Elisabeth Herrmann - Requiem für einen Freund

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    Wie immer Spitzenklasse


    Nachdem der Berliner Anwalt Joachim Vernau im vergangenen Jahr dem Tod gerade noch mal von der Schippe gesprungen ist, macht er nun einen Neuanfang. In einem winzigen Mietbüro versucht er an alte Zeiten anzuknüpfen, was ihm eher schlecht als recht gelingt. Dann kommt auch noch die Ansage einer Betriebsprüfung der letzten 4 Jahre. Die Zusammenarbeit mit Steuerprüfer Udo Fischer gestaltet sich recht vielversprechend. Bis er Vernau am 2. Abend zurück ins Büro beordert, wo Vernau ihn erschossen findet.

    Freitag, den 13.3. genau vor 4 Jahren wird Staatsanwältin für Wirtschaftssachen zusammen mit ihren gerade erst erworbenen Hundewelpen tot in ihrem Pkw gefunden. Hat sie sich wirklich selbst mit Autoabgasen das Leben genommen?

    An diesem 13.3. genau vor 4 Jahren hat sich Joachim Vernau nach einem feucht-fröhlichen Gelage mit seinem Freund Sebastian Marquardt im Restaurant Peppone eine Quittung geben lassen. Genau diese Quittung hat Udo Fischer gesucht – und die ist nun verschwunden. Als Vernau am nächsten Tag bei einem bewaffneten Raubüberfall seine Bürokarte, seinen Laptop und vor allem seinen Kalender an die Räuber verliert, ist er sich sicher, dass dies alles nicht nur mit dem verschwundenen Beleg und dem Tod von Udo Fischer zusammen hängt.



    Joachim Vernau, den smarten, nicht sehr erfolgreichen Berliner Anwalt, der aber immer da ist, wenn es brenzlig wird, habe ich schon bei einigen Fällen begleitet und richtig ins Herz geschlossen. Da einige seiner Fälle schon verfilmt wurden, habe ich beim Lesen immer Jan Josef Liefers vor Augen. Ich freue mich schon sehr, wenn ich auch dieses Buch vielleicht bald im Fernsehen anschauen kann.


    Elisabeth Herrmann schafft es mit ihrem so eingängigen, leichten und geradlinigen Schreib- und Erzählstil mich ab der ersten Seite zu fesseln und bis zum Schluss nicht mehr loszulassen. Sie schafft es, dass ich Gefühle wie Wut, Hass und Rache, aber auch Liebe und Fürsorge, die Vernau empfindet sehr gut nachvollziehen, ja fast spüren kann. Wenn es hektisch oder gefährlich wird, färbt es auf mich ab und ich fange an schneller zu lesen.


    Ihre Figuren wirken mit ihren sehr verschiedenen Charakteren so menschlich, egal ob gut oder böse. Insgesamt finde ich es schwierig für mich zu entscheiden, mag ich sie oder mag ich sie nicht. Weil fast keiner von ihnen nur abgrundböse ist, sonder auch mal eine gute Seite aufblitzt.


    Der Kriminalfall, den Joachim Vernau aus seiner Sicht erzählt, führt mich von Berlin aus nach Hong Kong und zurück. Es geht um Wirtschaftskriminalität, Geldwäsche, Korruption, Gewalt und mehrfachen Mord. Vernau wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert und in der Gegenwart fürchtet er mal wieder um sein Leben. Ich blicke in die dunklen Abgründe einer Finanzverwaltung und ins Gesicht eines chinesischen Baulöwe.


    Auch dies ist wieder so eine Geschichte, bei der ich das Buch fast nicht aus der Hand legen konnte und das viel zu schnell ausgelesen war.


    Der spannende, interessante, mitreißende Krimi vor der grandiosen Kulisse von Hong Kong und den etwas ruhigeren Ansichten von Berlin und Personen, die ich nicht alle kennenlernen möchte, hat die volle Punktzahl von 5 Sternen und eine Leseempfehlung absolut verdient.

    5ratten:tipp:

  • Vielen Dank für die tolle Rezension.


    Ich habe schon vor vielen Jahren die Vernau-Krimis gelesen und muss jetzt direkt schauen, ob ich da ganz up-to-date bin...wenn nicht werde ich das kommende lange Wochenende nutzen :) .

    Früherer Nutzername "Alexa" :)

  • Taschenbuch: 480 Seiten

    Verlag: Goldmann Verlag (18. Mai 2020)

    ISBN-13: 978-3442482504

    Preis: 10,00 €

    auch als E-Book erhältlich


    Großartig konzipierter Krimi


    Inhalt:

    Bei dem Berliner Anwalt Joachim Vernau steht eine Betriebsprüfung an. Udo Fischer, der Prüfer wühlt sich durch jede Menge Unterlagen, bis er auf eine alte Restaurantquittung stößt. Diese erregt ihn so sehr, dass er Vernau spätabends noch einmal in sein Büro zitiert. Doch als Vernau ankommt, ist Fischer tot. Schritt für Schritt gerät Vernau in einen immer gefährlicheren Sumpf von Korruption und Gier. Seine Gegner schrecken auch vor Mord nicht zurück …


    Meine Meinung:

    Dies ist der 6. Band der Reihe um Joachim Vernau. Obwohl ab und zu mal auf ältere Fälle angespielt wird, braucht man trotzdem keine Vorkenntnisse. Auch die wichtigen Stationen des Privatlebens werden hier noch einmal kurz erläutert, sodass man die zwischenmenschlichen Beziehungen gut nachvollziehen kann.


    Schon mit dem Prolog konnte Elisabeth Herrmann mich mal wieder packen. Vernau ist in Hongkong und es zeichnet sich ab, dass ihm noch eine schwierige, wenn nicht gar unmögliche Aufgabe bevorsteht.


    Es folgt eine Überleitung nach Berlin. Ganz sanft führt die Autorin in die Story ein, stellt die Protagonisten vor und erzeugt hier schon eine große Nähe zu ihnen. Allen voran natürlich Joachim Vernau, der als Ich-Erzähler fungiert und der so sympathisch ist, dass man gerne mit ihm mit fiebert. Auch seine Ex Marie-Louise spielt wieder eine gewisse Rolle. Wie die zwei sich kabbeln, lässt mich immer wieder schmunzeln.


    Ansonsten wartet eine großartig konzipierte Handlung auf die Leserschaft, die es an Überraschungen und Wendungen nicht fehlen lässt. Zwar ist die Geschichte fiktiv, doch Ähnlichkeiten zu tatsächlich Vorgefallenem sind nicht zu leugnen. Die Autorin prangert hier verschiedene Missstände in unserer Gesellschaft und unserem Rechtssystem an.


    Herrmanns Schreibstil ist sehr geschmeidig, wie schwerelos. Man fliegt nur so durch die Seiten. Und je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr Spannung kommt auf. Es fällt immer schwerer, das Buch aus der Hand zu legen.


    Ich fand diesen Teil der Reihe absolut klasse und freue mich auf den nächsten Vernau, der hoffentlich nicht ganz so lange auf sich warten lässt.


    Die Joachim Vernau-Reihe:

    1. Das Kindermädchen

    2. Die siebte Stunde

    3. Die letzte Instanz

    4. Versunkene Gräber

    5. Totengebet

    6. Requiem für einen Freund


    ★★★★★

  • Meine Meinung

    In Requiem für einen Freund muss Joachin Vernau lernen, die Vergangenheit zu hinterfragen. Ein Geschäftsessen vor mehreren Jahren scheint der Schlüssel zu allem zu sein. Aber warum wird ein Steuerprüfer wegen einer Rechnung getötet? Vernau kommt der Lösung des Rätsels in nur winzig kleinen Schritten näher. Dabei merkt er immer wieder, dass die Lösung ganz in seiner Nähe liegt, nämlich bei seinen alten Freunden.


    Es ist eine dicht gewebte Geschichte mit vielen Details, bei denen man gut hinsehen muss, weil man sonst entscheidende Hinweise verpasst. Wie immer hat mir Joachim Vernaus Jagd nach der Vergangenheit gut gefallen.

    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Nachdem mir der vorherige Teil der Krimireihe um Joachim Vernau nicht so gut gefallen hat bin ich von diesem sechsten Band echt begeistert, es ist ein spannender und mitreißender Kriminalfall.


    Die im Zentrum stehende Thematik rund um Steuerhinterziehung und Korruptionsverdachtsfälle wird glaubwürdig dargestellt, und dass die Beziehung zu Vernaus vermeintlichem Freund Sebastian Marquardt in diesem Roman genauer beleuchtet wird passt auch gut, das war eigentlich schon längst überfällig. Vernau selbst läuft wieder zu gewohnter Form auf (einschließlich einiger leichtsinniger Vorstöße) und auch die liebgewonnenen Nebenfiguren wie Marie-Luise, die Mutter, Hüthchen und Withers haben ihre Auftritte.


    Ich finde diesen Band der Krimiserie rund um Joachim Vernau richtig toll, nicht zuletzt auch wegen der darin enthaltenen Sozialkritik.


    5ratten