Persuasion aka Anne Elliot aka Verführung

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  • Ich finde Mary auch sehr egoistisch und unreif, und diese Züge scheinen sich in der Ehe mit Charles noch verstärkt zu haben, da er - obwohl er deutlich netter ist als seine Frau - letztlich dieselben Eigenschaften hat. Mit dem Verantwortungsgefühl ihren Kindern gegenüber ist es bei beiden nicht weit her.


    Die Funktion der Familie Musgrove für die Geschichte ist interessant: einerseits werden durch die Aussagen von Charles´ weiblichen Verwandten gegenüber Anne Marys Defizite nochmal hervorgehoben (gerade indem deren eigene Behauptungen den Sichtweisen der Schwiegermutter entgegengestellt werden), andererseits wirkt diese Familie auch wie ein Brennglas bezogen auf die gesellschaftlichen Vorstellungen der Zeit, die selbst von Menschen, die diese nicht zu hoch hängen, doch immer noch verinnerlicht wurden. Hier sind die Äußerungen über Charles Hayter ein gutes Beispiel, den man trotz seines niedrigeren Standes und geringeren Wohlstandes als akzeptablen Ehemann für eine der Töchter sieht, dies widerum aber nur, weil er der älteste Sohn ist.

  • Der Termin der Leserunde passt gerade bei mir nicht so, weil ich wenig Zeit habe. Damit das Buch aber nicht weitere Jahre ungelesen im Regal bleibt, habe ich gestern trotzdem angefangen und zumindest schon mal die ersten 4 Kapitel geschafft.


    Annes Vater ist ja wirklich recht überzeichnet oder eine Art Original, Bei so viel Schatten hoffe ich mal auf etwas Licht im Laufe der Handlung.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Viel weiter bin ich seit gestern auch nicht gekommen. Die beiden Miss Musgrove machen sich Hoffnung auf Wentworth, obwohl eine doch schon so gut wie mit dem Pastor verlobt war. Der wird jetzt kaltgestellt, dabei kann Wentworth ja eh nur eine der Schwestern heiraten.

    Und die arme Anne darf wieder als Kindermädchen fungieren, und es fragt sie keiner, ob sie nicht vielleicht doch lieber tanzen würde als Klavier zu spielen. Sie ist halt die unverheiratete Tante...

    Was ist wertvoller, Wissen oder Fantasie? Es ist die Fantasie, denn das Wissen hat Grenzen.  - Albert Einstein

  • Und die arme Anne darf wieder als Kindermädchen fungieren, und es fragt sie keiner, ob sie nicht vielleicht doch lieber tanzen würde als Klavier zu spielen. Sie ist halt die unverheiratete Tante...

    Wobei die Mitteilung, dass Anne nicht mehr tanzt, Wentworth ja wenigstens zu interessieren scheint.

  • Natürlich hat Austen immer großen Spaß daran, gerade auch die Familienmitglieder ihrer Heldinnen überspitzt darzustellen. Aber hier sind sie ja nahezu Bösewichte. Da ist eine Mrs. Benett zwar nervtötend, aber wenigstens im Grunde dennoch in der Lage ihre Töchter zu lieben. ...

    Das ist mir auch aufgefallen. Aber ich bin erst bei Kap. 7. Vielleicht kommt noch was Gutes bei den Familienmitgliedern zutage.

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  • Ich habe noch nicht alle Beiträge hier gelesen, weil ich Spoiler vermeiden will.

    Aktuell in Kap. 7 wird dargestellt, welche Ansprüche die Mitglieder der Familie Musgrove an Anne stellen. Vermutlich hat Anne das Wort Nein auch nicht so richtig gelernt.


    Dass sie so schlecht aussieht, liegt vielleicht auch an der erwähnten Hagerkeit.


    Ob Marys Zustand eine Depression ist? Oder einfach nur Langeweile?

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  • Ob Marys Zustand eine Depression ist? Oder einfach nur Langeweile?

    Schwer zu sagen. Ich denke, sie ist gelangweilt. Und obwohl sie als sehr selbstsüchtig rüberkommt, ist sie doch auch nur ein Opfer der Gesellschaft und ihrer Ansprüche.

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  • Ich finde sie hat vor allem eine ausgesprägte Hypochondrie 😂


    Verglichen mit meiner Tante H. finde ich Marys Krankenstand ja noch ganz erträglich.

    In unserer Familie kursiert der Witz:

    Was ist Masochismus?

    Wenn du Tante H. fragst: "Wie geht es dir?"

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  • Ich glaube ja Mary ist von Natur aus faul und sie möchte gerne das Zentrum der Aufmerksamkeit sein. In der Kindheit war Schwester Elizabeth immer im Zentrum, Anne war die, die von der Mutter am meisten mitbekommen hat, evt. von ihr auch bevorzugt.

    Die haben Mary schon einen kräftigen Minderwertigkeitskomplex angezüchtet und wenn sie jammert und lamentiert fällt sie auf. Auch negatives Auffallen drängt sie etwas in den Vordergrund.


    Sie kann gehen, weil sie neugierig ist und mit von der Partie sein will, wenn sie einen weiten ausgedehnten Spaziergang machen. Wäre Wentworth nicht zu Besuch, wäre sie sicher nicht mitgegangen und hätte sich ausgeredet, dass sie irgend ein Leiden hat.


    So richtig böse ist ja keiner in dem Roman, einige bemühen sich im Rahmen ihrer Möglichkeit oberflächlich, dumm und intrigant zu sein. Mir kommt vor, Jane Austen ist in ihren späteren Werken schon etwas altersmilde geworden.


    Miss Bingley oder Mrs Elton oder Mrs Dashwood sind da wesentlich ärger.

  • Hatte eine schlaflose Nacht und habe Fortschritte gemacht. Anne ist inzwischen in Bath angekommen und wird nun von ihrem Cousin hofiert.

    Louisa geht es besser, und sie darf wieder nach Hause.

    In Bath selbst ist nicht viel passiert.


    Ich war übrigens vor fast 40 Jahren mal sowohl in Lyme Regis, als auch in Bath. Schade, dass ich Jane Austens Romane damals noch nicht kannte, zumindest in Bath hätte ich sicher nach dem Pumproom gesucht...

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  • Ich bin nun auch durch mit dem Buch.

    Generell finde ich das Buch ganz gut, ist eben nach dem typischen Jane Austen Strickmuster (für die arts-and-craft crew hier:) ) wie sämtliche anderen Romane.


    Heldin, die sich gegen die dümmliche Verwandtschaft abhebt, nette Freundinnen als Nebendarsteller:innen.

    Ein Bösewicht, auf dessen Masche sie zunächst etwas reinfällt

    Ein Held, der sie im Endeffekt aus ihrem Elend rettet.


    Was mir immer bei Austen gefällt ist ihr Humor, wie sie die Situationen schildert, die Unpässlichkeiten und Unzulänglichkeiten der Gesellschaft.


    Persuaision ist ganz gut, hat mich aber nicht davon überzeugt, der beste Austen Roman zu sein. Mir ist er eine Spur zu wenig bissig, und wie in einem vorherigen Beitrag oben schon erwähnt zu altersmilde um die Nummer 1 zu sein.

  • Mir wurden gerade die Augen geöffnet von meiner alten Freundin.


    Ist euch eigentlich mal aufgefallen, dass die Leute in Janes Romanen ständig in ihren Zimmern herumlaufen? Das müssen ja riesige Räume gewesen sein.

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  • Ist euch eigentlich mal aufgefallen, dass die Leute in Janes Romanen ständig in ihren Zimmern herumlaufen? Das müssen ja riesige Räume gewesen sein.

    In den repräsentativen Häusern der besseren Gesellschaft auf jeden Fall, deshalb ist ja beispielsweise auch das Cottage der Dashwoods in "Verstand und Gefühl" so bemerkenswert - weil es mit seiner Bescheidenheit und seinen kleinen Räumen nicht dem Wohnstandard ihrer gesellschaftlichen Schicht entspricht, sie damit also deutlich "heruntergekommen" sind.

  • Den Kontrast merkt man hier ja auch gut wenn man sich die Wohnverhältnisse von Annes Freundin Mrs.Smith anschaut im Vergleich zum Haus der Familie in Bath (frag mich ja wie man mit drm Haus dort Geld einspart 🤣🤣🤣)

  • Oh, und in mindestens zwei Büchern (diesem und Pride and Prejudice) schreibt der 'Held' Briefe während Besuch da ist. Für mich mutet das seltsam an, ist vermutlich der Vorläufer von Whatsapp-Nachrichten schreiben. :D

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  • Den Kontrast merkt man hier ja auch gut wenn man sich die Wohnverhältnisse von Annes Freundin Mrs.Smith anschaut im Vergleich zum Haus der Familie in Bath (frag mich ja wie man mit drm Haus dort Geld einspart 🤣🤣🤣)

    Zumindest brauchen sie keine Landschaftspfleger und Gärtner und ein Appartment mit 5 Zimmern ist sicher billiger als ein altes Schloss.

  • Ich hab mir grad Gedanken über die Namenswahl gemacht.


    Mary's verhasster Mr Hayter

    Mrs Dalrymple (Gerümpel) die nur eine Funktion, aber keine Aktion im Buch hat.

    Mrs Smith - verarmte Freundin wie Ms Smith bei Emma


    Interessant ist auch, dass niemand alleine Entscheidungen trifft. Alle müssen immer von irgendeiner Vertrauensperson überzeugt werden. Ignoranz und Ungebildetheit helfen da auch nicht weiter. Ältere wohlmeinende Damen gebern Ratschläge nur basierend auf ihren eigenen beschränkten Erfahrungen. Bildung für Frauen beschränkte sich aus Lesen, Schreiben, etwas Musik klimpern und Handarbeiten.


    Jane Austen kreidet das ja an in ihren Büchern ja immer an. Zumindest in unseren Regionen haben sich 210 Jahre Entwicklung seit dem Erscheinen des Buches gelohnt.


    Zur Abrundung gebe ich mir auch noch ein oder zwei Verfilmungen davon. Ich muss am Abend im Wohnzimmer schauen, was ich da herumstehen habe:)