Lea Korte - Morgen werden wir glücklich sein

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    Wahrscheinlich hätte mich der Zusatz "Gefühlvoller Frauenroman um drei Freundinnen im Paris der 1940er Jahre", der als Zusatz den Romantitel "Morgen werden wir glücklich sein" von Lea Korte bei Amazon ergänzt, misstrauisch machen sollen. Denn an vielen Stellen fehlte es diesem Roman an dem, was für mich einen gelungenen historischen Roman ausmacht, ich hatte immer wieder das Gefühl, dass sich die Autorin die Informationen zum historischen Hintergrund zwar fleißig angelesen hat und dann auch seitenweise referiert, es gelingt ihr aber leider nicht, ihre Figuren so zu gestalten, dass sie auch in diesen Kontext passen.


    Die drei Freundinnen Marie, Genevieve und Amiel erleben den Einmarsch der Deutschen in Paris mit und müssen sich mit den neuen Lebensbedingungen unter der Besatzung arrangieren. Insbesondere Amiel, die jüdischer Herkunft ist, schwebt in Gefahr. Marie wird in der Résistance aktiv, Genevieve konzentriert sich auf ihre Karriere als Pianistin in einem Nachtclub. Immer wieder kreuzen sich die Wege der drei Freundinnnen unter mehr oder weniger gefährlichen Umständen.

    Die zweite Zeitebene, auf der der Roman spielt, ist die Gegenwart, hier treffen die Enkelinnen von Marie und Geneviere aufeinander und überschütten sich gegenseitig mit Vorwürfen, welche der Großmütter die andere nun gemeiner behandelt habe usw., diesen Teil des Romans hätte ich nicht gebraucht, er trägt nicht zum Verständnis der Handlung bei (das eine, wesentliche Geheimnis wird in der Vergangenheit gelüftet) und hat mich ehrlich gesagt einfach nur genervt. Zumal die beiden Enkelinnen genauso konturlos bleiben wie die Großmütter - leider konnte ich zu keiner einzigen der Figuren Sympathie entwickeln, sie werden auch nicht wirklich gut charakterisiert und sind in vielen Belangen zu modern für ihre Zeit. Natürlich sind alle drei Frauen in den Genuss einer hervorragenden Bildung gekommen, zwei haben studiert, und sie können ihre Berufe ohne Berücksichtigung ihres Geschlechts ausüben und werden darin von der Umgebung anerkannt (Amiel ist immerhin Ärztin). Dazu sind sie natürlich gut und selbstlos, opfern sich für andere auf, auch wenn sie sich über diese geärgert haben, und werden trotzdem ständig missverstanden. Den Figuren dieses Romans stoßen die schrecklichsten Dinge zu, die ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen - in diesem Kontext habe ich mich wirklich gefragt, wer sich diesen Titel ausgedacht hat, denn glücklich wird hier am Ende wirklich niemand.


    Und trotz dieser Ereignisketten war der Roman für mich einfach nicht spannend. Vielleicht lag es daran, dass man schon früh ahnen konnte, woraus das Zerwürfnis der Freundinnen resultieren könnte, vielleicht auch einfach daran, dass mich das Schicksal der Figuren so wenig interessiert hat, aber letztendlich war ich froh, den Roman ausgelesen zu haben (und dass die mal angedachte Leserunde nicht stattgefunden hat, daran hätte ich sicher wenig Freude gehabt!). Wer sich für das Schicksal der Juden unter der deutschen Besatzung interessiert, dem sei unbedingt "Sarahs Schlüssel" von Tatiana de Rosnay empfohlen (übrigens auch eine Geschichte auf zwei Zeitebenen, aber eine wirklich gute), ein spannender Roman zur Résistance war für mich "Bis wieder ein Tag erwacht" von Charlotte Roth, der auch sprachlich nicht ganz so simpel daher kommt wie Lea Kortes Roman.


    Für mich insgesamt ein unterdurchschnittlicher historischer Roman, den muss man nicht gelesen haben. 2ratten