Patricia Highsmith - Carol (Salz und sein Preis)

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  • Ja dieses Buch ist hier genau richtig angesiedelt. Salz und sein Preis ist kein Thriller sondern ein Liebesroman. Der einzige Lesbische Liebesroman den sie je geschrieben hat. In den 50er Jahren unter einem Pseudonym erschienen bekannte sich die Autorin erst 1990 zu diesem Roman.



    Titel: Salz und sein Preis
    Autorin: Patricia Highsmith



    Allgemein:

    Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
    Diogenes (April 2005), 21,90 €


    Meine Meinung/Inhalt:
    Wow...Dieses Buch lässt bei mir intensive Gefühle zurück und ich glaube ich werde es wieder und wieder lesen. Highsmith schafft es mir die Figuren näher zu bringen, zieht mich tief in die Geschichte und fesselt mich bis zum Schluss. Ein ungewöhnliches Buch und wenn man bedenkt, wann es erschienen ist umso mehr. Zwei Frauen Figuren die eine zu Anfang schwach und dann doch stark, die andre stark und dann doch so schwach. Zwei Frauen die einem so intensiv weiblich beschrieben werden, man kann sie direkt vor sich sehen. Ein wenig schüchtern die eine und die andre Welterfahren und lasziv und doch steckt sie tief in ihren Problemen und kann ihnen nur schwer entfliehen. Ein Hauch von Erotik schwebt über dem ganzen. Melancholisch wirkt alles ein wenig und schmerzhaft schön. Man hat das Gefühl alles zerrbricht jeden Moment wie in einem schönen Traum aus dem man unsanft geweckt wird. Am Ende jedoch ist man glücklich das Buch gelesen zu haben.
    Im Mittelpunkt steht die junge Therese die in den 50er Jahren wärend iher kurzen Arbeit in einem Kaufhaus Carol kennelernt. Die Frau in die sie sich verlieben wird. Aber Carol trägt gerade eine schmutzige Scheidung aus. Hat ihre Liebe unter diesen Umständen eine Chance? Als ein Privatdetektiv die beiden auf einer gemeinsamen Reise auspioniert scheint alles verloren.
    Einer der wohl eher unbekannteren Romane der Autorin die man ja ansonsten eher mit Thrillern wie "Der Talentiere Mr. Ripley" oder "Zwei Fremde im Zug" in zusammenhang bringt. Wie schon erwähnt wurde der Roman schoneinmal veröffentlicht unter dem Titel "Carol" meiner Meinung nach passt jedoch die Übersetzung des Originaltitels sehr viel besser.


    5ratten


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  • Hallo,


    vielen Dank für deine Rezension! Ich kenne das Buch noch unter dem Titel "Carol" und es ist eines der Bücher die ich schon mehrmals gelesen habe. Ich muss mich leider outen, normalerweise mag ich die Bücher von Higshmith nicht so sehr, aber dieses Buch stellt für mich etwas besonderes dar. Deine Rezension wird dem Buch absolut gerecht und ich kann nichts weiteres mehr hinzufügen. :herz:


    Liebe Grüße
    wolves

  • Hallo!
    Danke für die Rezension!
    Wenn ich Worte leichter finden würde, dann hätte ich dieses Buch wohl genauso beschrieben wie du Holden! :zwinker:


    Salz und sein Preis bzw. Carol ist mein absolutes Lieblingsbuch, ich hab es auch schon mehrmals gelesen.
    Ich verbinde ganz viele Emotionen mit ihm und bin schon gespannt auf die neue Übersetzung!


    :winken:


  • Ich kenne das Buch noch unter dem Titel "Carol" und es ist eines der Bücher die ich schon mehrmals gelesen habe. Ich muss mich leider outen, normalerweise mag ich die Bücher von Higshmith nicht so sehr


    Auch ich habe das Buch (vor vielen Jahren) unter dem Titel "Carol" gelesen. Damals befand ich allerdings im übelsten Highsmith-Fieber, erwartete einen weiteren spannenden Thriller und wurde daher maßlos enttäuscht. Vielleicht sollte ich das Buch noch einmal lesen, im Wissen, dass es sich eben grundsätzlich von Highsmiths anderen Werken unterscheidet...

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • @Holden:


    Ich war auch sehr begeistert! Auch wenn ich meine Meinung nicht so schön ausdrücken konnte, hier meine Eindrück zum Roman:


    Der Roman ist eine wunderschöne kitschfreie Liebesgeschichte, die beschreibt wie sich Therese und Carol während der Weihnachtszeit im Kaufhaus Frankenberg kennenlernen. Therese arbeitet in der Puppenabteilung als Weihnachtsaushilfe, als Carol bei ihr eine Puppe für ihre Tochter Rindy kauft. Für Therese ist es Liebe auf den ersten Blick. Sie springt über ihren Schatten und bemüht sich um Kontakt mit der schönen Fremden. Auch Carol findet Gefallen an der 19jährigen. Es entsteht eine Freundschaft, in der Carol Therese lange Zeit auf Distanz hält. Doch dann beschleunigen sich die Ereignisse...
    Carol selbst lebt in einer aufwühlenden Phase ihres Lebens: sie durchlebt die Scheidung von ihrem Mann Harge. Dieser versucht seinen Einfluß auf die "treulose" Frau auch nach ihrer Trennung weiter aufrecht zu erhalten und so schwebt er bedrohlich über der knospenden Beziehung.


    Besonders gut hat mir die Sprache von Patricia Highsmith gefallen, z.B.


    Zitat

    Ihr Verstand nahm den Sinn Satz für Satz auf, wie ein langsamer Dolmetscher, der hinterherhinkt und schließlich nicht mehr mitkommt.


    Manchmal kann man erahnen, was passieren wird, aber das tut der Geschichte keinen Abbruch. Es hat mich sehr berührt.


    Es gibt ein Nachwort von Patricia Highsmith, in dem sie erzählt, dass sie die Idee zu dem Roman hatte, während sie selbst als Aushilfe in einem Kaufhaus arbeitete. Den Rahmen des Romans brachte sie binnen zwei Stunden aufs Papier. Am nächsten Tag stellte sie fest, dass eines der "goldigen" Kinder, die durch die Spielzeugabteilung wuselten, sie mit Windpocken angesteckt hatte...
    Der Inhalt des Romans war so brisant, dass ihr Verlag Harper&Bros. das Buch nicht veröffentlichen wollte. Sie entschied sich zusätzlich dafür, ein Pseudonym zu wählen (Claire Morgan).

    Ich werde kein&nbsp;Geld hinterlassen. Ich werde keinen Aufwand und Luxus hinterlassen. Aber ich möchte ein engagiertes Leben hinterlassen.<br />(Martin Luther King)

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    Patricia Highsmith - Carol
    Auch erschienen unter dem Titel Salz und sein Preis


    Klappentext:
    Fernab von Mord und Totschlag erzählt Patricia Highsmith die Geschichte der jungen Bühnenbildnerin Therese und ihrer Geliebten Carol, einer reifen, verheirateten Frau in besten Verhältnissen, deren Schönheit und Lebenserfahrung Therese faszinieren. Carol ist ein wunderbarer, mutiger Roman über eine ungewöhnliche Liebe, ihre Anfechtungen und ihren Sieg.


    Ich habe schon knapp die Hälfte des 400-Seiten-Buches gelesen, aber die Beziehung zwischen den beiden Frauen steht noch ganz am Anfang. Highsmith nimmt sich viel Zeit zu erzählen, wie sich Therese und Carol kennen lernen und langsam einander nähern. Es ist schön, das in aller Ruhe zu lesen, weil es sehr echt erscheint. Manche Beziehungen beginnen eben nicht Knall auf Fall, sondern entwickeln sich in aller Ruhe.


    Therese gefällt mir gut. Sie ist mit dem jungen Richard befreundet, der sie heiraten möchte, aber sie kann sich nicht dazu durchringen. Erst als sie Carol trifft, weiß sie, warum sie für Richard keine Liebe empfindet und dass das nicht an ihm liegt, sondern an ihr.


    Das Buch ist stilistisch nicht anspruchsvoll und erscheint mir noch einfacher als Highsmiths Krimis. Eine Situation am Ende des 8. Kapitels hat mich nachdenklich gemacht, weil ich sie nicht richtig einordnen kann. Richard lässt einen Drachen steigen, immer höher in den Himmel hinauf, bis er ihn schließlich abschneiden und davonfliegen lassen möchte. Therese wehrt sich vehement dagegen, weil Richard den Drachen selbst gebaut hat, doch er lacht nur darüber, weil er jederzeit einen neuen basteln könnte. Soll der Drachen eine Metapher für die Beziehung der beiden sein? Dann müsste eigentlich Therese den Drachen fliegen lassen wollen und Richard dagegen sein. :gruebel: Ich verstehe es nicht. Irgendwas muss aber hinter dieser Szene stecken.

  • Die Geschichte zwischen Carol und Therese entwickelt sich langsam. Die beiden fahren nun gemeinsam in Urlaub, was bei Thereses Freund zunächst auf wenig Verständnis stößt, da ihm klar ist, dass da etwas besonderes dahintersteckt. Er scheint aber zuversichtlich zu sein, dass sich Therese bald wieder besinnt und zu ihm zurückkehrt, obwohl sie ihm unmissverständlich klar gemacht hat, dass sie ihn nicht liebt.


    Carol ist nicht leicht einzuordnen. Sie hat so eine unterschwellige Arroganz, die sie nicht gerade liebenswert macht. Überhaupt finde ich den Umgang der beiden miteinander etwas befremdend. Nach wie vor ist es ein vorsichtiges Abtasten. Obwohl sie während ihrer Reise in einem Zimmer schlafen, scheint noch nicht mehr passiert zu sein. Es kommt deutlich zum Ausdruck, dass Carol die Ältere und Erfahrene ist, während Therese schnell zurücksteckt, um Carol zu gefallen.


    Gerade bei Therese zeigt Patricia Highsmith viel Einfühlungsvermögen. Da fließt wohl viel eigene Erfahrung ein.

  • Man muss ja auch überlegen wann der Roman entstanden ist. Ich denke das die Autorin das auch im Hinterkopf hatte. Der Roman ist weit früher entstanden als die Veröffentlichung unter ihrem eigenen Namen (in Deutschland erstmals 1990 unter dem Namen Carol). Highsmith hatte den Roman bereits!! 1952 unter Pseudonym veröffentlicht. in diesem Kontext ist er sogar irgendwie brisant wie ich finde. Ich bin ein großer Highsmith Fan und finde das sie sich gerade was Liebe angeht sehr einfühlsam mit dem Thema Beschäftigen kann - was ich ihr nicht immer zugetraut hätte ;) Aber sie als Person finde ich ja extrem spannend.

  • Zum Erscheinungsdatum war das bestimmt eine brisante Angelegenheit. Nicht umsonst hat Highsmith hier ein Pseudonym verwendet. Es wäre keiner Karriere als Schriftstellerin zuträglich gewesen, unter eigenem Namen über so ein Thema zu schreiben.


    Diese behutsame Entwicklung der Beziehung gefällt mir gut. Ich möchte nicht wissen, was in der heutigen Zeit bei der Hälfte des Buches schon alles passiert wäre. Damals war es zum Glück noch nicht so, dass alles überspitzt dargestellt werden musste, um LeserIn bei Laune zu halten. Die leisen Töne bringen diese Geschichte erst richtig zum Klingen. Das hat Highsmith schon richtig gut hinbekommen.

  • Ja das stimmt, ich habe einige coming out Romane gelesen und das ist heute schon eine ganz andere Erzählweise die angeschlagen wird - auch mit der Intention dahinter das sich der Leser eben selbst auch öffnen soll. Hier spiegelt das vor allem denke ich mal den Zeitgeist wieder und wie es damals lesbischen Frauen erging. Gerade das es nicht aus der Rükperspektive geschrieben ist sondern auch in dem Zeitraum den er beschreibt entstanden ist, das finde ich sehr spannend- Mir hat der Roman beim lesen damals sehr gefallen. Aber ich mag eben so oder so gerne diese eher leisen und auch mal subtilen Töne. Gerade weil sonst vieles heute so reißerisch sein "muss".

  • Ein faules Wochenende hat mir viel Lesezeit gebracht, deshalb bin ich schon fertig mit dem Buch. Meine Meinung dazu:


    Als die 19-jährige Therese die um 10 Jahre ältere Carol zum ersten Mal sieht, fühlt sie sich sofort zu ihr hingezogen. Bei Richard, mit dem Therese zusammen ist, ohne mehr als Sympathie für ihn zu empfinden, stößt sie auf Unverständnis und verletzten Stolz, als sie die Beziehung beendet. Das bleibt nicht das einzige Hindernis, das den beiden Frauen in den Weg gelegt wird, denn Carol hat eine Tochter und einen Ex-Mann.


    Dieses Buch ist kein Krimi, wie man es von Patricia Highsmith kennt, aber spannend wird es trotzdem. Im Mittelpunkt steht die Liebe zwischen Carol und Therese, die aus Thereses Sicht geschildert wird. Das starke Gefühl ist sofort da, aber die Beziehung wächst nur ganz langsam und bleibt die ganze Zeit über höchst fragil, was nicht nur daran liegt, das die beiden erst zusammenwachsen müssen. Die besondere Schwierigkeit besteht darin, dass die Handlung in den 1950ern in den USA spielt und gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber lesbischen Beziehungen damals so gut wie nicht vorhanden war. Das ist selbst heute in Bezug auf die Kirche noch problematisch, man kann sich also vorstellen, welche Steine den Frauen vor 60 Jahren in den Weg gelegt wurden. Zu Beginn ist Therese noch unsicher, muss sich über ihre eigenen Gefühle klar werden, aber im Verlauf der Handlung reift sie sichtlich. Carol ist kein einfacher Mensch. Sie ist sehr dominant und in vielerlei Hinsicht erfahrener. Abgesehen von der gesellschaftlichen Ächtung steht für sie auch ihre Familie auf dem Spiel. Also aus jedem Blickwinkel ein wackliges Fundament, auf das die Beziehung gebaut werden muss.


    Highsmith erzählt in einfachen Worten und sehr gefühlvoll, ohne dabei schnulzig zu werden. Sie weiß, wovon sie schreibt, auch deshalb erscheint die Geschichte so ehrlich. Ein Buch zum Abtauchen.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • „Salz und sein Preis“ ist, wie ich hier im Forum recht zufällig gelesen habe, wohl der erste lesbische Liebesroman. Da die bisher von mir gelesenen Highsmith-Romane zwar alle Krimis waren, mir aber nicht schlecht gefielen, habe ich dieses Buch dann doch mal lesen wollen.


    Ehrlich gesagt bin ich etwas enttäuscht: Für mich war die Geschichte weniger eine Liebesgeschichte als vielmehr ein Gesellschaftsroman über eine junge Frau, die Versuch ihren Platz in derselben zu finden. Es ging in erster Linie um die bessere New Yorker Gesellschaft und da ich dieser eine grundsätzliche Antipathie entgegenbringe, waren die Versuche der Protagonistin sich dort zurechtzufinden und die entsprechenden Freizeitbeschäftigungen (Cocktailpartys) für mich unnütz und langweilig. Ich weiß, ich müsste den zeitlichen Abstand berücksichtigen, schon die ersten vorsichtigen Andeutungen von Interesse am gleichen Geschlecht, die ich praktisch überlesen habe, dürften zum Entstehungszeitpunkt so skandalös gewesen sein, dass sie den Gesamteindruck vollends bestimmt haben, aber außer historischem Interesse wüsste ich keinen Grund, dieses Buch zu empfehlen. Die Figuren waren mir nicht einmal sympathisch und „sinnlich“ oder „erotisch“, wie der Klappentext verspricht, war für mich nichts an der Geschichte.


    3ratten

  • Meine Meinung

    Für mich war die Geschichte weniger eine Liebesgeschichte als vielmehr ein Gesellschaftsroman über eine junge Frau, die Versuch ihren Platz in derselben zu finden.

    Da stimme ich dir zu- und auch wieder nicht. Sicherlich ist Carol ein interessantes Portrait der damaligen Zeit und Konventionen. Auf der anderen Seite ist es eben doch eine Liebesgeschichte mit allen Höhen und tiefen zwischen den Beteiligten und den vielen Steinen, die ihnen zusätzlich in den Weg gelegt werden.


    Ich fand Thereses Entwicklung sehr schön dargestellt. Anfangs ist sie eher das schmückende Beiwerk ihres Partners Richard. Auch am Anfang der Beziehung zu Carol verhält sie sich ähnlich. Aber nach und nach entwickelt sie ihre eigene Persönlichkeit. Sie wird immer stärker und gleichzeitig wirkt Carol so, als ob sie mit der "neuen" Therese überfordert ist. Vielleicht sind es aber auch nur die äußeren Umstände, die sie so belasten. Jedenfalls wirkt sie auf mich im Verlauf der Geschichte immer distanzierter und ist ein deutlicher Kontrast zu der warmherzigen Therese.

    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.