Susanne Abel - Was ich nie gesagt habe. Gretchens Schicksalsfamilie

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 1.333 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.

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    Nachdem ich den ersten Teil dieses Romans als Hörbuch genossen habe und es recht schnell eines meiner absoluten Lieblingshörbücher geworden ist, habe ich mir den zweiten Teil als Printversion gegönnt.


    Leider war ich von diesem dann insgesamt etwas enttäuscht.


    Die beiden Handlungsstränge (Gegenwart und Zeit des zweiten Weltkriegs und danach) aus dem ersten Teil werden aufgegriffen und der gegenwärtige Strang wird weitergeführt:

    Tom lernt seinen schrägen Halbbruder kennen und erfährt von weiteren Halbgeschwistern, die er dann mit Hilfe von Hang sowie seiner Freundin zu suchen beginnt.

    In der Vergangenheit wird nicht / nur indirekt der Handlunggstrang seiner Mutter Gretchen weitergeführt, sondern vielmehr die Perspektive gewechselt und nun die Geschichte "erneut" aber aus Sicht seines "Vaters" Konrad erzählt.


    Was mich daran gestört hat: Weil ich den ersten Teil kannte, war es mir stellenweise zu redundant. Auf der anderen Seite behaupte ich aber, dass man den ersten Teil kennen sollte, um den zweiten Teil zu verstehen (gerade im gegenwärtigen Handlungsstrang kommen doch viele Anlehnungen an Teil 1 vor).


    Weiterhin fand ich die Konstruktion rund um die Reproduktionspraxis von Konrad zwar einleuchtend und die Suche nach den Halbgeschwistern durchaus spannend, dennoch wirkte es insgesamt schon sehr konstruiert und stellenweise unglaubwürdig.


    Nicht zuletzt hätte ich vielleicht doch beim Hörbuch bleiben sollen. Wahrscheinlich hätte die großartige Vera Teltz noch einiges herausgerissen.


    Von mir deshalb leider nur

    3ratten  :rolleyes:

    Obwohl ich mich nach Teil 1 so sehr auf diesen Teil gefreut hatte :/ ;(

  • Meine Meinung

    Tom Moderath hat mit seiner Kollegin Jenny und deren kleinen Sohn seine eigene kleine Familie gefunden. Und die kleine Familie wird größer, denn plötzlich taucht sein Halbbruder aus den Niederlanden auf. Anfangs ist sich Tom nicht sicher, was er mit Henk anfangen soll, denn sein Erscheinen bedeutet, dass sein Vater Geheimnisse vor ihm und seiner Mutter hatte und das belastet die ohnehin nicht nur rosigen Erinnerungen. Trotzdem hilft er Henk bei der Reise in die gemeinsame Vergangenheit.

    Das Verhältnis zu den Eltern ist immer von deren Verhalten geprägt. Das wiederum ist von der eigenen Vergangenheit geprägt und dabei auch von Dingen, die man den Kindern nicht erzählt. So war der Mann, den Tom als seinen Vater und Gretchen als ihren Mann kannte ein anderer als der, den ich in der Erzählung kennengelernt habe. Das liegt daran dass in seiner Vergangenheit Dinge passiert sind, über die er nicht sprechen wollte. Hätten die Beiden mehr Verständnis für ihn gehabt, wenn sie das gewusst hätten? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht, denn auch Verständnis kann nicht alles entschuldigen.

    Bei Toms und Henks Suche nach Henks Vergangenheit stellt sich heraus, dass die beiden noch mehr Geschwister haben. Diesen und andere Handlungsstränge hat Susanne Abel so eingebaut, dass Was ich nie gesagt habe eine facettenreiche Geschichte ist, die trotz vieler Wendungen immer echt auf mich gewirkt hat.

    5ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Noch nicht, aber es liegt seit ein paar Tagen auf meinem SUB. Diesen Teil hier habe ich schon letzten Sommer gelesen, da ist er mir in der OnLeihe aufgefallen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Avila: Ich habe den ersten Band auch gelesen und den zweiten gestern begonnen, bin jetzt ca. bei S. 120 und finde den zweiten Band bisher genauso gut wie den ersten.


    Vor allem sehe ich es anders in Bezug auf die Vorkenntnisse des ersten Bandes: Diese braucht man aus meiner Sicht nicht unbedingt. Gerade weil die Perspektive von Greta zu Konrad wechselt gibt es nur wenige Überschneidungen, da verstehe ich die erste Rezension nicht ganz (vielleicht kommen die entscheidenden Stellen aber auch noch?).

  • Ich habe Band 1 und 2 ziemlich bald hintereinander weg gelesen (bzw. gehört Teil 1). Vielleicht lag es auch daran.

    Klar ist es Konrads Perspektive. Aber gerade die Szenen wo Konrads und Gretchens Wege sich kreuzen, schienen mir einfach einfach schon zu bekannt. Da hab ich stellenweise sogar vorgeblättert.

    Vielleicht liegt es aber zum Teil auch daran, dass mir Konrad als Charakter von Anfang an, schon im ersten Teil nicht so sympathisch war. Man leidet da ja doch sehr mit Gretchen und wünscht ihr irgendwie, dass sie es schafft mit ihrem GI glücklich zu werden. Konrad wirkt da irgendwie bieder und ist ja eigentlich nur "Der Notnagel".

    Am Anfang dachte ich, dass es spannend ist, seine Perspektive jetzt zu sehen, dann war er mir aber doch stellenweise zu bieder und charakterlos.


    Was das Vorwissen angeht:

    Juva

    Zitat

    Vor allem sehe ich es anders in Bezug auf die Vorkenntnisse des ersten Bandes: Diese braucht man aus meiner Sicht nicht unbedingt. Gerade weil die Perspektive von Greta zu Konrad wechselt gibt es nur wenige Überschneidungen, da verstehe ich die erste Rezension nicht ganz (vielleicht kommen die entscheidenden Stellen aber auch noch?).

    Ich dachte, dass man das Vorwissen benötigt, um den Handlungsstrang um Jenny, Tom und Henk in seiner Gänze verstehen zu können. Natürlich gibt es dort viele Rückverweise. Die fände ich aber wahrscheinlich echt verwirrend, wenn ich den ersten Teil nicht hätte...

    :/

  • Ist am Ende wahrscheinlich auch einfach Geschmackssache. Ich habe mir das Buch in der Bücherei schon vorgemerkt und bin mal gespannt. So geteilte Meinungen macht es mE nach ja noch spannender. :)

  • Nachdem ich "Was ich nie gesagt habe - Gretchens Schicksalsfamilie" nun endlich beendet habe bin ich begeistert, ich finde diesen zweiten Teil um Längen besser als den ersten Teil.

    Das liegt nicht nur daran, dass ich Tom als Figur hier wesentlich sympathischer und sein Verhalten besser nachvollziehbar finde als im ersten Teil, sondern auch an der glaubwürdigen Geschichte der Familie Monderath - hier werden Fragen geklärt, die sich im ersten Teil gestellt haben. Auch Gretas Verhältnis zu Konrad kann man nach der Lektüre dieses zweiten Teils besser verstehen - wie auch die Liebe zu ihrem Sohn und die bedingungslose Unterstützung, die sie ihm stets gewährt hat.


    Wie schon im ersten Teil hat die Autorin auch im zweiten Band zwei mehr oder weniger bekannte Kapitel der deutschen Geschichte in ihren Roman mit eingebunden, hier die Euthanasie der Nationalsozialisten sowie die Versuche von Dr. Carl Clauberg in Auschwitz, auf deren Erkenntnissen u.a. die Entwicklung der Antibabypille basiert. Beide historischen Themen reihen sich nahtlos und plausibel in die Handlung ein, die Autorin scheint hier ausgesprochen gut recherchiert zu haben. Dasselbe gilt übrigens auch für Fälle, die mit der hier geschilderten Reproduktionspraxis vergleichbar sind - wenn man ein bißchen recherchiert wird man nicht zur Schlussfolgerung der ersten Rezension gelangen, dass das "zu konstruiert" sei.

    Bei Toms und Henks Suche nach Henks Vergangenheit stellt sich heraus, dass die beiden noch mehr Geschwister haben. Diesen und andere Handlungsstränge hat Susanne Abel so eingebaut, dass Was ich nie gesagt habe eine facettenreiche Geschichte ist, die trotz vieler Wendungen immer echt auf mich gewirkt hat.

    Ich kann Kirsten hier nur zustimmen, auf mich hat der Roman genauso gewirkt und ich habe ihn mit Freude gelesen. Insbesondere die Tatsache, dass Tom und Jenny mit ihrer Patchworkfamilie am Ende einen anderen Weg wählen, als dies Toms Eltern getan haben, lässt auch das Happy End nicht kitschig erscheinen.


    5ratten

  • Ich fand Band 2 viel stärker als den ersten Band, weil Tom als Protagonist so viel angenehmer war. In diesem Buch wird zwar erklärt, warum er so ist, wie er ist, aber das war schon fast toxisch im ersten Band und seeeehr anstrengend. Hier ist er gesetzter und angenehmer. Eine spannende Geschichte rund um Konrad, fand ich toll. Gut erzählt und dann auch so traurig. Ich würde es empfehlen, auch ohne Band 1 zu kennen. Es wird darauf eingegangen und man sollte nicht erst 2 und dann 1 lesen, weil das Ende gespoilert wird, aber man kann auch auf den ersten Band verzichten.

    Einmal editiert, zuletzt von Avila ()

  • Bisher gefällt mir Band 2 auch besser. Nicht nur weil Tom nicht mehr so ein Arsch ist, sondern auch, weil ich den Schreibstil weniger oberflächlich finde. Die Autorin hat sich meiner Meinung nach auch handwerklich weiter entwickelt.

  • Ja jetzt wo du es sagst, liest es sich flüssiger. Es fiel mir ein wenig schwer zu benennen, was wir besser gefiel, aber ja, damit könnte es zusammenhängen.

  • Ich bin froh, dass ich nicht die einzige bin, der es so geht. Ich habe den zweiten Teil letztes Jahr im Urlaub gelesen und dachte, dass ich deshalb vielleicht ein bisschen gnädiger mit dem Buch war. Aber nein, es lag wirklich an Tom :evil:

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Avila

    Aber echt :lachen:


    Generell finde ich die Rückblenden auch interessanter. Ich glaube auch, weil mir persönlich in Band 1 Konrads Blickwinkel auch gefehlt hatte. Es wurde mir zu wenig über den Vater gesprochen, obwohl sehr offensichtlich war, dass das Familienleben für Tom schwierig gewesen sein muss. Außerdem finde ich gut, das man auch Gretchen noch einmal begegnet, es gab ja auch hier noch Leerstellen.

  • Ein Thema mit mit dem ich mich auch persönlich immer wieder beschäftige ist das Schweigen in der Nachkriegszeit und welche Auswirkungen dieser Punkt auf weitere Generationen hatte.

    In beiden Gretchen-Büchern geht es im Prinzip genau um dieses Schweigen, das sich auf viele Themen ausweitete und in dem sowohl Gretchen als auch Konrad ihr Leben auf Erinnerungen aufbauten, die so schmerzhaft waren, das sie eigentlich Hilfe gebraucht hätten, um diese zu verarbeiten.

    Gretchen bekommt diese zwar, aber gleichzeitig ist ihr Leben mit einem Thema verbunden, über das sie trotzdem schweigen musste. Die gesellschaftlichen Umstände gaben ihr keine Chance.

    Und Konrad? Konrad ist hilflos, auch weil auch er nicht gelernt hat, mit Gefühlen und seinen Ängsten um zu gehen. Die NS Zeit und seine familiären Verstrickungen darin ebenso, wie auch seine eigene Arbeit als Arzt. Dieser zweite Band lässt vor allem Konrad und sein Verhalten besser verstehen. Konrad wird einem als Leser:in näher gebracht, während er Tom immer fremd blieb. Zuviel unausgesprochenes liegt zwischen ihnen. Aber auch, weil vieles passiert ist, das schwer zu verzeihen ist.


    Tom, der leider vor allem schlechte Erinnerungen an seine Beziehung zu seinem Vater hat, kann man dadurch auch besser verstehen. Vor allem sein Verhalten in Band 1, aber auch seine Ängste die ihn nun in seiner neuen Rolle als Freund und (Ersatz)vater betreffen. Neue Geheimnisse kommen ans Licht und ich kann verstehen, warum er damit überfordert ist. Gleichzeitig fand ich aber auch Jennys Verhalten in der Situation nicht in Ordnung. Trotzdem hätte es mehr Kommunikation gebraucht. Aber wie es zu dieser Sprachlosigkeit kommen kann, wie kompliziert die Gründe dafür sein können. Letztendlich sind alle Figuren dadurch menschlich, sie machen Fehler, versuchen ihr Leben zu regeln und scheitern, aber auch nicht immer.

    Auch deshalb gefiel mir dieser zweite Band viel besser. Irgendwie wirkte vieles was passiert, weniger geglättet, weniger kitschig irgendwie. Sondern ja, einfach realistisch und lebendig.


    4ratten

  • Ein Thema mit mit dem ich mich auch persönlich immer wieder beschäftige ist das Schweigen in der Nachkriegszeit und welche Auswirkungen dieser Punkt auf weitere Generationen hatte.

    Ähnlich geht es mir auch. Nicht, dass ich aktiv Lektüre zu dem Thema suche, aber ich achte seit einiger Zeit mehr darauf, in Büchern und auch außerhalb davon.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.