Beiträge von Yklamyley

    Jasper Fforde - Shades of Grey


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    Wie groß war die Vorfreude auf Ffordes neues Machwerk, ein Jahr vor dem Erscheinen der Taschenbuchausgabe habe ich sie vorbestellt, und endlich hielt ich sie vor wenigen Wochen in Händen. Rein äußerlich ist das Buch toll, es gefällt mir richtig gut, und ich finde, es sollte auch einmal festgehalten werden, dass ich Schriftart und -typ klasse finde.


    Dann der große Moment: Das Buch wird aufgeschlagen, die ersten Zeilen gelesen. Und wie von Fforde nicht anders zu erwarten, findet sich der Leser in einer skurrilen Welt wieder. In diesem Fall landet man in einer utopischen Gesellschaft, die von den dämlichen und sinnfreien Regeln von Munsell bestimmt ist, und in der alles davon abhängt, wie gut die eigene Farbwahrnehmung ist.


    Denn die Menschen sind eingeteilt in Gruppen, je nach ihrer Farbperzeption: Die Roten, die Gelben, die Blauen, die Purpurnen, die Grünen, die Grauen. Die Zugehörigkeit zu diesen Gruppen bestimmt alles, welche Tätigkeiten man ausübt (die Grauen sind die Arbeitstiere, die unter der absoluten Vollbeschäftigung zu leiden haben), wen man heiraten darf, wie das Leben abläuft.


    Der Protagonist Eddie Russett (in welche Gruppe jemand fällt, kann man am Nachnamen ablesen, in diesem Fall "Rotbraun") wird, weil er das Schlangestehen revolutionieren wollte, zur Strafe in die Äußeren Bezirke geschickt. Dabei wäre seine Werbung um die höherrangige Oxblood Tochter gerade am laufen. Die äußeren Bezirke sind (bis zu einem gewissen Grad) wild und weniger regelkonform, und Eddie's Weltbild wird hier ein um's andere Mal erschüttert, vor allem von Jane Grey, in deren hübsche Nase er sich von der ersten Begegnung an verguckt.


    Jasper Fforde hat, so möge man meinen, seine Spielwiese gut gewählt. Die Absurditäten, die ich bei Thursday Next so liebe, kommen nicht zu kurz: So dürfen keine Löffel mehr hergestellt werden (was diese zu einem extrem kostbaren Gut macht), die Heiratspolitik des "Rebellen" Tommy genial und der Apocryphe, mit dem sich Eddie und sein Vater ein Haus teilen, ist in beinahe jeder Szene urkomisch (der Mann ist, so scheint es, verrückt, wird dadurch zum Apocryph und muss von der Gesellschaft ignoriert werden, obwohl er sich frei durch sie bewegen kann). Eddies Vater ist Arzt und geheilt werden die Menschen, indem man ihnen gewisse Farben zeigt.


    Und dann kommt der große Schock, den zu realisieren bei mir einige Zeit und einige Seiten lang gedauert hat: Trotz all dieser tollen Voraussetzungen und trotz Ffordes Gabe sich an Bizarritäten immer wieder zu übertreffen, habe ich mich an vielen Stellen gelangweilt. Schon bei der Thursday Next Reihe hat mir der vierte Band lange nicht mehr so gut gefallen wie der erste. Die Nursery Crimes Reihe fand ich wirklich nett, aber eben auch nicht mehr den ganz großen Wurf, und hier stehe ich nun und bin nicht mehr begeistert von Fforde, sondern nur mehr mild amüsiert.


    Möglicherweise braucht die Einführung der komplexen Welt einfach zu viel Zeit und Aufmerksamkeit und die Geschichte selbst tritt in den Hintergrund (Eddie verliert seinen Glauben an die perfekte Welt und muss ein paar kleinere Widrigkeiten überwinden). Möglicherweise kann man die skurrilen Ideen nicht mehr so genießen, weil das Setting die relativ lahme Hauptperson Eddie Russett einfach erschlägt.


    Man möge mich nicht falsch verstehen, das Buch ist nett, solide Handarbeit, aber von Begeisterung bin ich weit entfernt und damit habe ich bei Fforde einfach nicht gerechnet. Obwohl alles passt, und Fforde seinen wirksamen Mitteln treu bleibt, einen Scheiterhaufen errichtet für die fade und öde Witzlosigkeit mancher Romane, springt der Funke nicht über und das Konstrukt bleibt erhalten. Die richtigen Teile haben sich zu einem verzerrten Ganzen aufgetürmt, das einfach nicht zum Brennen zu bringen ist. Vereinzelte kleine Flämmchen können nicht retten, was ein Flächenbrand sein möchte.


    Trotzdem habe ich Hoffnung: Dass nämlich der nächste Teil es schafft, die Kurve zu kriegen und geniale Einzelheiten mit einem fantastischen Ganzen in Einklang zu bringen.


    3ratten

    Ich melde mich mal vorsichtig mit Lycidas von Christoph Marzi.


    Begründung? Mehrere Forumsmitglieder haben dieses Buch als Winterbuch deklariert: Seychella, Weratundrina und Nymphetamine. Außerdem bezeichnet ein amazon - Rezensent das Buch als Winternachtsmärchen.
    Bei einer solch geballten Unterstützung kann man doch kaum nein sagen, nicht war Viky? :zwinker:


    Wer noch Anregungen braucht, dieser Thread ist ganz toll und gespickt mit vielen interessanten Tipps.


    Weihnachtsbücher hab' ich ja auch einige hier rumliegen, aber die lese ich auch ohne zusätzliche Motivation, während Lycidas ob seiner Dicke und den vielen unterschiedlichen Meinungen andernfalls noch lange liegen würde...

    Jostein Gaarder und Klaus Hagerup - Bibbi Bokkens magische Bibliothek

    Originaltitel
    : Bibbi Bokkens magiske bibliotek
    Übersetzer: Gabriele Haefs
    Vom Hersteller empfohlenes Alter: 10 - 11 Jahre


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    Berit und Nils sind Cousins und verstehen sich prächtig. Nach einem gemeinsamen Sommer beschließen sie, sich Briefe zu schreiben, doch nicht auf herkömmliche Art und Weise, sondern indem sie ein Buch immer wieder von einem zum anderen schicken. Bald schon kristallisiert sich heraus, dass das Briefbuch sich vor allem um ein Thema dreht: Bibbi Bokken und ihre ominöse magische Bibliothek. Ein Buch soll es geben, dass erst im folgenden Jahr erscheint, und dann taucht auch noch ein unheimlicher Geselle auf, der Nils nachzustellen scheint: Smiley nennen sie ihn aufgrund seines bösartigen Lächelns.


    So setzt sich die Geschichte in Briefform fort, wo wir mal von der einen Seite (Berit) und wieder von der anderen (Nils) lesen, und sich die Handlung langsam zu einem mysteriösen Krimi aufbauscht.
    Nebenbei bleibt Gaarder hier seinen Lehrambitionen von Sofies Welt treu und dem jugendlichen Leser wird die Literatur selbst, das Schreiben an sich und die Buchproduktion nähergebracht und Begriffe erklärt, die damit zusammenhängen (Bibliograph, bibliophil, Deweys Ordnungssystem etc.). Für den erwachsenen Leser ist das ganze nur bedingt empfehlenswert: Die Sprache ist sehr einfach gehalten, die Geschichte vorhersehbar und was für Kinder eventuell noch interessant sein mag, weiß der Erwachsene natürlich.


    Insgesamt aber kann man das Buch für unter 11-jährige sicher empfehlen, die so die Möglichkeit haben, beim Lesen auch noch etwas zu lernen und für die die Story vermutlich auch spannender ist, als für mich:


    3ratten

    David Lodge - "Author, Author" / "Autor, Autor"


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    David Lodge ist ein Autor, von dem ich schon einiges mit Freude gelesen habe ("Small World / Kleine Welt o. Schnitzeljagd", "Changing Places / Ortswechsel", "Nice Work / Saubere Arbeit"), und wenn ich seine Bücher günstig irgendwo entdecke, zögere ich nicht sie zu kaufen. So in diesem Fall, wobei mich allein der Titel angezogen hätte. Beim Thema war ich eher skeptisch: Ein Roman über Henry James? Meines Wissens nach ist die Biographie dieses Henry James nicht gerade die aufregendste, und obwohl einige seiner Werke subben, hat mich noch nie die dringende Notwendigkeit erfasst, auch eines zu lesen. Aber, wie gesagt, es ist von Lodge und ward somit gekauft.


    Der Inhalt ist in wenigen Sätzen wiedergegeben: Wir verfolgen James Leben (nicht strikt chronologisch sondern mit seinem Ende als Rahmenhandlung) und seinen Werdegang als Schriftsteller. Besonderes Augenmerk wird dabei auf seine Ambitionen gelegt, das Theater zu erobern, und allgemein werden vor allem seine Misserfolge ins Rampenlicht gestellt, was bei unserem heutigen Wissen über seine Erfolge natürlich Fragen aufwirft. Unbekannt war Henry James seinen Zeitgenossen nämlich keinesfalls, zufrieden mit ihrer Anerkennung und Zuspruch aber ebensowenig.


    Überhaupt ist dieser Henry James, in dessen Innenleben Lodge uns blicken lässt, ein Mensch voller Komplexe, der zwar versucht negative Regungen wie Neid zu unterdrücken und ihrer Quelle nachzugehen, bei diesem Vorgang aber immer mehr verbittert. Und dem weiblichen Geschlecht hat er vollkommen abgeschworen, seine Arbeit wäre dadurch behindert, aber natürlich merkt man, dass dahinter mehr steckt. Unterdrückte Homosexualität? Angst vor Frauen? Beides möglich, oder wahrscheinlich.


    Henry James ist also in seinem Schaffen auf sich und die Korrespondenz und die Gespräche mit Freunden gestellt, deren eigenes literarisches Streben wiederum er nur verächtlich betrachtet, nicht ohne sich freilich selbst zu fragen, ob denn nicht der Neid sein Urteil trübt.
    Diese Freundschaften, die James mehr oder weniger eigennützig führt, ziehen unumgänglich eine Liste von geläufigen und bekannten Namen nach sich, dieses name dropping kann man Lodge aber kaum vorwerfen.
    Bei einem dieser Freunde handelt es sich um Constance Fenimore Woolson, die sich ihrerseits wohl mehr von der Beziehung erhofft (und nebenbei die Großnichte des nicht ganz unbekannten James Fenimore Cooper ist). Ein weiterer, ja der engste Freund unseres unsicheren und von Selbstzweifeln geplagten Helden ist George du Maurier, und hier findet sich endlich eine Figur, die der Leser wirklich ins Herz schließen kann. Der beinahe blinde Cartoonist mit seiner Großfamilie, der außerdem sehr zum Leidwesen von Henry James einen äußerst erfolgreichen Roman schreibt ("Trilby"), einen der ersten Bestseller der damaligen Zeit (neben zB "Dracula"). Und wenn dieser Autor heute mehr oder weniger vergessen ist, so kennen sicher viele seine Enkeltochter Daphne du Maurier.


    Und so wandelt man mit Henry James durch das England des ausgehenden 19 Jahrhunderts und erlebt seine Unsicherheiten, seine Komplexe und seine Misserfolge aus nächster Nähe, und dabei entwickelt man für diese Figur kein Mitgefühl sondern Mitleid, denn auch wenn möglicherweise nicht alles immer gerecht ist, so schlimm, wie James selber es sieht, ist es auch nicht. Irgendwann mischt sich zu diesem Mitleid eine gewisse Abneigung, was einem leider manche Szenen vermiest.


    Insgesamt hat mir Lodge's Roman ziemlich gut gefallen, aber es gibt Längen, in denen man Henry James einfach nicht mehr erträgt und die Geschichte am liebsten aus einer anderen Sichtweise erzählt bekommen würde.


    3ratten


    Yklamyley:
    Ja, es hat wirklich weniger Action als in der Serie. Zum Schreibstil: Hast du denn eine Übersetzung gelesen? Weil m.E. verwendet die Autorin schon eine eher anspruchsvolle, gut bedachte Sprachebene. Naja, vielleicht ist das auch einfach subjektiv, was man zum Lesen als angenehm empfindet und was nicht. :zwinker:


    Nein, englische Bücher lese ich immer im Original, die seltenen Ausnahmen entstehen nur, wenn ich ein Buch vor langer langer Zeit als Übersetzung gekauft habe oder wenn die Bibliothek partout das Original nicht anschaffen will. Sonst würde ich mir ein Urteil über den Stil auch nicht erlauben bzw. anmerken, dass ich die Übersetzung gelesen habe. Also mir gefällt wirklich Harris eigener Schreibstil nicht, aber du hast sicher Recht, es ist eine subjektive Wahrnehmung und das Ganze ist ja nicht so furchtbar, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es anderen anders geht. :zwinker:



    Zu TB: Ich perönlich finde ja die dritte Staffel absolute super (wenn auch die zweite die beste), aber darüber können wir gerne im TB-Thread fachsimpeln. :zwinker:


    Momentan liegt die dritte Staffel schon wieder weit hinter mir. :zwinker: Aber bei der vierten dann gerne! :smile:

    Entgegen der einhellig positiven Meinungen hier hat mir das Buch nicht gefallen. Ich habe es nach ca 40 Seiten Langeweile abgebrochen.
    Stormcrow, ich hatte genau die gleichen Voraussetzungen wie du, ich kannte bisher nur die Serie! Davon liebe ich Staffel 1 und 2, Staffel 3 hat stark abgebaut, vor allem gegen Schluss.
    Einerseits hat das Kennen der Serie sicher damit zu tun, dass mir langweilig war, denn wenn man ungefähr weiß, was passiert, ist die Spannung schon gesenkt, und der Stil kann das leider nicht wettmachen. Obwohl nicht direkt furchtbar, ist die Schreibe der Autorin nicht so toll, dass ich mir denke, ich würde bei den nachfolgenden Bänden bzw. den Figuren, die nicht vorkommen, etwas verpassen.
    Aber ich seh's positiv: Immerhin hab' ich mir den Schuber nicht gekauft (und ich war soooooooo kurz davor) und eine Reihe, auf die ich verzichten kann, schafft Platz, Zeit und Raum für andere Serien, die ich unbedingt noch lesen möchte. :zwinker:

    Karen Miller: "The Innocent Mage / Königsmacher"


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    Inhalt:

    Zitat von amazon

    Asher ist nur der Sohn eines einfachen Fischers. Doch durch Mut und Tatkraft gewinnt er die Freundschaft von Prinz Gar – und gerät unverhofft in ein Netz aus Intrigen am königlichen Hof: Es ist die Bestimmung der Könige von Lur, den magischen Wall gegen die Dämonen aufrechtzuerhalten. Und Prinz Gar, der als Einziger in seiner Familie keine Magie wirken kann, wird den Thron niemals besteigen dürfen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse: Ein schwarzer Magier ermordet die gesamte Herrscherfamilie. Bis auf Prinz Gar, den letzten Erben der Königswürde. Und plötzlich muss Asher, der Sohn eines Fischers, sich fragen, was er zu riskieren bereit ist – für die Freundschaft eines Prinzen …



    Meine Meinung:
    Ich habe das Buch gerade nach 360 Seiten abgebrochen.
    Es ist einfach gähnend langweilig, und ich habe nur so lange durchgehalten, weil mir zumindest Asher irgendwie sympathisch war. Außer ihm sind die Personen flach, aber auch das würde ich ertragen, wenn sich irgendetwas ereignen würde. Die Story ist stumpf und dröge, es passiert wirklich überhaupt nichts. Keine Kämpfe, keine großen Gefühle (und nur wenig kleine), die meiste Zeit verfolgen wir die Charaktere beim Essen und Kaffeetrinken. Möglicherweise entsteht dieser Eindruck dadurch, dass die Welt, in der Miller ihre Geschichte platziert, nie richtig erklärt wird. Nicht dass dies in Fantasyromanen immer nötig ist, manchmal ist es spannend Dinge erst nach und nach herauszufinden. Bei Miller jedoch wird man immer nur vor Tatsachen gestellt, bei denen man sich fragt, woher das jetzt plötzlich so klar sein soll. Es scheint, als würde der Autorin selbst erst während des Schreibens manches eingefallen sein, das sie hinterher ungeschickt einfließen lässt.
    Und außer dem inhaltlichen Schrott ist der Stil zwar in Ordnung, aber wenn man bei jeder Seite gähnen muss, animiert einen das einfach nicht zum Durchhalten.
    Schade, aber ich habe echt selten ein derartig furchtbares Fantasybuch gelesen (zumindest zum Teil :zwinker:) und ich ärgere mich wirklich über die verschwendete Zeit.

    Zum Vergleich die von Gronauer zitierte Stelle im englischen Original:

    Zitat

    The suspense became unbearable. Time seemed to him to be crawling with feet of lead, while he by monstrous winds was being swept towards the jagged edge of some black cleft of precipice. He knew what was waiting for him there; saw it, indeed, and, shuddering, crushed with dank hands his burning lids as though he would have robbed the very brain of sight and driven the eyeballs back into their cave. It was useless. The brain had its own food on which it battened, and the imagination, made grotesque by terror, twisted and distorted as a living thing by pain, danced like some foul puppet on a stand and grinned through moving masks. Then, suddenly, time stopped for him. Yes: that blind, slow-breathing thing crawled no more, and horrible thoughts, time being dead, raced nimbly on in front, and dragged a hideous future from its grave, and showed it to him. He stared at it. Its very horror made him stone.


    Und ohne jetzt eine große Übersetzungsanalyse beginnen zu wollen, bringt der Vergleich dieser beiden Passagen schon einige "Fehler" zu Tage:
    "He knew what was waiting for him there" ("Er wusste, was dort auf ihn wartete") - "Er wußte, was dieses Warten für ihn bedeutete"
    "imagination, made grotesque by terror" - "Phantasie, die von der Angst ins Groteske gesteigert war" (zwar inhaltlich korrekt, aber wie holprig wirkt dieser leichte Einwurf im Deutschen? Besser wäre vielleicht: "Imagination, vor Angst verzerrt" obwohl da das Groteske verloren ginge.
    "Yes: that blind, slow-breathing thing crawled no more, and horrible thoughts, time being dead, raced nimbly on in front, and dragged a hideous future from its grave, and showed it to him." ("Ja: dieses blinde, langsam atmende Ding kroch nicht mehr, und schreckliche Gedanken, die Zeit wäre tot, rasten flink nach vorne und zogen eine scheußliche Zukunft aus seinem Grab, und zeigten sie ihm.") - "Ja, die blinde, langsam atmende Zeit rührte sich nicht mehr, und, da sie tot war, jagten entsetzliche Gedanken mit furchtbarer Schnelligkeit über ihn hin und wühlten eine gräßliche Zukunft aus ihrem Grab und zeigten sie ihm." Hier ist, meiner Meinung nach, der Sinn komplett entstellt.


    Jetzt mag man natürlich immer noch von Oscar Wildes Stil halten, was man will, aber auf diese Übersetzung sollte man sich in seiner Wertung nicht verlassen. Wo Wilde Spannung erzeugt und mit wenigen Worten ein Bild aufbaut, das schnell voranrast, ist die Übersetzung holprig und stümperhaft ("foul" - "schnöde", außerdem ist "puppet" hier wohl nicht die "Puppe" sondern die "Marionette", die gleich ganz andere Assoziationen aufwirft).


    In diesem Sinne: "Don't judge a book by his translation" ("Bewerte ein Buch nicht nach seiner Übersetzung") :zwinker:

    Matt Beynon Rees: "Ein Grab in Gaza. Omar Jussufs zweiter Fall"


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    Originaltitel: A Grave in Gaza
    Übersetzer: Klaus Modick


    Klappentext:

    Zitat

    In "Ein Grab in Gaza" muss sich der Geschichtslehrer Omar Jussuf der Korruption und Gewalt in Gaza stellen und herausfinden, was die Verhaftung und die Entführung zweier UNO - Kollegen, der Mord an einem palästinensischen Geheimdienstoffiziers und eine gestohlene Rakete miteinander zu tun haben. So dicht, packend, spannend und informativ wie in "Der Verräter von Bethlehem" erzählt Matt Beynon Rees in seinem zweiten Omar Jussuf - Krimi vom Kampf um Gerechtigkeit in einer von Undurchschaubarkeit und Verrat gezeichneten Welt.


    Vorausschicken möchte ich Folgendes: Ich bin, wie schon öfter bemerkt, keine große Krimileserin. Der nahe Osten gehört nicht zu meinen bevorzugten Leseregionen und darüber hinaus habe ich den ersten Teil dieser Krimireihe nicht gelesen.
    In diesem Fall hat keiner der Faktoren meinem Lesespaß Abbruch getan. :smile:


    Omar Jussuf ist Geschichtslehrer, kein Kommisar. In Gaza ist er, um die Schulen zu inspizieren. Seine früheren Erfahrungen (er hat immerhin schon einen Fall gelöst), seine Neugier und sein Mitgefühl machen in letzten Endes zum Ermittler. Dabei trinkt er nicht (gar nicht), liebt seine Frau, seine Kinder und Enkelkinder, und klagt über körperliche Leiden wie jeder Opa.


    Weiters wird der israelisch - palästinensische Konflikt thematisiert, die Zustände in Gaza drastisch geschildert und gezeigt, wer letztendlich wieder vor allem unter Kriegen und Auseinandersetzungen leidet: Die Zivilbevölkerung.


    Durch diese heiße Sandsturmhölle (die dem nicht mehr jungen Omar Jussuf schwer zusetzt) bewegt sich der Protagonist mit orientalischer Liebenswürdigkeit und blumigen Floskeln, aber immer offenen Augen und Ohren (es sei denn, der Sandsturm...).


    Der Kriminalfall, der sich aus verschiedenen zuerst unabhängigen Elementen entwickelt, tritt für mich dabei in den Hintergrund. Zwar verfolgt man einigermaßen gespannt, wie die Fäden zusammenlaufen, aber irgendwie wirkt alles ein bisschen platt und konstruiert. Da amüsiert man sich besser über Omar Jussuf, über die Dialoge und Beschreibungen, dann kann man sich gut unterhalten lassen.


    Alles in allem von mir:
    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Pandora: Der Hype war es bei mir sicherlich nicht, der mir die Lektüre verleidet hat, ich hab' sie ja wegen dem Hype erst gelesen.


    @Holden, nimue, stefanie_j_h: Da seid ihr euch alle einig, und in punkto Harry Potter kann ich auch uneingeschränkt zustimmen. :breitgrins: Die liebevoll gezeichneten Charaktere, die auch nicht alle langweilig perfekt sind ( :herz: Hagrid), die Bösen, die nicht nur böse sind, sondern eine Vorgeschichte haben, die wunderbaren Schauplätze (von Hogwarts lesen bringt immer ein Gefühl des Nachhausekommens mit sich) und wenn man von allen Figuren die Hauptperson am langweiligsten findet...
    Das ist etwas ganz anderes als Twilight, das bei weiterem Nachdenken all dies nicht aufweist bzw. sogar ins Gegenteil verkehrt. Und doch weiß ich jetzt schon, dass ich es irgendwann wieder probieren werde... Die Erinnerung an dieses Leseerlebnis ist für mich noch sehr präsent. Und bei anderen Büchern, bei denen ich ein derart spezielles Gefühl mit der Lesesituation selbst verbinde, hatte der Reread zwar nicht den ersten Glanz aber es wurde immer ein neues, wenn auch meist weniger denkwürdiges Erlebnis daraus. Dass es hier wohl nicht so sein wird, hat der Verstand auch schon begriffen, aber das Herz! :breitgrins:


    Ich bin jedes Mal erstaunt, wenn ich hier einen neuen Beitrag lese. Und jedes Mal ertappe ich mich dabei, wie ich den alten Leserundenthread wieder herauskrame und nachlese, was wie damals dazu geschrieben haben. Ob überhaupt einer von uns je dieses Buch zu Ende gelesen hat?


    Also ich nicht. :breitgrins: Ich bin ja schon während der Leserunde in die Knie gegangen (Leserunden sind auch nicht so mein Ding). Tatsächlich habe ich jedoch das Buch vor wenigen Wochen wieder zur Hand genommen und durchgeblättert. Es ist einfach schön gemacht. Und lesen will ich es auch auf jeden Fall noch irgendwann mal.:zwinker:

    Pandelis Prevelakis - Die Chronik einer Stadt


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    Klappentext:

    Zitat

    Rethymno ist eine Schöne, die bescheiden - anmutig altert. Nur mehr kleine Schiffe laufen den Hafen an, der Handel mit Luxusgütern, der sie mit der Welt verband, ist Erinnerung. Auch von dem türkischen Einschlag im kretischen Volksleben, einer friedlich gewordenen Koexistenz, kann nur noch in der Vergangenheit gesprochen werden. Dieser Stadt wollte Prevelakis ein Denkmal setzen. Er wollte ihre Geschichte, aber auch ihre Geschichten erzählen, von dem, was der auf Götterpfaden wandelnde Bildungsreisende nicht achtet, jenem Rückstand großer mittelmeerischer Zivilisationen, der die Menschlichkeit ihrer Städte ausmacht.



    Es ist eines dieser Bücher, die man im Urlaub unbedingt kaufen muss, und bei denen der Andenkencharakter mehr im Vordergrund steht als der wirkliche Wille, es dann auch zu lesen. Gerade mal einen Tag bin ich durch Rethymno gestreift, das heute eine wenig ansprechende Touristenstadt an Kretas generell wenig attraktiver Nordküste ist. Und natürlich stellte ich mir dann die Frage, ob dies als Bindung ausreicht um Gefallen an einer Chronik eben dieser Stadt zu finden. Die knapp 130 Seiten, so überlegte ich, sollten aber auf jeden Fall zu schaffen sein...


    Der Text beginnt, den Erwartungen entsprechend, mit einer Huldigung der Stadt, ihrer Schönheit und Vergangenheit. Doch schon nach wenigen Seiten driftet Prevelakis von dieser Schiene ab und stellt den ersten Bewohner des Städtchens vor. Und anstatt einer wenig spannenden Aufzählung von Daten und Fakten wird dem Leser ein Kaleidoskop der rethymnischen Bevölkerung des ausgehenden 19./beginnenden 20. Jahrhundert dargebracht, das traurige und lustige Geschichten erzählt und das Personen ins Rampenlicht rückt, denen sonst wohl nie Aufmerksamkeit gezollt worden wäre (so widmet Prevelakis einige Seiten den unbekannten Ikonenmalern des Dorfes).


    Die glorifizierendsten Beschreibungen werden mit einem Zwinkern erzählt und selbst die Integration der Türken (und ihre spätere Aussiedelung) kommt ohne rassistische Anspielungen aus, vielmehr erfährt der Leser den wohlmeinenden Blick eines Kreters auf eine ihm fremde Kultur, auf die ehemaligen Unterdrücker, die sich nun integriert haben bzw. eine friedliche Parallelgesellschaft aufgebaut haben. Die Zwangsumsiedelung wird als ein für alle Beteiligten trauriger Akt geschildert.


    Prevelakis fabuliert, und er fabuliert gut. Glücklose Geschäftsmänner, der stadtbeste Schwimmer, die französische Prostituierte, der Stolz, die Liebe zur Heimat aber auch die Schildbürgerei des kretischen Städtchens werden liebevoll und teilweise ironisch geschildert, und der Leser bleibt zurück, so als wäre ihm gerade ein schönes Märchen erzählt worden. (Im Text gibt es eine Stelle über die türkischen Märchenerzähler, die man gut auch auf Prevelakis umlegen könnte)...


    Fazit: Ein wirklich schönes Buch, und sehr wohl auch lesbar, wenn man die Stadt Rethymno nicht kennt. Ich bin sogar versucht es zu empfehlen, wenn man keinen Bezug zu Kreta hat, aber das wäre wohl übertrieben. :smile:


    4ratten


    Ja, klar kenne ich Die Kunst des Liebens. Ich habe es als Jugendlicher gelesen, das ist bei mir allerdings schon ein paar Jährchen her. :breitgrins: Ich habe es damals mit meiner ersten "richtigen" Freundin zusammen gelesen, und auch wenn ich mich an den Inhalt nicht mehr genau erinnern kann, so weiß ich noch, dass ich alles, was darin stand, begierig aufgesogen und für absolut richtig befunden habe. Das war aber auch die Zeit, in der ich Hesse gelesen und Simon & Garfunkel gehört habe. :rollen:


    Da ich weiß, wie meine Eltern in ihrer Jugend aussahen, habe ich da jetzt auch ein paar passende Bilder im Kopf. :breitgrins:



    Du musst bedenken, dass das Buch 1956 erschienen ist und mithin mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat. Da können Fromms Thesen aus heutiger Sicht durchaus etwas angestaubt wirken. :zwinker:


    Naja, und gerade dieses Argument wollte ich eben nicht gelten lassen. 1856, ok, 1956, nein. Das mit einem blinden Aug' ob der zeitlichen Distanz über solche Sachen hinweglesen (bzw. sie eben aus dieser zeitlichen Distanz zu betrachten), funktioniert bei 1956 nicht mehr. Das ist eine Zeit, in der andere durchaus anders dachten, in der dieser angestaubte Nostalgiekitsch gerade dabei war, überholt zu werden, oder nicht?
    Das soll heißen: Es mag eine gängige Meinung zu dieser Zeit gewesen sein, aber von jemandem, der eine derartige Meinung vertritt, will ich nichts weiter lesen. Vor allem wenn dieser jemand sich seitenweise über Besonderheit und Individualismus auslässt. :rollen:

    Hallo liebe alle,


    kennt jemand von euch dieses Buch:
    Erich Fromm - Die Kunst des Liebens / The Art of Loving

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    Ich bin durch Zufall darauf gestoßen und fand den Gedanken spannend, etwas "Wissenschaftliches" über die Liebe zu lesen.
    Bei der Einleitung habe ich mich auch noch sehr wohl gefühlt, Fromm als "Humanist", Menschenfreund, blabla (Ich wusste vorher nur sehr wenig über ihn).
    Der Text begann auch ganz interessant, der Einzelne gegen die Gesellschaft (scheint ja eines von Fromms Hauptanliegen zu sein), wie man nur lieben kann, wenn man ein Individuum ist, was für Wege aus der "Getrenntheit" von der Welt es gibt und wie sie alle Ersatzhandlungen sind, denn seiner "Getrenntheit" entkommt man nur durch die Liebe, das völlige Einlassen auf eine Person ohne sich selbst dabei zu verlieren. Und man "fällt nicht in die Liebe (fall in love)" sondern "steht in ihr". Schön und gut.
    Dann wurde das Ganze immer mystischer und seltsamer. Plötzlich kommen die unterschiedlichen Pole des Männlichen und Weiblichen ins Spiel, und wie der einen seinen Gegenpol nur im anderen finden kann. Und explizit, in einem Nebensatz: Dass ein Homosexueller also immer getrennt bleiben müsse und Schmerz empfinde, den gleichen Schmerz eines heterosexuellen Menschen, der nicht liebt.
    :kotz:


    So, ich hab den Schmus jetzt abgebrochen. Mit "wissenschaftlich" hat es darüber hinaus auch nichts zu tun, es wird von Seite zu Seite sülziger. Echt schade, eigentlich dachte ich, dass ich mich mit Fromm näher beschäftigen könnte.


    Hat jemand das Buch gelesen?
    Kennt jemand andere Werke von Fromm und kann vielleicht darüber berichten?


    Liebe Grüße,
    Yklamyley

    Als ich vor kurzem dringend Ablenkung brauchte, dachte ich, ein Reread von Twilight wäre genau das richtige. Ich wollte einfach das Hirn ausschalten und mich in den Sog werfen.
    Stattdessen habe ich fast zwei Wochen an Teil 1 gelesen (und irgendwann einfach aufgehört), obwohl ich zuvor für alle 4 keine Woche gebraucht habe. :entsetzt:


    Was ist da los? Muss ich für Twilight einfach in der richtigen Stimmung sein? Oder entwickelt sich der Sog erst in den Folgeteilen? Verliert die Reihe generell bei der zweiten Lektüre an Glanz?
    Fragen über Fragen... :zwinker:

    Lukas Hartmann - Bis ans Ende der Meere


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    Inhalt:


    Zitat von amazon Kurzbeschreibung

    Im Juni 1776 schifft sich der junge Zeichner John Webber in Plymouth (England) zur dritten Weltumsegelung auf dem Dreimaster 'Resolution' ein. Kapitän ist James Cook. Webber quartiert sich in der Kajüte ein, in der Georg Forster auf Cooks zweiter Weltumsegelung Tagebuch führte. Webber wird zum Vertrauten von Captain Cook, stirbt beinahe und begegnet seiner großen Liebe. Vier Jahre später kommt Webber zurück, gezeichnet von den Strapazen der Reise. Die Sehnsucht nach der Südsee wird ihn nie mehr loslassen. Captain Cook, der aufgebrochen war, um die Nordwestpassage durchs arktische Eis zu finden, kehrt nicht heim. Was war geschehen? Ein spannender historischer Roman um den rätselhaften Captain James Cook und zugleich die Entwicklungsgeschichte eines jungen englischen Malers mit Schweizer Wurzeln.


    Meine Meinung:


    Können Abenteuer langweilig sein? Beinhaltet das Wort "Abenteuer" nicht schon "Spannung"? "Die Entdeckung der Südsee" durch James Cook dürfte ziemlich öde gewesen sein, zumindest liest sich dieser fiktionale Bericht so.


    Gut, vorweg sollte vielleicht noch anmerken, dass mich das Thema nicht grundsätzlich interessiert, das Buch nur durch Zufall in meinen Besitz gelangte und es außerdem beinahe drei Monate aus ist, dass ich das Buch gelesen habe. Es hat sich aber auch einfach von Anfang an nicht für eine Rezension angeboten, es ist weder wirklich schlecht noch wirklich recht sondern einfach sehr nichtssagend.


    Die Hauptperson, der Schiffsmaler Webber, bleibt sehr farblos, ob er liebt, krank darniederliegt oder in Rage gerät, irgendwie wirkt er ständig so uninteressant, dass man sich oft wünscht, Hartmann würde sich einem anderen Charakter zuwenden. In sich ist der Gedanke faszinierend, ein Schiffsmaler, der zeichnet, was er sieht (es lebe die Photographie), der später zensuriert wird, und von dessen Erlebnissen bei Cookes Expeditionen erzählt wird.


    Die Geschichte beginnt auch noch ganz nett, aber dann liest man so dahin und ohne einen erkennbaren Höhepunkt ist alles vorbei. Dabei werden Hintergründe angerissen, versucht ein Rahmen zu ziehen und alles irgendwie in ein Konzept zu pressen, das nicht aufgeht. Ich war nachher wirklich etwas ratlos, weil selbst die [spoiler=nur für den, der historisch nichts über Cookes Expedition weiß]Ermordung Cookes[/spoiler] ohne große Emotionen im ewig gleichen Stil erzählt wird, der dabei nie richtig schlecht ist.


    Meine Zeit werte ich nicht wirklich als verschwendet, aber gut unterhalten fühle ich mich ebensowenig.
    Für mich bleibt also rückblickend eine Wertung in der Mitte:
    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus: