Beiträge von b.a.t.

    Alice Ich möchte den Autor nicht ganz abschreiben, vielleicht hat er noch besseres geschrieben, natürlich ist es auch Geschmacksache, aber ich glaube dieser 90er Jahre Gesellschaftskritikroman hat sich totgelaufen.

    Ich habe zwar nicht das Hörbuch gehört, sondern das Buch gelesen, aber ich schreibe mal hier meine Eindrücke hinzu.


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    Das Buch wurde ja als Bildungsroman propagiert, ich kann dem aber nicht beipflichten, weil der Ich-erzählende Protagonist ohne Namen keine wirklich Entwicklung durchmacht. Er beginnt als gelangweilter reicher alkoholabhängiger Sohn in Sylt und endet als reicher alkoholabhängiger Sohn in Zürich.


    Im Buch wird des Öfteren beschrieben, dass die Landschaft an ihm vorbeirauscht. Im Auto in Sylt, im Zug nach Hamburg, im Flieger nach Frankfurt. Alles rauscht an ihm vorbei auch sein Leben, Freundschaften und er erlebt dieses Rauschen meist im Rausch.


    "Er" ist versnobt, erzählt von oben herab, urteilt über andere, schimpft über Proleten und ist sehr auf Äußerlichkeiten fixiert. Menschen werden nach Aussehen und Kleidung beurteilt. Dabei kann er selber seinen eigenen Standards nicht standhalten. Er wirft mit Markennamen um sich und kritisiert auch reale Personen, wie z.B. Wim Wenders, der 1995 noch nicht so umstritten war wie heute.


    Überall wird geraucht, auch noch in Flugzeugen, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Er provoziert aber auch, indem er in den designierten Nichtraucherzonen auch qualmt.


    Im Grunde ist "er" ein schüchterner und unsicherer Mensch, der diese Unzulänglichkeiten mit Alkohol ertränkt. Seine Rreise geht von Sylt, zu seinem Freund Nigel nach Hamburg, nach Drogenexzessen, verlässt er enttäuscht vom Freund die Stadt Hamburg. Dort sieht er einen anderen ehemaligen Freund, der ihn nicht kennt und dem er heimlich die Jacke in einem Lokal klaut. Die nächste Station ist Heidelberg, auch dort landet er auf einer Studentenparty mit Drogenexzessen, zufällig sieht er dort Nigel auf der Kellerstiege mit einer Nadel voll Heroin im Arm, worauf er flüchtet, von seinem Freund Rollo gerettet wird und nach München mitgenommen wird.


    Rollo hat Geburtstag und feiert diesen auf seinem Landsitz am Bodensee, dort kommt Rollo dann um. Ob Selbstmord oder Unfall aufgrund von Überdosis von Valium in Kombination mit Alkohol bleibt offen. "Er" war da nicht mehr dabei, sondern auf dem Weg nach Zürich mit Rollos Auto.


    In Zürich endet dann ein Kreislauf. Er ist außerhalb Deutschlands, dort kennt er auch keinen mehr, trifft auch nicht zufällig auf Bekannte. Der Versuch das Rauchen aufzugeben scheitert. Am Ende scheitert er auch das Grab von Thomas Mann in der Nacht zu finden und kehrt wieder in die Stadt zurück.


    Ein Buch, das vielleicht schockieren wollte, die Wohlstandsgesellschaft der 1990er Jahre anprangern wollte, ein Buch das ein Entwicklungsroman sein will/soll, aber der Gesellschaft keine Entwicklung zutraut.


    Fazit; kann gelesen werden, muss aber nicht :)

    Ich habe das Buch im Rahmen einer kleinen Leserunde bei den Forumsnachbarn gelesen. Es war Bulgakows Debütroman und zeigt die Wirren der STADT, so wird Kiew benannt, niemals mit dem Namen, nur die STADT.

    Ich habe mir auch das Original runtergeladen, um zu vergleichen, da schreibt Bulgakow immer Gorod (Город =Stadt) also immer mit großem Anfangsbuchstaben wie ein Eigenname.


    Turbulente Jahre nach dem 1. Weltkrieg, zunächst wird das Gebiet der heutigen Ukraine nach dem Frieden von Brest-Litowsk 1917 von den Deutschen besetzt, danach gab es eine Hetman (Hauptmann) Regierung, die auch von den russisch-treuen Monarchisten gestützt werden. Diese wurden von den nationalen Mob-Truppen von Petljura abgelöst, der auch viele Pogrome anordnet.


    Erschreckend waren die Beschreibungen, als die Petljura fast kampflos in Kiew eingezogen sind, die Eliten sind geflüchtet und haben sich auch ins Ausland abgesetzt. Während des Marsches auf Kiew kamen die Truppen auch durch Bucha, was die grausame jüngste Vergangenheit hochkommen lässt und einem einen Schauder über den Rücken laufen lässt.


    Letztendlich kommt es zur "Befreiung" durch die Bolschewiken und der faschistische Petljura wird verjagt.


    In dieser Zeit der Umbrüche handelt der Roman. Die Aktualität ist natürlich heute wieder gegeben. In der aktuellen russischen Propaganda wird auch auf Werke von Autoren verwiesen, von denen Teile aus dem Kontext gerissen werden. Die Geschichte wird passend gemacht.


    Die Erzählperspektiven wechseln sehr oft im Roman, was für mich das Lesen aber interessant gemacht hat, manchmal musste ich die Geschichte wie Puzzleteile zusammenstellen.


    Der Name Turbin (dt. Turbine) passt zu den durcheinander gewirbelten Zeiten. Bulgakow war Arzt und "Die weiße Garde" war sein allererster Roman. Ich fand schon, dass er auch durchwegs Ironie aufweist, wenn er z.B. beschreibt, wie die Leute ihre Wertgegenstände versteckten. Er war ja selber auch Arzt und für einen Quereinsteiger in durchaus gelungenes Debüt.

    dieser Roman ist nichts für jemanden, der leichte Unterhaltung sucht

    Louzilla, ich stimme dir in allem zu, bis auf den hier zitierten Satz.

    Dieses Buch ist genau für die Leute, die normalerweise nur seichte Romane lesen wollen, die sich nicht mit komplexen Themen auseinandersetzen wollen. Die Dinge, die in diesem Buch angesprochen werden dürfen nicht oberflächlich verschwinden. Daher ist die große Masse angesprochen. Die Thematik geht uns alle an, auch wenn wir uns manchmal vor den Problemen der Welt verschließen wollen.


    Das ist auch eine Problematik mit der Geschichtsaufarbeitung. Diese wird gemacht, auf wissenschaftlicher Ebene, in höheren Bildungseinrichtungen. An Menschen mit weniger Schulbildung geht das oft vorbei, die kennen nur Plattitüden und Schlagworte. Leider lesen viele dieser Betroffenen gar keine Bücher.


    Bitte mich nicht falsch verstehen. Ich habe gar nichts gegen Unterhaltungsliteratur, die Menschen vom schwierigen Alltag flüchten lässt, aber zwischen durch ein "Dunkelblum" sollte zumutbar sein.

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    Das Büchlein 67 Seiten, kleinformatig und in großen Lettern ist zwar schnell gelesen, bietet aber sehr viel zum Nachdenken. Wie immer bei Handke mit einer großen Sprachgewalt, Wortspielen, Mehrdeutigkeiten, puzzleartig, verdichtete und ausgeklügelte Sprache.


    Widmen möchte er den Text seinen Weggefährten Otto Sander und Bruno Ganz. Manche denken, die beiden führen das Zwiegespräch, ich glaube aber dass Peter Handke mit sich selber zu Gericht geht.


    Handke rechnet ab, mit sich selber, mit dem Theater, mit seinen eigenen Irrwegen. Es ist ein Zwiegespräch mit sich selbst, mit Kindheitserinnerungen, was Hoffnung für ihn bedeutet, wie er es zum ersten Mal als Kind in einem Theater erfuhr.


    Auf der Bühne stand ein Haus, mit Türen und Fenstern, es war aber nur Bühnendekor, niemals trat jemand aus dem Haus heraus. Solche Häuser sah er immer wieder auch später als Erwachsener in anderen Theater. Jedes Mal hoffte er, dass ein Mensch zur Tür heraus kam. Mittlerweile sieht er diese Häuser nicht mehr in den Theatern, diese haben sich selbst überholt, sondern in der Welt, es symbolisiert die Hoffnung. Sobald tatsächlich jemand aus der Tür tritt, ist die Hoffnung darauf vorbei. Es ist wichtig solche Scheinhäuser zu sehen, solange sie sichtbar sind, gibt es Hoffnung.


    Er erzählt auch von den Großvätern, der Schuld der Großväter. Sein geliebter slowenisch-sprachiger und sein ungeliebter deutschsprachiger Großvater. Wie seine Generation oft blind vor Liebe die Taten der Großväter beschönigen wollten. Erstmals schreibt er auch über seine eigenen Irrtümer. Die Verherrlichung der Großväter sollte sie von jeglicher Schuld befreien. Auch seine lodernde Verteidigung Serbiens stellt er in Frage, als einen Scheinbrand, wo er sich selbst als Aschenmann bezeichnet, mit Bezug auf Ferdinand Raimunds "Der Bauer als Millionär" (er zitiert das Lied "A Aschn, a Aschn"). Es geht auch um die Aufarbeitung der Verantwortung der Großväter im 3. Reich (heilos) und manche Hirngespinste leben leider immer noch weiter.


    Er bezeichnet sich selbst als Narren, der nur eine Zwischenzeit betrachtet.

    Das Büchlein von Robert Seethaler hat viele Fragen aufgeworfen. Da ich schon einiges von und über Alma Schindler/Mahler/Gropius/Werfel gelesen habe, kannte ich viele Begebenheiten der letzten Jahre des Künstlers.


    Der Autor hat einen sehr flüssigen, angenehm zu lesenden Schreibstil. Wenig Schnörkel, geradlinig.

    Für mich ist das kein Roman, sondern eine Art innerer Monolog. Reflexionen am Lebensende über ein erfolgreiches und dennoch kein glückliches Leben. Die Mehrdeutigkeit des Titels gefällt mir auch.


    Leider werden die Figuren nicht gut beschrieben. Auch die Ereignisse, an die sich Mahler erinnert sind sehr schemenhaft und oberflächlich. Möglicherweise ein Zeichen des alternden Geistes, ein in groben Zügen durchgeführter Schnelldurchlauf eines Lebens.


    Während des Lesens hätt ich mir des Öfteren mehr Gehalt gewünscht. Dafür dass Musik in seinem Leben eine so wichtige Rolle spielte, kommt sie nur in sehr geringen Dosen vor im Buch. Was es ihm bedeutet zu komponieren, was Musik in ihm auslöst, was ihn bewegt zu schreiben wird nur schematisch angedeutet.


    Ein gutes Beispiel für die Oberflächlichkeit des Buches ist die Fahrt von Südtirol nach Leiden um Sigmund Freud aufzusuchen. Mit ihm spazieren zu gehen, vier Stunden zu sprechen - von dem Gespräch ist nicht viel erzählt - das Ergebnis, er hat einen Mutterkomplex. Mehr erfahren wir nicht. Es mag sein, dass für tiefergreifende Analysen keine Zeit war, aber mich hätte auch interessiert, wie die zwischenmenschliche Begegnung der beiden war, beide große Namen in Wien, beide mit ähnlichen Wurzeln, aus den Kronländern der Monarchie. Galizien und Mähren.


    Was mir widerum gefallen hat, war die Begegnung mit Rodin. Der widerborstige, grobe, vulgäre aber geniale Skulpteur und Bildhauer dem es gar nicht in den Sinn kommt, sich mit Mahler auseinanderzusetzen. Er spricht ihn als Hurensohn an und das wird von seiner Begleiterin huldvoll und höflich übersetzt. Diese Begegnung hatte einige komische Elemente, weil im Endeffekt beide Genies das Treffen gar nicht wollten.


    Kurz gesagt, mir war die schemenhafte Erzählung eines so komplexen Künstlers zu wenig. Der Schreibstil hat mir allerdings gefallen, ich werde sicherlich wieder mal einen Seethaler lesen und hoffe der wird dann mehr in die Tiefe gehen, weil ich schon glaube, dass er Potenzial hat.

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    Serge Popper ist der älteste von drei Geschwistern einer jüdischen Familie, die in Paris lebt. Er hat eine erwachsene Tochter Josephine, jede Menge gescheiteter Beziehungen, schlägt sich mit Geschäften durch. Sein Bruder Jean ist ein klassisches Sandwich-Kind. Er ist stets der Mittler, versucht moderierend in der Familie zu wirken und ist auch der Ich-Erzähler des Romans. Auch Jean hat Beziehungsprobleme, er schafft es nicht sich tiefgründiger auf jemand einzulassen, seine Beziehungen bleiben sehr oberflächlich. Die Jüngste ist Nana, sie ist mit einem Spanier, Ramos Ochoa verheiratet, die beiden haben zwei erwachsene Kinder. Die Brüder mögen Ramos nicht und machen ihn permanent lächerlich, was natürlich großes Konfliktpotenzial enthält.


    Beide Eltern sind verstorben. Die Mutter stammte aus Ungarn, ihre Familie ist in Auschwitz ermordet worden. Der Vater kam ursprünglich aus Wien. Er war kein besonders sympathischer Mensch, ließ seine Aggression auf Serge aus. Diesen schlug er immer wieder in der Kindheit, die anderen blieben verschont. Religion spielte keine gewichtige Rolle im Leben der Poppers. Die Shoah und auch wie die Eltern dieser entkommen sind wird nie thematisiert. Die Mutter hatte übrigens eine Schwäche für Putin, hatte ein Bild von ihm in ihrem Zimmer hängen. Interessant wäre, ob das in einer neueren Auflage so drinnen bleibt im Buch. Seit dem Erscheinen hat sich die Welt ja geändert.


    Es gibt noch Maurice einen Cousin des Vaters, er ist beinahe 100 Jahre alt, bettlägerig und wartet auf seinen Tod. Maurice ist Überlebender von Ausschwitz. Er stirbt relativ am Ende des Buches und somit auch seine Erinnerung.


    Nach dem Tod der Großmutter möchte Josephine die Gedenkstätte in Auschwitz und Birkenau besuchen, auf der Suche ihrer jüdischen Identität, um auch zu sehen, wo ihre Familie mütterlicherseits umgekommen ist. Ihr Vater Serge, Jean und Nana begleiten sie. Was sie dort vorfinden ist quasi ein Freizeitpark des Grauens. Touristen werden durchgeschleust, viele Bauten und Zäune sind rundum erneuert, sehr wenig ist original. Wie die Menschen, die die Gräueltaten dort überlebt haben, verschwinden die Einrichtungen dort. Was bleibt ist ein Museum.


    Ein Lehrer zwingt eine Schulklasse schon bei der Abfahrt im Bus, der Situation angemessen ernst zu sein, lässt keine Menschlichen Regungen zu, es ist vorgegeben, wie man zu empfinden hat. Mitten im Lager beginnt seine Kollegin zu lachen und alle brechen in schallendes Gelächter aus. Das Lachen bezieht sich nicht auf den Ort, nicht auf die Menschen, die dort heimtückisch ermordet wurden, sondern auf den Lehrer. Die Frage ist, soll es erlaubt sein, gerade an einem Ort, wo alles Menschliche unterdrückt und vernichtet wurde, menschliche natürliche Regungen unterdrücken? Wäre das im Sinne der Opfer? Sollte nicht gerade dort, wo Unmenschlichkeit Programm war, Menschlichkeit zugelassen ja auch gefördert werden?


    Yasmina Reza stellt viele Fragen, wie mit dem Gedenken umgegangen wird. Für viele sind diese Fragen befremdlich, vor allem bei Leser:innen aus dem deutsch/österreichischem Raum. Auschwitz ist für viele eine Synonym des Unantastbaren, des Unaussprechlichen, des Nicht-wieder-gut-machen-könnens.

    Macht es noch Sinn Gedenkstätten als reine Touristenattraktion aufrecht zu erhalten? Reicht es nicht Bücher und Dokumentationen zu lesen?


    Sie gibt keine Antworten darauf, sondern stellt Fragen. Fragen sind legitim. Sie sind wichtig, weil ohne weiteres Nachdenken wird es als Fakt der Vergangenheit nur noch als entferntes historisches Ereignis abgespeichert werden. Der Diskurs über die Erinnerungskultur muss lebendig bleiben. Die Erinnerung und das Gedenken wird sich auch ändern, weil es bald keine Zeitzeugen mehr geben wird. Vielleicht ist es nicht unsere Aufgabe, diesen Diskurs anzuführen, als Nachfolgegenerationen der Täterstaaten, aber teilnehmen sollten wir, und vor allem sollten wir den Diskurs ernst nehmen.


    Es gibt auch viele humorvolle Stellen im Buch. Die Streitereien zwischen den Personen sind in witzigen Dialogen dargestellt. Ein anderes Beispiel ist in Auschwitz, wo sich Touristenmassen in einer Reihe anstellen. Schlangen stehen vor dem Eingang zum Lager und alle wollen freiwillig hinein. Ein Paradoxon. Es hat mich auch an Roberto Benignis Film - La vita è bella erinnert.


    Serge ist das Synonym des Dysfunktionalismus der Familie. Er scheitert permanent, doch zum Schluss, als auch er erkrankt finden die drei Geschwister wieder zueinander.


    Das Buch ist in der Rezeption sehr widersprüchlich aufgenommen worden. Ich gehöre der Pro-Buch Fraktion an. Es ist wichtig einen Schritt zurück zu gehen und neue Perspektiven zuzulassen. Nur so können neue Ideen, neue Zugangsweisen, neue Methoden mit dem Umgang der Erinnerung, des Niemals-Vergessens entstehen und das Gedenken aufrecht erhalten werden.

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    Es ist die typische Geschichte eines Native American, gefangen zwischen den Welten auf der Suche nach Identität, die wie in so vielen Fällen tragisch endet.

    Abel, der Kiowa (in New Mexico nördlich zwischen Santa Fe und Albuquerque) zugehörig wächst nach dem Tod seiner Eltern im Reservat bei seinem Großvater auf. Der Großvater ist Farmer und quält sich aus dem kargen, wüstenähnlichen Land den Lebensunterhalt der beiden zu bestreiten. Im Reservat ist auch eine Mission untergebracht, die vom Pater Olguin betrieben wird.

    Abel wird eingezogen, wird Krieger, kämpft im 2. Weltkrieg für die USA. Nach seiner Rückkehr findet er sich nicht mehr zurecht im Reservat, beginnt eine Affäre mit Angela, einer reichen Frau aus Los Angeles, die zur Erholung ein Haus in der Nähe gemietet hat. Er hat auch ein Alkoholproblem. Sie verspricht ihm auch aus dem Dorf rauszuhelfen, ihm einen Job zu besorgen, dazu kommt es allerdings nicht, weil Abel im Suff einen Mann tötet.

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    Dafür muss er 6 Jahre ins Gefängnis, der zweite Erzählstrang beginnt mit der Zeit nach dem Gefängnis in Los Angeles. Auch dort findet sich Abel nicht zurecht. Sein Mitbewohner Ben Benally, stammt auch aus New Mexico, vom Stamm der Navajo. Er erzählt dann aus seiner Sicht, was Abel antreibt, was ihn zum Verzweifeln bringt.


    Ich möchte gar nicht viel mehr von den Begebenheiten schreiben, das sollte jede:r selbst lesen.

    Im Buch geht es ums Überleben. Zunächst im Krieg, dann im Reservat, dann in einer westlich-kapitalistischen Welt. Die Kategorisierung von Menschen in Klassen, die Verweigerung sich seiner eigenen Identität zu stellen. Es stellt sich die Frage, wie können Kulturen, die unterdrückt werden überleben.


    Heutzutage gehören nur noch 0,9 % der Bevölkerung der USA zu einem Stamm der Native Americans. Bücher wie dieses sind wichtig, um Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Es gibt auch Passagen im Buch, die die traditionellen Überlieferungen, die ja Jahrhunderte Lang nur in mündlichen Erzählungen transportiert wurden wiedergeben.

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    Band 1 und 2 von Bertha von Suttners Familienroman, der sich vor allem um die Friedensbewegung und die Sinnlosigkeit der Gewalt im Krieg widmet.


    Die Bücher wurden 1889 und 1902 geschrieben.


    In "Die Waffen nieder" ist die junge adelige Generalstochter Martha im Blickpunkt. Sie verliert zwei Männer im Krieg, sie beschreibt auch genau was sich nach dem preußisch-österreichischen Krieg in Königgrätz abgespielt hat. Wie 40 000 Menschen abgeschlachtet wurden, nicht mal medizinisch versorgt werden konnten, sondern oft elendiglich am Schlachtfeld zugrunde gingen, oft Tage nach der Schlacht. Manche auch lebendig begraben wurden, weil zwischen Totenstarre und Wundstarrkrampf nicht unterschieden wurde.


    Es ist auch ein Portrait der Gesellschaftsstruktur, die die an der Macht waren, wollen diese um jeden Preis erhalten und andere streben danach. Wissenschaftsleugnung, Machtausdehnung, Imperialismus - Probleme mit denen wir heute auch zu kämpfen haben. Martha setzt sich auch mit der Propaganda auseinander, was Wahrheit ist und was Kriegsmarketing ist versucht sie durch komparatistische Analysen herauszufinden. Sie stellt Krieg und Humanität genauso wie Vernunft und Dogma der Kirche als zwei Gegensätze gegenüber, somit kann es keinen humanen Krieg und auch keine vernünftige Kirche geben.


    Kaiser Franz Joseph war der Inbegriff des Konservatismus und der Kriegstreiberei. Er war ja auch gegen jeglichen Fortschritt, hat Autos, Elektrizität auch moderne Architektur immer abgelehnt oder konnte Neuerungen immer nur widerwillig zustimmen. Dieselbe unflexible Art hatte die Wiener adelige Gesellschaft


    Interessant waren für mich auch die Ausführungen vom französischen König Henri IV, der bereits im 16. Jh die Idee von einer allgemeinen Abrüstung und einer Vereinigung der europäischen Mächte in einem regelmäßigen Ratssitzungen. Leider wurde der König von einem Mönch ermordet, wahrscheinlich waren seine Ideen zu innovativ. Eine Art EU im 16.JH wäre aber spannend gewesen, und auch, wie sich die Geschichte anders entwickelt hätte.


    In der 2. Hälfte des 19. JH folgte ein Krieg nach dem anderen. Der Vielvölkerstaat begann massiv zu bröckeln. Opfer sind bloße Statistik.


    Bildung für Frauen war damals schwer zu erlangen, die Gymnasien für Mädchen entstanden erst gegen Ende des 19. JH in Wien auf Initiative von Rosa Mayreder.

    Martha hat sich vieles selbst erarbeitet und erlesen. Geschichtsbücher, Philosophie, Wissenschaftsbücher u.a. "On the origin of Species" von Darwin. Schritt für Schritt ist sie aus ihrem geistigen Umfeld ausgebrochen und hat sich emanzipiert. Ihr 2. Mann Baron von Tilling, ein Offizier in der habsburgischen Armee hat sie sehr bei den Friedensinitiativen unterstützt. Nach seinem Tod hat sie diese mit ihrem Sohn Rudolf weitergeführt.


    Die große Katastrophe wird auch vorausgesagt, es war damals also schon jedem klar, dass der große Krieg folgen wird.

    Bertha von Suttner musste das nicht mehr miterleben, sie starb genau 1 Woche vor dem Attentat in Sarajevo 1914.


    Zitate: "... das ist an allen Übeln Schuld, die meisten denken nicht"

    "Gemeinsamer Hass ist auch eine Art Liebe."


    Es wird von den Greueltaten der Schlachten geschrieben, der Gründung des Roten Kreuzes nach der Schlacht bei Solferino, dem Preußisch-Dänischen Krieg, sämtliche Schlachten, die die Habsburer in Italien und auch gegen Preußen führten. Was mir völlig gefehlt hat, war der Amerikanische Bürgerkrieg, der ja zur gleichen Zeit wütete.


    Band 2:


    Das Buch ist noch reifer und aktueller als "Die Waffen nieder". Ich möchte gar nicht so viel vom Inhalt erzählen.

    Es ist die Fortsetzung vom 1. Band, aber auch der Vorgänger vom Radetzkymarsch von Joseph Roth. Die Morbidität des Systems kündigt sich an, der große Krieg liegt schon schwer in der Luft.


    Rudolf verschreibt sich der Friedensbewegung, verzichtet auf sein Gut und die daraus ererbten Vorteile.

    Er ist natürlich blauäugig und sehr theoriebehaftet. Wachgerüttelt wird er, als er einer Feier der "Deutsch-nationalen Partei" beiwohnt. Offener gewaltbereitet Antisemitismus gepaart mit sehr niedrigem Bildungsniveau erschüttern ihn zutiefst. Leider sind diese Mittel auch heute noch aktuell und werden von den Rechtsparteien schamlos angewandt. Die Christlich-Sozialen (Vorgänger der ÖVP) und Klerus und Adel stützen die Antisemiten sogar, weil sie Verbündete brauchen, um sich gegen die Sozis und Liberalen zu erwehren. Ein Pakt mit dem Teufel quasi, das fällt natürlich immer auf einen zurück.


    Die "edle" Gesellschaft ist völlig abgehoben und versnobt. Beim Lesen war ich immer wieder froh, dass bei uns der Adel abgeschafft wurde, auch wenn es sicherlich immer noch gewisse Seilschaften gibt.


    Einer seiner wichtigsten Punkte bei seinen Vorträgen ist das sinnlose Wettrüsten der damaligen Mächte. Wenn viel in die Rüstung investiert wird, und wenn viele Waffen da sind, werden sie auch irgendwann verwendet.


    Dass die Bücher Bertha von Suttners ganz oben auf der Liste der Bücherverbrennungen der Nazis waren verwundert nicht.


    Sylvia, Marthas Tochter ist unglücklich verheiratet, wird öffentlich betrogen und verliebt sich in einen Jugendfreund.

    Als sie beginnt mit der Mutter über Scheidung zu sprechen, wird Martha bewusst, dass sie sich zwar immer sehr um die Friedensbewegung bemüht hatte, aber niemals an Frauenrechte dachte. Sie hat vieles hingenommen wie es war. Sylvia rüttelt sie da auf. Es sind einige Aspekte der Gleichberechtigungsdebatte vorhanden, wird aber nicht weiter ausführlich thematisiert. Sowohl Sylvia als auch Martha sind eigentlich keine Aktivistinnen, sondern nervlich nicht stark belastbar. Martha ist aber immer offen für neue Ideen, sie ist sich ihrer Eingeschränktheit bewusst und versucht diese aufzuweichen.


    Für mich enthalten beide Bände tiefgründige Wahrheiten, die zeitlos sind.


    Beide Bücher sollten Pflichtlektüre für Despoten und andere Megalomanen werden!

    Zank herzlichen Glückwunsch zum Karrieresprung, ich hoffe es zahlt sich für dich aus :) Vielleicht gibt es ja ein paar Bücher im Jahr für dich als Belohnung.

    Von den oben genannten kenne ich nur "Elena sabe" von Claudia Piñeiro. Das Buch ist aber schon relativ alt, ich habe das schon vor Jahren gelesen.

    Erschienen ist es schon 2006, mich wundert, dass es erst jetzt auf englisch erschienen ist.

    Ja das denke ich auch. Es ist zwar schon länger her, dass ich das Buch gelesen habe, gleich als es damals rauskam vor einem Jahr. Die Naivität ist mir aber auch aufgefallen. Der Wille war da, an der Umsetzung haperte es. Es ist ähnlich politischer Ideen, klingen manchmal zwar ideal, aber sie können in der Realität bestehen. Zu jedem Idealismus und zu jeder Theorie gehören auch ein Schuss Pramatismus und wie man bei uns sagt "Hausverstand", weil das Leben ja auch nicht theoretisch sondern praktisch verläuft.

    Was ich so mitbekommen habe, gab es bis in die 1990er Jahre noch Gruppen im Hintergrund, die Menschen bedroht haben, etwas zu sagen, es wurden auch Leute ermordet.

    Der ganze Fall Rechnitz ist ein Mysterium. Es gibt einen Verein R.E.F.U.G.I.U.S, gegründet von Paul Gulda (ich bin da Mitglied), die machen jährlich Veranstaltungen beim Kreuzstadl, um der Toten zu Gedenken, sie forschen auch weiter. Vom Nichts-Wissen kann dort nciht die Rede sein. Eher Angst vor Enthüllungen? Ich weiß es nicht, verstehe es auch nicht.


    Die Spuren der Erpresser gehen bis nach Südafrika. Mittlerweile dürften die Täter von damals ja ausgestorben sein.


    Sacha Batthyany - den ich oben erwähnt habe ist ja der Großneffe von der Gräfin, die das Massaker veranstaltet hat, sie war eine geborene Thyssen und hat den dortigen Grafen Batthyany geheiratet.


    Auch ein interessanter Artikel dazu in der FAZ:


    https://www.faz.net/aktuell/fe…n-der-hoelle-1490489.html

    Ich finde darin einfach keine Beschreibung, keinen einzigen Gedanken und keinen Dialog, die mich wirklich interessieren oder berühren würden.


    Vielleicht bin ich ja einfach ein Literaturbanause.

    Genau das war es was mir an allen drei Büchern der Trilogie so gefallen hat. Sie beschreibt die Situationen nicht, sondern lässt die Personen im Buch handeln, durch ihr Handeln durch ihre Aktionen werden die Begebenheiten im Dorf genau beleuchtet.

    Monika Helfer verwendet kaum Adjektive, sie hat eine karge Sprache, das Leben im Bregenzerwald zu Beginn des 20. JH war ja auch karg. Das Bergbauerntum bedeutete harte Arbeit, wenig Bildung, Ausbeutertum.

    Sie präsentiert auch keine Lehren, stellt keine Thesen auf, sie erzählt einfach. Die reduzierte Sprache ist der Umgebung angepasst.

    Ich kenne die Gegend ein bisschen, vielleicht hab ich daher auch mehr Nähe zu dem Buch gefunden.


    Wenn einem dieser Stil nicht gefällt, oder wenn man das Buch nicht mag ist man doch keine Literaturbanause :))

    Ist einfach nur Geschmacksache.


    Der beste Band der Trilogie ist übrigens der letzte: Löwenherz

    Da ist sie emotional viel tiefer drinnen, da gehts um ihr Leben, nicht das der Vorfahren, das sie auch nur vom Hörensagen kennt.

    Ich habe die drei Bände nacheinander gelesen und bin fasziniert und hingerissen von den Moosbruggers, Helfers und Köhlmeiers.


    Richard, der Bruder, vom grokßteils abwesenden Vater Löwenherz genannt ist anders, als die allermeisten.


    Vom Paradies auf der Alm, wo seine Schwestern aufgewachsen sind, hat er nicht viel mitbekommen. Er war noch zu klein, als die Mutter starb und die Welt rund um die Familie zu bröckeln begann.


    Zunächst wuchs er bei der Tante auf, getrennt von seinen drei Schwestern.


    Monika Helfer schreibt, wie er ihr und ihrer Schwester als Baby vom Wickeltisch gefallen ist, die Selbstvorwürfe die dahinter stecken kommen immer wieder. Sie ist es auch, die sich um ihn als Erwachsener kümmert. Zu ihr und zu Michael Köhlmeier hat er eine Art Freundschaft.


    Er ist einerseits gleichgültig, dann aber in der Beziehung sowohl zu seinem Hund Schamasch und Putzi, ein Kleinkind, dass ihm quasi auch zugelaufen ist. Er ist auch beruflich relativ ambitionslos. Er arbeitet als Schriftsetzer, hat seine täglichen Routinen. Emotional gibt es kaum Hochs oder Tiefs.

    Von den Beschreibungen seines Charakters habe ich immer wieder Assoziationen mit einer leichten Form von Asperger Symptomen.


    Sein Ventil um Begebenheiten in seinem Leben zu fassen und zu verarbeiten sind einerseits, Dinge nachzuspielen, in Dialogen nachzustellen, vor allem aber die Malerei.


    In diesem Buch verarbeitet Monika Helfer nicht nur die Erinnerung an ihren Bruder, sie arbeitet auch ihre eigene Geschichte auf. Was dem Bruder die Malerei ist, ist ihr das Schreiben.


    Von den drei Bänden ist dies wohl das emotionalste, auch weil die Autorin bereits erwachsen ist und alles bewusster erlebt hat. Somit hat es auch am meisten Tiefgang.


    Neugierig wäre ich, was aus Putzi geworden ist. Nachdem sie von ihrer Mutter zurückgeholt wurde, ist die Spur zu ihr weg.


    Ich bin gespannt, ob irgendwann ein vierter Teil kommt, es gäbe noch einiges aus der Familie zu erzählen. Die Frage ist, ob die Autorin bereit dazu ist, sich noch mehr zu offenbaren.

    Ich habe "Vati" gleich direkt nach dem ersten Band "Die Bagage" gelesen. Es ging für mich also nahtlos weiter.

    Ihrem Schreibstil ist Monika Helfer treu geblieben. Mit Einfachheit, Leichtigkeit und dennoch Tiefe erzählt sie ihre Familiengeschichte weiter. Sie verwebt die Vergangenheit mit der Gegenwart, eine Erinnerung führt sie ins Jetzt und eine Begebenheit im Jetzt erinnert sie an Vergangenes.

    Mir gefällt, dass sie nichts schönfärbt und mit der Verwandtschaft und auch sich selbst auf eine menschliche Art und Weise schonungslos ist.


    Immer wieder tauchen in den Romanen Erinnerungsfetzen an ihre verstorbene Tochter Paula auf aus jüngerer Vergangenheit. Sie ist auch ein Teil der Bagage und soll wie alle anderen festgehalten werden im Buch.


    Der Vater ist ein Büchernerd. Bücher spielen in seinem Leben eine äußerst wichtige Rolle. Sein Selbstmordversuch geschah wegen der Bücher, danach erkrankt seine Frau "Mutti" an Krebs und stirbt. Die Kinder werden bei Tanten untergebracht. Die Bagage kümmert sich um ihresgleichen, auch um "Vati". Er lebt in einer Zelle in einem Nonnenkloster und hat kaum Kontakt zu seinen Kindern. Sein Schwager vermittelt ihm eine entfernte Kusine als zweite Ehefrau. Langsam bekommt "Vati" sein Leben wieder in den Griff, nimmt auch die vier Kinder wieder zu sich und der Stiefmutti.


    Bücher bestimmten bis zum Schluss sein Leben und auch seinen Tod.


    Mir gefällt auch bei allen 3 Bänden das Cover des Buches. Ich finde die Gerhard Richter Bilder wunderbar passend, da hat der Hanser Verlag wirklich einen guten Griff getan.

    Schönheit ist nicht immer ein Vorteil, Schönheit kann auch Neid, Missgunst und Intrigen hervorrufen. Die Bagage lebt im hintersten Tal im Bregenzerwald und dort an der hintersten Stelle abgelegen, arm. Das Dorf ist klein, archaisch von einfachen notdürftig gebildeten Leuten bewohnt. Wie einfach ist es, auf Menschen herumzuhacken, die noch weniger haben?

    Hinterwäldlerisch trifft die Beschreibung.


    Die Geschichte trägt sich zu einer Zeit zu, in der die altbekannte Welt im Begriff ist unterzugehen. Es gibt zwar schon Strom und Fließwasser in manchen Häusern, aber völlig durchgesetzt hat sich diese Modernisierung noch nicht.

    Es gibt noch den alten Kaiser und die Monarchie, aber beide sind ihrem Ende sehr nahe. Es gibt noch den Dorfpfarrer, der meint übermächtig zu sein und bestimmen können wer gut und böse ist, dabei aber die eigene Boshaftigkeit übersieht.


    Maria und Josef (in katholischen Bergregionen wohl häufige Namenskonstellationen bei Ehepaaren) haben vier Kinder, als der Erste Weltkrieg ausbricht und Josef an die italienische Front beordert wird. In seiner Abwesenheit verliebt sich Maria in einen fremden Deutschen, den schönen Georg aus Hannover. Was genau zwischen den beiden vorgefallen war, bleibt offen.


    Maria ist wieder schwanger, im Dorf wird die Frage gestellt wer wohl der Vater sein könnte. Auf die Idee, dass es ihr Mann wäre, der ja auf Fronturlaub zu Hause war kamen sie nicht, wollten sie nicht kommen, weil sonst ja keine Geschichten und Intrigen erfunden werden könnten.


    Josef ignoriert das Kind, der Bürgermeister hat ihm gegenüber behauptet, es sei sein Kind, dass im Krieg eben andere Regeln gelten. Er tut dies aus Verbitterung, weil Maria ihn weggestoßen hat, als er sie belästigte. Der kleine Sohn Lorenz half ihr und verjagte ihn mit einem Gewehr.


    Monika Helfer erzählt in einfacher Sprache, angepasst an die Umgebung der Protagonisten. Sie verwendet wenige Adjektive, erzählt aber in einer wunderbaren Weise. Sie vergleicht ihre Familiengeschichte mit einem Bild von Breughel, auf der bäuerliche Szenen abgebildet sind. Als sie das Bild in Wien im Kunsthistorischen Museum sah, musste sie an die Bagage denken. Breughel hat ihre Familie weit vor deren Existenz bereits gemalt. Ein Bild zeigt nur einen zeitlichen Augenblick, das Buch beschreibt die Begebenheiten wie es dazu gekommen ist und wie es weitergeht.


    Sie bringt auch immer wieder Bezüge zur Gegenwart, spinnt immer wieder ihre persönliche Biographie mit ein, schreibt auch vom Tod ihrer Mutter und ihrer Tochter.


    Was mir gefallen hat, sie erzählt ohne Groll, sie dramatisiert nichts, behandelt auch die Menschen, die ihrer Bagage nicht so gut gesinnt waren mit Respekt.


    Ich freue mich schon auf Band 2 der Trilogie.

    Ich habe das Buch auch schon gekauft, die ersten beiden Bänder der Trilogie noch nicht gelesen, aber vielleicht im Laufe es Jahres noch. Ich bin auch schon gespannt auf die Trilogie. Habe viel Gutes darüber gehört.

    Ich fand das Buch interessant zu lesen, die Autorin hat viele bereits bekannte Ansätze vorgebracht und auch zusammen gefasst was Andere darüber geschrieben haben.


    Ich bin mir aber nicht so sicher darüber, dass sie meint, dass Literaturkritiker wie Reich-Ranicki, Dennis Scheck oder Martin Ebel, die auch aus dem TV bekannt sind de facto über Frauenliteratur herziehen, oder sich nur einzelne rausgepickt haben.


    Im vergangenen Jahr habe ich viele alte Literatursendungen angesehen (Literarisches Quartett alt und neu, Lesenswert, druckfrisch, erlesen und für mich die beste literarische Sendung der Literaturclub des Schweizer Fernsehens).


    Reich-Ranicki hat die Äußerungen ja immer wieder wiederholt, was ihn nicht interessiert, unter anderem auch die im Buch zitierte Aussage, dass er sich nicht für Menstruationsprobleme interessiert. Die Behauptung war aber nicht, dass Frauen keine Romane schreiben können, sondern dass er keine Frau der deutschsprachigen Literatur kennt, die einen guten Roman über 500 Seiten schreiben kann. Und diese Aussage hat er in mehreren Sendungen wiederholt. Aber diese Art zu kategorisieren oder kategorisch auszuschließen betraf nicht nur Frauen. Es könnten von ihm mindestens genau so viele Aussagen über männliche Autoren gefunden werden. Er hat polarisiert, war rechthaberisch. Dennoch gab es auch Frauen, die er immer wieder gefördert und gelobt hat z.B Ulla Hahn oder Margriet de Moor, Anna Seghers, Ruth Klüger, ...


    Die Aussage an sich von MRR finde ich auch sehr verwerflich, aber sie hätte besser recherchiert werden müssen. Es geht da nicht um seine Einstellung weiblicher Autorinnen gegenüber, sondern seine Art gottgleich zu urteilen was gut und was schlecht ist.

    Denis Scheck ist eher ein Selbstdarsteller, der nicht besonders gut argumentiert, sondern nur urteilt und dann keinen Millimeter davon abweicht. Er hat eine für mich oft respektlose Art ein Buch zu verreißen egal ob von Männern, Frauen oder Diversen geschrieben.


    Die Standpunkte im Buch wiederholen sich immer wieder, aber dennoch finde ich das Buch nicht uninteressant.

    Zum Schluss gibt es dann noch die Zusammenfassung und auch die Auseinandersetzung mit der Literatur von PoC.

    Ich weiß nicht wie viele Autor:innen es gibt, die auf Deutsch schreiben, die PoC sind und wie viele Literaturwissenschafter:innen es gibt, die in Juries von Preisen sitzen könnten.

    Das müsste erhoben werden, bevor statistische Aussagen getroffen werden können.


    Einige der Autor:innen, die sie gelesen hat, oder wiederentdeckt wurden, waren bei mir gar nie so wirklich verschwunden.

    Ich habe in den 90ern studiert und bei uns auf der Uni waren Marlene Streeruwitz, Marlen Haushofer, Elfriede Jelinek, Friedericke Mayröcker, Ingeborg Bachmann, Marie von Ebner-Eschenbach, Bertha von Suttner, Barbara Frischmuth zumindest Thema. Vielleicht ist die Rezeption in Österreich auch anders, weil sie heimische Autorinnen sind/waren.


    Für mich wäre auch interessant, wie das in der Schweiz aussieht.


    Es gibt sicherlich auf viele vergessene männliche Autoren, die wiederentdeckungswürdig wären, das fällt nicht so auf, weil die Dominanz der männlichen Autoren noch immer groß ist.


    Ich hoffe auf jeden Fall, dass es Frauen in Zukunft leichter haben werden. Es hängt auch viel von der Leser:innenschaft ab, welche Bücher sie kaufen. Was sich gut verkauft, wird von den Verlagen gefördert. Die Macht der Literaturkritik ist auch nicht mehr die, die sie war. Früher bekamen Leser:innen Infos über Neuerscheinungen aus dem Feuilleton. Heute kann sich jeder online informieren, sei es bei Verlagen, in Foren, .... Die Feuilletons in den Zeitungen werden ständig gekürzt. Die Kritiker:innen schreiben Verrisse und wollen damit Aufsehen erregen, damit sie Auflagen der Zeitungen steigen.


    Ich lese gerne gute Bücher von Autorinnen und von Autoren. Ich werde mich auch in Zukunft nicht einschränken in meinem Leseverhalten.


    Passend zu dem Thema, ich habe mein altes Buch hervorgekramt - da geht es um weibliches und männliches Sprach und Sprechverhalten von einer Linguistin:


    Senta Trömel-Plötz: Vatersprache, Mutterland


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Ob Hofer oder Kurz, wo ist da der Unterschied?


    Populistisch, opportunistisch, über Leichen gehend sind ja beide (es gilt die Unschuldsvermutung :)). Vielleicht spielt das Buch bewusst darauf an, dass diese Art von Politiker austauschbar sind, genauso wie Farben und Parteien. Ob orange, blau, schwarz oder türkis - alles Einheitsbrei, Ziel ist die eigene Macht stärken, ohne Rücksicht auf Verluste. Zum Glück schaffen sie sich immer wieder selber ab und müssen sich danach neu erfinden.


    Das Buch klingt auf jeden Fall interessant. Ich hab den Autor mal bei einem Poetry Slam im Kasino am Schwarzenbergplatz gesehen. Hat mir sehr gut gefallen, damals.