauszufinden, dass der das längst wusste - und erwidert!
Wobei sich der Teil aber auch ein bisschen gezogen hat, bis sich Elio endlich erklärt, das dann aber auf sehr schöne, subtile Weise. An den ersten 100 Seiten habe ich fast eine Woche gelesen, aber dann ging es relativ schnell.
Was mir auch erstaunlich gut gefallen hat, war dass der Ton des Buches zwar relativ schön und poetisch war, aber immer wieder durchzogen von reichlich, na sagen wir mal, direkten Formulierungen. Ich sage nur, Pfirsich! Irgendwie hat es das Ganze ein bisschen aufgelockert, immer wenn ich befürchtet habe, jetzt wird Aciman langsam etwas zu prätentiös.
Was mir auch etwas sauer aufgestoßen ist, war die Behandlung der Frauen hier, denn beide, Elio und Oliver, gehen reichlich schäbig um mit den jungen Frauen, die sich mit ihnen einlassen, was sie in meinen Augen Sympathiepunkte gekostet hat. Andererseits war es aber auch interessant, dass sich beide nicht in Schubladen packen lassen. Sind sie homosexuell? Bisexuell? Spielt es eine Rolle? Liebe kennt kein Geschlecht, das scheint hier klar zu sein.
Zum Thema Sympathie, abgesehen davon war mir Elio durchaus sympathisch, Oliver blieb interessanterweise ein bisschen schattenhaft für mich.
Der beste Teil für mich war interessanterweise der letzte, als sie sich über ca. 20 Jahre hinweg sporadisch sehen, Oliver nunmehr Familienvater und Elio offenbar ohne feste Beziehung, ohne ihre Affäre wieder aufzunehmen, aber darüber sprechend. Erst dann wird einem erst so richtig klar, wie stark die Gefühle der beiden immer noch sind, immer sein werden und am Ende war ich dann doch tief berührt.
Ich habe gesehen, dass im Herbst eine Fortsetzung erscheinen wird, offenbar diese Zeit danach behandelnd. Einerseits ertappt man sich dann bei "oh, vielleicht kommen sie ja doch noch zusammen!", aber andererseits fragt man sich, ob sie das überhaupt sollten (von Olivers Ehe mal ganz abgesehen), ob es so nicht tatsächlich wertvoller ist, das, was die beiden da haben. Dazu passt auch das Gespräch mit dem Vater, nach Olivers Abreise, der seinen Sohn warnt, dass ihn der Liebeskummer irgendwann umwerfen wird, aber obwohl er ihn darum nicht beneidet, beneidet er ihn darum.
Ich schätze, ich werde es herausfinden.
Anfangs hätte ich vielleicht etwas harscher geurteilt, aber letzten Endes verdient das Buch für mich doch mindestens